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Propheten und Politik

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Die Straße wurde nur noch von einer Sternenfackel erleuchtet, die neben der Tür zu Lujas Haus hing. Sternenfackeln waren eine besondere – eine verzauberte – Fackelart. Sie brannten in einem angenehmen, beruhigenden Himmelblau und versprachen daher einen besseren Schlaf. Außerdem flackerten sie nicht wild umher wie normales Feuer, sondern bewegten sich in langsamen, gleichmäßigen Wellenbewegungen. Manche Elfen entzündeten solche Sternenfackeln, wenn sie nicht schlafen konnten, in ihrem Schlafzimmer. Als Beruhigungsmittel gab es diese Fackeln auf jedem größeren Markt zu kaufen.

Loz ließ seine Sinne nicht von der Sternenfackel betören. Er stand, auf seinen Stock gestützt, neben der Holztür zu Lujas Baum und wartete. Der Stamm des Baumes war breit und die Baumhöhle, in der Luja lebte, war tief und hatte ein erstes Stockwerk. Loz besuchte seine Schwester oft und fand sich in ihrem Baumhaus genauso gut zurecht wie in seinem eigenen. Die große Holztür war verschlossen und Loz musste warten, bis Luja zurückkam, wo immer sie auch war. Loz wusste, dass sie um diese Zeit mit ihrem Mann Mathros, dem Ratsvorsitzenden, einen Abendspaziergang zu machen pflegte, wann immer es möglich war. Mathros musste oft Wochen und Monate in Treelive verbringen, und Luja wollte jede Minute, die er zu Hause war, bei ihm sein. Der Spaziergang war bei den beiden zu einer Tradition geworden, seit ihr einziger Sohn Zjustor fortgezogen war und nun sein eigenes Leben lebte. Loz hatte seinen Neffen allerdings schon seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen und Luja oder Mathros auch nicht. Zjustor war über das Meer nach Faltous gereist, die einzige Kriegerstadt der Elfen, um sich dort zum Soldaten ausbilden zu lassen. Viele junge Frauen und Männer, die sich vom Ratsmitglied Machutoc überzeugen ließen, schlugen diesen Weg ein. Mathros war ein Fürsprecher Machutocs und fand den Weg seines Sohnes in Ordnung, viele andere, darunter auch einige Ratsmitglieder, hielten diese jungen Leute für Fanatiker.

Loz’ sensible Elfenohren fingen Geräusche auf. Schritte und die Fetzen von Worten, die mit jeder Sekunde deutlicher wurden und schon bald zu Sätzen heranwuchsen. Und dann traten Luja und Mathros in den Schein der Sternenfackel.

Luja war jünger, aber größer als der schon alternde Loz. Während seine Haare ergrauten, waren ihre noch jugendlich dunkel-türkis, bei Elfen eine seltene und für sehr hübsch gehaltene Haarfarbe. Ihre Haut war genauso blass wie seine, die Ohren hatten die gleiche Länge. Lujas Gesicht wies ebenso falkenartigen Züge auf wie Loz’. Ihr Haar war zu einem Zopf gebunden, der zwischen ihren Schulterblättern endete. Sie trug eine Kette um den Hals, deren Anhänger an einen Sichelmond erinnerte, er war aus echtem Silber. Mathros trug dieselbe Kette – das elfische Symbol für die Ehe. Luja trug eine fließende, warme Weste, die ihr bis zu den Knien reichte, und eine dicke Wollhose. Sie hatte klare, braune Augen – im Gegensatz zu Loz’ Augen, die silbern glänzten.

Mathros war etwa so groß wie Luja. Er überragte Loz damit um wenige Zentimeter. Sein schwarzes Haar war kurz gehalten und sein Gesicht trug nicht den Ansatz eines Bartes – da Elfen kaum Bartwuchs hatten. Er hatte ausgeprägte Wangenknochen und seine Elfenohren waren noch länger als Loz’ oder Lujas. Die grünen Augen lagen unter buschigen, schwarzen Augenbrauen. Mathros trug ein blaues Hemd, darüber eine weiße Weste und eine dunkelblaue Hose. Am Ringfinger seiner linken Hand steckte ein großer Ring, in dem ein Smaragd lag, was ihn als Ratsvorsitzenden auswies.

Loz verstand nicht, worüber die beiden sprachen, als sie ankamen, doch sie stellten das Gespräch ein, als Luja ihren Bruder vor der Tür sah.

