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19 Freies Bewegen – Die Vorteile der Selbstbestimmung … gibt es nicht. Gemeint sind die Bewegungen nach eigenem Willen und das Vorstellen ohne Fremdbestimmung.

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Freies Bewegen steht im Gegensatz zu vorbestimmtem, vorgemachtem oder vorgeschriebenem Bewegen.

Lautet die Anweisung beispielsweise: »Bewegen Sie Ihre Schultern in kreisenden Bewegungen von vorn nach hinten!«, ist die Bewegungsanweisung genau bestimmt.

Lautet die Anweisung: »Bewegen Sie Ihre Schultern, wie es Ihnen gerade gefällt und sie Lust dazu haben!«, erfordert die Ausführung (oder Nichtausführung) der Bewegungsanweisung die eigene Entscheidung oder zumindest Initiative.

In diesem Fall ist die Bewegung selbstbestimmt. Sie ist nicht wirklich frei, weil sie aufgrund der Anweisung folgt. Orientiert sich das Bewegungslernen zum Zwecke der psychophysischen Regulation an einer indirekten Lehre, besteht die Möglichkeit, dass regulatives Handeln selbstständiger und damit freier gestaltet wird. Es lassen sich selbst entwickelte und modifizierte regulative Bewegungshandlungen in das sportartspezifische Auf- und Abwärmen integrieren. Funktionelle Bewegungen wie Kräftigungen, Stabilisationen und Dehnungen können um regulative Bewegungen erweitert werden.

Ein wichtiger Bestandteil der indirekten Lehre des freien Bewegungslernens besteht darin, dem Sportler eine Orientierung und Richtlinie an die Hand zu geben, mit deren Hilfe er lernt zu erleben, welche Handlungen richtig bzw. gut und wirksam sind und welche nicht. Da dienen das aktuelle Wohlgefühl und körperliche Empfinden als Gradmesser.

Folgende Anweisungen dienen als didaktische Basis:

Position: Nehmen Sie eine Position ein, die für Sie im Moment angenehm ist, in der Sie sich wohlfühlen. Wenn Sie Lust haben, eine angenehmere Position einzunehmen, können Sie das tun.

Bewegen: Bewegen Sie Ihre Gelenke, wenn Sie wollen, leicht und locker, so wie es Ihnen angenehm ist und Sie Lust dazu haben.

Beide Anweisungen lassen sich sowohl zum Senken des Muskeltonus (Entspannung) als zur Erhöhung und Stabilisierung (Aktivierung) des Muskeltonus einsetzen. Über die Inhalte der Bewegungen entscheidet der Sportler selbst.

Der Vorteil besteht darin, dass ähnlich wie beim Autogenen Training und der progressiven Muskelrelaxation keine verletzungsgefährdenden Bewegungshandlungen angewiesen werden, was erstens den Einsatz bei Personen zulässt, die man persönlich nicht kennt (also für allgemeine Bewegungs-, Regulationsprogramme) und zweitens für ältere, pflegebedürftige und gehandicapte Menschen anwendbar wird.

Mithilfe des freien Bewegens, welches die Möglichkeit bietet, sich nicht zu bewegen, nicht zu regulieren (denn es besteht keine Regulationspflicht), lässt sich mit dem Vorstartzustand vor Wettkämpfen kreativer und intuitiver umgehen und lassen sich immer wieder an die spezifische Situation angepasste Wege zur Belastungsvor- und Nachbereitung entwickeln. Dies eröffnet Wege zu einer intuitiven Trainingsund Wettkampfgestaltung.

Bei klassischen Tänzern ist diese Art der Vorbereitung weiter verbreitet: Während des Aufwärmens werden – gemäß der spezifischen Anforderungen und Belastungen – zumeist weniger funktionelle, sondern kreative Bewegungen durchgeführt, oder es werden funktionelle Bewegungen mit besonderen (zum Beispiel auf die Anatomie bezogene) Vorstellungen verknüpft. Diese Bewegungskonzepte, vor allem jene, die mit den Bereichen der Improvisation zusammenhängen, finden ihre Anwendung in der Tanztherapie und in der sogenannten Contact Improvisation (Kaltenbrunner 1997).

VERWEISE:

→ Entspannungsverfahren (10)

→ Psychophysische Regulation (12)

→ Wohlgefühl (13)

→ Selbstmassage (18)

→ Entspannung und Aktivierung (20)

→ Selbstbeobachtung (39)

→ Selbstbewusstsein (42)

→ Selbstvergessenheit (46)

→ Improvisation (47)

→ Freiwilligkeit (58)

Sportpsychologie - Die 100 Prinzipien

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