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STURZ INS UNGEWISSE

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Er sprach ruhig und sachlich und roch ein wenig nach Schweiß, als hätte er gerade trainiert, seine Haut aber war trocken. Rago, der Elite-Zodiak, der einzige, dem Aramis je einen Namen gegeben hatte. Aramis sah fasziniert auf die schwarzblau schimmernde Haut. Der Hüne hob das Handgelenk, so dass Aramis die Bilder auf dem MM besser sehen konnte. Die Qualität war ausgezeichnet. Man konnte die Gesichter gestochen scharf erkennen. Rago hatte gezoomt.

Cassidy war auf den Bildern zu sehen, mit Arthur und Arana, irgendwo draußen in der „Zone“. Aramis biss sich auf die Unterlippe, er schmeckte Bitterkeit.

Jetzt waren die Bilder bei General Vlad. Sie hatten geplaudert, so als sei nichts geschehen. Doch es war etwas geschehen. Vlad plauderte gerne mit Aramis.

Sie hatten Recht, es war noch zu früh.

Aramis hörte auf seine Berater. Aramis war klug, er konnte sich von seinen Gefühlen abspalten und das tun, was notwendig war. Und er konnte warten, Zeit hatte keine Bedeutung für ihn.

Bei der bevorstehenden Wahl würden sie den neutralen Kandidaten unterstützen.

Aramis hatte es zu Vlad gesagt und es war wahr: „Meine Zeit ist noch nicht gekommen, General. Aber sie wird kommen, so wie die Nacht dem unwürdigen Tag folgt.“

General Vlad nickte. „Geduld ist eine Tugend.“

General Vlad wusste, was zu tun war.

Corazón

Es war ihr egal. Aber nur fast. Der größte Rückschlag, den sie in den Augen ihres toten Vaters, ja der gesamten Vampir-Gemeinschaft je erleiden konnte. Der zweite Rücktritt innerhalb zweier Wochen. So etwas hatte der Konvent noch nie erlebt. Erst Arras, jetzt sie, Arana. Sie sah auf die Bilder. Arthur, sie und der Mann, der ihr Leben gerettet hatte, in der „Zone“. Die Vorsitzende als Verräterin.

Arana.

demasiado

Jemand hatte die Informationen den Medien zugespielt. Es schmerzte sie, dass sie wusste, wer dieser Jemand war. Und doch war sie ruhig. Der Schmerz fern wie eine Möwe über dem Meer, die sich im Horizont verliert. Das Rauschen der Wellen hörte sie, im Meer die Wellen schlagen, das hörte sie, sie und ihre Gene. Es war unbedeutend geworden, jetzt da sie es wusste. Eine Möwe folgt der, die im Horizont verschwand, sie sucht die andere, vielleicht will sie sie küssen, sie kreischt, wogt dem Horizont engegen.

Corázon…

Der Schock. Sie zur Hälfte ein Mensch. Vergangenheit. Geh zurück! Such deine Wurzeln! Zur Hälfte ein Mensch, diese Gene der Mutter in sich.

Cass - Warum nannte sie ihn so? - war nicht nett gewesen.

Cass - warum nannte sie ihn Cass?

Cassidy, der Mensch.

Cassidy hatte es ihr nicht schonend beigebracht, gezögert hatte er nur beim zweiten Teil der Offenbarung. Ein drittes Element war noch in ihr, genaueres konnte er darüber nicht sagen, nur dass es „synthetisch“ war, zodiak-ähnlich, und er vermutete einen Zusammenhang mit ihrer Erkrankung vor sechs Jahren. Und es war in ihr.

Demasiado…

Er legte den Stumpen des Zigarillos ab, auf die Untertasse, die Glut sog sich voll mit den Resten des übergeschappten Kaffees auf der Untertasse, verglomm. Die Teile der Formel, die er sah, waren unvollständig. Cassidy griff zum Zigarillo, matschige Tabakleiche, er schnippte sie fort.

Arana.

Die Formel.

Ob sie zur Verbesserung des Blutkonzentrates herangezogen werden konnte?

Cassidy roch an seinen Fingern. Sie rochen nach Rauch, kaltem, feuchtem Rauch. Das dritte Element. Er verzog den Mund.

Der Schlüssel. Ja.

Die Antwort auf die Frage, die auch seine Frage war.

War es seine Frage?

Corázon…

Ja.

Cassidy betrachtete die Modelle seiner Formel. Er hatte keine Lust mehr zu rauchen. Arthur hatte ihm diese kryptische Formel gegeben. Er steckte sich gedankenverloren ein neues Zigarillo zwischen die Lippen.

Aber was fehlte?

Er ließ das Feuerzeug klicken, sah auf die Flamme, das Blaue, das Gelbe, das Rote.

Demasiado…

Er hob die Flamme, sog am Zigarillo.

Corázon…

Vampire Blues 3

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