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Krise als Chance und ein neues Ziel

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Doch was hat dies mit Feuer im Kopf zu tun? Und wie kam es dazu, dass ein eigentlich nicht mehr am Sport interessierter Musiker zum Empfang des Radsportlers Wolfgang Fasching fuhr?

Nach einer Deutschland-Tournee sollten wir nur einen Tag nach unserer Rückkehr einen Liveauftritt als Headliner eines Outdoor-Festivals spielen. Das Wetter war schlecht und so mussten die Veranstalter den Abschluss des Festivals, sprich unseren Konzertauftritt absagen. Unangenehmerweise verspürte ich, aus welchen Gründen auch immer, Schmerzen und Spannungen im Gesicht und hatte eine stark angeschwollene Gesichtshälfte. So nutzte ich nach Anregung meiner damaligen Freundin und jetzigen Ehefrau den Hinweis: „Du siehst ja aus wie der Elefantenmensch“ zu einem kurzen Abstecher ins Landeskrankenhaus in Graz. Es war Samstagabend, als ein motivierter Turnusarzt, nachdem er mich untersucht hatte, verheißungsvoll frohlockte: Das haben wir gleich! Einer entzündeten Talgdrüse wollte der Turnusarzt mit der intravenösen Gabe eines Penicillinpräparates beikommen. Mein Körper oder mein Geist, diese Trennung ist ja nicht wirklich sinnvoll, waren anderer Meinung. Eine allergische Reaktion auf das Penicillin führte zu einer Kettenreaktion. Ein anaphylaktischer Schock führte zu einer Lungenembolie. Als ich zu mir kam, machte ich eine prägende und für mich zukunftsverändernde Erfahrung. So, als ob ich über mir selbst schweben würde, sah ich mich dort liegen, umringt von medizinischem Personal. Ich spürte nichts – weder Schmerzen noch angenehme Gefühle, einfach nichts. Erst als eine Krankenschwester mich berührte, ohne mich zu berühren (jetzt im Nachhinein weiß ich, das war vermutlich so etwas wie Reiki), öffnete sich für mich ein gedankliches Fenster und ich blickte fast wie in einem dieser tränendrüsenaktivierenden Hollywoodschinken in die wundervollen dunkelbraunen Augen meiner Frau. Ich verlor mich nahezu in einer ihrer Pupillen, als plötzlich Licht am sprichwörtlichen Ende des Tunnels wahrnehmbar war. Ich fand mich wieder an einem Ort, der mir aus einem Urlaub in Griechenland nur zu bekannt war. Ich spürte meinen Körper auf dem warmen Strand liegen, während die Sonne mich angenehm erwärmte. Ich hörte das Rauschen der Wellen und hörte helle Stimmen von kleinen Kindern. Angenehm salzige Meeresluft war Prise für Prise wahrnehmbar. Zudem spürte ich nicht nur eine Hand in meiner Hand (die meiner Frau), sondern blickte über ihren Körper auf drei kleine Kinder, die im warmen Sand spielten und den schönen Tag genossen. Mehrere dieser wunderbaren und traumhaft erlebten Momente waren stakkatoartig plötzlich in meinem Geist und vor meinem geistigen Auge. Da wusste ich, das eine oder andere unerledigte Geschäft wartet noch auf mich. Mit dem Wissen, im Leben noch einiges tun zu dürfen (ich war damals weder verheiratet noch hatte ich Kinder), kam ich wieder in mich selbst zurück und es schmerzte. Unsagbare Schmerzen. Plötzlich spürte ich die Konsequenzen der Bemühungen der Schulmedizin und mein ganzer Körper brannte. Doch ich wusste in meinem Innersten, was noch alles auf mich warten könnte, und mit diesem Wissen schlief ich ein.


Familie Jaklitsch 2010 Foto: lupispuma.com

Jedoch – wie kam es zu diesem Vorfall? Ich rauchte in dieser Zeit viel, zu viel. Nahezu drei Päckchen Zigaretten am Tag. Und ich lebte das Möchtegernleben eines Möchtegernrockstars. Ich schlief wenig und wenn, tagsüber, war die Nacht über munter und trank öfter einen über den Durst. Ich ernährte mich in vielen Bereichen sehr ungesund, aß Unmengen an Schokolade und konsumierte literweise coffeinhältige Getränke. Mein geschwächter Körper hat in dieser Art reagieren müssen, der Arzt hat es auch nicht anders wissen können. Ich reagierte damals gegen nahezu alles und jedes nicht nur sprichwörtlich allergisch. Immerhin war durch meine Allergien mein damaliges Ziel erfüllt: untauglich für den Dienst beim österreichischen Bundesheer.