„Loz“, begrüßte sie ihn und umarmte ihren Bruder kurz zur Begrüßung. „Du warst schon lange nicht mehr hier“, fügte sie hinzu.

Loz nickte. „Ja, ich musste in letzter Zeit über so viel nachdenken, dass ich ganz vergessen habe, meine letzten Verwandten hier zu besuchen.“ Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Habt ihr mal etwas von Zjustor gehört?“

Luja antwortete: „Ja, er soll jetzt seine Ausbildung als Kriegsdruide abgeschlossen haben.“

„Kriegsdruide?“, fragte Loz. „Was um alles in der Welt soll denn das sein?“

„Ein Benutzer der Naturmagie, der auch mit Schwert und Schild umgehen kann. Die Kombination sozusagen“, erklärte Mathros. Dann sagte er beiläufig und scherzhaft: „Ach ja, hallo Loz.“

Loz lächelte und erwiderte den Gruß. „Nun, ich bin gekommen, weil …“, sagte er dann, doch Luja unterbrach ihn: „Können wir das drinnen besprechen? Nachts wird mir immer so schnell kalt.“ Mathros legte ihr die Hand auf die Schulter und sie lächelte kurz. „Das wollte ich auch vorschlagen“, sagte Loz. Mathros ging zur Tür und zog einen Schlüsselbund unter seiner Weste hervor. Er steckte den Schlüssel in das Schloss und drehte ihn zweimal, dann öffnete sich die Tür knarrend. Einen Schlüssel konnte sich nicht jeder Elf leisten, Schlüssel dienten mehr als Statussymbol denn als Absicherung für Hab und Gut, und waren oft kunstvolle Holz- oder Metallgegenstände.

Luja eilte mit raschen Schritten ins Innere der gemütlichen Baumhöhle, dann folgte Loz und Mathros ging als Letzter und schloss die Tür wieder hinter sich.

Stallesa“ – das alt-elfische Wort für Licht – sagte Luja, und die Sternenfackeln im Raum herum begannen aufzuleuchten und ihren gleichmäßigen Tanz zu vollführen. Sie leuchteten heller als die Fackeln draußen, was Luja auf magischem Wege kontrollieren konnte. Alle Naturmagie-Zauber wurden auf Alt-Elfisch ausgesprochen, es sei denn, man war professionell genug, um den Zauber nicht mehr aussprechen zu müssen. Luja, die Magie aber nur für den Haushalt gebrauchte, war dies nicht. „Ich habe noch einen Kräutertee von heute Nachmittag“, sagte sie, „soll ich euch welchen machen?“

Loz antwortete: „Ja, bitte.“

Mathros verneinte. Der Ratsvorsitzende ließ sich auf seinem Platz bei dem viereckigen Tisch nieder. Der Tisch stand mit einer Seite zur Wand, Mathros saß auf der gegenüberliegenden. Der Platz zu seiner Rechten war für Luja reserviert, also ließ sich Loz links von Mathros nieder und atmete entspannt aus, als er endlich saß. Schließlich hatte er lange auf Luja und Mathros warten müssen – im Stehen.

Bevor Loz irgendetwas sagen konnte, kam Luja mit einem Tablett herbei, auf dem zwei große Tassen dampfenden Tees standen. Sie hatte ihn wieder mit magischer Hilfe erwärmt, so erklärte sich Loz, warum es so schnell gegangen war. Luja setzte sich auf ihren Platz gegenüber von Loz und wärmte ihre Hände an der Tasse, während ihr Bruder seine eigene dankend vom Tablett nahm und einen kleinen Schluck daraus trank.

„Also. Was können wir für dich tun?“, wollte Luja wissen, während sie die Tasse mit allen Fingern umschloss. Loz stellte seine wieder auf die weiße Tischdecke und sagte: „Wenn ich jetzt anfange zu erzählen, müsst ihr mir eins versprechen: Sagt nicht: Nicht noch eine Zukunftsvision.“

Mathros lagen diese Worte offenbar auf der Zunge, denn er hatte den Mund bei noch eine geöffnet und erst auf Lujas strengen Blick wieder geschlossen. „Was hast du diesmal gesehen?“, fragte Luja. In ihrem Tonfall schwang kein Unglaube mit, eher Interesse. Aber Luja war so ziemlich die Einzige, bei der Loz das feststellen konnte.

