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Faltous

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„Hier der Brocken Trollgold, wie Ihr gewünscht habt“, sagte Kramus und präsentierte vor Kastro stolz den Block, den er in den Bergen gefunden hatte. Er überreichte Kastro das golden schimmernde Metall und trat zwei Schritte zurück, während Kastro die Gabe musterte. Nach einem kurzen Moment sagte er: „In der Tat, das ist wirklich Trollgold. Gute Arbeit, Orkhäuptling.“

Kramus nahm das Lob mit einem knappen Nicken entgegen. Kastro reichte ihm den Block Trollgold wieder und sagte: „Ich habe vor, mithilfe dieses Goldes ein abadakanisches Schiff nachzubauen, versteht Ihr?“ Kramus musste kurz sein Gedächtnis durchpflügen, bevor ihm einfiel, was an abadakanischen Schiffen so besonders war.

„Sind das nicht diese schwebenden Schiffe?“, fragte Kramus.

„Korrekt“, bestätigte Kastro. „Ich brauche eines. Und damit das Schiff auch von selbst schwebt, brauche ich das Trollgold.“ Er deutete auf den Goldblock in seiner Hand und Kramus nahm ihn wieder an sich. „Natürlich ist das Gold im jetzigen Zustand nichts weiter als ein einfacher Klumpen Metall“, erklärte Kastro, „aber wenn wir über einen derart wertvollen Stoff den Zauber verhängen können, den die Abadakaner ihrer Zeit benutzt haben, um die Schiffe schweben zu lassen, dann funktioniert das auch.“

„Die Abadakaner benutzten auch Trollgold?“, fragte Kramus vorsichtig. Kastro verneinte mit einem Kopfschütteln. „Natürlich nicht. Aber der Stoff, den sie benutzten, ist mit ihnen und dem Wissen um ihre Zauberformel untergegangen. Nur die Götter wussten, wie sie das gemacht haben. Und damals zählte auch ich noch zu den …“, er sagte das Wort voller Abscheu, „… Göttern.“

„Also könnt Ihr diesen Zauber auch auf das Trollgold wirken und wir brauchen dann nur noch das Schiff drherum zu bauen“, schloss Kramus.

„Wie intelligent Orks denn nicht sein können“, sagte Kastro erheitert. „Genau so ist es.“

Kramus reichte den Block wieder Kastro und fragte dabei: „Wollt Ihr den Zauber jetzt schon wirken?“

Kastro zuckte mit den Schultern. „Warum nicht? Vielleicht bekomme ich in nächster Zeit keine Gelegenheit dazu.“

Kramus war irritiert. „Warum?“

„Ich erwarte Bericht von Offizier Droom. Er und seine Leute sollten die Ausweglose Wüste bereits hinter sich gelassen haben“, erklärte Kastro, „wenn sie Elfensiedlungen finden, werde ich mich ihrer persönlich annehmen. Kein einziger Elf darf überleben.“

„Vielleicht hat Droom es nicht durch die Wüste geschafft?“, mutmaßte Kramus.

Kastro schüttelte den Kopf. „Ich habe ihm genug zu essen und zu trinken für sich und seinen ganzen Stoßtrupp samt Wölfe mitgegeben. Verhungert werden sie nicht sein.“

„Die Untoten vielleicht?“, meinte Kramus.

„Wenn sie sich von Untoten besiegen lassen, waren sie dieser Aufgabe ohnehin nicht würdig“, sagte Kastro. „Sorgt dafür, dass ein paar Ingenieure bereit stehen, um das Schiff zu bauen. Jetzt“, befahl Kastro .

Kramus verbeugte sich knapp vor ihm und antwortete zackig: „Jawohl, mein Herr!“ Dann eilte er zur großen Flügeltür des Palastes hinaus.

