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Der dumpfe Druck in ihrem linken Bein verwandelte sich zunehmend in ein einziges Stechen und Brennen. Auch ihr Kopf, und vor allem die linke Gesichtshälfte schmerzten. Vorsichtig tastete Edith Söhnker ihr Gesicht ab.

„Wo bin ich? Auf der Intensivstation?“

Unter Schmerzen versuchte sie den Kopf zu drehen, um sich zu orientieren. Links neben ihrem Bett sah sie mehrere grüne und blaue Apparate, die die Größe und Form von Starenkästen hatten. Grüne Lämpchen blinkten an ihrer Vorderfront auf. Alle in einem unterschiedlichen Rhythmus. Feine, transparente Kabel führten aus diesen Kästen zu ihrer linken Schulter. Oder waren es Schläuche? Natürlich, Infusionsschläuche! Jetzt sah sie, dass an den Spitzen der Chromstangen, an denen die blinkenden Kästen befestigt waren, sich etwas wie Garderobenhaken ausspreizte. An den Haken hingen unzählige Flaschen. Einige aus Glas, manche aus Plastik.

Edith versuchte nach links zu schauen. Ein Bett! Aber es schien niemand darin zu liegen! Irgendwo über ihr blinkte es rhythmisch und schnell – ein Monitor?

Nur kurz gelang es ihr, den Kopf ein wenig anzuheben. Eine Glasfront um eine weiße, große Tür trennte ihr Zimmer von einem nur gedämpft erleuchteten Raum, in dem sie undeutlich Schränke, Ständer und eine weitere Tür wahrnehmen konnte. Diese Tür schien auf einen hellerleuchteten Gang zu führen.

Ihr Kopf sank schon zurück ins Kissen, da erschrak sie. Was war das? Ihr Bein lag auf einer Schiene, weiß eingebunden, und ...

Noch einmal versuchte sie kurz den Kopf zu heben. Rötlich gefüllte, kleine Schläuche ragten aus dem Verband und führten irgendwo nach unten, aus dem Bett heraus.

„Mit meinem Bein stimmt was nicht ...“

Was war geschehen? Sie erinnerte sich dunkel an den Streit mit Felix. Sie hatten geschrien. Und dann ließ sich der Wagen nicht mehr lenken. Ja, als sie nach dem Überholen wieder vor dem LKW einscheren wollte. Der jähe Schrecken, der sie wie ein Eiszapfen durchbohrt hatte, als sie auf die Leitplanke zugerast waren, dieser atemberaubende Schrecken zuckte wieder in ihrer Brust auf.

Sie holte tief Luft. Der Rücken tat ihr weh. Vielleicht vom langen Liegen auf dem Operationstisch? O Gott, wie verzweifelt sie versucht hatte, den Wagen zu steuern! Ob das Aquaplaning gewesen war?

Die Kehle brannte ihr. Den Speichel herunterzuschlucken war eine Qual. Sie hatte Durst.

„Gibt es hier eine Klingel?“

Stefan – genau! – Felix war dahintergekommen, darum der Streit. Ach ja, Laura, er hatte Laura angerufen.

„Felix – was ist mit ihm?“

„Er wird es wohl auch schaffen“, hatte der Arzt vorhin gesagt; wie tief und warm seine Stimme geklungen hatte. Demnach geht es ihm schlecht. Und wenn er stirbt?

„Fahr nicht so schnell, du kommst noch früh genug zu ihm!“ Felix Stimme. Wenn er stirbt, bin ich schuld! O Gott dieser Schmerz im Bein, o Gott dieser Durst!

Edith entdeckte nun ein weißes Kabel, das von irgendwoher zu der galgenartigen Metallstange führte, die am Kopfende ihres Bettes befestigt war. Von dort ragte die Stange schräg in ihr Blickfeld. Das Kabel war daran befestigt und lief in einem kleinen Kästchen mit mehreren Schaltern aus. Das Schaltkästchen hing in Griffweite über ihr.

Ob das die Klingel ist? O Gott, wie mein Bein schmerzt, was ist nur damit? Wer weiß, was ich wieder anstelle, wenn ich auf einen der Knöpfe drücke ...

Stefan – sie waren doch verabredet gewesen! Sicher hatte er im Restaurant gewartet. Gott, was habe ich nur getan! Wenn Felix nun stirbt ... Wenn ich nun sterbe ... o dieser Schmerz im Bein ...

Stefan wird versuchen in Köln anzurufen. Wie soll er nur erfahren, wo ich bin?

Felix liegt zwei Zimmer weiter. Er weiß es ja jetzt. Stefan muss kommen. O dieser Durst, dieser Schmerz! Stefan muss zu mir kommen!

Edith streckte ihren rechten Arm vorsichtig hoch. Sie umgriff das Schaltkästchen und drehte die Schaltfläche zu sich hin. Einer der Schalter war rot. Das musste wohl die Klingel sein. Sie presste ihren Daumen auf den Schalter, der sofort rot aufleuchtete.


Hoffnung, Wunder und Liebe: 7 Arztromane

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