Er begann zu berichten: „Ich habe schon seit vielen Nächten denselben Traum. Und manchmal brauche ich auch tagsüber einfach mal an nichts zu denken und schon kommen mir diese Bilder in den Kopf.“ Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. „Ich stehe da jedes Mal an einem Ort in Palor. Manchmal vor eurem Baum, manchmal vor meinem … Einmal war ich beim Hafen, dann war ich wieder bei der Tasfa-Kapelle. Egal. Ich schaue dabei jedes Mal Richtung Treelive und sehe, wie die Stadt von einer Feuerwalze überrollt wird.“

Mathros wollte offenbar etwas sagen, beherrschte sich aber. Loz fuhr fort: „Die Stadt verbrennt. Die Feuerwalze macht einfach alles dem Erdboden gleich. Ich höre immer die Stimmen Tausender sterbender Elfen. Es ist einfach furchtbar. Das Unheil, also die Feuerwalze, kommt dann immer auf Palor zu. Manchmal sehe ich, wie sie jemanden überrollt. Mal Goltan, mal dich, Luja, oder sonst jemanden.“

Luja zuckte bei der Erwähnung ihres Namens kurz zusammen.

„Und wenn sie mich dann trifft, wache ich auf. Einmal habe ich vorher noch einen Falken gesehen. Und einmal ein Wesen, das ich gar nicht beschreiben kann. Es war groß und hatte einen langen Hals … Stacheln am Rücken …“ Loz schloss die Augen, während er sein Gedächtnis durchkramte. Er warf die Hände in die Luft. „Mehr konnte ich mir nicht merken, dieses Wesen betreffend. Es war beängstigend.“ Er beugte sich nach vorne: „Aber eines weiß ich: Das Unheil wird kommen. Es wird kommen, und noch können wir etwas dagegen tun!“ Loz steigerte sich so in die Überbringung dieser Botschaft, dass er aufstand und mit den Handflächen auf den Tisch schlug. „Wir müssen etwas tun!“

Mathros schüttelte verständnislos den Kopf. „Und wie sollen wir dir dabei helfen?“

Loz sah ihn an. „Liegt das nicht auf der Hand? Du bist der Ratsvorsitzende, Mathros. Lege das dem Rat vor.“

„Wenn ich das tue, bin ich die längste Zeit Ratsvorsitzender gewesen“, erinnerte Mathros ihn. „Jeder, der heute noch an Prophezeiungen glaubt, wird für verrückt erklärt.“

Loz schaute ihn durchdringend an. „Sieh mich an“, verlangte er. „Sehe ich verrückt aus?“ Loz wusste, dass seine Augen nur eines ausstrahlten: Weisheit.

Mathros schüttelte den Kopf. „Nein.“ Und er sagte es nicht nur aus Höflichkeit, das wusste Loz. Wieder an beide gewandt sagte er: „Am Anfang war es noch nicht so schlimm, aber jetzt kann ich schon zusehen, wie die Feuerwalze wächst und größer wird und alles zerstört. Glaubt mir, nichts ist schlimmer als zu wissen, wie das Unheil sich entwickelt.“ Loz setzte sich wieder hin. „Aber ich muss mit gebundenen Händen zusehen. Wie du schon sagtest, Mathros, jeder, der an Prophezeiungen glaubt, wird für verrückt erklärt. Und wer sie macht, ebenfalls. Deshalb komme ich ja zu euch. Als Ratsvorsitzender musst du etwas tun können, Mathros.“ Nach einer kurzen Pause des nachdenklichen Schweigens fügte er hinzu: „Das ist mehr als nur eine Vision. Das ist unsere Zukunft. Oder unser Ende.“

Luja starrte in ihre Tasse. „Die Vorstellung, dass wir alle von einer riesigen Feuerwalze überrollt werden … macht mir Angst.“

„Die Feuerwalze verkörpert doch nur das Unheil“, erklärte Loz.

„Welches Unheil?“, wollte Mathros wissen. „Seuchen? Untote? Hungersnöte? Überschwemmungen? Es gibt so viel Unheil.“

„Nichts davon“, sagte Loz, „es ist etwas viel Größeres. Wir werden es mit Mächten zu tun bekommen, vor denen selbst die Götter fliehen werden.“

Ohne es zu wollen, versetzte Loz seine Schwester in Angst. Schließlich fuhr sie hoch und sagte: „Hör auf!“

Loz wandte sich zu ihr um.