Nur wenige Tage nach diesem körperlich wie mental heftigen Ereignis fasste ich Mut zu einem Entschluss. Die Ärzte legten mir nahe, das Rauchen zu beenden und meinen Lebenswandel mit mehr Gesundheit auszustatten. Ich erinnerte mich an meine gar nicht so lange her gewesene sportliche Zeit in meiner Jugend und ich beschloss, einen Marathon zu laufen. Ich wusste, eine gravierende Änderung meines Lebenswandels benötigt ein großes Ziel. Mit minimalem Trainingsaufwand und gerade mal ein bisschen mehr als ein halbes Jahr später war es dann wirklich soweit.

Ich startete beim ersten und einzigen Marathon meines Lebens, lief also 42,195 Kilometer. Ich erreichte mehr als überglücklich, wissend, den Marathon als Lauf ins Leben für mich absolviert zu haben, nach 3 Stunden 25 Minuten das Ziel. Da ich zu diesem Zeitpunkt meinen Zigarettenkonsum drastisch reduziert, aber noch nicht ganz eingestellt hatte, war das Letzte vor dem Start eine Zigarette gewesen. Doch das Erste im Ziel eine liebevolle Umarmung meiner jetzigen Frau.

Leider hatte ich auf den letzten etwa acht Kilometern massive Knieschmerzen. Nachdem ich ja keine Erfahrung mit solchen Distanzen hatte und in diversen Fachbüchern immer wieder beschrieben wurde, dass der Mann mit dem Hammer ab Kilometer 33 auf einen wartet, dachte ich mir auch nichts Besonderes dabei. Ich übernahm einfach die allgemeinen Mythen und Erfahrungen als meine Realität. So absolvierte ich wenige Tage nach dem Marathon, trotz Schmerzen, ein mehrtägiges, erlebnispädagogisches Ausbildungscamp am Berg, im steirischen Hochschwab-Gebirge.


Graz-Marathon Thomas Jaklitsch 1996 Foto: Peter Heinz

Nachdem Wochen nach dem Marathon die Schmerzen noch immer bei jedem Schritt gut spürbar waren, tat ich natürlich das, was jeder normalerweise tut, ich besuchte einen Arzt. Ich startete damit eine wahre Ärzte-Rallye, wo eine Hiobsbotschaft die nächste überbot. Eine Knochenkrankheit (Osteochondritis dissecans) wurde diagnostiziert und dazu gab es die Prognose, dass das, was mir bei meinen Knien passiert war, vermutlich erst der Anfang sei. Durch die Schläge und die Vibration beim Marathonlauf und wegen der geringen muskulären Stütze durch die kurze Trainingszeit hatte der Oberschenkelknochen begonnen, an seinen Kontaktflächen zum Knie zu zerbröseln. Diese so entstandenen freien Gelenkskörper, sogenannte „Knochenmäuse“, haben wie der sprichwörtliche Sand im Getriebe mein Knie, respektive meine Knie links und rechts aufgerieben; Sehnen, Bänder, Menisken, alles war betroffen. Ich hörte Diagnosen wie lebenslange Sportunfähigkeit und mir wurde über kurz oder lang der Aufenthalt im Rollstuhl prophezeit.

Was war aus meiner Vision geworden? Was war mit den von mir erträumten Kindern, mit meinem glücklichen Leben, mit meiner tollen Frau und mit meinen Ideen von einem gesunden Lebenswandel? Alles verpufft? Nach den üblichen anfänglichen Phasen der Realitätsverweigerung kam nach heftiger Trauer die noch heftigere Wut. Ich fand mich in der Phase des Kämpfers wieder. Ich wusste nach meinem Sturz auf der Bühne vor 15.000 Menschen: Ich selbst bin für mein Wohlbefinden zuständig. Realität ist das, was wir draus machen, würde ich heute sagen. Oder frei nach dem Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick: Die Prophezeiung des Ereignisses führt letztendlich zum Ereignis der Prophezeiung. Die Psychologie kennt dieses Phänomen als sogenannte selbst erfüllende Prophezeiung. Tragischerweise funktioniert dieses Phänomen in beide Richtungen: in positiver Ausformung und viel tragischer oft in negativer.

Aber ich hatte Glück. Ich hatte ein Ziel. Ich hatte ja diese Vision von meinem glücklichen, gesunden und zufriedenen Leben, welches ich in den Pupillen meiner Frau entdeckt hatte. Mit dieser Vision und persönlichen Mission im Hinterkopf suchte ich und fand. Ich lernte einen Arzt kennen, der bereit war, mich zu operieren. Zuerst wurde das linke Knie operiert, ein Jahr später das rechte. In der Arthroskopie wurden der Außenmeniskus sowie die freien, im Gelenk befindlichen Knochenstücke und beschädigten Knorpelteile entfernt. Die Ausbruchstellen im Oberschenkel wurden zusätzlich angebohrt, um diese Ausbruchstellen ausbluten zu lassen. Mein Arzt hat mir im Vorfeld bereits gesagt, er kann nur die Operation vornehmen, den Rest, sagte er, müsse ich selber für mich machen. So besorgte ich mir Abbildungen von gesunden Knien, gesunden Gelenken – und dies war gar nicht so leicht in der „Vor-Internet-Zeit“. Im klinischen Wörterbuch der Medizin, dem Pschyrembel, findet man 1800 Seiten über Krankheit, aber keine einzige Seite, keine einzige Abbildung oder Zeile zum Thema Gesundheit. Wochenlang vor der Operation versenkte ich mich mehrmals täglich in einen entspannten Zustand und visualisiert das Bild eines gesunden Knies – meines gesunden Knies und was ich damit alles machen könnte.

