Читать книгу halbtote schmetterlinge - Thomas Schadler - Страница 5
ОглавлениеProlog
An einem sonnigen Montagmittag Ende Juli raste auf der Autobahn ein knallroter Ferrari aus der Stadt in Richtung Süden. Immer auf der linken Spur bleibend, überholte er mit stark erhöhter Geschwindigkeit ein Fahrzeug nach dem anderen und entging dabei mehrmals nur knapp einer Kollision.
Die unbändige Beschleunigung des Achtzylinders, das röhrende Heulen des Motors und die verschwommen an ihm vorbeiziehende Landschaft berauschten den Fahrer und ließen ihn Zeit und Raum vergessen.
In einer langgezogenen, nicht enden wollenden Rechtskurve beließ er den Fuß auf dem Gaspedal und forcierte den Wagen unaufhörlich weiter. Durch die enormen Kräfte, die dabei freigesetzt wurden, verlor das Fahrzeug die Bodenhaftung, scherte aus der Spur und streifte die Leitplanke. Brüllend drehte es sich mehrfach um die eigene Achse, schlitterte die steile Böschung auf der gegenüberliegenden Seite hinauf, um durch die Luft zurück auf die Fahrbahn katapultiert zu werden, auf der es sich ein paar Mal überschlug und schließlich gegen einen Brückenpfeiler prallte.
Sofort bildete sich hinter dem Unfall ein kilometerlanger Stau und die schnell herbeigerufenen Rettungskräfte hatten Mühe, die Einsatzstelle zu erreichen. Der rote Ferrari hatte sich buchstäblich um den Betonpfeiler gewickelt und das völlig zerstörte Fahrzeug konnte nur mit schwerem Gerät zerlegt werden, um den schwerverletzten Fahrer aus dem Auto zu ziehen.
Für ihn kam jede Hilfe zu spät.
***
Am Freitag zuvor, kurz vor Geschäftsschluss, hatte ein sympathischer Mann mittleren Alters die Agentur in der Innenstadt, die Luxus- und Sportfahrzeuge der Extraklasse vermietet, betreten. Er ging an einem Stock, humpelte leicht und schien unter Schmerzen zu leiden. Trotzdem machte er einen seriösen Eindruck und hinterlegte, ohne zu zögern, eine größere Summe als Sicherheitsdepot. Den Ferrari hatte er vorab online für ein verlängertes Wochenende reserviert und erläuterte nun mit einem Lächeln, dass er damit zu einem Treffen mit alten Schulfreunden fahren wolle, um sie zu überraschen und zu beeindrucken. Von ihm würde niemand erwarten, einen solchen Wagen zu besitzen.
Nachdem die Formalitäten erledigt waren und ihn der Vermieter in die Bedienung des Sportwagens eingewiesen hatte, stieg er mit einiger Mühe in das tiefliegende Fahrzeug. Er legte den Stock auf den Beifahrersitz, startete den hochgezüchteten Motor, ließ die schwere Kupplung gefühlvoll kommen und fuhr ohne Rucken los.