Читать книгу Christus - der Weg, die Wahrheit und das Leben - Till Arend Mohr - Страница 10
Оглавление2.3 Die Musiker
Was wir von den großen Dichtern wissen, lässt sich auch von den großen Musikern sagen. Wie schon der Name Musik sich von ‚Musen‘ ableitet, so waren die großen Komponisten beim Komponieren ihrer Werke in ganz erstaunlichem und weithin unbekanntem Maße inspiriert. Darauf hat in höchst aufschlussreicher Weise Arthur M. Abell mit seinem Buch „Gespräche mit berühmten Komponisten“[1] hingewiesen. Seine Gespräche mit Richard Strauss, Brahms, Puccini, Humperdinck, Max Bruch und Edvard Grieg über die Frage nach der Entstehung ihrer Werke, über Inspiration und Genius, brachten ans Tageslicht, dass diese Komponisten sich beim Komponieren alle inspiriert fühlten!
Am interessantesten erscheinen mir die Äußerungen von Johannes Brahms. Er wollte zunächst keine Auskunft über seine Erfahrungen beim Komponieren machen. Erst als er das feierliche Ehrenwort erhielt, dass seine Äußerungen nicht vor Ablauf von 50 Jahren nach seinem Tode veröffentlicht würden, gab er sein Einverständnis dazu, dass sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht würden.
Brahms verehrte Beethoven stets als sein großes Vorbild. Letzterer herrschte einmal einen Konzertmeister an, der sich darüber beklagte, dass eine Stelle in seiner neuen Komposition für die linke Hand so schlecht geschrieben sei: „Als ich diese Stelle schrieb, war ich mir bewusst, von Gott dem Allmächtigen inspiriert worden zu sein. Glauben Sie, ich kann ihre winzige Fiedel berücksichtigen, wenn Er mit mir spricht?“ (Abell, S. 58) Dieser Einstellung Beethovens entspricht ein Gebet, das von ihm überliefert ist: „Weite meinen Geist, o hebe ihn aus dieser schweren Tiefe, durch Deine Kunst entzückt, damit er furchtlos strebe aufwärts in feurigem Schwunge. Denn Du, Du weißt allein, Du kannst allein begeistern.“[2] Diese Worte Beethovens lassen uns mit aller Klarheit erkennen, dass alle hohe irdische Kunst nur ein Abglanz himmlischer Kunst ist. Er drückte es so aus: „Jede echte Erzeugung der Kunst ist unabhängig, mächtiger als der Künstler selbst und kehrt durch ihre Erscheinung zum Göttlichen zurück und hängt nur darin mit dem Menschen zusammen, dass sie Zeugnis gibt von der Vermittlung des Göttlichen in ihm.“[3] Vor seinem Tode sprach der hochbegnadete Pianist und Virtuose Dinu Lipatti beim Hören von Beethovens Streichquartett f-Moll die Worte: „Um solche Musik zu schreiben, muss man Instrument Gottes sein.“
Dies bezeugt auch Brahms: „… wenn ich mich bei meiner Arbeit in meiner größten Schaffenskraft fühle, spüre auch ich, dass eine höhere Macht durch mich wirkt.“ (Abell, S. 59) Der erste Schritt, um schöpferisch wirken zu können, sei, dass er darüber nachdenke, dass wir mit dem Schöpfer eins sind. Er wende sich direkt an ihn mit den „drei in unserem Leben auf dieser Welt wichtigsten Fragen – woher, warum, wohin?“.
„Ich spüre unmittelbar danach Schwingungen, die mich ganz durchdringen. Sie sind der Geist, der die inneren Seelenkräfte erleuchtet, und in diesem Zustand der Verzückung sehe ich klar, was bei meiner üblichen Gemütslage dunkel ist; dann fühle ich mich fähig, mich wie Beethoven von oben inspirieren zu lassen. Vor allem wird mir in solchen Augenblicken die ungeheure Bedeutung der höchsten Offenbarung Jesu bewusst: ‚Ich und der Vater sind eins.‘ Diese Schwingungen nehmen die Form bestimmter geistiger Bilder an, nachdem ich meinen Wunsch und Entschluss bezüglich dessen, was ich möchte, formuliert habe, nämlich inspiriert zu werden, um etwas zu komponieren, was die Menschheit aufrichtet und fördert – etwas von dauerhaftem Wert. Sofort strömen die Ideen auf mich ein … Takt für Takt wird mir das fertige Werk offenbart, wenn ich mich in dieser seltenen, inspirierten Gefühlslage befinde … Ich muss mich im Zustand der Halbtrance befinden, um solche Ergebnisse zu erzielen …“ (Abell, S. 61)
