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„Mist, ich habe Heppner vergessen!“ In fünf Minuten würde Modrich wieder im Präsidium sein, als er sich das plötzlich sagen hörte. In letzter Zeit hatte Peer sich des Öfteren dabei ertappt, Selbstgespräche zu führen. Meist geschah das in Situationen, in denen er nicht alleine war. Im Gegenteil: Der Supermarkt war so ein Ort, an dem es fast regelmäßig passierte. Bisweilen bemerkte er, dass er argwöhnisch beobachtet wurde, während er „Wo zum Geier steht noch mal die Kokosmilch?“ von sich gab. Wurde er langsam seltsam? Was würde in ein paar Jahren sein? Würde er Supermärkte nur noch dann aufsuchen, um Selbstgespräche zu führen …? Der Gedanke daran war gleichermaßen surreal wie verstörend.

Er musste Heppner zumindest anrufen und informieren, dass er erst morgen zu ihm kommen würde. Heppner nahm ab, noch bevor das erste Klingelzeichen ertönte. „Modrich, wo in Dreiteufelsnamen stecken Sie? Ich drehe hier noch durch. Ich hatte mich auf Sie verlassen! Sie sind hoffentlich auf dem Weg?“ Modrich musste kurz Luft holen, er hatte immer noch das Gefühl, als sei ein ICE über sein Gesicht gerollt. Er sprach so langsam wie möglich, damit sein Chef ihn auch wirklich verstehen konnte: „Sorry, Chef, ich hatte leider keine Zeit bislang. Ich war kurz im Krankenhaus und bin jetzt wieder auf dem Weg ins Präsidium, muss mich erst um den aktuellen Fall kümmern. Morgen früh komme ich sofort bei Ihnen vorbei, ist das okay?“ Heppner seufzte laut auf: „Was ist denn mit Ihnen passiert? Sie klingen so, als hätten Sie den Mund voller Wattepads? Ich hab nur Bahnhof verstanden. Egal, ich brauche Sie. Und zwar jetzt! Gesine ist immer noch nicht aufgetaucht, ihre Geschäftspartnerin sagt, sie sei heute Morgen nicht im Büro erschienen. Ihr Handy ist ausgeschaltet, was völlig untypisch für Gesine ist. Ich verwette meinen Arsch darauf, dass ihr etwas zugestoßen ist!“ Bei den letzten Worten verlor Heppner völlig die Fassung und brach in lautes Schluchzen aus. Modrich versuchte, das Ganze herunterzuspielen und seinen Chef zu beruhigen. „Gab es eventuell Streit zwischen Ihnen in letzter Zeit? Vielleicht ist sie ja einfach nur zu ihrer besten Freundin, um ein paar Tage Ruhe zu haben. Verstehen Sie mich nicht falsch, aber wer sollte Ihrer Frau denn etwas antun wollen? Sie ist doch wirklich eine absolute Sympathieträgerin. Kommen Sie, Kurt, Hand aufs Herz: Gab’s Stress? Hat Gesine sich beschwert, dass Sie zu selten und zu spät nach Hause kommen? War sie am Ende eifersüchtig?“ Es schien fast so, als habe Peer einen Knopf gedrückt. Allerdings den Falschen. Deeskalation war links, er hatte rechts erwischt. Dort, wo „Vulkanausbruch“ stand. „Jetzt hören Sie mal gut zu, Sie Schimanski für Fußgänger, Sie Möchtegern-Emil-Zatopek: Gesine und ich haben keinen Stress, jedenfalls nicht mehr oder weniger als andere Paare! Aber, und das bleibt unter uns, sie hat anonyme Drohanrufe bekommen. Irgendjemand wollte sie ‚zur Rechenschaft ziehen‘. Vor ein paar Tagen kam sie abends nach Hause und war völlig aufgelöst, weil sie offenbar bis zum Auto verfolgt worden war. Wir haben das noch nicht so ernst genommen, weil es einfach zu wenig Konkretes gab, dem man hätte nachgehen können. Jetzt weiß ich, dass es ein Fehler war, meine Frau nicht eher zu schützen. Und deshalb bitte ich Sie jetzt noch ein letztes Mal: Schwingen Sie Ihren Marathonarsch hierhin, lassen Sie den Fall mal beiseite. Ich erwarte Sie in spätestens fünfzehn Minuten bei mir zu Hause!“

Blutgeschwister

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