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17 | Autos

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Und Jesus ging wieder hinaus am Seeufer entlang, und im Vorübergehen sah er Levi, den Sohn des Alphäus, am Zoll sitzen und sagte zu ihm: „Folge mir!“ Und der stand auf und folgte ihm.

Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.

MARKUS 2,13. 14. 17 (LUTHER 1984)

Ja, also ich bin Gebrauchtwagenhändler und vermiete auch Autos. Ich weiß, dass ich nicht den besten Ruf habe. Aber was soll ich machen? Schließlich muss man die Wagen vom Hof kriegen. Und da kam neulich ein Kunde, der hat mich echt fertiggemacht.

Er brauchte einen Bus und ich habe ihn beraten und ihm vorgeschlagen, einen Leasing-Vertrag zu machen, habe ihm ein paar Modelle gezeigt. Wir saßen in meinem Büro. Und dann fing er mit seinen Fragen an, und damit hatte ich nicht gerechnet.

„Macht Ihnen eigentlich dieser Job Freude?“, fragte er plötzlich, so zwischendurch.

„Was?“ Ich dachte, dass ich mich verhört hatte.

„Na, ob Ihnen das Autoverkaufen Spaß macht, ob es Sie ausfüllt?“

„Wissen Sie“, sagte ich, „ab und zu macht es schon Spaß, so einen Vogel an den Mann zu bringen, aber meistens stehe ich ziemlich unter Druck. Wir haben diese vielen Autos auf dem Hof, und die müssen weg. Und das klappt nicht immer, und dann …“

„Und dann greift man schon mal in die Trickkiste“, sagte er.

„Tja, ich bin nun mal Verkäufer und erst zufrieden, wenn ich möglichst viele Wagen verkaufe.“

„Egal, wie?“

„Manchmal schon.“ Ich dachte, warum sage ich so was? Warum rede ich mit einem Kunden über meine Verkaufsstrategien? Und dann sagte ich, um abzulenken: „Und Sie? Was machen Sie so?“

„Ich reise viel herum und halte Vorträge.“

„Aha. Also so eine Art freier Redner?“

„Ja, das kommt hin.“

„Und da kann man Geld verdienen?“

„Es geht. Mein Team und ich kommen über die Runden.“

„Und um welche Themen geht es da?“

„Zum Beispiel, wie man glücklich wird“, sagte er und strahlte mich an.

„Das interessiert ja wohl jeden“, meinte ich.

„Richtig. Und die Säle und Hallen sind dementsprechend auch voll.“

Jetzt war mein Interesse geweckt, und ich fragte nicht mehr, um abzulenken, sondern weil ich’s wissen wollte: „Und wie wird man glücklich?“

Er sah durchs Fenster, blickte mich dann an und sagte: „Wenn Sie bescheiden sind und die Trauer, die in Ihnen rumort, zulassen, wenn Sie auf Macht, die Ihnen zusteht, verzichten, wenn Sie Ihre Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Glück nicht mehr unterdrücken, wenn Sie darauf achten, reine Motive zu haben, dann merken Sie plötzlich etwas von Gottes Gegenwart, und die macht Sie glücklich.“

„Ach, wirklich?“

Und jetzt kam die Frage, die mich völlig fertiggemacht hat: „Sind Sie schon mal mit Gott in Berührung gekommen?“, fragte er mich, und da, ich weiß nicht, wie es kam, liefen mir plötzlich die Tränen runter. Einfach so. Können Sie sich das vorstellen? Ich schüttelte stumm den Kopf, sagen konnte ich nicht viel und kramte nach einem Taschentuch.

„Wissen Sie was?“, sagte er, „kommen Sie doch mit uns mit, einen Platz haben wir noch. Bei uns können Sie was erleben. Ein Glück, von dem Sie bisher nichts wussten.“

„Was?“ Ich putzte meine Nase und merkte dabei, dass nicht nur meine Nase frei wurde, sondern auch irgendwo tief in mir sich ein Knoten gelöst hatte. „Soll ich etwa hier kündigen?“

„Warum denn nicht?“, sagte er und blickte auf mein Namensschild. „Ich lade Sie ein, Herr Levi. Das könnte eine echte Lebenswende bedeuten.“

Albrecht Gralle

Keine halben Sachen

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