Was Brahms unter Halbtrance versteht, verdeutlicht er so: „Wie schon erwähnt, befinde ich mich in einer tranceähnlichen Situation, wenn ich in diesen traumähnlichen Zustand falle – einem Schweben zwischen Schlafen und Wachen; ich bin wohl noch bei Bewusstsein, aber hart an der Grenze, das Bewusstsein zu verlieren. In solchen Augenblicken strömen die inspirierten Ideen ein …“ (Abell, S. 64 f.) Er ließ keinen Zweifel daran, „dass die Kraft, aus der alle wirklich großen Komponisten wie zum Beispiel Mozart, Schubert, Bach und Beethoven ihre Inspiration schöpfen, die gleiche ist, die es Jesus ermöglichte, seine Wunder zu wirken. Wir nennen sie Gott, Allmacht, Göttlichkeit, Schöpfer usw. Schubert nannte sie ‚die Allmacht‘, aber ‚was liegt in einem Namen?‘, wie Shakespeare so treffend bemerkt …“ (Abell, S. 67) Daher war Brahms der Überzeugung: „Kein Atheist wird je ein großer Komponist sein.“ (Abell, S. 76) Zum Komponieren benötigte er die Abgeschlossenheit: „Ich kann nicht einmal den Versuch machen, etwas zu komponieren, wenn ich nicht weiß, dass ich nicht unterbrochen oder gestört werde … Die Muse ist ein sehr eifersüchtiges Wesen, wie Jehova in den Geboten, und entflieht bei der geringsten Verärgerung.“ (Abell, S. 117) „Jene ‚Heimsuchungen meiner himmlischen Schutzgöttin‘, um mit Milton zu reden, sind meine kostbarsten Erinnerungen …“ (Abell, S. 127)
Diese Enthüllungen des großen Komponisten Johannes Brahms sind wohl einmalig in der ganzen Musikgeschichte, wie Josef Joachim, der berühmte Geiger und Freund von Brahms, mit Recht feststellte (Abell, S. 135). Und dies gilt, auch wenn Brahms in echter Bescheidenheit bemerkte: „Bach, Beethoven und Mozart wurden weit stärker inspiriert als ich; ihnen allen, auch Schubert, flossen die Melodien leichter und spontaner zu als mir.“ (Abell, S. 125)
Wichtig ist, dass alle diese großen Komponisten die Quelle ihrer herrlichen Melodien und Harmonien letztlich in Gott erkannten. So betrachtete Joseph Haydn das Komponieren als eine Art Gottesdienst. „Er zog immer seinen besten Anzug an, bevor er komponierte, wobei er sagte: ‚Ich trete jetzt mit Gott in Verbindung und muss passend gekleidet sein‘“, wie Joachim zu berichten wusste (Abell, S. 123). Als zu Ehren seines 70. Geburtstags sein großartiges Oratorium „Die Schöpfung“ aufgeführt wurde, beantwortete er den großen Beifall in aller Bescheidenheit, indem er nach dem Himmel wies und sagte: „Es kommt alles von oben.“[4] In dem Sinne gilt, was Tschaikowsky bekannte: „Musik ist Offenbarung.“
Und wie sagte Beethoven? „Ja, von oben muss es kommen, das, was das Herz treffen soll, sonst sind’s nur Noten – Körper ohne Geist! Dreck oder Erde. Nicht wahr? Der Geist soll sich aus der Erde erheben, worein auch eine gewisse Zeit der Götterfunke gebannt ist, und ähnlich dem Acker, dem der Landmann köstlichen Samen anvertraut, soll er aufblühen und viele Früchte tragen und also vervielfältigt hinauf zur Quelle emporsteigen, aus der er geflossen ist.“ [5]
All diese hochinspirierten Komponisten wussten von himmlischen Geistwesen, die ihnen die Musik eingaben. So hat zum Beispiel auch der große Palestrina von einer seiner besten Kompositionen ausgesagt, dass er sie vorsingenden Engeln nachgeschrieben habe.[6] Vom himmlischen Ursprung der den Menschen innerlich erhebenden, hell begeisternden, zum Gotteslob mitreißenden Musik hat man schon immer gewusst. So war die Musik auch für Hildegard von Bingen „eine ideale Verbindung von Erde und Himmel.“[7] Entsprechend weiß sich der gläubige Mensch auch beim Singen der Choräle im Gottesdienst „vereint mit den himmlischen Chören“, wie es in der ersten Strophe von Joachim Neanders so schönem Lied „Lobe den Herrn“ heißt. So erstaunt es nicht, wenn ein Denker wie Nietzsche, der sehr große Mühe mit dem Glauben an Gott hatte, bekennt: „Bei Bachs Musik ist uns zumute, als ob wir dabei wären, wie Gott die Welt erschuf.“
Diese auditionären Erfahrungen der Dichter und Musiker führen uns unmittelbar zum Verständnis dessen, was Offenbarung ist; denn sie lassen sich vergleichen mit den entsprechenden Erfahrungen der biblischen Propheten beim Offenbarungsempfang, wenn an sie „das Wort des Herrn erging“, wie die stereotype Wendung im Alten Testament lautet.
2.4 Die Propheten
Aufgrund höchst eindrücklicher Berufungserlebnisse wussten die alttestamentlichen Propheten sich von Gott damit beauftragt, sein Wort unter den Menschen zu verkünden.
