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Der Prophet von Palor

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Für einen Nicht-Elfen waren die Elfenstädte eine Augenweide. Bunt blühende Bäume waren die Häuser der Elfen, ihre Wohnräume waren in den Baum hineingehöhlt. Doch die Räume waren nicht mit Werkzeugen herausgeschlagen worden, sondern mit magischer Hilfe wuchsen die Bäume so, dass sie den Elfen Platz boten, ohne dabei selbst Schaden zu nehmen. Leitern und Wendeltreppen an den Bäumen führten zu den höheren Ebenen auf den dicken Ästen. Jeder Baum war wie ein mehrstöckiges Hochhaus, und jede Ebene war mit der Nachbarebene auf gleicher Höhe mit einer Hängebrücke verbunden. Die Bäume auf der Elfeninsel waren das ganze Jahr über grün, Schnee fiel hier kaum. Der weiche, grüne Waldboden war von dünnen Linien kleiner Bäche durchzogen, dessen reines Wasser beruhigend plätscherte. Waldtiere in einer Elfenstadt waren keine Seltenheit. Rehe, Hirsche, Hasen, Bären, alle möglichen Vogel- und Insektenarten tummelten sich zahlreich bei den Elfen.

Zu Ehren der Göttin Tasfa, die Göttin der Natur, hatten die Elfen eine große Kirche in der Mitte der Stadt Palor errichtet, zu der unerklärlicherweise jeden Morgen zahllose Tiere kamen und ganz ohne Scheu aus dem Wasserbecken tranken, das man davor für sie aufgestellt hatte. Tasfa schien das sehr zu erfreuen, denn sie hatte in den letzten Jahrhunderten keine Dürren, Kälteeinbrüche oder sonstige Naturkatastrophen über die Elfen verhängt.

Palor war eine Stadt, die auf einem künstlich angelegten Wald erbaut war. Die Bäume kamen aus Treelive, man hatte die Samen der dortigen Bäume genommen und sie an der nördlichen Küste der Elfeninsel eingepflanzt. Dort war im Laufe der Jahrzehnte der junge, gesunde Wald Palors gewachsen. Zum Dank an Tasfa für die kräftigen Bäume errichtete man dann die Kirche in der Stadtmitte.

Die Messräume der Elfischen Kirchen waren für jedermann zugänglich. Die Kirche war kein Gebäude aus Stein, sie hatte einen ganzen Baum für sich allein. Im Messraum am Fuß des Baumes konnten Elfen beten und dort wurden auch die Messen abgehalten, während die oberen Räume die Gemächer der Priester waren und dem normalen Elf verborgen blieben. Noch weiter darüber, schon fast in der Baumkrone, lag das heilige Portal nach Wedasa, die Welt der Götter. Hier konnten Priester und – als es sie noch gab – auch Propheten mit den Göttern in Kontakt treten und um Rat und Weissagung bitten.

Je näher die Stadt der Küste kam, desto kleiner wurden die Bäume. Das Hafengebäude von Palor war das einzige, das aus Stein gebaut war. Der Hafen selbst, wo Schiffe gebaut und Fischfänge gelagert wurden, stand auf einer kleinen Erhöhung, von der aus eine Steintreppe zu den Stegen hinabführte. Dort standen die Schiffe und Boote. Es handelte sich ausschließlich um Fischerboote oder Schiffe, die einem Elfen privat gehörten. Kriegsschiffe traf man hier keine an. Man sah im Reich der Elfen prinzipiell keine Kriegsmaschinen oder Soldaten. Die Elfen wussten zwar von Zwergen, Menschen und Orks, aber sie gingen davon aus, dass die anderen Völker ihnen nichts tun würden, so lange es auch umgekehrt der Fall war. Die Elfen lebten nun schon seit Jahrhunderten abgeschieden auf der Elfeninsel und nie war etwas geschehen.