Kastro legte den Brocken Trollgold vor sich auf den Boden. Er war so groß wie eine Zehe des rothäutigen Halbgottes. Kastro streckte die Hand darüber aus und öffnete die blutgepanzerte Handfläche. Er spreizte die Finger und schloss langsam die Augen, dann begann er, eine alte Zauberformel auszusprechen: „Sledra dabadey … Ajunojoka … Shlikarok.“ Mit jedem der Wörter begann Kastros Körper mehr zu beben und seine Hand über dem Trollgoldblock zu zittern. Seine Stimme, zuvor tief und verschwörerisch, klang jetzt, als würde sie unter extremen Schmerzen sprechen: „Saccawez! Saccawez! Sledra dabadey ajunojoka shlikarok!“ Der Trollgoldblock begann schließlich zu vibrieren und zu leuchten. Kastro senkte den Arm und atmete auf. Er ließ sich auf seinen breiten Thron fallen und atmete mehrmals tief durch. Dann rief er mit lauter Stimme durch den Palast: „Wrok!“ Er wiederholte den Ruf noch einmal, bis ein Ork aus einem Nebenzimmer gehuscht kam und sich vor Kastro verbeugte.

„Ja, mein Gebieter?“ Der Ork trug eine hellbraune Robe und hatte einen kleinen Rucksack um den Rücken geschnallt. Im Vergleich zu Droom oder Kramus war er ein schmächtiger Vertreter seiner Art mit dürren Armen und kurzen Hauern. Wrok war einer von vielen Dienern des Palastes. „Bring dieses Gold zu Kramus und den Schiffbauern. Und sage Kramus, es wäre alles bereit. Er muss nur noch das Schiff bauen.“

Wrok nahm den Trollgoldblock vorsichtig entgegen und ließ ihn in seinem Lederrucksack verschwinden. „Wie Ihr wünscht, mein Gebieter“, sagte er und eilte aus dem Raum. Jetzt musste nur noch dieser Bote von Droom kommen.

Kaum war Wrok draußen, kam ein anderer Ork durch den Eingang hereingestürzt. Er wirkte körperlich am Ende, verwundet und ausgehungert. Es war einer von Drooms Stoßtrupp. Kastro konnte seinen Reitwolf draußen hecheln hören.

„Kommst du von Droom?“, wollte er wissen.

Der Ork keuchte noch ein paar Sekunden und fiel auf alle Viere, bis er sagte: „Ja. Wir haben auf der nordwestlichen Halbinsel von Selakun eine Elfensiedlung und eine Straße ausgemacht, die vermutlich zu einer weiteren führt.“

Auf Kastros Gesicht zeichnete sich das Grinsen eines Raubtieres, das vor wehrloser Beute stand. „Ihr bleibt hier. Droom wird bald wieder Zuwachs in seiner Streitkraft bekommen. Mich und ein paar Schwarzdrachen. Und dann beginnt die Ausläuterung des Landes. Dann beginnt die Ausrottung der Elfen!“ Und der Naturmagie, die Skatureor aufhalten könnte, fügte er in Gedanken hinzu.

Treelive war mit seinen hohen Bäumen, den grünen Kronen und dem permanenten Vogelgezwitscher eine schöne und gleichzeitig sehr beeindruckende Stadt. Sie wurde nicht umsonst zur Hauptstadt des Elfenreiches gemacht, die Stadt war eine wahre Augenweide.

Doch zu der Zeit, als die Hauptstadt gewählt wurde, gab es Faltous noch nicht. Selakun wurde nur ein paar Jahre später entdeckt und bald darauf wurde Faltous gegründet. Während Treelive auf Laub- und Nadelbäumen in gemäßigtem Klima wuchs, bestand Faltous aus tropischen Palmen und großen, wuchtigen Bäumen, die sogar die Kopfbirke überragten. Faltous war eine Stadt beeindruckender Gestalt. Sie war nicht nur größer als Treelive, sondern hatte auch mehr, hauptsächlich junge, Einwohner. Am Stadtrand wurden die höchsten Bäume zu Wachtürmen ummodifiziert, und trugen damit die beste Tarnung, die ein Wachturm nur tragen konnte. Tropische Früchte wuchsen im Übermaß an den Bäumen von Faltous, während die langen Blätter der Palmen im Wind rauschten und von Weitem das Meer zu hören war.

Anders als in Treelive wurden hier auch tatsächlich Gebäude gebaut, anstatt naturbelassene Bäume bewohnt. Einstöckige Häuser aus Stein- oder Lehmziegeln säumten die inneren Straßen und bildeten eine Wohnalternative, da die meisten Palmen im Umfang zu schmal waren, um sie zu bewohnen. Andere der großen, stämmigen Tropenbäume hingegen boten für mehrere Familien Platz.

