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12 Psychophysische Regulation Der Körper bedingt die Psyche, die Psyche bedingt den Körper.

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Ein Physiotherapeut stellte der erfahrenen Mitbegründerin der Konzentrativen Bewegungstherapie, Miriam Goldberg (vgl. Hesse et al. 2001) folgende Frage: »Mir ist es so unangenehm, wenn ich jemanden behandle, und er beginnt zu weinen, weil er emotional berührt ist. Ich kann nicht damit umgehen, wenn sich plötzlich eine ›Seele‹ öffnet. Sie antwortete: ›Siehst Du diese Tür dort? Ich habe in den letzten Tagen nur Körper durch diese Tür kommen und gehen sehen, keine Seelen. Es gibt keine Seele.‹«

Das sogenannte Seelische ist für uns subjektives Erleben. Für die Wissenschaft ist es an das Körperliche gebunden. Man beobachtet und erlebt den Körper, seine Bewegungen, seine Handlungen, besonders im Sport.

Man kann sehen, ahnen oder sich vorstellen, wie sich ein Sportler fühlt, was er in einer entsprechenden Situation denkt, beispielsweise vor einem entscheidenden Sprung oder Strafwurf.

Auch die Wissenschaft benötigt Beobachtungen von Körpern, sei es in Form von Computertomografien oder EMGs oder EEGs oder mündlichen Aussagen oder Berichten.

Alles, was der Mensch tut und auf ihn wirkt, wird über seinen Körper und seine Psyche erlebt und getan. Mal liegt der Schwerpunkt mehr auf dem Körperlichen, mal mehr auf dem Psychischen.

Beispielsweise stehen beim Schreiben eines Buches oder Lösen einer Mathematikaufgabe psychische Aktivitäten wie Denken, Empfinden, Entscheiden oder Urteilen im Vordergrund: Der Körper sitzt zwar da, und die Finger bewegen sich und schreiben. Die Aufmerksamkeit richtet sich weniger auf das Körperliche. Wenn der Mensch im Sport einen Stabhochsprung vor sich hat, wird in erster Linie sein Körper gefordert. Hinzu kommen seine Konzentration und die Stressbewältigung, der Wettkampfdruck etc. Die Handlung ist zunächst körperlicher Art. Er nimmt jedoch seine Aufmerksamkeit und sein psychisches Erleben, sein Bewusstsein mit über die Stange und landet mit ihnen gemeinsam auf der Matte.

So ist im Bereich der Regulation beides zu berücksichtigen. Kunath (vgl. Kunath 1997) spricht von der biopsychischen Einheit. Den Menschen innerhalb seines Umfeldes bezeichnet er als biopsychosoziale Einheit.

Sprechen wir von einem Wohlgefühl oder von der Gesundheit, meinen wir die Befindlichkeiten auf der körperlichen und psychischen Ebene. Um auf einzelne Details der Einheit Mensch aufmerksam machen zu können, ist es durchaus sinnvoll, einzelne Bereiche zu unterscheiden, solange man nicht vergisst, dass es sich tatsächlich um eine Einheit handelt.

Interventionen zur psychophysischen Regulation im Sport beinhalten sowohl Verfahren, die körperlich und psychisch orientiert sind.

Entspannungsverfahren orientieren sich erst einmal am Körper, haben aber regulative Effekte auf das Nervensystem und damit die Psyche und sind auch Konzentrationstraining und damit wiederum psychologisches Training. Psychologische Trainingsverfahren zielen in erster Linie auf die Verbesserung der psychischen Kompetenzen ab und nutzen diese wie zum Beispiel beim Konzentrationstraining und mentalen Training. Die körperliche Entspannungsfähigkeit ist die Voraussetzung für das erfolgreiche Durchführen psychologischer Trainingsformen.

Die Psychophysische Regulation erfolgt auf der Ebene von Handlungen. Sie kann im Sport als körperliche Bewegung stattfinden, als längerfristige Planung, als Problemlösung oder als Sport treiben verstanden werden. Die Handlungen streben nach einem guten und angenehmen Zustand, der Zufriedenheit und Wohlgefühl impliziert. Die folgenden Schaubilder veranschaulichen das.


Miriam Goldberg wollte das Seelische nicht vollständig verneinen, zumal sie psychotherapeutisch arbeitete. Sie wollte das Seelische als greifbare und natürliche Körperlichkeit bzw. den Menschen darstellen und dem Therapeuten zeigen, dass das Empfinden und das Weinen zum sichtbaren körperlichen Menschlichen gehören und man davor keine Angst oder Sorge zu haben braucht.

VERWEISE:

→ Training (8)

→ Wettkampf (9)

→ Entspannungsverfahren (10)

→ Bewegungsregulation (11)

→ Wohlgefühl (13)

→ Freies Bewegen (19)

→ Psychologisches Training (21)

→ Handlungsorientierung (29)

→ Kampf (52)

→ Nervensystem (67)

→ Alltag (100)

Sportpsychologie - Die 100 Prinzipien

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