„Das … ist zu viel für mich“, sagte sie etwas ruhiger. Sie zitterte am ganzen Leib und ihre Haut war noch blasser als normal. Mathros ergriff ihre Hand und drückte sie zart.

„Ich wollte dir keine Angst machen“, entschuldigte sich Loz. „Aber ich muss das sagen, bevor es zu spät ist. Noch können wir etwas tun.“

„Ich halte es für besser, wenn du jetzt gehst“, schlug Mathros vor. Luja zitterte weiterhin, doch sie sagte: „Wegen mir? Nein. Wenn es so wichtig ist, dann sag es, Loz. Ich werde es schon irgendwie verarbeiten.“

Loz fand diese Stärke an seiner Schwester bewundernswert. Obwohl sie panische Angst vor jedem Wort hatte, das er sagte, gestattete sie ihm, weiter zu sprechen, damit Mathros den Rat in Kenntnis setzen und damit vielleicht die Elfen retten konnte – alles unter der Voraussetzung, dass Loz’ Vision eintreffen würde.

„Bist du sicher?“, hinterfragte Mathros. Luja nickte steif. „Ja. Rede weiter, Loz.“

Loz schenkte ihr einen anerkennenden und zugleich dankenden Blick, ehe er sich wieder an Mathros wandte. „Ich bitte dich im Namen aller Elfen: Trage meine Vision dem Rat vor.“

Mathros schwieg, wechselte einen Blick mit Luja und nickte schließlich. „Das werde ich. Und ich werde versuchen, sie davon zu überzeugen. Aber ich habe nicht viel Hoffnung.“

„Danke, Mathros. Gib dein Bestes“, bat Loz.

Mathros nickte abermals. Dann fragte er: „Angenommen, diese Macht trifft ein, wie sollen wir uns dagegen wehren?“

Luja zitterte wieder stärker und Mathros rückte mit seinem Stuhl näher an sie, um sie in seine Arme zu nehmen. Luja ließ sich sofort in den schützenden Griff fallen. Mathros strich ihr sanft übers Haar, während er Loz’ Antwort lauschte: „Gegen dieses Unheil können wir uns nicht wehren. Die einzige Möglichkeit ist, davonzulaufen.“

„Fortgehen? Wohin?“, wollte Mathros wissen.

Loz seufzte. „Ich weiß es nicht genau. Sicher wären wir nirgends. Nicht auf der Nachbarinsel. Nicht im Süden, auf Selakun. Nicht im Norden, auf Eupata. Überall leben andere Völker, und wir wissen nicht, wie sie auf uns reagieren werden. Es wäre ein Risiko, aber wenn wir hier bleiben, wäre es …“ Er sprach leiser, als würde Luja ihn dann nicht hören, „… unser sicheres Ende.“

Mathros lehnte sich langsam zurück, ohne seine Frau dabei loszulassen. „Das klingt irgendwie … unglaublich“, sagte er merklich zweifelnd.

„Ich hatte befürchtet, dass du das sagen würdest.“ Er zog seine Tasse heran und stellte sie zwischen sich und Mathros. „Sieh dir das an“, sagte Loz und tippte mit seinem Finger an die Oberfläche des immer noch leicht dampfenden Heißgetränks. Wellen breiteten sich an der Oberfläche aus und rasten bis zum Rand, wo sie reflektiert wurden. „Wenn du mir jetzt nicht glaubst, wird sich das rächen. Aber in gigantischem Ausmaß.“ Er zog die Tasse schnell zu sich heran, wodurch ein kleiner Wellengang entstand. „Mathros. Beherzige meine Worte. Trage die Sache dem Rat vor. Und versuche, so viele Elfen wir nur möglich zu retten. Das ist vielleicht unsere letzte Chance.“ Schnell fügte er hinzu: „Goltan hat mir schon nicht geglaubt, aber wenn bekannt wird, dass meine Vision vom Rat diskutiert wird, so wird er vielleicht doch noch einmal darüber nachdenken – und viele andere auch.“

„Ob wir überleben oder nicht hängt also davon ab, ob ich dem Rat die Sache vortrage oder nicht?“, fragte Mathros.

