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GELBE ROSE

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Ich sehe sie fallen, so weich, so sanft, so babyweich die Blütenblätter, die gelben, die ausgerupften. Und wenn du drüber streichst: spröde, nur ein ganz wenig spröde, keine Dornen, keine Stacheln. Deine Hand liebt sie, so blass und weich und gelb sind sie, so schwindend das Gelb. Und sie fallen herab, bleichgelb und warten darauf, zertreten zu werden.

Die Figuren flimmern.

Sie flimmern wie alles,

das wahr ist,

flimmert.

Sie lag auf ihrem Futon, die Füße gekreuzt, sah in der Decke über sich die Figuren und die Gesichter, fragte sich, ob sie an dieser seltsamen Krankheit litt.

A rose is a rose is a rose.

Entfremdung.

A rose is a rose. Gelb.

Konnte sie sich fremd sein?

A rose…

Nein?

is

Fuck! Was war in ihr?

A rose is a…

Was war in ihr, das hinauswollte?

Sie spürte die Wirkung der Drinks, die Snyder gemischt hatte. Sie waren stark gewesen. Es war nicht unangenehm, nur ungewohnt.

Sie hielt die synthetische, gelbe Rose in der Hand, die Snyder ihr geschenkt hatte. Sie hielt sie sich unter die Nase, sie roch nicht. Man musste sie wohl mit Parfüm bestäuben.

Snyder war ein seltsames Mädchen. Eine einzelne gelbe Rose. Gelb für Eifersucht. Gelb für Neid. Gelb für Freundschaft.

Sie ratterte herunter in Gedanken, was sie in den etymologischen Datenbanken gefunden hatte. Eifersucht. Indoeuropäisch ai Feuer, althochdeutsch eiver das Herbe, Bittere, althochdeutsch suht Krankheit, Seuche, althochdeutsch eivar, scharf, bitter, altenglisch āfor herb, scharf.

Lexikonwissen. Banal! Rahil, Rose, fuck yourself!

War es das, was sie empfand Herbes, Scharfes, Bitteres? Ihre Gedanken gingen einen Weg herab, der war gelb und sandig. Kein Wind, nur verdorrte Äste, Skelette des Waldes, Wind, der weit im Rücken schon Abschied genommen hatte.

Kotz! sagte Snyder.

Snyder kicherte viel. Sie verriet Rahil ihre drei Vornamen. Snyder Rotmädchen. Rahil Gelbmädchen.

Drei Namen. Ein Geheimnis. Drei Geheimnisse. Alle nannten sie nur Snyder. Rotmädchen-Snyder. Doch ihre vampirischen Erzieher hatten ihr drei Namen geschenkt. Eins Cecilia, zwei Armandine, drei Sophie.

Kotz! sagte Snyder.

Sie hatte kokett mit ihrer Brille gewedelt. Ein klein wenig besoffen.

Cecilia! Das war lateinisch. Blind, trübäugig. Erklärte ihre Brillensammlung. Snyder kicherte, sabberte rote Flüssigkeit aus ihrem Mundwinkel.

Armandine. Vom männlichen Vornamen Armand, Hartmann hart plus Mann oder Hermann, Heer plus Mann = Krieger. Und gut, wenn er hart ist! Hart! sagte Snyder. Bretthart, dick und lang. Lang is nich so wichtig, aber dick und hart.

Snyder war wirklich besoffen, dachte Rahil.

„Mann“, dachte Rahil, passte nicht zu dem Rotmädchen, aber Kriegerin.

Und Sophie. Weisheit. Klug war sie ohne Zweifel, ein Genie.

Kotz! sagte Snyder und es klang wie eine Drohung. Sie blubberte das Wort, hickste und griff am Glas vorbei, das umfiel und eine rote Pfütze machte. Snyder sah in die Pfütze.

Snyder: eine trübäugige weise Kriegerin, dachte Rahil. Rahil schlief ein.

I like it - I'm not gonna crack

Die gelbe Rose glitt ihr aus der Hand auf den Boden. Sie würde das erste sein, auf das ihr Blick fallen werden würde, wenn sie erwachte.

I miss you - I'm not gonna crack

Vampire Blues 3

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