Читать книгу Hilf mir, meinen Lebenstraum zu erfüllen! - Thomas Jaklitsch - Страница 12
3. Flexibilität
ОглавлениеDas Foto zeigt mich beim Nachtanken unseres Pacecars beim Race Across America 2011, wo es keine Tankstelle gab, obwohl sie in der Landkarte eingezeichnet war. Die Landkarte stellte also nicht die aktuelle Realität bzw. das Gebiet dar. Flexibilität war also notwendig. Wie im Leben, wo man alles haben kann und im nächsten Moment kann der Tank leer werden, vermeintliche Sicherheiten plötzlich verschwinden. Durch Schicksalsschläge, Unfälle. Und da braucht es jemanden zum Nachtanken. Und dann stellt sich die Frage: Wie tanke ich nach? Was kann ich tun?!
An dieser Stelle erzähle ich in meinen Seminaren gerne von einem Phänomen, das Ende des 19. Jahrhunderts der französische Schriftsteller Jean Henry Fabre an seinen Lieblingstieren feststellte. Ihn faszinierten Insekten, insbesondere die Gattung der Sandwespen. Sandwespen fressen ihre Beute prinzipiell nur in ihrem Bau, kleinen Höhlen, die sie in den Sand bzw. in die Erde bauen. Üblicherweise sieht ihr Procedere der Nahrungsaufnahme folgendermaßen aus: Die Sandwespe schleppt ihre Beute bis direkt an den Höhleneingang, dann lässt sie die Beute los, um in ihrem Bau nachzusehen, ob wohl keine andere Spezies – sprich Feind – sich darin niedergelassen hat. Erst nachdem sie kontrolliert hat, ob „die Luft wohl rein ist“, nimmt sie ihre Beute mit in die Höhle mit und labt sich an ihr. Nachdem – wie schon erwähnt – das Experiment und die Durchführung einer Idee erst die wahre Wissenschaft darstellen, hat Fabre bei seinen Lieblingen etwas Interessantes versucht: Er wartete, bis die Sandwespe ihre Beute beim Höhleneingang abgelegt hatte und im Bau verschwunden war, um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist. Fabre rückte dann die Beute in einige Entfernung, also weiter weg vom Eingang des Baues. Als die Sandwespe nun nach ihrem Kontrollgang wieder rauskam, um die Beute zu holen, war diese nicht mehr an ihrem ursprünglichen Platz. Was tat sie? Sie flog zur Beute, nahm diese und bewegte sie wieder zum Eingang ihres Baues und legte sie ab. Dann vollführte sie wieder ihren Kontrollgang, um nachzusehen, ob wohl alles in Ordnung ist. Doch jedes Mal, als die Sandwespe ihre Beute zum Verzehr in die Höhle ziehen wollte, war sie wieder ein Stück weiter vom Eingang entfernt. Fabre zeigte sich unermüdlich und erbarmungslos in der Durchführung seines Experiments. Was denken Sie, wie endete das Experiment?
RAAM 2011 „Nachtanken“ Foto: haraldtauderer.com
Die Sandwespe wiederholte unermüdlich und weiterhin erfolglos ihren Handlungsablauf. Beute zum Eingang schleppen, ablegen, Höhle kontrollieren, Beute holen wollen und feststellen, dass die Beute wieder ein Stück weiter weg ist, und wieder von vorne. Der Ausgang war letal für die Sandwespe, sie starb. Durch ihre nicht vorhandene Flexibilität, in ihrem Handlungsmuster etwas zu ändern, war sie irgendwann einmal so erschöpft, dass sie keine Kraft mehr hatte, aus ihrer Höhle herauszukommen, und dort starb, obwohl ihre lebensrettende Nahrung direkt vor ihren Augen war (vgl. William H. Calvin, 1994).
Na, erinnert Sie das Verhalten der Sandwespe an jemanden? Das Tier erkennt anscheinend keine Möglichkeit, sein Verhalten zu ändern, also verhaltensflexibel zu reagieren, und verhungert bei vollgefülltem Kühlschrank.
