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Mach mir die „Zipfel… äh Denkmütz” Ohrenrubbeln für mehr an Wachheit und Konzentration

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Wann und wie startet der Mensch in den Tag?

Wir Menschen haben unterschiedliche Aufwachgewohnheiten. So gibt es diejenigen, die angeblich beim ersten morgendlichen Krähen des Hahnes frisch und munter aus dem Bett hüpfen. Sowie auch jene, die mehrere Wecker rund um Ihr Schlafgemach positionieren, weil die Erfahrung sie gelehrt hat, dass sie einen oder zwei Wecker quasi noch im Schlafzustand wie von selbst ausschalten. Als dreifacher Vater kann ich voller Stolz behaupten, nicht nur einen, sondern drei Wecker zu Hause zu haben. Drei Wecker mit Leib und Seele, aus Fleisch und Blut. Kinder sind in meiner Welt in 99 von 100 Tagen die zuverlässigsten und angenehmsten Wecker, die man sich vorstellen kann. Sie huschen mehr oder weniger leise ans Bett heran, schlüpfen unter die Decke, drücken ihren warmen, kleinen, zarten Körper ganz nahe heran und manches Mal wird man sogar sanft wachgestreichelt. Zusätzlich riechen Kinder – zumindest für mich die meinen – angenehm. Und dann, wenn es an der Zeit ist, sagen sie in liebevoller und von neugieriger Spannung, was der Tag so alles bringen kann, geprägter Haltung: Papa aufstehen, Frühstück machen! Klar gibt es auch die Tage, an denen die Kinder sich laut polternd bemerkbar machen, ins Bett hüpfen und unter sehr ungestümen Bewegungen durchaus eine Gefahr für weitere potenzielle Familienplanungen der männlichen Seite sind.

Und so konnte ich durch meine Vaterschaft vieles über das Aufwachen und Aufstehen lernen. Nicht nur das Morgen begrüßen, sondern vor allem das Heute. Beobachtet man ganz kleine Kinder in ihrer Art, den Tag zu begrüßen, zu welcher passenden oder unpassenden Zeit der kleine Organismus auch entscheiden mag, dass es langsam Zeit dafür sein kann, munter zu werden, kann man Folgendes beobachten: leichte Bewegungen der Finger und der Zehen, dehnen, sanftes Räkeln bis hin zu einem massiven Strecken und auch Muskelspannung. Muskeldehnung mit einem genussvollen Gesicht ist dabei oft gut erkennbar. Und erst wenn der kleine Mensch körperlich so richtig munter und aufgeweckt zu sein scheint, dann werden die Augen aufgerissen, wird der Tag begrüßt und ein breites Lächeln ziert den kleinen Menschen. Als Erwachsener ertappt man sich dann vielleicht beim Gedanken: Wow, wann bin ich zuletzt mit so einem Gesichtsausdruck, mit so einem Wohlbefinden und dieser unausgesprochenen Das-Leben-ist-wunderbar-Haltung aufgewacht? X-Mal durfte ich dieses Procedere bei meinen Kindern beobachten. „Werdet wie die Kinder“, heißt es frei formuliert in der Bibel. Dann darf man sich die Frage stellen: Was können wir aus diesem Aufwachprocedere für den erwachsenen Menschen lernen? Was vielleicht für den Langstreckenradsport? Im Langstreckenradsport gibt es einige immer wiederkehrende schwierigere Situationen, das Aufwachen nach einer Schlafpause oder dem Powernap ist so eine.

Einer meiner Kunden, der gerne und oft mit einem Gleitschirm durch die Luft flog, um die Welt von oben zu betrachten, war mit mir bei einem Vortrag von Christoph Strasser mit dem Thema „Der Kampf um den Rekord-RAAM 2013“. Im ausverkauften THT Krone Center in Graz berichtete Christoph, wie er zum schnellsten Langstreckenradfahrer der Welt wurde und als erster und einziger Mensch der Welt das Race Across America unter acht Tagen fuhr.

Im Multimediavortrag wurde ein Video gezeigt, welches quasi aus der Hüfte geschossen mit dem Mobiltelefon aufgenommen worden war. In dieser Szene aus dem RAAM 2013 sieht man die ungeschminkte und unverfälschte Seite, die der Langstreckenradsport auch anzubieten hat. Fernab von HD-Bildqualität und Vertonung in Dolby Surround. Nicht die nackten und oft Ehrfurcht gebietenden Kilometerleistungen, nicht der strahlende Held, sondern ein oft verschwiegener Teil dieses Sports rückt in den Vordergrund. Auf der Leinwand ist ein sichtlich desorientierter Christoph Strasser zu sehen, der keine Ahnung hat, wo er ist, was es zu tun gilt und was die Menschen, die auf ihn einreden, von ihm wollen. Als Zuschauer weiß man: Radfahren ist sichtlich das Letzte, was dieser Mensch am fünften Tag des Race Across America 2013 machen möchte. Eineinhalb Stunden hat es nahezu gebraucht, um Christoph, obwohl er in dieser Zeit auf dem Rad saß und radelte, wieder in seinen Normalzustand zu bekommen. Eineinhalb Stunden, die nicht nur für den Sportler scheinbar eine Ewigkeit sind, sondern auch für das betreuende Team eine große Anspannung bedeuten können. Nur ein kurzer Sekundenschlaf, nur eine kurze Unaufmerksamkeit können einen fatalen Sturz oder Unfall verursachen. Diese Entscheidung für den Sportler zu übernehmen und die Verantwortung zu tragen, ist nur mit viel gegenseitigem Vertrauen möglich. Schlangenlinien fahrend, mit nur 10–17 Stundenkilometern bewegte sich Christoph fort, während das Team im Pacecar direkt hinter ihm herfuhr. Es sprach ständig mit ihm, um ihn zu beschäftigen, um ihn zu navigieren und sein Aufwachen zu beschleunigen. Das Video sorgte für massive Erheiterung im Saal. Für Außenstehende dürften die Gespräche, die die Betreuer in solchen Situationen mit Christoph Strasser führen, eine Mischung aus unfreiwillig komisch, unsinnig bzw. grotesk darstellen und dennoch faszinierend sein. So frei nach CNN Star-Talker Larry King, der am 22. Juni 2000 live die Pause anmoderierte: „Die Exekution noch in dieser Sendung – bleiben Sie dran.“ (Abend der Hinrichtung von Gary Graham in Texas/USA)


Vortrag Christoph Strasser THT Krone Center 2013 Foto: lupispuma.com

Nach dem Vortrag wurde, inspiriert von den unterschiedlichsten Eindrücken, diskutiert. Mein gleitschirmfliegender Kunde war ebenfalls von der Szene, in der Christoph kaum wiederzuerkennen war, irritiert. Er meinte, zwischen Langstreckenradsport und Paragliding gibt es eine Parallele. Starten und landen sind die gefährlichsten Momente und Herausforderung pur. Das Fliegen an sich ist Genuss und in seiner Gleitschirmflieger-Welt auch ungefährlich. Und er hat recht. Die Rennstarts im Langstreckenradsport an sich sind genauso heikel wie der Neustart nach längeren Pausen oder Schlafstopps. So wie beim Start eines Wettkampfs eher die Auf- und Anregung die Gefahr bietet, sich zu übernehmen und zu schnell zu starten, ist das In-die-Gänge-Kommen nach Pausen das andere Extrem. Im Finale eines Wettbewerbes seine Leistung auch wirklich bis ins Ziel zu bringen, ist im Langstreckenradsport aufgrund der zeitlich gesehenen Dauer Herausforderung genug. Ich selbst habe mehrfach bei 24-Stunden-Radevents in der letzten Stunde bzw. einmal in der letzten Runde Stockerlplatzierungen verloren.

Aber was war hier in beziehungsweise nach der Pause passiert? Exakt lässt es sich nicht mehr feststellen, doch vermuten darf man. Nach vielen Jahren von eigenen und begleiteten Entspannungstrainings und durchgeführten autogenen Trainings von Christoph in der Vorbereitung sowie vielen Powernaps bei diversen Rennen gibt es für Christoph viele Routinen, viele Erfahrungen. Powernaps enden meistens nach 16 bis 20, maximal 25 Minuten. In den meisten Fällen wird er selber munter oder er wird sanft aufgeweckt. Längere Schlafpausen wie in dem gezeigten Video sind diffiziler. Die Länge der Schlafpausen führt oft dazu, dass niedrige Hirnwellenaktivitäten respektive Tiefschlafphasen erreicht werden. Weckt man jemanden in so einer Tiefschlafphase auf, zeigt er genau diese Symptome, die sich hier bei Christoph gezeigt haben. Desorientierung, mangelnde Körperspannung, etwaige Kreislaufprobleme. Doch was lässt sich tun, um dies zu verhindern? Was lässt sich tun, um den Erholungswert des Schlafes und eines Powernaps zu ermöglichen und danach mentale und auch körperliche Frische und Erholung zu erreichen?

Aus den vielen Jahren der Begleitung unterschiedlicher Langstreckenradsportler und in der Durchführung unzähliger Entspannungstrainings lassen sich Erfahrungswerte definieren. Kurze Entspannungseinheiten – von manchen Menschen liebevoll Alpha-Wellenreiten genannt (weil im EEG die Hirnwellen 7–14 Hz und darunter messbar sind), auf neudeutsch Powernaps – lassen sich meistens zeitlich zwischen zwölf und gut zwanzig Minuten definieren. Meist wacht Christoph Strasser von selbst auf und folgt auch dem mittlerweile gewohnten und routinierten Ablauf: sanfte Bewegungen, strecken, räkeln, um dann bei halbwegs körperlicher Wachheit die Augen zu öffnen. Na kommt Ihnen das bekannt vor? Ein paar Zeilen weiter oben haben Sie dies schon einmal gelesen, bei der Beschreibung, wie meine Kinder aufwachen. Und meistens huscht dann auch noch dieses spitzbübische Lächeln über sein Gesicht, weil es ja noch was zu tun gibt: nämlich bald mal wieder radlfahren. In den meisten Fällen sind wir respektive ich, wenn ich als Betreuer dabei bin, im Moment des Aufwachens bzw. sofort danach bei ihm. Ich berühre ihn meist bei den Schultern, den Armen und Händen, streichle ihn sanft wach, während ich beginne, mit ihm zu sprechen. Da der Verwirrungsgrad auch nach dem x-ten Renntag, nach einem Powernap üblicherweise geringer ist als nach einer längeren Schlafpause, werden dennoch bald die üblichen Fragen gestellt: Guten Morgen Christoph! Na wie gut hast du denn geschlafen? Weißt du, wo wir sind? Was tun wir hier? Quasi: Was ist unsere Mission? Noch bevor ich diese Fragen stelle, beginne ich bereits mit der sogenannten Denkmützen-Übung bei ihm.


Denkmütze im Pacecar nach Powernap im Auto, RAAM 2012 Foto: lupispuma.com

Ihre Aktivität zur Weiterentwicklung

Ich massiere mit unterschiedlicher Druckstärke seine Ohren: rund um die Ohrmuschel mit zwei Fingern, während ich mit der anderen Hand das Ohrläppchen reibe. Ich ziehe auch das Ohr auseinander, in die Länge und recht bald wird sichtbar, wie diese Ohrenmassage die Durchblutung seines Ohres fördert.

Diese sogenannte Denkmützen-Übung dient der Aktivierung und steigert Konzentration wie Aufmerksamkeitsfähigkeit. Ursprünglich aus der Reflexzonenbehandlung bekannt, wird diese Übung auch gerne in der Kinesiologie eingesetzt, um Kindern und Jugendlichen zu helfen, die unter Konzentrationsstörungen beim Lernen leiden. Der zusätzliche Vorteil dieser Übung ist, dass man diese Behandlung jederzeit und vor allem selbst bei sich durchführen kann. So ist dies auch ein probates Mittel, um selbst Abhilfe zu schaffen und wieder mehr an Konzentration und geistiger Klarheit für sich zu erreichen. Dies gilt für Jung und Alt zum Beispiel beim Autofahren auf langen Strecken genauso wie für Christoph Strasser als Langstreckenradfahrer auf dem Rad.

Hätte diese Übung beim RAAM 2013 Christoph geholfen, sich früher wieder zu aktivieren, um in die sprichwörtlichen Gänge zu kommen? Möglich. Doch wie kam es überhaupt dazu? Vermutlich war der Moment des Aufweckens bzw. das danach folgende Nicht-richtig-Aufwachen das Problem. Über die letzten Jahre gab es einen im Vorfeld geübten mittlerweile über die Jahre erprobten und verbesserten Ablauf der Schlafpausen.

Aus eigener Erfahrung darf ich leider davon berichten, wie unangenehm es ist, noch quasi im Halbschlaf, weil zuvor mitten in einer Tiefschlafphase aufgeweckt, aufs Rad gesetzt zu werden. Es war im ersten Jahr, in dem ich begann, Langstreckenradrennen zu fahren, und mein zweites Event überhaupt. Mitten in der zweiten Nacht eines 1.100-Kilometer-nonstop-Events stand meine längere Schlafpause auf dem Programm. Wie vorher abgesprochen weckte mich mein Team nach Ablauf der ausgemachten Zeit von zirka einer Stunde. Klarerweise ohne auf sonstige Elemente wie Herzschlag, Atemtätigkeit oder Augenbewegungen zu achten. Woher hätten wir dies auch wissen sollen? Mein Team zog mich an und setzte mich aufs Rad. Ich kam keinen Meter weit, denn im geplanten Moment des Wegfahrens kollabierte mein Kreislauf und ich brauchte nochmals fast 45 Minuten (auf dem Boden liegend, Füße hochgelagert), um wieder losfahren zu können. Genau wegen dieser unangenehmen Eigenerfahrung wird besonders viel Aufmerksamkeit auf das Aufwachprocedere bei Christoph gelegt.

Schlussfolgerung

So sehr es vielleicht zur Beruhigung und Ausgeglichenheit von uns Menschen beiträgt, die „Katze zu rubbeln“ (siehe gleichnamiges Buch bzw. gleichnamiger Film Rubbel die Katz), also Felltiere zu streicheln, umso aktivierender und belebender wird die klassische Ohrenmassage empfunden. Rubbeln Sie doch öfter mal Ihre Ohren, wie oben beschrieben. Sie werden merken, wie Sie besser fokussieren und sich konzentrieren können. Nutzen Sie die Möglichkeiten und Vorteile, selbstbestimmt mehr an Wachheit und Energie zu aktivieren, anstatt den x-ten Kaffee oder sonstige zugeführte Stimulantien zu verwenden.

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