Eines der schöneren, wenn auch nicht größeren Schiffe im Hafen trug den Namen Sturmbezwinger und gehörte dem Elfen Goltan. Wenn Goltan nicht mit seinem Schiff durch das Meer fuhr, schlief er oder saß in der kleinen Hafenkneipe. Gerade hörte er sich die Sorgen seines engen Freundes an. Nachdem dieser fertig war, lehnte sich Goltan auf der dunklen Holzbank zurück und sagte: „Du hast wieder geträumt, Loz.“ Loz, der bejahrte Elf ihm gegenüber, nickte. „Ich weiß. Aber ich träume Nacht für Nacht denselben Traum. Das kann doch kein Zufall sein.“ Goltan schüttelte den Kopf. „Bitte fang nicht damit an. Du glaubst doch nicht ernsthaft, die Götter hätten dir eine Nachricht geschickt.“ Goltan war ein großer Elf mit überdurchschnittlich langen, spitzen Ohren. Seine dunklen Haare waren für einen Elfen erstaunlich kurz, sein Gesicht bartfrei. Bei den Elfen war Bartwuchs eine Seltenheit. Goltan hatte starke, kräftige Oberarme und trug ein weißes, von der salzigen Seeluft befeuchtetes Hemd. Seine dunkle Hose schien genauso beschlagen zu sein. Die Füße steckten in hellbraunen Sandalen.

Sein Freund Loz war schon mehr als doppelt so alt wie Goltan. Loz’ grau-blaue Haare waren länger als Goltans und nach hinten gebunden, wo sie unter der blauen Kapuze verschwanden. Loz’ Ohren waren nicht so lang wie die seines Freundes, sein Gesicht hatte etwas Falkenartiges und war von mehreren Falten durchzogen. Loz trug einen blauen Kapuzenmantel, der ihm bis zu den Fußknöcheln reichte und um den Bauch und an den Knien einen weißen Streifen hatte. Auf der Rückseite der Kapuze war das schöne Bildnis eines silbernen Falken eingestickt. Loz hatte seinen Gehstock an die Bank gelehnt. An dem Stock hingen einige frische, saftige Blätter herab, und wenn sie im Winter abfielen, wuchsen sie im Frühjahr wieder nach. Der Stock lebte.

Loz sah bedrückt auf die Tischfläche vor sich. „Du glaubst mir nicht“, stellte er traurig fest. Goltan beugte sich wieder nach vorne und sagte leise zu Loz: „Die Zeit der Propheten ist schon lange vorbei, Loz. Die meisten haben sich als Lügner entpuppt, die sich bezahlen ließen, um falsche Prophezeiungen zu geben.“

„Hältst du mich für einen korrupten Lügner, Goltan?“, fragte Loz ohne Anschuldigung in der Stimme. Goltan schüttelte sofort den Kopf. „Nein, du bist kein Lügner. Aber du bist ein Träumer, Loz. Ich habe auch oft genug Träume, vor denen ich mich fürchte. Aber bisher ist noch keiner in Erfüllung gegangen.“ Goltan trank einen kleinen Schluck aus seinem Glas. „Tut mir leid, Loz, aber ich glaube, du verrennst dich da in etwas.“ Loz bewegte sich nicht. „Ich war mir noch nie so sicher wie jetzt“, sagte er nach einer Weile des Schweigens. Dann sah er Goltan an. „Wenn du mir schon nicht glaubst, wer wird es dann tun?“ Goltan zuckte mit den Schultern. „Sie werden dir alle dieselbe Antwort geben. Warum sollten die Götter das Unheil über uns bringen? Was haben wir uns zuschulden kommen lassen?“ Loz blies verächtlich die Luft aus. „Was habe ich mir zuschulden kommen lassen, dass mir die Götter falsche Visionen schicken? Ich glaube nicht, dass die Götter irgendetwas damit zu tun haben, was ich gesehen habe.“

„Glaubst du nicht an die Götter?“, fragte Goltan. Loz ließ sich mit der Antwort Zeit. „Es gibt Momente, da glaube ich nicht an sie.“ Mit einem Mal verstummten alle in der Kneipe. Langsam drehten sich alle zu Loz und blickten ihn an. Ein Mann aus einer weiter hinten gelegenen Ecke des Gasthauses sprang auf. Loz erkannte ihn an seiner Kleidung. Er war ein Priester. Er trug weite, purpurne Gewänder und hatte einen goldenen Stirnreif, der das blau-grüne Haar an die Stirn drückte. Die langen Elfenohren zeigten zu beiden Seiten des Gesichtes nach oben. Der Mann machte ein paar große, schnelle Schritte auf Loz zu, während er sagte: „Prophet! Lügner! Es ist nur die Gnade der Götter, die dich vor Krankheiten schont! Du solltest schweigen und dich schämen für die Lügen, die du und die Deinen verbreitet haben! Verschwinde und bete, damit die Götter dir gnädig bleiben, was ich ohnehin nicht verstehen kann!“

