Читать книгу Hilf mir, meinen Lebenstraum zu erfüllen! - Thomas Jaklitsch - Страница 17
Lächle und es wird dir zurückgelächelt oder zieh dich am eigenen Schopf aus dem Sumpf
ОглавлениеWährend meines Studiums zum Sozialarbeiter betrieb ich noch weiterhin aktiv meine Hobbykarriere als Musiker. Zig Konzerte in ganz Österreich und einige Auftritte und Tourneen im Ausland waren schon erfolgreich absolviert. Auch die eine oder andere Veröffentlichung mit der eigenen Band oder auch als Gast bei anderen Musikern gab es bereits am Markt.
Die Zufälle, die es ja bekanntlich nicht gibt, wollten es, dass meine Band und ich am Donauinselfest in Wien musizieren durften. Just auf der gleichen Bühne und als eine der Vorbands der „Fantastischen 4“. Das Schicksal wollte es auch, dass es genau an diesem Tag regnete und trotzdem fast 15.000 Menschen kamen. Genau an diesem Tag passierte mir etwas, wo ich verstanden habe, was es heißen kann: sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen zu können. Genau an diesem Tag durfte ich viel für mein Leben lernen. Ich war Bassist und Sänger in meiner Formation. In meiner damaligen Musikrichtung war es üblich, sich auch im Rhythmus betont zu bewegen. Ein Muss war das klassische Headbangen, ein Bewegungsmuster, bei dem der Kopf, unabhängig davon, ob mit oder ohne lange Haare, im Rhythmus zur Musik hin und her geworfen wird. Auch das Auf- und Abspringen im Rhythmus der Musik war üblich. Mit der Bassgitarre in der Hand stand ich also vor 15.000 Menschen auf der Bühne und rockte, so gut ich konnte. Bis mir plötzlich eine interessante Erfahrung zuteilwurde. Durch den Regen wurde die Bühnenoberfläche in Kombination mit den Gummisohlen meiner Schuhe zum Eislaufplatz. Ich rutschte bei einem Sprung aus und fiel mit voller Wucht auf meinen Allerwertesten. In diesem Moment sind alle Gedanken und inneren Monologe möglich. Von „Oh mein Gott“ bis „Ich stehe hier nie mehr auf“; von „Warum ich“ bis zu „Ist ja typisch für mich“. Oder auch ganz andere: Ich wusste, ich könnte am Boden liegen bleiben und mich still und heimlich von der Bühne davonstehlen. Ich wusste aber auch, dass wir als Band ja noch einiges zu tun hatten. Immerhin war nicht einmal der halbe Auftritt vorüber, also riskierte ich auf dem Boden liegend einen Blick ins Publikum und sah viele lachende Gesichter. Die Wahrnehmung, ich habe möglicherweise 15.000 Menschen zum Lachen gebracht – in einen besseren Zustand gebracht –, gab mir eine andere Perspektive. Sie gab mir den Mut und die Energie aufzustehen. Über mich selbst lachen zu können und voller Stolz diesen Auftritt gut zu beenden. Nun wusste ich, dass möglicherweise eine der peinlichsten Situationen in meinem Leben gut ausgegangen war und ich von dieser Erfahrung zehren konnte. Und noch immer zehren kann. Wer außer den Top-Comedy-Stars kann schon behaupten, so viele Menschen auf einmal zum Lachen gebracht zu haben?
Musikband Catatonic 1994 Foto: privat
Von diesem Moment an wusste ich, dass das persönliche Wohlbefinden davon abhängt, welche Gedanken ich zulasse, wie ich mich selbst behandle, mit mir spreche und umgehe. Und Wohlbefinden weniger etwas damit zu tun hat, was andere Menschen tun oder nicht tun, sagen oder nicht sagen. Ich habe begonnen zu verstehen, dass ich selbst die Verantwortung für mein Wohlbefinden habe. Ich habe verstanden, dass ich selbst mich sprichwörtlich wie Freiherr von Münchhausen am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen kann. Die Möglichkeiten dazu sind vielfältig. Die bereits angesprochene Möglichkeit, über sich selbst lachen zu können und einfach nur Mensch zu sein, ist so eine. Klar haben mir meine damalige Ausbildung zum Sozialarbeiter und das Kennenlernen unterschiedlicher therapeutischer Konzeptionen geholfen. Klar durfte ich einige Stunden in diversen Therapieeinrichtungen verbringen und so das eine oder andere über mich selbst erfahren. Dass ich selber irgendwann einmal eine derart ausgeprägte positive Verbindung zum konstruktivistischen Gedankengut haben werde, war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Musste es auch nicht.