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KRYPTISCHE POST

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Nestor hatte Post bekommen. Post vom Killer.

Er sah den erhobenen Zeigefinger plastisch vor sich. Der Guru des Profiling, des menschlichen Profilings, stach mit dem Zeigefinger auf seine Adepten ein wie Tschikatilo auf seine menschliche Beute. Nestor hatte alle digitalen Aufzeichnungen der Vorlesungen aus der Vorzeit studiert. Immer muss man unterscheiden zwischen dem Modus operandi und der individuellen Handschrift. Das hatte der Guru ihnen eingebläut. Der Modus operandi konnte sich ändern, der Mörder lernte dazu und optimierte seine Vorgehensweise. Unveränderbar aber blieb die Handschrift. Der eigentliche Kern, das Bedürfnis, das er befriedigte.

Keine vordeliktliche Täter-Opfer-Beziehung bei 80 % aller bis dahin statistisch erfassten Fälle von Serienmord. Untersuchungen aus der Vorzeit, aber die einzigen, die er hatte. Menschliche Täter, keine Vampire.

Organisierte versus desorganisierte Täter. Extrem hoch organisiert in diesem Fall. Nichts blieb dem Zufall überlassen. Alles detailliert geplant.

Symbolische Handlungen. Ungelöster innerer Konflikt. Mutterbeziehung. Vaterbeziehung. Traumata aus der Kindheit. Oder schlichte Soziopathie, wenn es denn so etwas geben sollte. Absenz von Empathie.

Modus operandi, ok, das war nicht der Schlüssel.

Nestor versuchte die Handschrift zu lesen. Den Text zu lesen, den der Killer schrieb mit Blut und Schmerz. Er las sich die Augen wund, die Handschrift war immer gleich, doch er konnte sie nicht entziffern. Kryptisch. Zeichen, die er nicht verstand.

Dann ab dem dritten Mord fanden sich minimale Veränderungen. Sie teilten Nestor nichts mit. Er trat auf der Stelle.

Irgendwann kommt die Botschaft, dachte Nestor, nagte auf der Unterlippe in Ermangelung eines Schokoriegels, irgendwann muss sie kommen. Lehrbuch für Serienkiller. Die Botschaft an die Verfolger, die Ermittler, die Polizei. Sie kam nicht.

Nestor wartete und sein Magen war nicht nett zu ihm, köchelte Säure, schickte ihm schmerzhafte Stiche und er quälte sich das eklige weiße Gel aus den flachen Beutelchen, dessen Konsistenz ihn an eine Mischung aus Hautpeeling und Schlamm erinnerte, den Hals herunter, um sich Linderung zu verschaffen.

Und dann kam sie doch. Nestor hatte Post, kryptische Post, sein Magen entspannte sich. Er riss die Verpackung auf. Synthetische Kokosnuss, aber immerhin echte Schokolade.

Vampire Blues 2

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