Wenn wir – wie Arthur Abell bei den Musikern – Gelegenheit hätten, einem der großen Propheten des Alten Testaments, wie Mose, Samuel, Elia, Jesaja, Jeremia, Ezechiel u. a., persönlich gegenüberstehen und sie fragen zu können, ob das Wort, das sie verkündeten, irgendwie aus ihnen selbst stamme[8], aus ihrem Unterbewusstsein, ihren Träumen[9], ihrer scharfsichtigen, hellen politischen Beobachtungsgabe, aus ihrer philosophischen Weisheit oder aus der Überlieferung und dem Erfahrungsschatz des israelitischen Gottesglaubens, dann würden sie uns ohne Zweifel antworten, dass all dies Menschliche nur und bestenfalls das Werkzeug sei – das Gefäß für ihre Botschaft. Inhalt und Auftrag aber hätten sie nicht aus sich selbst; sie seien nur Boten, beauftragt und gesandt von dem einen, lebendigen Gott. „Denn“, wie Petrus bezeugt, „niemals ist eine Weissagung durch menschlichen Willen hervorgebracht worden, sondern durch einen heiligen Geist getrieben haben Menschen von Gott aus geredet.“ (2 Petr 1,21) Denn unser Glaube soll, wie Paulus den Korinthern schreibt, „nicht auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft gegründet sein.“ (1 Kor 2,1–5) Denn „was kein Mensch sah, hörte, bedachte, hat Gott uns offenbart durch den Geist, der alles erforscht, auch die Tiefen Gottes.“ (1 Kor 2,9 f.) Ja, die Propheten haben sich gar nicht darum bemüht, Prophet zu werden. Im Gegenteil! Manchmal haben sie sich nach Kräften gegen eine solche Berufung gewehrt[10]; denn was Gott von ihnen verlangte, war oft wider alle menschliche Vernunft, widersprach auch dem schärfsten politischen Weitblick und ließ sich auch in den kühnsten Träumen nicht ausdenken. Man stelle sich nur vor, dass Moses ohne jede militärische Macht das winzige Israel aus dem Sklavenhaus der Weltmacht Ägypten herausführen sollte! ... Solche Gottesmänner waren restlos auf das sie leitende Gotteswort angewiesen. Der Prophet hängt am Wort Gottes, nicht das Wort Gottes am Propheten. Offenbarung kommt nicht aus dem Innern des Menschen, wie eine Erinnerung oder Erkenntnis aus der Tiefe der Seele ins Bewusstsein aufsteigen kann. Offenbarung hat ihren letzten Ursprung in Gott. Wie sagte kein Geringerer als der Jahrhundertphysiker Albert Einstein? „Es ist paradox, dass wir heutzutage angefangen haben, den Diener (den Verstand) zu verehren und die göttliche Gabe (Intuition) zu entweihen.“[11]
In der Berufung belegt Gott die ganze Person und das ganze Leben des Propheten mit Beschlag. In der Begegnung mit der himmlischen Welt, dem lebendigen Gott in seiner überwältigenden Macht und Herrlichkeit, wird dem Berufenen die eigene Unzulänglichkeit aufs Stärkste bewusst; so zum Beispiel Jesaja (6,5): „Da sprach ich: Wehe mir! ich bin verloren! Denn ich bin ein Mensch mit unreinen Lippen und wohne unter einem Volke mit unreinen Lippen – und habe den König, den Herrn der Heerscharen, mit meinen Augen gesehen.“ Da berührt ein Engel die Lippen Jesajas mit einer glühenden (geistigen) Kohle, um seinen Mund von Schuld und Sünde zu reinigen (Jes 6,6 f.). Dies Geschehen der Heiligung zeigt uns anschaulich, dass der Unterschied zwischen der höchsten Schwingung des göttlichen ‚Senders‘ und der niedrigen des menschlichen ‚Empfängers‘ durch geistige ‚Transformatoren‘ überwunden werden muss – ganz abgesehen davon, dass die geistigen Offenbarungsmittler sich sehr gut auf das grobe, beschränkte Denken und Empfinden des Menschen einzustellen vermögen.
Wie aber empfängt nun der Prophet das göttliche Wort? Oft geschieht dies durch eine mit einer Vision verbundenen Audition; so bei Amos (vgl. Am 7,1–9; 8,1–3), Jesaja (Jes 6), Ezechiel (Ez 1; 2; 3,1–15) usw. Doch heißt es häufig nur: „Das Wort des Herrn erging“ an den und den, und dann folgt die sogenannte Botenformel, die regelmäßig beginnt: „So spricht der Herr.“ Damit bezeichnet sich Gott selbst als Absender der zu verkündenden Botschaft, die in den sogenannten Botenspruch gekleidet ist, der den Propheten als Boten Gottes ausweist.[12]
Doch wollen wir noch genauer betrachten, wie Gottes Wort zum Propheten gelangt. Dieses unser Problem war für die Propheten kein Problem. Darum sagen sie nicht viel darüber, wie zum Beispiel Amos, der lapidar feststellt (3,8): „Der Löwe brüllt – wer fürchtet sich nicht? Gott der Herr redet – wer weissagt nicht?“ Aber eben: Die Propheten konnten nur dann Gottes Wort verkünden, wenn er zu ihnen gesprochen hatte. Sie konnten und sollten nicht zu jeder beliebigen Zeit sprechen. Es kam vor, dass sie von sich aus gerne etwas gesagt hätten, aber Gott sprach nicht zu ihnen. So mussten sie schweigen, wie dies einmal Jeremia gegenüber dem falschen Propheten Hananja erlebte.[13] Ob Gottes Wort an den Propheten ergeht, hängt nie vom Belieben, Wünschen, Hoffen des (wahren) Propheten ab, sondern allein von Gottes Willen und Macht.