In einem meiner Lieblingsfilme, Forrest Gump, spielt Tom Hanks grandios und oscarprämiert den Titelhelden Forrest Gump. Kognitiv anscheinend nicht die hellste Lampe dieser Welt, stolpert er tollpatschig von einer Situation in die nächste. Dennoch scheint er jedes Mal gestärkt aus der jeweiligen Situation hervorzugehen und führt ein schlussendlich aufregendes, herausforderndes und glückliches Leben. Denn er hat ein Motto: Dumm ist nur der, der Dummes tut. Forrest Gump nutzt den Moment und hat genügend kognitive Einfachheit, um zu handeln und sprichwörtlich seines Glückes Schmied zu sein.
Und wenn Sie jetzt anmerken wollen, Forrest Gump, das sei nur ein Film und nicht die Realität, dann haben Sie grundsätzlich vorerst recht. Denn in der Realität lerne ich immer wieder Menschen kennen, die ihr Leben leben wie die Sandwespe. Sie handeln, als hätten sie schlichtweg keine andere Möglichkeit. Haben sie auch nicht, denn sie können sich keine andere Möglichkeit vorstellen.
Vor allem in Österreich stelle ich immer wieder fest, dass ein weitverbreiteter Zugang zum Misserfolg dieser ist: Ich tue etwas und dies funktioniert nicht. Ich tue dasselbe nochmals, ohne irgendetwas zu ändern, und es funktioniert noch immer nicht. Ich tue es ein drittes Mal oder ein mehrfaches Mal und bin ganz überrascht, dass es noch immer nicht funktioniert, obwohl ich nichts geändert habe. Verzeihen Sie mir meinen Sarkasmus, doch ich kenne diesen österreichischen Weg persönlich nur zu gut.
Albert Einstein meinte dazu: „Geisteskrankheit ist, wenn man das Gleiche immer und immer wieder tut und andere Resultate erwartet.“
Aus der zahlenorientierten Welt der Mathematik und Informatik ist bekannt, dass das flexibelste Element in einem System am meisten Verhaltensoptionen hat und so zum steuernden Element in diesem System werden kann. Was kann man daraus für Lehren für das Leben ableiten? Derjenige, der die meiste Flexibilität in seinen Verhaltensweisen sowie Denk- und Kommunikationsmustern zur Verfügung hat, hat die größten Chancen auf Erfolg.
Lauf Forrest … äh Christoph Foto: haraldtauderer.com
Diese Grundannahme findet sich in einer möglicherweise schon öfter gehörten Aussage wieder. Wenn Sie etwas tun und das funktioniert nicht, dann versuchen Sie etwas anderes. Zum wiederholten Male mehr von dem zu tun, das ohnehin nicht funktioniert, führt letztlich nicht zum Erfolg.
Wer steuert nun den Bus, der uns durchs Leben führt?
In der Arbeit mit unterschiedlichsten Menschen, Sportlern und vor allem im Extremradsport habe ich einiges lernen dürfen. So stellte ich immer wieder fest, dass es – frei nach der leider bereits verstorbenen Startrainerin Vera Birkenbihl – ein Unterschied ist, ob ich Gehirnbesitzer oder Gehirnbenutzer bin.
Ein jeder von uns trifft wichtige Entscheidungen für das Leben, täglich. Ich lade Sie zu einem kleinen Experiment ein: Obwohl ich kein Gehirnforscher bin, stellte ich immer wieder fest, dass unser Gehirn wie Google funktioniert. Eine graue Masse, die wie eine hochtechnisierte Suchmaschine alles finden kann, sofern man die richtigen Filtereinstellungen vornimmt. Eine Findungsmaschine, die, noch bevor man alle Informationen eingegeben hat, bereits mit minimalen Informationen schon Suchvorschläge bringt.
Sie können sich nun selber den Gefallen tun und die folgenden Fragen für sich laut beantworten. Ja, richtig gelesen: laut antworten! Falls Sie in der Öffentlichkeit sind und nicht ungestört, haben Sie nun drei Möglichkeiten:
1. Sie packen das Buch weg und suchen sich eine ruhige, ungestörte Ecke und machen dort weiter.
2. Sie suchen sich jemanden in Ihrer Nähe und fragen, ob er/sie mit Ihnen gemeinsam das Experiment durchführen möchte. Dann gelten Sie nicht alleine als verrückt, weil es dann schon zwei Menschen sind, die laut mit sich selbst sprechen. Vielleicht lernen Sie dabei zusätzlich auch einen netten Menschen kennen.