Medoché achtete mehr als jeder andere auf diese Schönheit von Faltous. Sie saß in einer Kutsche, die von zwei weißen Pferden gezogen wurde und zum Hochbaum von Faltous fuhr. Hochbäume waren so etwas wie Rathäuser, das Verwaltungszentrum einer Stadt. Um den Hochbaum von Faltous – ein dickstämmiger Baum mit kräftigen, alten Ästen, ehrfurchtserregenden, großen Blättermeeren an den Ästen und Milliarden kleiner Zweige – befand sich ein großer, runder Platz. Und dieser Platz war prallgefüllt mit der halben Million Elfen, die Faltous bewohnten. Davon war der Großteil in glänzende Metallrüstungen gehüllt, trug an der Seite ein silbernes Schwert und einen fließenden, blauen Umhang von den Schultern bis zu den Fersen. Die einzigen Soldaten der Elfen bewohnten Faltous – mehrere Hunderttausend Elfen. Medoché selbst hatte es ihnen ermöglicht, diesen Berufsstand zu erlernen. Es war ihr gelungen, dem Elfenrat die massive Gefahr, die durch die Einwohner Selakuns drohte, bewusst zu machen, dass er entschieden hatte, Faltous dürfe – nur für den Fall der Fälle – Soldaten ausbilden. Medoché versprach, dass Faltous sich dennoch an die Heilige Regel halten würde, nicht zu kämpfen, so lange sie nicht dazu gezwungen waren. Der Rat hatte dies akzeptiert. Medochés Herz erwärmte sich, wenn sie jetzt diese jungen, entschlossenen Frauen und Männer sah, die in strahlenden Eisenpanzern in den ersten Reihen der Elfen standen, die sie erwarteten. Ganz Faltous war auf den Beinen, um Medochés alljährlichem Besuch beizuwohnen. Medoché war so etwas wie die Schutzpatronin Faltous’. Jeder hier verehrte sie, jeder hier liebte sie. Und Medoché liebte jeden hier.

Klappernd kam die Kutsche zum Stehen und die Rufe der Menge verstummten. Medoché atmete tief durch, dann stand sie von der gepolsterten Bank der Kutsche auf und öffnete die Tür nach draußen. Anmutig stieg sie aus und sah begeistert zu den versammelten Bewohnern von Faltous. Sie erhob langsam die dünnen Arme und sagte: „Mein Faltous! Ich liebe euch!“ Und der Wasserfall des Jubels brüllte lauter als zuvor. Die Kutsche hinter Medoché wurde von den Pferden davongezogen und zwei Soldaten der Elfen kamen auf sie zu. Medoché trug, als Zeichen ihrer Zugehörigkeit zu Faltous, ebenfalls einen glänzend polierten Eisenpanzer um den zarten Körper. Ihre Schulterpanzerung war mit goldenen Figuren verziert und auf dem blauen Umhang war ein großes F (für Faltous) in Goldfäden eingestickt. Dasselbe F auf der Brustplatte der strahlenden Rüstung zeichnete sie als diejenige aus, der alle in Faltous gehorchen würden. Die Bewohner selbst hatten darauf bestanden, dass Medoché ein Kennzeichen für ihre Bedeutung für die Leute in Faltous tragen sollte, und sie hatte das F gewählt.

Die beiden Soldaten, die auf sie zukamen, warfen sich vor ihr auf den Boden und streckten ihr die Hände entgegen. „Herrin Medoché. Euer Besuch ehrt uns“, sagte einer der beiden, der Stimme nach zu urteilen eine Frau.

Medoché musste wie eine liebende Mutter lächeln, während sie sagte: „Ich danke Euch, meine jungen Freunde. Erhebt Euch bitte.“ Mit zweiundvierzig Jahren war Medoché für eine Elfe noch nicht unbedingt alt – aber aus den besten Jahren auch schon heraus. Doch sie hatte die Soldaten in Faltous schon immer als „junge Freunde“ bezeichnet, auch als sie selbst noch jünger war als so mancher Soldat hier.

Die beiden taten wie geheißen und standen wieder auf. Die Frau, die gesprochen hatte, hatte schulterlanges, dunkelrotes Haar, ein helles Gesicht und dunkelblaue Augen. Ein kleiner, silberner Ohrring hing von ihrem rechten Ohrläppchen. Sie war etwa so groß wie Medoché und ihre Rüstung war fein säuberlich poliert worden. Unter dem linken Arm trug sie einen weißen Helm, der mit einer roten und einer blauen Feder geschmückt war und, trüge sie ihn, ihr Gesicht freiließe.