Dies führt uns dazu, genauer zu prüfen, wie wir denn wahre von falschen Propheten überhaupt zu unterscheiden vermögen. Dies wird uns auch noch deutlicher erkennen lassen, wie das Wort Gottes an die Propheten ergeht.
2.5 Die falschen Propheten
Um unsern Blick zu schärfen für wahre und falsche Propheten, lässt sich wohl kein besseres Anschauungsmaterial finden als das, was in 1. Könige 22,1 ff. vom Propheten Micha ben Jimla, dem Sohn des Jimla, überliefert wird. Der geschichtliche Hintergrund für seine Vision und Audition ist die vernichtende Niederlage des israelitischen Königs Ahab, der gemeinsam mit dem judäischen König Josaphat im Jahre 853 v. Chr. gegen die Syrer um die Stadt Ramoth kämpfte und dabei tödlich verwundet wurde. Nach dem Bericht in 1. Könige 22,1 ff. empfiehlt Josaphat dem Ahab, vor der Schlacht doch den Herrn zu befragen (Vers 5). Die Auskunft, die Ahab von rund 400 (!) Propheten erhält, lautet dahin, dass er Ramoth siegreich erobern werde (V. 6). Josaphat zögert dennoch: „Ist sonst kein Prophet des Herrn mehr da, den wir befragen könnten?“ (V. 7) Es kommt nur noch der dem Ahab verhasste Micha infrage, „denn er weissagt mir nichts Gutes, sondern lauter Böses“ (V. 8). Als Micha vor Ahab erscheint, wagt er es, dem König die tatsächlich unwahre, aber von ihm gerne vernommene Antwort der falschen Propheten mit kaum verhohlenem Spott wörtlich zu servieren (V. 15), was Ahab sofort ungehalten feststellt: „Wie oft muss ich dich beschwören, dass du im Namen des Herrn mir nichts als die Wahrheit sagst?“ (V. 16) Nun erfolgt die Antwort des Propheten und Sehers (V. 17): „Ich sah ganz Israel zerstreut auf den Bergen, wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und der Herr sprach: Die haben keinen Herrn; ein jeder kehre heim in Frieden!“[14] Ahab verwirft diese Schau und dieses Wort als ‚Böses‘. Daraufhin offenbart ihm Micha den geistigen Hintergrund für die Entstehung seiner Vision und Audition: „… Ich sah den Herrn auf seinem Throne sitzen und das ganze Heer des Himmels neben ihm zur Rechten und zur Linken stehen. Und der Herr sprach: ‚Wer will Ahab betören, dass er nach Ramoth in Gilead hinaufzieht und dort fällt?‘“ (V. 19 f.) Daraufhin habe der Herr allen Propheten Ahabs einen Geist der Lüge in den Mund gelegt, weil er doch Unglück über ihn beschlossen habe. Empört schlägt einer der 400 falschen Propheten Micha ins Gesicht mit den Worten: „Wie sollte denn der Geist des Herrn von mir gewichen sein, um mit dir zu reden?“ (V. 24) Micha: „Du wirst es wohl sehen an dem Tage, wo du aus einer Kammer in die andere gehen wirst, dich zu verbergen.“ (V. 25) Der König lässt Micha in den Kerker werfen, bis er wohlbehalten aus der Schlacht zurückkomme, worauf der Prophet erwidert: „Kommst du wirklich wohlbehalten zurück, so hat der Herr nicht durch mich geredet.“ (V. 28) In der Schlacht wird Ahab, obwohl er sich verkleidet und als König unkenntlich gemacht hatte, tödlich verwundet. Das Wort Michas erfüllte sich voll und ganz.
Diese Prophetengeschichte ist für uns in mehrfacher Hinsicht höchst aufschlussreich. Zunächst zeigt sie uns, wie dem Propheten Einblick in den göttlichen Rat gewährt wird.[15] Solches wird den Lügenpropheten verwehrt, was ihnen auch ein Jeremia vorhält: „Denn wer hat im Rate des Herrn gestanden, dass er sein Wort gesehen? [!] Wer hat es erlauscht und gehört? … Ich habe diese Propheten nicht gesandt, und doch laufen sie; ich habe nicht zu ihnen geredet, und doch weissagen sie. Haben sie in meinem Rate gestanden, so mögen sie meinem Volk meine Worte verkünden und es von seinem bösen Wege und seinem bösen Tun abbringen.“ (Jer 23,18.21 f.) Sicher hatten die echten Propheten Gottes nicht bei jedem Wort Gottes, das an sie erging, eine Vision vom himmlischen Hofstaat, doch mögen diese Visionen häufiger gewesen sein, als es die wenigen Berichte davon ahnen lassen. Durch sie vermögen wir einen Blick zu werfen auf den geistigen Weg, den das Wort des Herrn der Heerscharen über seine Boten bis zum Propheten genommen hat.
