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Ich bin, wie ich bin

Freiheit heißt auch, sich als Person voll und ganz anzunehmen. Viele von uns glauben, nur ihre positiven Seiten leben zu dürfen und die vermeintlich negativen unterdrücken, verstecken oder sie gar vor sich selbst verheimlichen zu müssen.

Wäre es nicht besser zu sagen: „Ich bin, wie ich bin. Und nicht so, wie mich andere haben möchten oder wie ich – in Befolgung fremder Vorgaben – glaube sein zu müssen?“

Man sollte sich zugestehen, eine ganze Persönlichkeit zu sein und nicht nur eine halbe. Wir alle sind ganz und nicht nur halb. Wir könnten uns also erlauben, das eine und das andere zu sein, z.B.

• tiefsinnig, oft aber auch völlig oberflächlich

• wahrhaftig, oft aber eben auch ein Trickser

• ein echter Mann, aber auch mal ein Weichei

• eine starke Frau, die aber auch an einer Schulter lehnen möchte

• ein Mensch, der gesund lebt, aber auch mal über die Stränge schlägt (und dabei keinerlei schlechtes Gewissen hat)

• eine liebevolle Mama, die aber auch mal laut werden darf.

Sinnvoll wäre es, wenn wir alle Bewertungen über Bord werfen, alle Adjektive aus dem Wortschatz streichen. Unsere Urteile sind immer unzutreffend, denn niemand ist entweder so oder so. Wir alle sind so und so. Bloß die Gewichtungen sind unterschiedlich. Keiner ist nur egoistisch, nur oberflächlich, nur nett, nur feige. Oft genug ist jeder von uns auch das Gegenteil. Ein jeder lebt mit zahlreichen Widersprüchen in sich; ein jeder Mensch ist oft genug ein einziger Widerspruch. Manchmal ist man stinkfaul, dann wieder kann man gar nicht mehr aufhören zu arbeiten. Manchmal kann man niemanden ausstehen, manchmal möchte man alle umarmen. Jeder Mensch ist eine Ansammlung von Merkmalen, die widersprüchlicher nicht sein könnten. Je nach Stimmungslage kommt Dr. Jekyll oder Mr. Hyde zum Vorschein. Auch das Bedürfnis nach Freiheit ist schwankend. Mal möchte man alle Mauern niederreißen, mal hat man eine große Sehnsucht nach Zugehörigkeit, Bindung und Geborgenheit. Diese Widersprüche gilt es zu akzeptieren und auszuhalten. Das ist halt so. So bin ich nun mal. Wir sind sowohl als auch.

Wenn ich mich akzeptieren kann als die Person, die ich eben bin, gibt es auch keinen Grund mehr, sich selbst klein zu machen. Manche Menschen machen sich vor anderen selbst herunter, indem sie sich kritisieren und von ihren Fehlern und Macken erzählen. Oder wir putzen uns in Gedanken selbst herunter und beschimpfen uns. „Ich Idiot. Bin ich blöd! Warum mache ich immer wieder die gleichen Fehler. Ich bin einfach zu dumm für alles …“ Niemand auf der Welt beleidigt uns dermaßen häufig (und ungestraft) wie wir uns selbst. Wir tun das fast unser Leben lang. Irgendwann haben wir mit der Selbstkritik begonnen und irgendwann haben wir auch angefangen, unsere eigenen Beschimpfungen zu glauben, sie für wahr zu halten. Und selbst, wenn wir sie nicht für wahr halten, unser Unterbewusstsein sorgt dafür, dass etwas von den unschönen Worten in uns hängen bleibt.

Also Schluss damit! Keine Selbstbeschimpfung mehr, keine Selbstkritik. Auch nicht vor anderen sich klein reden, sich unterwürfig zeigen, sich dümmer machen, als man ist. Meist ist man nicht dumm, sondern nur ungnädig mit sich selbst. Noch einmal: Schluss damit!

Ich bin, wie ich bin, und das ist gut so.

Raus aus der Angst - rein ins Leben

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