Der Mann neben ihr war größer als Medoché und seine Elfenohren ragten aus dem dichten, schwarzen Haar heraus. Er wirkte recht kräftig und hatte starke Oberarme, was auch die Rüstung nicht verbergen konnte. Dennoch wohnte im Blick seiner grünen Augen eine tiefe Weisheit, Medoché vermutete, dass der Mann auch magiekundig war.

„Wie heißt Ihr, meine Freunde?“, fragte Medoché mit sanfter Stimme. „Zjustor, Herrin“, sagte der Mann. Seine Begleiterin stellte sich ebenfalls vor: „Ich bin Ulahra, meine Gebieterin.“

Medoché nickte kurz nachdenklich, dann sagte sie: „Zjustor … ich glaube, so heißt auch der Sohn des Ratsvorsitzenden. Er hat Faltous immer toleriert.“

„Ja“, bestätigte Zjustor, „Ratsvorsitzender Mathros ist mein Vater.“

„Er wird sich freuen, wenn ich ihm berichte, was aus seinem Sohn geworden ist. Ein richtiger General, wie ich sehe“, sagte Medoché mit einem liebevollen Lächeln auf dem Gesicht.

Zjustor antwortete bescheiden: „Hauptmann … Ich habe den Titel erst seit Kurzem. “

Ulahra meldete sich zu Wort: „Uns wurde die ehrenvolle Aufgabe zugeteilt, Eure Leibwache zu sein, Herrin.“

Medoché lachte hell auf. „Leibwache? Ich bin hier unter Freunden. Elfen, denen ich vertraue.“

„Wir werden Euch nicht zur Last fallen“, versicherte ihr Zjustor.

Medoché erleuchtete innerlich, als sie sah, mit welch jugendlichem Eifer diese beiden Leute ihre Aufgabe nahmen. „Gern könnt ihr mich begleiten.“

„Vielen Dank, Herrin“, sagten beide wie aus einem Munde.

Medoché nickte ihnen freundlich zu und trat dann an ihnen vorbei der jubelnden Menge entgegen. Nun kam das, was sie immer tat: Sie würde durch die Stadt spazieren, sich dabei Klagen der Bürger anhören und versuchen, die größten Probleme so einfach und genial wie möglich zu lösen. Bisher war ihr das immer gelungen und Faltous hatte sich blühend entwickelt. Die Bewohner wussten auch, dass jetzt die Gelegenheit war, mit Medoché persönlich zu sprechen, und rangen alle darum, zu ihr zu kommen. Ulahra und Zjustor mühten sich vom ersten Augenblick damit ab, Medoché einen Weg durch die Menge zu bahnen. So sehr die Menge um sie auch tobte, hörte sich Medoché die Sorgen eines jeden Bürgers an, viele kamen auch einfach nur zu ihr, um ihr die Hand schütteln zu können und ihr zu sagen, wie sehr sie für all ihre Taten für Faltous geliebt wurde. In diesen Momenten wusste Medoché wieder, warum sie Faltous Jahr für Jahr um dieselbe Zeit besuchte. All die Verkaufsstände, der ganze Marktplatz war außer Betrieb, niemand tätigte irgendwelche Geschäfte. Alle waren um den Hochbaum versammelt, um Medoché zu sehen. Sogar Kinder, die kaum erst laufen konnten, sahen sie mit großen Augen an und ihr Mund versuchte unermüdlich, ihren Namen zu formen. „Medoché, Medoché! Unsere geliebte Medoché!“, riefen sie alle wie im Chor. Medoché konnte gar nicht aufhören, zu lächeln. Ulahra und Zjustor flankierten sie während ihres Spazierganges, und hinter ihren Leibwachen zog sie einen gigantischen Schweif von Elfen her.