Der Bericht über Micha ben Jimla (1 Kön 22) macht uns außerdem noch auf etwas sehr Wichtiges aufmerksam, nämlich, wie man falsche Propheten erkennen kann. Von außen, mit normalen menschlichen Möglichkeiten, sind sie sehr schwer zu erkennen; denn sie geben vor, wie die echten Propheten im Namen des Herrn zu sprechen. In Wirklichkeit fürchten sie die Menschen mehr als Gott. Sie suchen die Gunst derer, die sie finanziell unterstützen (Mi 3,11). Nahrung, Kleidung, Wohlstand ist ihnen wichtiger als die Wahrheit. Sie streben nach Geld und Ansehen gemäß dem Motto „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.“ Darum verkünden sie ihren Geldgebern nur Angenehmes, auch wenn dies nicht der Wahrheit entspricht. „Sie verkünden Heil, wenn ihre Zähne etwas zu beißen haben.“ (Mi 3,5)[16] Damit haben sie sich aber von Gott und seinen Boten, den Geistern der Wahrheit, abgewendet und werden zu Werkzeugen von Geistern der Lüge. Zum Schein aber führen sie den Namen Gottes im Mund, obwohl Gott nicht zu ihnen gesprochen hat. Der echte Prophet jedoch , wie Micha von Moreseth (der mit Micha ben Jimla nicht identisch ist), weiß sich „erfüllt mit Kraft, mit einem Geiste des Herrn, mit Recht und Stärke, Jakob seinen Frevel, Israel seine Sünde vorzuhalten“ (Mi 3,7f.).
Will man prüfen, ob es sich um echte Propheten handelt, so wird man vor allem einmal den Inhalt ihrer Worte messerscharf daraufhin untersuchen, ob es sich dabei schlicht um die Wahrheit handelt. Wo es möglich ist, wird man Voraussagen dahin überprüfen, ob sie eintreffen oder nicht. Darin unterschied sich äußerlich Micha von den 400 Lügenpropheten.[17]
Ein sehr gewichtiges weiteres Kriterium zur Beurteilung von Belehrungen und Offenbarungen, die wir auf medialem Wege empfangen, ist sodann, dass wir den sachlichen Gehalt auf innere Widersprüche hin befragen. Die Wahrheit ist nicht doppelzüngig, sondern in sich klar wie das Licht der Sonne und widerspruchsfrei. Wo unter dem Deckmantel göttlicher Offenbarungen Unwahrheiten verbreitet werden, da hat man Kritik nicht gern – da wird man stets versuchen, Leute, die wohlbegründete, sachliche Kritik vorbringen, mundtot zu machen. Schon daran, dass in einer spiritistischen Gemeinschaft das Prüfen der sich durch das Medium bekundenden Geister unterbunden wird, kann man erkennen, dass diese nicht von Gott sind.
Die Wahrheit aber muss keine Kritik fürchten. Im Gegenteil! Gott fordert uns auf, zu prüfen; denn nicht alles, was glänzt, ist Gold! Ja, das Zahlenverhältnis von 400 zu 1 bei Micha ben Jimla, wie es auch ähnlich zu Zeiten eines Elia (1 Kön 18,1–40) oder Jeremia (Jer 23,9 ff.; 2,13; 14,14–16; 28) gewesen war, zeigt uns in alarmierender Weise, wie nötig es ist zu prüfen! An dem Untergang Ahabs und dem Unglück, das durch die verlorene Schlacht über Israel kam, kann man ermessen, welche Gefahren von diesen oft in ganzen Rudeln auftretenden falschen Propheten für das Gottesvolk ausgingen und wie gut es gewesen wäre, auf Micha bzw. das durch ihn vermittelte Wort Gottes gehört zu haben. Darum haben die Propheten immer wieder vor ihren falschen Kollegen gewarnt.[18]
Auch Jesus hat auf die Lügenpropheten hingewiesen, die in Schafskleidern daherkommen, aber inwendig räuberische Wölfe sind. „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“ (Mt 7,15–23) Wir sollen also nicht nur den Wahrheitsgehalt ihrer Worte prüfen, sondern auch das, was sie tun. Wenn man daraufhin einmal die bekannten Sektenführer unserer Zeit ansieht, wird man feststellen, wie man sich gerne als Guru und Halbgott aufspielt und schier angebetet werden will, wie häufig hier zum Beispiel Macht und Geld eine fatale Rolle spielen! Da werden die bedenklichsten Machenschaften, Drogenkonsum und sexuelle Ausschweifungen, Gruppensex etc. einfach mit Lügen in der Öffentlichkeit kaschiert …
Jesus warnte insbesondere vor solchen Medien, die vorgeben, er selbst gebe sich persönlich durch sie kund: „Sehet zu, dass euch niemand irreführe! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin der Christus, und werden viele irreführen.“ (Mt 24,4 f.) Es ist erstaunlich, wie viele Medien – auch in heutiger Zeit – immer wieder auftreten mit dem Anspruch, Christus oder gar Gott selbst spreche durch sie, obwohl Christus selbst vor solchen Medien ausdrücklich gewarnt hatte. Wie viel Selbstüberschätzung mag wohl dazu gehören, sich über Jesu Wort bedenkenlos hinwegzusetzen und sich einzubilden, Christus, der eingeborene Sohn Gottes, der König über die gesamte Schöpfung Gottes, würde durch irgendeinen von uns armseligen Menschen sprechen? Als ob er nicht selbst Mensch gewesen wäre und nicht viel besser durch seinen eigenen menschlichen Leib zu den Menschen gesprochen hätte! Außerdem brachte er damals durch machtvolle Taten Beweise dafür, dass er der Sohn Gottes ist. Aber von solchen Beweisen sieht man bei jenen Medien nichts. Sie sollten doch auch einmal Blinde, Lahme, Aussätzige usw. heilen! So sollte man die Geister prüfen, ob sie von Gott sind (1 Joh 4,1)! Stattdessen fällt man so unkritisch und leichtgläubig auf Lügengeister herein.
