Читать книгу Raus aus der Angst - rein ins Leben - Thomas Hartl - Страница 14

Оглавление

Klare Ansagen

Viele von uns würden sich eher die Zunge abbeißen, statt ehrlich ihre Gefühle und Gedanken mitzuteilen. Das können sowohl positive Gedanken und Gefühle sein als auch (mehrheitlich) negative. Warum wir den Mund halten, hat verschiedene Gründe: Wir wollen den anderen nicht verletzen, wir sind uns oft unserer Gefühle gar nicht bewusst, wir haben es uns im Laufe des Lebens angewöhnt, nichts zu sagen, wir wollen den Status quo nicht gefährden, wir fürchten, dass Offenheit Veränderungen nach sich ziehen (und sehr viele fürchten jede Veränderung, selbst wenn diese schlussendlich positiv für uns wäre), oder wir sind einfach zu feige, uns zu äußern. Diese Haltung führt dazu, dass der Andere unser Inneres entweder nicht kennt oder unser Verhalten falsch interpretiert oder sich denkt, dass alles in Ordnung ist.

Wenn wir uns zurückhalten, dann sind wir uns selbst und auch dem anderen gegenüber unehrlich. Ein Beispiel: Wenn wir unserem Partner im Stillen vorwerfen, lieblos zu sein, und wir sagen ihm das auch nach zehn Jahren Beisammensein immer noch nicht klar und deutlich, dann sägen wir selbst an der Beziehung. Der Partner kann sich dann gar nicht ändern, er weiß nichts von unserer Gefühlslage. Und im Stillen rumort es in uns, wir werfen ihm im Herzen Böses vor und schüren stille Aggressionen, die uns selbst psychisch und körperlich schaden.

Der Ausweg: sagen, was ist. Aus dem Herzen keine Mördergrube machen. Ja, es kann passieren, es ist durchaus möglich, dass das kurzfristig Ärger bringt. Streit ist wahrscheinlich, aber der Konflikt wird nun endlich offen ausgetragen. Möglicherweise trennt man sich sogar, privat oder im Beruf. Das muss man bedenken, ebenso die Frage, ob man dazu stehen würde oder ob man lieber mit einer inneren Lüge weiterleben möchte. Viele von uns leben mit solchen Lügen. Dies können kleine Unaufrichtigkeiten sein, kleiner Hass, kleine Schuld, kleiner Ärger, oder es können auch die großen Lebenslügen sein. Dass man den anderen nicht liebt, nicht mehr liebt oder in Wahrheit nie so richtig geliebt hat. Aber auch andersrum wird geschwiegen. Etwa, wenn man jemandem seine Liebe nie mitteilt. Weil der andere verheiratet ist oder aus welchen Gründen auch immer.

Kurzfristig ermöglicht das eigene Verschweigen der Gefühle zwar den von uns so geliebten Status quo. Alles bleibt, wie es ist, und auch wenn das nicht so schön ist, so fühlen wir uns mit dieser Situation wenigstens vertraut und darum sicher. Doch langfristig schadet uns diese Feigheit. Wer nicht sagt, was er fühlt, der kann nicht bekommen, was er im Geheimen will, wovon er träumt, was er ersehnt.

Auch die negativen Gefühle wollen mitgeteilt werden. „Zorn verraucht“, sagt man. Tut er das wirklich? Mitgeteilter Zorn, ja. Hinuntergeschluckter Zorn, nein. Er frisst sich in uns hinein und irgendwann manifestiert er sich. Der Magen macht Probleme, Schmerzen tauchen auf, er dockt dort an, wo sich die persönliche körperliche Schwachstelle befindet. Oder er attackiert das Nervensystem. Man wird gereizt, angespannt, letztendlich müde und vielleicht depressiv.

Also: Raus mit den Gefühlen! Sagen, was Sache ist. Aber nicht den so beliebten Fehler machen, den anderen gleichzeitig anzugreifen. Nicht sagen: „Du (Schimpfwort) liebst mich nicht. Hast wohl eine andere“, sondern etwa: „Ich fühle mich nicht mehr geliebt und leide darunter.“

Genauso wichtig ist es, auch über die kleinen, täglich wiederkehrenden Ärgernisse zu sprechen. Über die fehlende Umarmung, das unfreundliche Gesicht, ein bestimmtes Verhalten, dass einen täglich verletzt, auch wenn es objektiv nur eine Kleinigkeit ist. Der andere ist sich seines Tuns häufig gar nicht bewusst. Niemand ist absichtlich und grundlos lieblos. Daher: Sagen, was ist. Sagen, wie man sich fühlt, möglichst ohne dabei einen Vorwurf zu machen. Sagen, was ist, befreit. Und es eröffnet die Chance auf Veränderung.

Ein weiterer häufiger Fehler ist es, dass wir zwar versuchen, zu sagen, was wir gerne hätten oder was uns auf die Nerven geht, dass wir das aber so nebulös, schwammig oder bemüht „durch die Blume“ vermitteln, dass die Botschaft beim Gegenüber nicht ankommt. Wir verlassen uns oft zu sehr darauf, dass der andere schon erraten wird, was wir gerne hätten. Das ist nicht so! Wenn wir glauben, dass die anderen allesamt so feinfühlige Wesen sind, die nur darauf warten, unsere Wünsche von den Augen abzulesen, dann täuschen wir uns. Viele Menschen muss man mit der Nase darauf stoßen, damit sie erkennen, worauf wir hinauswollen. Oft denken sie auch, dass es kaum so wichtig sein kann, ansonsten würden wir es deutlicher formulieren, und überhaupt: Ein jeder ist mit seinen eigenen Gedanken und Problemen beschäftigt. Wenn da jemand etwas von einem will, dann muss er das schon klar und deutlich mitteilen. Also: Statt dem Partner dreihundertmal vorzuschwärmen, wie gut eine Massage für Körper und Geist ist, besser einmal klar und deutlich formulieren: „Schatz, kannst du mich heute Abend massieren? Ich brauche das wirklich dringend.“ Und wenn der Schatz nicht so recht will, kann man ja anbieten: „Du darfst dir dafür auch etwas Schönes wünschen.“

Raus aus der Angst - rein ins Leben

Подняться наверх