Loz blieb ruhig, während Goltan den Priester verwundert anglotzte. „Ein Priester, der die Götter nicht versteht“, sagte Loz, „Wunderbar.“ Der Priester fand einige Fürsprecher unter den Gästen im Lokal, die auch aufstanden und sich ihm anschlossen. Der Priester ging zu Loz’ und Goltans Tisch und schlug mit den Fäusten so hart darauf, dass das Wasser in Goltans Glas Wellen schlug. „Seht ihn euch an! Nun spottet er noch über die Götter und uns, ihre Boten und Schützlinge.“ Er wandte sich direkt an Loz. „Du solltest deine Zunge hüten, Prophet. Der Zorn der Götter wird dich treffen, wenn du dich gegen sie aussprichst.“ Loz zeigte weiterhin keine Regung. „Dann sind die Götter Diktatoren, die jeden zerquetschen, der sich gegen sie auflehnt. Und so etwas betet ihr an.“ Der Priester lief vor Zorn rot an und Goltan fühlte sich verpflichtet, den Mann in der purpurfarbenen Robe zurückzuhalten. Loz stand auf und ging zur Tür. Er öffnete sie und ließ das Sonnenlicht hereinfallen. Dann wandte er sich noch einmal an den Priester: „Ihr unterwerft euch jemandem, von dem ihr gar nicht wisst, ob es ihn gibt. Wenn die Götter mich bestrafen sollten, warum tun sie es dann nicht?“ Mit dem Stock als Geh- und Stützhilfe verließ Loz das Gasthaus und allmählich kehrte wieder Ruhe ein.

Loz war nicht verwundert darüber, dass ihm niemand glaubte. Auch die Tatsache, dass Goltan skeptisch war, war alles andere als überraschend. Mehr hatte Loz jedoch die Reaktion des Priesters überrascht, als er sich über die Götter geäußert hatte. Dieser Mann war ein Paradebeispiel für die Engstirnigkeit, die unter Elfen erschreckend stark verankert war. Wie dem auch sei. Bei dem einfachen Volk, das in diesem Gasthaus war, hätte es ohnehin nicht viel gebracht, hätte man ihm geglaubt. Loz musste die Leute überzeugen, die Macht und Einfluss hatten.

Die Elfen wurden von einem Rat mit sieben Mitgliedern regiert. Einer von ihnen war der Ratsvorsitzende, der mit triftiger Begründung andere Mitglieder aus dem Rat entlassen oder neue Mitglieder hereinholen konnte. Der Ratsvorsitzende kam schon seit Generationen aus Treelive und hatte die Funktion, Vorschläge anzuerkennen oder sie abzulehnen. Brachte ein Ratsmitglied einen Vorschlag, so musste er erst vom Ratsvorsitzenden als logisch und umsetzbar anerkannt werden, bevor er vom Rat diskutiert wurde. Solche Diskussionen zogen sich über Wochen und Monate. Es war schwierig, neue Gesetze oder Regelungen durchzubringen, denn den Rat für sich und einen Vorschlag zu gewinnen, war nicht leicht. Vor allem, wenn der Ratsvorsitzende selbst gegen diesen Vorschlag war. Wenn der Vorsitzende eine Sache gut fand, brauchte er mehr als ein Drittel im Rat, das ihm zustimmte – also mit sich selbst drei. Wenn diese drei zustande kamen, wurde die Sache umgesetzt. Brachte ein gewöhnliches Ratsmitglied einen Vorschlag, so brauchte er mehr als die Hälfte, also mindestens vier Mitglieder, sich eingeschlossen, um die Sache durchzubringen. Die Stimme des Vorsitzenden zählte auch hier nur einfach. Trotz dieses Systems gingen neue Beschlüsse im Rat im Schleichtempo voran. Loz hielt nicht viel von dieser Regierung. Seit fast einem halben Jahr wurde nun schon darüber debattiert, ob man das Ratsmitglied Machutoc nun aus dem Rat entlassen sollte oder nicht. Machutoc war gegenüber eines anderen Ratsmitglieds handgreiflich geworden und hatte ihm mit dem skandalösen Spruch „Elfenblut kann nur mit Elfenblut beglichen werden!“ die Nase blutig geschlagen. Der Rat sprach sich fast einstimmig dafür aus, Machutoc loszuwerden. Manche Ratsmitglieder sprachen sogar über die Todesstrafe.