Hatte nicht auch Paulus darauf aufmerksam gemacht, dass der Satan selbst sich in einen Engel des Lichts verkleidet, um uns durch falsche Apostel usw. in die Irre zu führen? (Vgl. 2 Kor 11,13–15) Das ist eben dies Schafsmäntelchen, das sich die Lügengeister umhängen, in welchem sie lammfromm, hochgeistig und tiefgläubig erscheinen. So wagen sie es sogar, sich als Christus selbst auszugeben! Denn wer getraut sich schon, wenn – scheinbar – Christus persönlich spricht, ihm kritische Fragen zu stellen! In seinem Namen, mit einem raffinierten Gemisch von Wahrheit und Lüge, lassen sich die unwahrscheinlichsten Unwahrheiten unter die Leute bringen.
Aber auch daran sollte man erkennen, dass Christus nicht persönlich durch Menschen spricht: Er hat doch verheißen, den Geist der Wahrheit zu senden! Durch ihn will er uns die Wahrheit kundtun! Und ein solcher Geist der Wahrheit, ein solcher Engel des Lichtes, der im Dienste Gottes und Christi steht und in ihrem Auftrag zu uns redet, wird sehr bescheiden sein. Er wird sich nicht mit hohen Namen schmücken, um uns zu blenden, sondern in aller Demut Gott und Christus die Ehre geben. Aus diesem Grunde nennen sich die geistigen Lehrer der Geistigen Loge Zürich uns Menschen gegenüber ganz einfach Josef und Lene.[19] Manche stoßen sich daran – sie hörten lieber hochgeistige Namen. Aber solche hochtrabenden Namen zeigen schon, dass es sich nicht um einen Geist Christi handelt. War Christus selbst nicht „von Herzen demütig“? (Vgl. Mt 11,29) „Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.“ (Röm 8,9)
Es ließen sich noch viel mehr Indizien auflisten, die uns erkennen lassen, mit was für einem Geist man es jeweils zu tun hat. Doch mag dies genügen, um die erheblichen Gefahren bewusst zu machen, die nicht nur denen drohen, die solchen Geistern der Lüge zuhören, sondern mehr noch denen, die sich als Werkzeuge hergeben für solche Geister, die uns letztlich nur Schaden und Unheil bringen. Sind doch nicht wenige Medien, die sich von Geistern der Finsternis in die Irre führen ließen, tatsächlich irre geworden und in Irrenhäusern gelandet! Darum Hände weg von medialer Betätigung, wenn man dazu nicht von Gott begabt, begnadet und beauftragt ist! Hände weg davon, wenn man nur aus Neugier etwas Übersinnliches sucht und erleben will oder wenn man zu bequem ist, einen ordentlichen Beruf auszuüben, um auf dem Wege medialer Betätigung zu Ansehen und Geld zu gelangen! Beatrice Brunner in Zürich arbeitete als Schneiderin und übte ihre überragende, hoch begnadete mediale Tätigkeit unentgeltlich aus und war überdies noch in sozialem Einsatz für arme, alte Menschen tätig. Und in den Heilstunden, an denen sie medial beteiligt war, wurden viele geheilt, zum Teil waren sie so erneuert, dass ihre eigenen Verwandten sie bei ihrer Heimkehr kaum wiedererkannten! Von den Hilfswerken, die weltweit mit Hundertausenden von Franken unterstützt wurden, gar nicht zu reden!
