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Prolog

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Verzweiflung breitet sich im Menschen aus wie eine gierige Krankheit. Wie ein Virus befällt sie zunächst unbemerkt eine einzige Zelle; dann nach und nach den gesamten Körper – und schließlich schlägt sie mit einem Mal gnadenlos zu.

Aufwachen!

Aufwachen!!

Es war ein hilfloses inneres Kommando, gerichtet an den eigenen Verstand. Sie konnte einfach nicht aufwachen, auch wenn sie wollte.

Da! Endlich bewegten sich ihre Lider. Schwer wie nasse Lappen lagen sie auf ihren Augäpfeln. Viel schwerer noch als am frühen Morgen nach zu wenig Schlaf. Millimeter für Millimeter kämpfte sie darum, Licht in ihre Pupillen strömen zu lassen.

Es fiel so unsagbar schwer.

Verschwommen nahm sie erste Eindrücke wahr. Schweiß klebte an ihren Wimpern. Gedämpft und verzerrt waren Lichter und Geräusche.

Dumpfes Pochen hämmerte von innen gegen ihre Schläfen.

Sie versuchte, ihre Glieder zu bewegen, schaffte es nicht. War sie gelähmt? Gefesselt?

Der Schwindel in ihrem Kopf brach sich Bahn und ihr Magen verkrampfte sich äußerst schmerzhaft. Doch nicht einmal erbrechen konnte sie sich.

Da war nur Pochen.

Wo war sie überhaupt? Was war das für ein Ort? Lehnte sie da nicht an etwas Kaltem? Einer Wand vielleicht oder ...

Panisch schüttelte sie den Kopf, doch es wurde nur wieder schlimmer. Die Eindrücke wirbelten vor ihren Augen durcheinander wie in einem Kaleidoskop.

Sie konnte eine Gestalt erkennen. Mann? Frau? Nicht auszumachen. Grell überstrahlten Scheinwerfer das Geschehen, blendeten sie schmerzhaft. Nur ab und zu konnte sie überhaupt einen Schemen aus dem Licht filtern. Ihr Kopf tat weh, die Umgebung dröhnte, obwohl sie genau wusste, dass es nahezu still war hier.

Was tat diese Person dort? Sie stand vor einer hell erleuchteten Wand und ... schrieb. Schrieb sie etwa? Waren das rote Buchstaben dort auf dem hell angestrahlten Grund?

Ihr Puls hämmerte und hämmerte.

Jetzt ließ die Gestalt ab. Sie sagte irgendwas, doch das Dröhnen und Wummern im Kopf ließen die Worte nicht richtig zu ihr vordringen. Sie verstand nicht viel.

»... einfach im Kaufhaus Messer ... ... schreiben ...«

Nichts von dem Wenigen, was sie aufschnappte, machte Sinn. Aber was machte schon Sinn? Sie verstand ja noch nicht einmal, wo sie war oder was mit ihr geschah.

Die Gestalt hatte ihre Tätigkeit offenbar beendet, denn sie kam zu ihr herüber.

»... nicht mehr viel zu sehen ...«, war das Letzte, was sie hörte. Dann durchzuckte sie ein Schmerz. Er war schneller, schärfer und lauter als jede Hölle. Vielleicht dauerte er nur den Bruchteil einer Sekunde, vielleicht auch eine ganze Ewigkeit. Alles brannte. Heißer als das Innere eines Sterns.

Sie merkte schon nicht mehr, zu welch unkontrollierten Zuckungen ihre Nervenbahnen sie brachten. Dann hörte das Dröhnen endlich auf und es wurde still.

König Tod

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