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18 | Knast trifft Zuhause

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Den Schuldschein, der uns wegen der nicht befolgten Gesetzesvorschriften belastete, hat er für ungültig erklärt. Er hat ihn ans Kreuz genagelt und damit für immer beseitigt.

KOLOSSER 2,14 - 15 (GUTE NACHRICHT)

Kennst du die Geschichte von Max? Ich hab sie neulich gehört, und sie hat mich richtig mitgenommen. Ich würde sie dir gerne erzählen … Max wurde als kleines Kind adoptiert, seine leiblichen Eltern hat er nie kennengelernt. Zum Glück behandelte seine Pflegefamilie ihn immer gut. Aber trotzdem geriet Max, je älter er wurde, immer mehr auf die schiefe Bahn. Er konnte es einfach nicht ertragen, dass ihn seine echten Eltern im Stich gelassen hatten. Seine kriminelle Karriere fing ganz klein an: Erst klaute er Süßigkeiten aus dem Supermarkt. Später kamen dann Einbrüche und immer größere Raubzüge dazu. Das alles endete in einem schlecht geplanten Banküberfall, der ihm fünf Jahre Gefängnis einbrachte.

Schon vor Gericht wurde Max bewusst, wie tief er seine Familie verletzt haben muss. Sie hatten ihn großzogen, immer zu ihm gehalten, ihm jede Dummheit und jeden Aussetzer verziehen … und wie hatte er es ihnen gedankt?

Max wollte auf keinen Fall, dass sie ihn besuchten – nein, er wollte sie nie wieder sehen, weil er die Enttäuschung in ihren Augen nicht ertragen konnte. Und genau so verbrachte er dann seine Zeit im Gefängnis: ganz allein, ohne Hoffnung, voller Schuldgefühle. Mit der Zeit gewöhnte er sich daran.

Irgendwann kam der Tag seiner Entlassung. Max beschloss, sich bei seinen Eltern zu entschuldigen – und dann für immer irgendwohin zu verschwinden. Er schrieb ihnen einen Brief: „Liebe Eltern, es tut mir leid, was ich euch angetan habe. Ich würde euch das gerne persönlich sagen, aber ich traue mich nicht, zu euch zu kommen. Ich fahre am Samstag an eurem Haus vorbei. Wenn ihr mich wiedersehen wollt, dann hängt bitte ein weißes Tuch ans Fenster. Dann weiß ich, dass ich bei euch noch willkommen bin. Viele Grüße, Max.“ Max wusste, dass es ihm das Herz brechen würde, wenn da kein Tuch im Fenster hinge. Aber er musste sich sicher sein, bevor er irgendwo anders ein neues Leben anfangen würde. So fuhr er am Samstag mit seinem Auto am Haus seiner Eltern vorbei. Er blieb stehen, schaute die Fassade entlang – und fing an zu weinen. Da hing kein Tuch aus dem Fenster.

Stattdessen hingen aus allen Fenstern große, weiße Bettlaken.

Serge Enns

Keine halben Sachen

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