„Teilweise“, antwortete Loz. „Wichtiger ist, dass man mir Glauben schenkt. Ich kann es nur noch einmal sagen, das Unheil wird kommen. Und wenn wir uns retten wollen, so müssen wir schnell etwas dagegen unternehmen. Wir müssen fliehen. Kämpfen hätte keinen Sinn.“

Mathros nickte. „Ich werde mein Bestes geben. Ich hoffe, das ist genug.“

„Ich bin schon froh, wenn ihr mir glaubt. Ihr, Zjustor und Goltan. Ihr seid die wichtigsten Elfen in meinem Leben. Euch möchte ich unbedingt warnen und retten – und so viele andere wie nur möglich.“

„Und wenn wir es auf eigene Faust machen müssen, mit Goltans Sturmbezwinger: Wenn uns das Wasser bis zum Hals steht, fliehen wir mit dem Schiff“, sagte Luja, ihre Stimme ein wenig fester als zuvor, ihre Augen zeugten jedoch davon, kürzlich Angsttränen vergossen zu haben.

Mathros lachte kurz. „Der Kahn bringt uns da schon hin. Wohin auch immer.“

„Unterschätzt das nicht, Goltan soll eins der besten Schiffe haben“, sagte Loz mit erhobenem Finger, um die Stimmung ein wenig aufzuhellen. Er hatte das Gefühl, dass er nicht einfach so Angst verbreiten und dann gehen konnte. Mathros würde dem Rat die Sache vortragen, das war vorerst alles. Loz wollte aber die Stimmung wieder ein wenig aufklären, deswegen begann er mit einem normalen Gesprächsthema, während er seine Tasse an die Lippen hob und den Tee mit einem schmalen Luftzug kühlte.

„Wie stehen die Verhandlungen um Machutoc?“

Mathros zuckte mit den Schultern. „Schleichend. Machutoc hat genau so viele Fürsprecher wie Leute, die ihn am liebsten in die Wüste schicken würden. Seine eigene Stimme zählt nicht. Die Gespräche stecken seit Wochen im Stillstand fest. Es wird einigen im Rat nicht gefallen, aber ich glaube, um eine Volksabstimmung werden wir kaum herumkommen.“

„Ganz Faltous wird für ihn sein“, sagte Luja. Sie richtete sich wieder auf und griff nach ihrer Tasse, dann machte sie drei Schlucke zur Beruhigung. Loz beobachtete erfreut, dass er auf dem besten Weg war, die Stimmung wieder aufzulockern.

„Ja. Faltous und all seine Krieger … Die werden doch alle von Machutoc unterstützt“, sagte Mathros. „Eigentlich dürfte ich das gar nicht sagen, aber Machutoc hat selbst persönliche Leibwachen aus Faltous angeheuert. Er hat vorgeschlagen, dass die Elfen, so wie alle anderen Völker, ein richtiges Heer bekommen sollen.“

„Ein Heer? So mit Soldaten und so was?“, fragte Luja scherzhaft.

Loz machte eine abwinkende Geste. „Ein Elfenheer ist genauso unvorstellbar wie die Einführung eines solchen Heeres. Kein Elf würde sich in Rüstung werfen und mit Schwert und Schild in die Schlacht ziehen.“

Mit einem Hauch eines Grinsens auf dem Gesicht sagte Mathros: „Vor weniger als fünf Minuten haben wir über Faltous gesprochen.“

Das Gespräch zog sich noch eine Weile, und als Loz ging, erinnerte er Mathros noch einmal daran, so schnell wie möglich dem Rat von der Vision, die den Propheten quälte, zu berichten.

Luja nahm eine der Sternenfackeln im Raum von ihrem Platz und ging damit auf die Treppe in den zweiten Stock zu. „Was machst du damit?“, wollte Mathros wissen.

„Ich glaube, heute brauche ich eine zum Einschlafen.“ Mathros legte die Teetasse, die er gerade säuberte, weg und ging zu Luja, um sie in den Arm zu nehmen. „Du machst dir Gedanken um Loz’ Vision?“, fragte er, obwohl er die Antwort wusste.

„Ja“, sagte sie, „er ist mein Bruder, alleine deshalb schenke ich seinen Worten Glauben, aber … ich habe gleichzeitig furchtbare Angst. Ich bitte dich um eines, Mathros.“ Er lauschte gespannt. „Rette uns. Gib alles.“

Girga - Waldsterben

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