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5 | Warum bin ich immer noch der Alte?

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Und der HERR, dein Gott, wird dein Herz beschneiden und das Herz deiner Nachkommen, damit du den HERRN, deinen Gott, liebst von ganzem Herzen und von ganzer Seele, auf dass du am Leben bleibst.

5. MOSE 30,6 (LUTHER 1984)

Wenn Gott unsere Herzen beschneiden möchte, heißt das für mich, dass er uns an einer ganz tiefen, bedeutsamen Stelle verändern will. Das Herz ist in seiner biblischen Bedeutung der innerste Ort und der Ausgangspunkt unseres Seins und Erlebens. Dort werden meine Entscheidungen geboren. An diesem zentralen Ort sind unsere tiefsten und grundlegendsten Überzeugungen abgelegt.

Auf der anderen Seite ist dem Menschen selbst dieser Ort nicht unmittelbar zugänglich: Entscheidungen, die ich treffe, kann ich oft nur im Nachhinein betrachten und bewerten. Das Besondere am Glauben an den Gott der Bibel ist, dass er unser Leben verändern will. Nicht nur äußerlich, sondern auch und vor allem innerlich. Welche Rolle Gott in der Lebens- und Herzensveränderung spielt, ist für mich jedoch nach wie vor geheimnisvoll. Es könnte der Eindruck entstehen, dass der christliche Glaube sich durch das Halten von Geboten und einen frommen Lebenswandel ausdrückt. Die Lebensführung hat der Gläubige selbst zu steuern, Veränderung ist eher ein Willensakt, für den man selbst die Verantwortung trägt. Wenn ich damit nicht zurechtkomme, muss ich eben in „Seelsorge“ gehen und mir helfen lassen. Dabei hilft mir die Erkenntnis, dass Gott mich ja liebt, und Veränderung ist somit eine angemessene Antwort auf die Gottesliebe.

Andererseits weiß ich, dass Gott selbst mich verändern will. Dies geschieht wohl, indem ich mich ihm öffne und hinhalte. In Zeiten der Andacht, des Lobpreises, der Seelsorge oder im Gebet kann Gott an mir wirken. Wie oder warum das geschieht, ist meist nicht genauer zu erfahren – es geschieht aus Gnade. Letztendlich kommt es aber auch wieder auf den Menschen selbst an, wann und wie oft er sich Gott stellt – und ob überhaupt.

Meine Alltagsbeobachtung ist, dass Lebensveränderung insbesondere in Krisensituationen geschieht. Auch berichten Familienangehörige von Neubekehrten manchmal von Veränderungen zum Guten, die selten bewusst gesteuert sind. In späteren Jahren des Christseins scheint es aber an bestimmten Punkten einfach nicht weiterzugehen, auch oder gerade bei Haltungen, die von außen betrachtet aber wesentlich wären.

Wie sieht es nun in meinem Leben aus? Passiert hier noch Veränderung? Und was ist mein Gebet, wenn der alte Mensch in mir sichtbar wird: „Oh, Mist, Herr! Ich habe versagt! Ich verspreche dir Besserung, und vor allem mache ich mehr Stille Zeit“?

Wenn Er zugesagt hat, uns zu verändern, könnte unser Gebet doch auch lauten: „Herr, warum bin ich immer noch der Alte?“ Wenn ich wirklich ihm die Verantwortung für mich gebe, wird es spannend, was passieren wird. Alle Achtung!

Daniel Heß

Keine halben Sachen

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