Der Vorsitzende jedoch war ein Fürsprecher Machutocs, da dieser bisher immer sinnvoll und wohlüberlegt gehandelt und sogar auf Fragen geantwortet hatte, die der Vorsitzende selbst nicht einmal verstanden hatte. Während der Rat über diesen Rausschmiss debattierte, häuften sich die wichtigen Probleme, die das Volk angingen, geradezu. Schlechte Ernten, Schiffe, die unerklärlicherweise einfach in einen Strudel gerissen wurden – und natürlich Untote. Die Elfen waren ein friedliches Volk, trotzdem blieben sie von der Plage der Untoten nicht verschont. Die knochigen Gestalten standen Nacht für Nacht von Friedhöfen auf und zogen durch die Straßen, um Unheil anzurichten und sich zu vermehren – wobei dies durch das Töten weiterer Lebender geschah. Wenn ein Elf starb, verweste sein Fleisch nicht und er wurde auch nicht von Kleintieren zerfressen wie andere Lebensformen. Stattdessen verwandelte sich sein Körper im Lauf der Zeit in einen Baum. Doch wenn ein Elf durch die Hand eines Untoten starb, wurde er selbst zu einem solchen. Es war, als läge auf den wandelnden Toten ein Fluch, der sich wie eine Krankheit auf ihre Opfer überträgt. Wieder war es Ratsmitglied Machutoc gewesen, der Maßnahmen gegen die Untoten ergriffen hatte. Er ließ bewaffnete Wachen ausbilden und eine eigene Organisation gründen, die die Bewegungen der Untoten im Auge behalten sollte. So war es gelungen, die unheimlichen Geister im Süden der Insel zu isolieren.

Die Elfeninsel war von einem west-ost-laufenden Gebirge in zwei Hälften geteilt, die südlichen Ebenen und die Nordwälder. Während sich südlich des Großen Zauns, wie das Gebirge im Volksmund genannt wurde, fast gar nichts befand, dienten die üppigen Nordwälder den Elfen als belebtes Siedlungsgebiet. Hier, in großen, weiten Wäldern, lebten die Elfen in mit saftigen Blättern bestückten, hohen Bäumen, während auf der fast steppengleichen südlichen Ebene außer ein paar Tieren nichts lebte. Seit Machutocs Maßnahme liefen dort die Untoten herum – und bevor sie die erste Elfenstadt erreicht hatten, mussten sie jede Nacht wieder umkehren, denn sie scheuten das Sonnenlicht und verbrachten den Tag am liebsten in ihren Gräbern. Magier und Forscher hatten sich mit den Untoten beschäftigt, aber niemand war hinter das Geheimnis ihrer Herkunft gekommen.

Loz hatte allerdings einen unerklärlichen Zusammenhang gefunden. Es hieß, vor etwas weniger als eintausend Jahren sei die mentale Verbindung, die zwischen Elfen und Drachen schon seit Anbeginn der Zeit bestand, erschüttert worden. Die Drachen seien in Angst verfallen und fliegen jetzt über dem Meer, auf der Suche nach neuem Land. Ihre Heimat im hohen Norden soll angeblich von einem herabstürzenden Himmelkörper zerstört worden sein. Und zur gleichen Zeit waren die ersten Untoten aufgetaucht. Loz war bewusst, dass das auch ein dummer Zufall sein konnte. Es könnte auch alles nur Einbildung sein, denn die Theorie, dass zwischen Drachen und Elfen überhaupt eine Verbindung bestand, war nicht bewiesen. Womöglich hatte sich jemand vor sehr langer Zeit nur einen dummen Scherz erlaubt, als er diese Behauptung aufgestellt hatte.

Fakt war, dass Machutoc das Problem mit den Untoten gelöst hatte, und dass man ihm dies hoch anrechnete. Hätte er das damals nicht getan, so wäre er schon längst aus dem Rat verbannt worden.

