Читать книгу Das Weltennetz - Thomas Finn - Страница 6

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Bücher und Pergamente‹, so steht es in goldenen Lettern auf einer Gedenktafel am Eingang der Universität von Andhakleia, gleichen den Aschepuppen der Verstorbenen, die in kunstvoll geschnitzten Totenbarken zur letzten Ruhe geleitet werden. Denn so, wie die Aschepuppen dem wahren Abbild der Verstorbenen nur ähneln, vermögen auch niedergeschríebene Worte nur einen Teil der Wahrheit einzufangen.‹

Als ich jung war, habe ich mich oft gefragt, welcher Sinn in diesen Worten verborgen liegt. Erst heute, da ich eine gealterte Frau bin und mít dieser Chronik zu bewahren versuche, was einst mit unserer Welt geschah, verstehe ich jenen längst verblichenen Lehrmeíster aus Andhakleía der seinen Schmerz in Stein meißeln ließ. Und wie ein Fluch quält auch mich das Wissen darum, in dem Augenblick, in dem ich diese Zeilen schreibe, die Schöpferin dessen zu sein, was in Zukunft als Wahrheit gelten wird.

Wenn ich nun in meiner Chronik ein drittes Mal zu den Tagen vor dem großen Unglück zurückkehre, so geschieht es in dem Bestreben, der Wahrheit über die zurückliegenden Ereignisse auf unserer Welt in ihren vielfältigen Spielarten gerecht zu werden. Denn die Suche nach der Wahrheit ist zuallererst auch die Suche nach dem Beginn von allem.

Aus diesem Grunde sollen die folgenden Aufzeichnungen Geschehnisse würdigen, die in Kurjameos ihren Auftakt nahmen.

Maharadscha Mahatargos III. hatte in jenen Tagen eine geheime Expeditions- flotte in den Ozean des Morgens entsandt. Ihrer Besatzung sollte es vorbehalten sein, jenem Insel reich, das einst nur als Mythos bekannt war, einen festen Platz auf den Landkarten unserer Welt zu erobern. Die Rede ist von Coleopa, dem in den Weiten des Ozeans verborgenen Archipel, das heute ein jedes Kind die Purpurinseln nennt.

Doch der Zeitpunkt für die Expedition war mehr als unglücklich gewählt, denn die Coleopäer waren damit beschäftigt, eine königliche Hochzeit auszurichten – und ihren König zu stürzen.

Damit nahmen Ereignisse ihren Lauf, die das Bild der Welt, so wie sie unseren Vorfahren vertraut war, völlig veränderten.

Wenn man mich also fragt, womit all die schicksalhaften Begebenheiten jener Zeit ihren Anfang nahmen, lautet eine von vielen Antworten: mit einer Verschwörung! Es waren Ereignisse, die für sich gesehen nicht den Anspruch erheben, der Beginn von allem gewesen zu sein, mit Sicherheit aber einen Beginn darstellten ... «

SCHWESTER DOLORES, CHRONIK EINER VERLORENEN ZEIT, BD. II, NIEDERGELEGT ZU CANTAMO IM 540. JAHR DER ABWESENHEIT GOTTES

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