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3 | Der Mann, der fünf Guinness trank

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„Wenn du deinen Schatten benennen kannst, dann verliert er seine Macht!“

Es war jedes Wochenende das Gleiche: Der Mann kam in seine Stammkneipe, setzte sich an seinen Lieblingsplatz am Tresen und bestellte fünf große Gläser Guinness, die er im Laufe des Abends leerte. Aber diesmal war etwas anders! Er sah traurig aus und bestellte nur vier Gläser. Dem Wirt schien das seltsam, aber er traute sich nicht, nach dem Grund zu fragen. Als sich die Szene aber in den nächsten Wochen wiederholte und der Mann es jedes Mal bei vier Gläsern beließ, packte den Wirt doch die Neugier. „Darf ich fragen, warum du von fünf auf vier Gläser umgestiegen bist?“

„Oh, das ist leicht zu erklären“, sagte der Stammgast. „In meinem Heimatdorf gibt es eine nette Tradition: Man trinkt für die anderen Familienmitglieder mit. Mit meinem Vater und meinen drei Brüdern habe ich mich immer sehr gut verstanden. Also trinke ich ein Bier für mich, ein Bier für meinen Vater und jeweils eins auf das Wohl meiner Brüder. Vor ein paar Wochen ist unser Vater nun verstorben, also trinke ich nur noch für meine Brüder und mich.“

Eine wunderschöne Tradition, denkt der Wirt, als er seinem Kunden sein Beileid ausspricht. Eine Woche später kommt der Mann wieder in die Kneipe und sieht gar nicht gut aus, als er sich drei Gläser Guinness bestellt. Der Wirt ahnt natürlich sofort, was los ist, und fragt vorsichtig nach, ob denn einem der Brüder etwas passiert sei. „Nein!“, kommt die Antwort. „Meinen Brüdern geht es allen super. Aber ich war heute beim Arzt – und der hat mir aus gesundheitlichen Gründen strengstens das Trinken verboten.“

Veränderung – sie fällt uns so schwer! Was tun wir nicht alles, um uns vor notwendigen Neuanfängen zu drücken! Oft spielen wir uns etwas vor, obwohl das mit erheblichem Aufwand an Selbstbetrug verbunden ist. Aber nur nicht die Wahrheit sehen wollen … Geh es heute an!

Frank Bonkowski

Keine halben Sachen

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