Christus und dem Geist der Wahrheit zu dienen ist sehr schwer – so schwer, dass sich ein Mose oder Jeremia zunächst weigerten, den Prophetenberuf auszuüben! Es ist ein undankbarer Beruf, denn man muss – wie Christus – viel an Widerwärtigkeiten und Anfeindungen in Kauf nehmen. Man muss ein sehr hohes Maß an Selbstlosigkeit, Bescheidenheit, Opferwilligkeit, Aufrichtigkeit, Unbestechlichkeit, Zuverlässigkeit, Treue, Verständnis, Güte, ja Feindesliebe usw. aufbringen – man muss der hohen Gaben würdig sein! Die Kostbarkeit der Geistesgaben steht in direktem Verhältnis zur Höhe der Gesinnung des Mediums. Wenn wir mit unseren Gaben in selbstloser, opferwilliger Liebe Gott und unseren Mitmenschen dienen, sodass in allem wirklich der Wille Gottes geschieht und es unserem Nächsten zum Heil, zum Guten gereicht, dann liegt ein Segen auf unserem Wirken – dann werden unsere Gaben gefördert. Man muss sich die Gnade verdienen! Dies ist für manche Ohren eine höchst unbequeme Wahrheit – aber eben doch eine sehr wichtige Wahrheit! Denn je nachdem, ob wir mit unseren Talenten wuchern oder nicht, werden sie uns gemehrt. Und wer auch nur über weniges treu gewesen ist, der wird über vieles gesetzt werden. Wer aber ein „böser und fauler Knecht“ war (Mt 25,14 ff.), der kann noch so tiefsinnig über Gnade sprechen – er hat sie in Tat und Wahrheit verspielt. Denn Gottes Gnade ist nicht billig. Er wirft seine Perlen nicht vor die Säue. Das Leben eines Geistbegabten muss den Gaben entsprechen. Selbst ein Jeremia hat einmal von Gott vernehmen müssen: „Wenn du umkehrst, darfst du wieder vor mir stehen, und redest du Edles, nicht Gemeines, so darfst du mein Mund sein.“ (Jer 15,19)
Als Christen müssen wir nicht den Splitter aus den Augen von Anführern und Propheten anderer Religionen ziehen. Jesus lehrt uns den Balken aus den eigenen Augen zu reißen! Wer Andersdenkende verfolgt, Ketzer und vermeintliche Hexen verbrennt, in grausam missverstandenem Exorzismus scheinbar Besessene totschlägt; wer fanatisch ist, zu Hass und Gewalt auffordert, ja ganze Kriege anzettelt und Völker unterdrückt, ausraubt und ausrottet, wie es in der Kirchengeschichte nur zu oft vorgekommen ist; wer sich als Geistlicher Schlösser baut, während seine armen Glaubensgeschwister in großer Not leben; wer an einem Konzil wie in Konstanz nicht um den Geist der Wahrheit bittet und auf Mahner wie Jan Hus nicht hört und sie lebendigen Leibes verbrennt und sich statt dessen mit einem Heer von 700 (!) bestellten „Hübschlerinnen“, d. h. Huren, vergnügt; wer die Zehn Gebote lehrt und gleichzeitig Kinder missbraucht, dient – auch wenn er das höchste Amt innehat – nicht Gott und Christus, sondern dem Fürst dieser Welt.
Niemals dürfen wir unseren Glauben mit Gewalt anderen aufzwingen! Christus hat es uns nicht nur gelehrt, die Feinde zu lieben, er hat es auch vorgelebt bis zum Tode am Kreuz! Nur gewaltlos, in der Liebe dienend und helfend sollen wir die Wahrheit, das Licht, das Christus in die Welt gebracht hat, verbreiten. Dann, wenn wir bei uns selbst anfangen, unsere Gesinnung in diesem Geiste wirklich zu verändern und mit gutem Beispiel vorangehen, wird sich auch unsere Welt verändern, wie es ein Gandhi, Martin Luther King und viele andere z. B. in den kommunistischen Staaten bewiesen haben, sodass die üblen, totalitären Lügen- und Herrschaftssysteme wie Kartenhäuser zusammenfielen!
Wenn unsere Gesinnung niedrig ist, sind wir nicht empfänglich für Schwingungen des göttlichen ‚Senders‘, vielmehr für Einflüsse jener Mächte der Finsternis, die es viel leichter haben, an den schwachen Menschen heranzukommen. Darum soll niemand glauben, der eine üble Gesinnung hat und ein entsprechendes Leben führt, dass Gott einem solchen hohe Geistesgaben geben und durch ihn die Wahrheit unfehlbar verkünden würde, auch wenn er Bischof, Metropolit oder Papst wäre und in der vergoldetsten „cathedra“ sitzt, zumal solche höchsten Titel und Ämter früher häufig nicht durch hohe Begabung und Berufung von Gott, sondern durch weltliche Machthaber verliehen und mit Geld erkauft werden konnten … „Jeder aber, der Sünde tut, ist der Sünde Knecht“ (Joh 8,34). Und nur der, welcher Gott wirklich liebt und seine Gebote hält, wer in Tat und Wahrheit im Dienste Christi steht wie z. B. Franz von Assisi, Elisabeth von Thüringen, Nicklaus von Flüe oder Pater Pio wird von dem Höchsten gewürdigt, Gnadengaben und z. B. Offenbarungen zu empfangen und die Wahrheit zu lehren und zu verkündigen. Denn Gott gibt – wie die Apostel vor dem Hohen Rat bezeugten (Apg 5,32) – die hohe und heilige Gabe des Hl. Geistes nur denen, die ihm gehorchen. Von denen aber, die in übler Gesinnung Übles tun – z. B. ihnen anvertraute Jugendliche und Kinder missbrauchen –, zieht sich die Gotteswelt zurück, bis sie sich wieder in aufrichtiger Gesinnung Gott zuwenden. Das zeigt, wie dringend notwendig es ist, dass in der Christenheit ein radikales Umdenken stattfindet. Nicht nur, aber auch Rom, das in vieler Hinsicht noch antike Roma, muss so grundlegend umkehren, dass aus Roma Amor, die Liebe, wird!