3. Es ist Ihnen egal, was die anderen denken. Ab nun geht es um Sie selbst und um Ihre Lernerfahrungen. Darum können Sie ganz einfach mitmachen, laut und schnell die Antwort geben.
Falls Sie dieses Buch ohnehin alleine und ungestört lesen, kann es Ihnen ganz leicht fallen, die Antworten, die ganz leicht zu finden sind, auszusprechen.
Fangen wir an: Welche Farbe hat mein T-Shirt auf dem Foto beim Nachtanken?
-> Weiß ist richtig. Aber ich sagte doch, laut aussprechen und nicht nur denken. Am meisten kann man lernen beim Tun. Es ist ein Unterschied, den Weg zu kennen oder ihn zu beschreiten. Ab heute beschreiten Sie ihn! Abgesehen davon sind die Fragen so einfach, dass Sie für die Antworten weder Telefonjoker noch Dr. Google brauchen werden!
Also beginnen wir nochmals!
Welche Farbe hat mein T-Shirt auf dem Foto ? –> weiß
Welche Farbe hat das Blatt Papier? –> weiß
Welche Farbe hat das Auto? –> weiß!
Was trinkt die Kuh? …
Was haben Sie gesagt? Vielleicht Milch?! Ziemlich sicher, Milch! Dieses Experiment verblüfft mich immer wieder. Sowohl in riesigen Vortragssälen als auch im Einzelcoaching sagen die meisten Menschen als Antwort auf die Frage: Was trinkt die Kuh? Milch! Obwohl ohne diese vorhergehenden „Filtereinstellungen“, im Zuge derer man drei Mal etwas Weißes sieht, denkt und ausspricht, die meisten Menschen Wasser sagen würden. Drei Mal etwas Weißes wahrgenommen, führt zu einer Antwort, die unser Gehirn mit etwas vergleicht, das es schon bewusst oder unbewusst kennt. Denken in der Assoziation als Automatismus unseres Gehirns. Da darf man sich dann fragen: Wer steuert unseren Bus des Lebens?
Darum auf die Frage des Wie beim „Nachtanken“:
Erster Schritt: Finden Sie ein Ziel! Und formulieren Sie es positiv. Die wenigsten Menschen stecken sich ein Ziel, das erstrebenswert und anziehend ist. Wo der bloße Gedanke an das Ziel schon das erste Handeln bewirkt. Viele wissen eher, was sie nicht haben wollen: So nach dem ärztlichen Motto: Was fehlt uns denn? Und als Antwort bekommt man: Ich habe X oder Y … Es folgt also irgendeine Symptombeschreibung wie Kopfweh oder Bauchweh, genau das, was ich ja nicht haben möchte.
In jeder mehr oder weniger schlechten Zeitung steht mittlerweile in den Selbsthilfekolumnen der Tipp: Denken Sie positiv oder formulieren Sie Ihr Ziel positiv … Sollte oder könnte also jeder wissen! Doch jedes Mal, wenn ich dann mit meinen drei Kindern auf dem Spielplatz bin, höre ich dann andere Väter oder Mütter zu ihren Kindern sagen: Lena! (oder irgendein anderer Kindername) Pass auf, dass du nicht herunterfällst! Und was passiert? Das Kind fällt runter! Oder: Maxi, nicht schupfen! Und was passiert? Schon wird geschupft bzw. die Basis, die Idee zum Schupfen, oder X zu tun, wurde geformt! In den tiefen Ebenen des Unterbewusstseins funktionieren nur positive Formulierungen. Es kennt keine Verneinung. Das nicht wird gelöscht, also nicht aufgeben heißt aufgeben. Positiv formuliert kann der Satz dann in „mach weiter bis zum Ziel“ oder „du schaffst es“ umgewandelt werden.
Schlussfolgerung
1.) Formulieren Sie IHR Ziel und formulieren Sie es positiv!
2.) Erhöhen Sie Ihre Wahrnehmungsfähigkeiten, Sinnesschärfe und wechseln Sie öfter mal Ihre Perspektive, um zu merken, ob Sie noch auf dem richtigen Weg sind!
3.) Achten Sie auf Ihre Flexibilität und haben Sie den Mut, in einen anderen Bus des Lebens einzusteigen bzw. ihn selbst zu steuern!