Für Loz war das im Moment schlecht. Je länger der Rat noch über Machutocs Ausscheiden aus dem Rat verhandelte, desto länger könnte es dauern, bis ihm jemand im Rat Gehör schenkte. Er kannte ein Mitglied, sogar den Vorsitzenden, persönlich, aber der würde Loz hinten anstellen, so wie es die Ordnung verlangte – zuerst werden die alten Probleme behandelt, die neuen können warten. Doch Loz’ Problem konnte nicht warten. Er beschloss, sich noch vor Sonnenuntergang mit dem Vorsitzenden zu treffen.

Der Vorsitzende hieß Mathros. Er stammte, wie seine Vorgänger auch, aus Treelive, doch lebte bei seiner Frau in Palor. Er hatte einst behauptet, wegen des schönen Meeres hierher gezogen zu sein. Während die Verhandlungen um Machutoc liefen, war er in Treelive in der Kopfbirke gewesen, wo der Regierungsrat seinen Sitz hatte. Doch eines der Ratsmitglieder war mitten in den Verhandlungen nach Faltous über das Meer gereist, um die dort heikle Lage zu überprüfen. Die Ratsfrau, Medoché, hatte das den Bewohnern von Faltous schon lange versprochen. Faltous war eine der Städte, die nicht auf der Elfeninsel lagen. Sie lag im Norden Selakuns, dem Kontinent, auf dem die Orks heimisch waren. Bisher war Faltous vor den Orks sicher gewesen, doch Medoché hatte den Rat schnell davon überzeugt, dass die Orks aggressiv und feindselig reagieren würden, wenn sie Faltous entdecken sollten. Faltous hatte als einzige Stadt der Elfen die Erlaubnis bekommen, entgegen der Heiligen Regel, nicht zu kämpfen und zu töten, Soldaten und Krieger auszubilden, befestigte Stadtmauern mit Wachtürmen zu errichten. All diese Erlaubnisse waren schon vor Jahrhunderten gegeben worden. Medoché kam aus Faltous und vertrat ihre Heimat im Elfenrat.

Dank ihrer Abreise waren die Verhandlungen um Machutoc vorübergehend eingestellt, Mathros war in Palor und Loz konnte mit ihm sprechen. Loz erhoffte sich nicht viel, doch er musste versuchen, irgendjemandem die drohende Gefahr klar zu machen.

„… und dann schufen sie das Leben. Die Frau schuf es und der Mann beschützte das Leben auf der Welt Girga, befreit vom Atem des Skatureor. Abadakon schuf die Wächter, um den Strudel des Skatureor zu beschützen, und jede Möglichkeit, dass Dämonen die Schöpfungen der Rodalla erneut bedrohten, auszulöschen. So sollte das Leben friedlich auf Girga gelebt werden.

Kastro hasste diese Textpassage. Er zerriss zornig die Schriftrolle, auf der sie stand, und warf sie angewidert in das Feuer des Kamins, wo sie sofort in hellen Flammen aufging. Dies war die letzte Strophe der Schöpfungsgeschichte Girgas gewesen, an die Orks, Zwerge und Menschen glaubten. Kastro hatte Ganach schon fast dreimal ganz durchgelesen, das heilige Buch der girganischen Religion, um eine Stelle zu finden, an der er anpacken konnte. Er suchte nach einem wunden Punkt seines Vaters, er suchte eine Gelegenheit, seiner Familie die Verbannung auf Girga heimzuzahlen. Er suchte nach einer Möglichkeit, die Macht an sich zu reißen. Der Vater-Sohn-Konflikt war ganz natürlich und Kastro fand, dass die tausend Jahre Wartezeit genug waren. Nach tausend Jahren, so lange war Kastro ungefähr schon auf Girga, war es an der Zeit, den Vater zu stürzen.

Abadakon schuf die Wächter … Zu Zeiten der Wächter war Kastro noch ein Gott gewesen. Doch selbst als solcher war es ihm nicht gelungen, den Niedergang der Wächter ganz zu verfolgen. Auch er konnte es nicht erklären. … jede Möglichkeit, dass Dämonen die Schöpfungen der Rodalla erneut bedrohten, auszulöschen … Die Wächter waren fort. Nichts stand zwischen Kastro und dem Strudel des Skatureor, der die Dämonen barg, die die geliebte Schöpfung der Götter wieder zerstören konnten …

Girga - Waldsterben

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