Gott erwählt sich lieber ganz einfache Menschen, wie zum Beispiel jenes junge Mädchen, durch das er um 1430 in Frankreich Kirche und Welt die Wahrheit sagen ließ und nach einem hundertjährigen Krieg mächtige Taten der Verteidigung und Befreiung vollbrachte: Jeanne d’Arc. Obwohl sie seinerzeit Beweise genug für ihren göttlichen Auftrag erbrachte, war die Kirche über fast 500 Jahre hinweg nicht fähig, sie richtig zu beurteilen. Jeanne d’Arc wurde bekanntlich als Hexe verbrannt. Und erst 1920 ließ man ihr Gerechtigkeit widerfahren.
Dies zeigt, wie schwierig es ist, die Geister zu prüfen, ob sie von Gott sind. Letztlich vermag dies mit voller Sicherheit nur einer, der medial begabte Menschen nicht von außen betrachtet, sondern – wie Micha ben Jimla – sozusagen von oben, das heißt also einer, der selbst hellsichtig, hellhörend usw. ist und die Geister zu schauen und hinsichtlich ihrer geistigen Herkunft zu durchschauen vermag. So sagt Paulus (1 Kor 2,15): „Der Geistbegabte dagegen beurteilt zwar alles, er selbst aber wird von keinem [der nicht auch geistbegabt ist, sachgemäß] beurteilt.“ Die Gabe der Unterscheidung der Geister (1 Kor 12,10) ist eine der hohen Gnadengaben Gottes, und die sind heute leider selten.
Aber ein ganz einfaches und – wie ich aus eigener Erfahrung weiß – höchst wirksames Mittel, die Geister zu prüfen, besteht darin, sich in einer Gemeinschaft, in welcher sich Geister durch ein Medium bekunden, um das Medium zu versammeln und Gott in Christi Namen zu bitten, ihnen Gnade, Schutz und Führung durch die Gotteswelt zu gewähren und den bzw. die sich bekundenden Geister zu zwingen (!), ehrlich zu bekennen, woher sie kommen und in welchem Auftrag sie handeln. Da würden vielen die Augen aufgehen! Und man würde vor viel Schaden und Gefahr bewahrt werden! Solches Prüfen ist insbesondere auch da nicht nur angebracht und möglich, sondern dringend gefordert, wo sich Geistwesen durch Medien bekunden, welche bei den Durchgaben nicht in Volltrance, sondern in Halbtrance sind. Bei Volltrance kann man ja den sich bekundenden Geist direkt ansprechen. Bei Halbtrance dagegen nicht. Dadurch entziehen sich gerne Geister, die nicht von oben im Auftrage Gottes und Christi kommen, der Prüfung. Doch die Gotteswelt kann sie zwingen, sich klar und deutlich durch das Medium zu bekunden und zu erkennen zu geben. Denn Christus ist Sieger über die Mächte der Lüge und Finsternis. Sie haben seinen Anweisungen strikt zu folgen!
Wichtig beim Prüfen der Geister ist schließlich, dass wir sie deutlich von den Medien unterscheiden. Denn diese menschlichen Mittler sind oft Menschen, die es gut meinen. Sie sollten wir nicht verurteilen. Das steht uns gar nicht zu. Wir sollten ihnen vielmehr mit Toleranz, Verständnis und Güte begegnen. Es geht darum, ihnen zu helfen und sie vor möglichem Unheil zu bewahren, wenn sie damit einverstanden sind. Die Gotteswelt wird ihnen dann schon zeigen, ob es wirklich ihr göttlicher Auftrag ist, medial zu wirken, oder ob sie es lieber bleiben lassen sollten.
Menschen, welche als Medium der niederen Geisterwelt dienen, werden nach diesem Leben von den Richterengeln Gottes streng zur Rechenschaft gezogen. Dies wurde am 23. September 1968 an der Meditationswoche der Geistigen Loge Zürich in Flims von dem hohen Engelwesen, das sich uns gegenüber Lene nennt, klar zum Ausdruck gebracht: „Wenn jemand glaubt, er besitze mediale Gaben, dann soll er auch wissen, dass er bei der Ausübung dieser Gabe für jedes Wort, für all sein Tun Gott verantwortlich ist. