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4 | Sitzen bleiben kannst du immer noch

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„Alle wollen die Welt verändern, aber keiner fängt bei sich an.“ Fjodor Michailowitsch Dostojewski

Kennst du Lasantha Wickrematunge? Für mich ist dieser Mann ein Held. Ein im Jahr 2009 ermordeter Held. Ein Held, der das Richtige getan hat, obwohl er wusste, dass ihn das sein Leben kosten würde. Als Journalist stand er vor einer der schwierigsten nur denkbaren Entscheidungen: Mache ich den Mund auf, setze ich mich gegen die Ungerechtigkeit in meinem Land ein und sterbe? Oder schweige ich, überlebe, und es bleibt alles beim Alten? Lasantha Wickrematunge hat sich dafür entschieden, den verbotenen Beitrag über seine Regierung zu veröffentlichen. Den Beitrag, in dem er nachweist, dass sie korrupt ist, Menschen foltert und tötet. Einige Tage darauf wurde er ermordet.

Auch der deutsche Theologe Martin Niemöller hat ein solches Beispiel gegeben, das mich in meiner journalistischen Karriere begleitet. In seiner Jugend war er Antisemit und bewunderte Hitler. Als die Nationalsozialisten jedoch in Deutschland die Macht ergriffen, erkannte er, was deren Ideologie war: Es ging nicht nur um die Vernichtung der Juden, sondern um die Vernichtung aller Andersdenkenden. Niemöller sagte seine Meinung und wurde von 1937 bis 1945 in den Konzentrationslagern von Sachsenhausen und Dachau inhaftiert. In seiner Gefangenschaft schrieb er ein Gedicht, das mich seit den Tagen meiner Jugend beeindruckt:

„Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Kommunist. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter. Als sie die Sozialisten einsperrten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Sozialist. Als sie die Juden einsperrten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“

Wie gehst du mit Ungerechtigkeiten in deinem Umfeld um? Mit Armut, Mobbing, häuslicher Gewalt, Diskriminierung? Ich bewundere Menschen wie Lasantha Wickrematunge und Martin Niemöller. Menschen, die aufstehen und nicht wegschauen, wenn sie Ungerechtigkeiten sehen. Die nicht sagen, das ginge sie nichts an. Sondern den Mund aufmachen, wenn es sein muss. Sie erinnern mich an Jesus, der sich wie kein anderer nicht davon abhalten ließ, das Richtige zu tun. Und ich bin der festen Überzeugung, dass ich ebenso wie jeder andere Christ dazu aufgerufen bin, seinem Vorbild zu folgen und als Vorbild voranzugehen.

Serge Enns

Keine halben Sachen

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