Als dann die Operation vorbei war, besuchte mich mein Arzt am Tag nach der Operation. Ich kam gerade mit meinen Krücken von einem ­Toilettengang retour, als er mir die Krücken wegnahm und so pathetisch sagte, wie es in der Bibel steht: „Steh auf, denn du hast Beine, und gehe!“ Ich ging oder so etwas Ähnliches und schrie gleichzeitig vor Schmerz, doch ich wusste, es wird besser. Ich wusste, dass meine Zellen im Körper wussten, wie sie sich verändern dürfen, und ich wusste, ich brauche eine neue Metapher. Eine neue Geschichte, ein neues Ziel, um mir selber beweisen zu können, wie gesund ich bin und welche Leistung ich erbringen kann. Wie durch Zufall erfuhr ich noch im Krankenhaus liegend von einem Kunden, einem Triathleten, den ich mental betreute, von einem total verrückten Radrennen. Einem Radevent, das in Graz gestartet wurde und durch Kärnten auf den Großglockner und wieder retour nach Graz führte – nonstop. Kommt Ihnen das bekannt vor? Ich spreche vom Glocknerman, und das nächste Samenkorn wurde mir in den Kopf gepflanzt. Und so war es ganz natürlich, dass ich nach Bad Radkersburg fuhr, um diesen Race Across America-Bezwinger Wolfgang Fasching persönlich kennenzulernen. Ich wollte wissen, ob es sich einfach um einen außergewöhnlichen Menschen handelt oder um einen wirklich Außerirdischen. Ich wollte in Berührung kommen mit dieser Extremradsportszene und diesem außergewöhnlichen Spirit. Ich wollte meine eigenen Erfahrungen machen. Meine Erfahrungen.

Das Samenkorn begann zu keimen!

Ihre Aktivität zur Weiterentwicklung

Ihr Held, Ihr Idol, der Mensch, den Sie bewundern

Welcher Mensch fasziniert Sie oder wen haben Sie schon

Ihr Leben lang bewundert?

Hier ist Platz für den Namen Ihres persönlich prägenden Menschen:


Und überlegen Sie auch, welche Eigenschaften

Sie dabei so besonders finden.

Vergegenwärtigen Sie sich mindestens drei Eigenschaften:

1. _____________________________________

2. _____________________________________

3. _____________________________________

Was wissen Sie darüber, wie sich dieser Mensch

in „schwierigen Situationen” verhält?


Was ist Ihrer Ansicht nach die Lebensvision oder

das Ziel dieses Menschen?


Und wobei findet der von Ihnen bewunderte Mensch

den Spaß im Leben, den Humor, den Perspektivenwechsel,

um den Keim zum Glück in sich zu finden?­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­

_____________________________________

_____________________________________

_____________________________________

Vielleicht gelingt es Ihnen, die oben gestellten Fragen gleich zu beantworten. Falls Sie die Informationen nicht haben, suchen Sie in Büchern oder im Internet. Besorgen Sie sich vielleicht eine Biografie. Wissen ist schon längst nicht mehr eine Frage der Verfügbarkeit. Noch besser, Sie bemühen sich um die originäre Erfahrung und versuchen, Ihr Idol, Ihren persönlich prägenden Menschen leibhaftig kennenzulernen.

Also bemühen Sie sich, wenn es irgendwie möglich ist, die Menschen, die Sie bewundern und von denen Sie denken, Sie können für Ihr persönliches Ziel oder Vorhaben hilfreich und unterstützend sein, persönlich kennenzulernen. Auch Christoph Strasser tat dies mit jenen Menschen, von denen er sich das Meiste an Erfahrung und an Antworten für sich selbst erwartete. Ich ermutigte ihn, auch Wolfgang Fasching direkt zu kontaktieren, was er auch tat. In Christophs Fall führte nicht das Denken, ob jemand dies oder jenes tun würde, zum Erfolg, sondern es einfach zu tun: Seine persönlichen Vorbilder, von denen man lernen möchte, zu kontaktieren und diese Menschen selbst entscheiden zu lassen, ob sie für Antworten zur Verfügung stehen. Und sollten dabei keine Rückmeldungen entstehen, gibt es vielleicht die Chance, diese Persönlichkeiten im Rahmen von Vorträgen oder Seminaren kennenzulernen.

Hilf mir, meinen Lebenstraum zu erfüllen!

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