Читать книгу Aus dem Leben eines Taugenichts von Joseph von Eichendorff: Reclam Lektüreschlüssel XL - Theodor Pelster - Страница 4

1. Schnelleinstieg

Оглавление

In die Welt zu ziehen, um dort ›sein Glück zu machen‹, ist nicht nur ein Motiv von Märchenhelden, sondern ein ursprüngliches Bedürfnis des Menschen – vor allem des jungen Menschen. Die Frage aber ist: Was ist das ›Glück‹? Wo findet und wo erfährt man es? Was muss man tun, um es zu gewinnen, zu erarbeiten, zu erhalten?

Die Frage nach dem Glück scheint von so grundsätzlicher Bedeutung zu sein, dass sie immer wieder und in immer neuen Zusammenhängen gestellt wird – in Sprichwörtern und Weisheitssätzen, in Dichtungen und philosophischen Abhandlungen. Antworten liegen vor in lebenspraktischen Handreichungen, in religiösen, in philosophischen, in literarischen Texten. Endgültiges ist von keiner dieser Abhandlungen zu erwarten. Schon das Wort ›Glück‹, das sich verhältnismäßig spät in der deutschen Sprache entwickelt hat, entzieht sich einer genauen inhaltlichen Bestimmung. Ob es eine direkte Beziehung zwischen ›Glück haben‹ und ›glücklich sein‹ gibt, ist eine oft diskutierte Frage.

Hinter den verschiedenen Konzeptionen von Glück und SchicksalGlück steht die viel grundsätzlichere Frage, ob der Mensch Mächten ausgeliefert ist, auf die er keinen Einfluss hat, die vielmehr umgekehrt in sein Leben eingreifen. Er nennt sie abwechselnd Zufall, Schicksal, Fügung – oder auch Glück und Pech und sieht in diesen Erscheinungen Auswirkungen außerirdischer Instanzen, göttlicher, teuflischer oder gänzlich undurchschaubarer Kräfte.

Einige Pessimismus und OptimismusGrundeinstellungen hat man zu klassifizieren versucht. So nennt man jemanden, der der Ansicht ist, dass »Leben und Welt vom Schlechten und Bösen beherrscht werden«1, einen Pessimisten. Als Optimist gilt derjenige, der auch in widrigen Lagen zuversichtlich bleibt und alles, was geschieht, von der besten Seite sieht. Er ist wie der große Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) der Ansicht, dass die Welt, die uns gegeben ist, »die beste aller möglichen«2 sei und dass der Mensch in dieser Welt glücklich werden könne.

Ist das eine Ideologie, eine Utopie, eine Illusion? Eichendorffs Novelle Aus dem Leben eines Taugenichts ist ein Gedankenentwurf. Das Glück als ModellModellartig wird vorgeführt, wie und wo ein junger Mensch das Glück sucht – und findet: Von seinem Vater als »Taugenichts« (S. 5) beschimpft, verlässt dieser junge Mann sein Zuhause und zieht los. Er akzeptiert die Benennung »Taugenichts« und gibt ihr eine neue, positive inhaltliche Füllung. Er erinnert sich: »[A]ls ich endlich ins freie Feld hinauskam, da nahm ich meine liebe Geige vor, und spielte und sang, auf der Landstraße fortgehend« (S. 5).

Selbst wenn man die Darlegungen als unrealistisch, als typisch romantisch einstuft und wenn man das Ganze für eine Idylle hält, so lohnt die Auseinandersetzung. Sie hat unter anderem zum Ziel, die eigene Die eigene LebenseinstellungGrundeinstellung zu prüfen: Wie wird man zum Optimisten, wie zum Pessimisten? Welche Gründe gibt es für die eine Haltung, welche für die andere? Ist tatsächlich jeder, wie das Sprichwort zu denken nahelegt, selbst »seines Glückes Schmied«? Ist ›glücklich sein‹ ein möglicher, ein erstrebenswerter, ein erreichbarer Zustand? Oder ist die Geschichte vom Glück tatsächlich nur ein romantisches Märchen?

Aus dem Leben eines Taugenichts von Joseph von Eichendorff: Reclam Lektüreschlüssel XL

Подняться наверх