Als sie durch die Stadt gegangen war und die meisten Sorgen der Elfen schon unterwegs beruhigt hatte, drehte sie sich zur Menge um und rief: „Mein geliebtes Faltous!“

Droom bedeutete seinen Soldaten, stehen zu bleiben. Die Orks gehorchten und hielten in ihren Bewegungen sofort inne. Droom legte sich flach auf den Boden und kroch einen halben Meter nach vorne, wobei sein Gesicht von Gräsern und Farnblättern liebkost wurde. Er legte sich hinter einer großen Wurzel in Deckung und spähte langsam über der Wurzel hervor. Sie befanden sich mitten im Wald und es war stockdunkel – doch unmittelbar vor ihnen flackerte helles, blaues Licht. Drooms Blick wanderte vom Licht vor ihnen zum Himmel und wieder zurück. Die Sonne war schon untergegangen. Kastro könnte jederzeit am vereinbarten Treffpunkt ankommen. Droom hatte mit seinen Männern ein Lager am nördlichen Rand der Ausweglosen Wüste aufgeschlagen und dorthin war Kastro unterwegs. Er hatte ein paar seiner Soldaten zurückgelassen und war mit dem Rest nach Westen aufgebrochen – aus reiner Neugier. In der Hoffnung, ein paar Elfen zu finden, die er töten konnte. Der Blutrausch benebelte noch immer Drooms Sinne und auch die der anderen Orks. Und nichts war besser, um ihn zu stillen, als ein Haufen Feinde, die sich nicht wehrten – Feinde, die man nur zu metzeln brauchte. Elfen. Droom wusste, dass die Elfen einer Heiligen Regel folgten, die es ihnen verbot, zu töten. Das war der Grund, weshalb er sich so darauf freute, endlich einem zu begegnen. Und dieses blaue Licht da vor ihnen …

Er sollte bei Kastros Ankunft zugegen sein. Andererseits war er kurz davor, Elfen zu finden, und Kastros Befehl lautete, jeden von ihnen zu töten, den sie fanden. Und außer Droom lagen noch ein halbes Dutzend anderer Orks auf der Lauer, in der Hoffnung, endlich etwas zum Töten zu bekommen.

Droom konnte nicht anders. Er sprang auf, zog seine Axt vom Rücken und rannte mit einem lauten Kampfschrei auf die Lichtquelle vor ihnen zu. Die anderen Orks taten es ihm gleich. Nur wenige Meter vor ihnen, allerdings von einem dichten Netz aus Blättern verborgen, lag tatsächlich eine mittelgroße Elfensiedlung, eine Kleinstadt. Und die Orks waren nur zu siebent. Wie konnten sie jetzt ihre Befehle ausführen und jeden töten? Die Elfen würden ohne Weiteres entkommen und nur eine Handvoll würden den Orks in die Hände fallen. Droom blieb abrupt stehen und stellte den Kampfschrei ein. Die Soldaten hinter ihm taten es ihm enttäuscht gleich. Die Disziplin siegte doch noch über den Blutrausch. Droom hätte so gern getötet, doch als die Siedlung in Sicht kam, wurde ihm erst klar, wie unwahrscheinlich es war, dass er wirklich alle Bewohner dieser Elfensiedlung töten konnte.

„Wir kehren zum Lager zurück“, verkündete Droom nach einer Weile des unentschlossenen Starrens. Murrend und grunzend drehten sich die anderen Orks enttäuscht um und schlenderten wieder zurück Richtung Osten, wo sie hergekommen waren. Mit sieben Mann eine Kleinstadt zu überfallen … diese Idee hätte einem Offizier wie Droom gar nicht kommen dürfen. In etwa zwei Stunden würde er wieder beim Lager sein, und dann würde er Kastro die Position dieser Elfensiedlung verraten. Bevor Droom sich ebenfalls auf den Rückweg machte, vergewisserte er sich, dass sein Kampfschrei unbemerkt geblieben war. Die Siedlung hatte keine Mauer und so konnte er leicht sehen, ob sich etwas darin regte. Erleichtert stellte er fest, dass es nicht so war. Die Elfen hatten einen gesunden Schlaf und, arglos, wie sie waren, keine Nachtwache. Schon bald würde Droom sie daraus erwecken dürfen. Er machte sich auf den Rückweg.

Loz schrak aus dem Schlaf auf. Auf sein schnelles, unerwartetes Aufwachen wurde auch Luja wach und blickte verschlafen drein.

„Was ist denn?“, fragte sie müde. Loz schlief während Mathros’ Abwesenheit bei ihr, damit sie mit ihrer Angst nicht alleine war.

Loz atmete schwer, dann sagte er: „Dieses Mal … war es nur ganz knapp.“

Girga - Waldsterben

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