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ARAMIS

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Der Zertrümmerer. Recht amüsant. Ja, er hatte Recht, er war tot. Er hatte nie existiert, nur eine Illusion für Sterbliche und Opium für Knechte. Der Mann mit dem Hammer. Er schwang ihn gegen alles und jeden, unerbittlich. Pas mal pour un cretin, gar nicht mal schlecht für eine degenerierte Bartfratze, einen Schwächling wie all die anderen auch. (Manchmal goutierte er Nietzsche, wenn ihm langweilig war.)

Aramis saß in seinem Büro im siebten Stock. Er dachte nach. Er wusste um ein Geheimnis, um das wenige andere nur wussten. Aramis war von schlanker aber muskulöser Statur, die Arme und Beine schlaksig, seine Gestalt hager, was noch durch seine Größe von 1 Meter 94 unterstrichen wurde, die er jetzt auf Stuhl und Schreibtischkante gefläzt hatte. Den Kopf im Nacken, die Lider halb geschlossen, blickte er zur Decke, einem Tagtraum, der um diese Uhrzeit natürlich ein Nachttraum war, sich hingebend vom Aufstieg eines, der es verdient hatte, des Einzigen, der es verdient hatte.

Er strich sich mit dem Daumennagel über den bleistiftdünnen Moustache, den er sich unlängst hatte wachsen lassen und der im Dialog stand mit den beiden scharfen, geraden, lackschwarzen Strichen, zu denen er seine Augenbrauen ausrasiert hatte. Der Strich des Mundes in Kombination mit den Augen gab so seinem Gesicht eine hart konturierte, geometrische Form, ein Pokerface undurchschaubaren Kalküls, das er als Pubertierender schon vor dem Spiegel zu kultivieren begann. Sein Mund war schmal, die Unterlippe überraschend gewölbt, was seinem Aussehen einen Zug von Wollust verlieh, der, gepaart mit dem leuchtenden Grün um die tiefschwarze Pupille, ihn für beide Geschlechter gleichermaßen anziehend machte. Das Augenweiß war makellos strahlend wie das seiner Zähne, die er pedantisch pflegte, die Nase romanisch geschnitten, klassisch, was nichts anderes bedeutete, als dass ihr Rücken gerade und schmal herab glitt, um mit einem scharfen Schnitt zum Ansatz des Oberkiefers zurückzustoßen. Eine unmerkliche Wölbung auf dem Nasenrücken zeugte vom nicht ganz regelmäßigen Wiederzusammenwachsen des Knochens und gemahnte an einen Streit mit seiner Schwester und den Hackenstoß, mit dem sie diesen für sich entschied. Sein Haar trug er mittellang und schwarz mit einem Hauch vom Grün seiner Augen durchzogen. Den Zopf des Adoleszenten, der sein androgynes Erscheinungsbild noch unterstrichen hatte, war der Schere zum Opfer gefallen und dem Willen an die Spitze der Macht zu gelangen, was nach Seriosität verlangte - im Auftreten und im Aussehen.

Auf sein attraktives, mit einer Spur von Geheimnisvollem gewürztes Äußeres konnte er sich schon von früher Jugendzeit an verlassen, er zog mühelos Mädchen wie auch Jungen in seinen Bann. Aramis jedoch bevorzugte die Gesellschaft von Frauen.

Aramis, der, der den Aufstieg wagen wird. Mit den aufkeimenden Wahrheiten des Erwachsenwerdens hatten Züge von Wehmut und Überdruss sich in die Bögen seiner Lippen eingeprägt. Dort an den Enden, wo sie sich zum Kinn herabsenkten in feinen Schwüngen von Trauer. Die Trauer, wie ein Mantel um die Schultern, verlieh ihm eine Attitüde von Abgeklärtheit, die ihn für viele der jungen Vampire noch anziehender machte.

Den Namen Aramis verdankte er der Vorliebe seiner Mutter Dynia für romantische Aventüren, einem Alliterations-Faible des Vaters - Aramis und Arana - sowie einer damals gerade grassierenden A-Epidemie, betreffend des Anfangsbuchstabens für die Vornamen der neuen Nachkommen. Archill war ein weiteres Opfer der Epidemie, die, so schien es, auf den Namen seines Vaters Arras zurückging - und auf einen anderen Umstand…

Vampire Blues 2

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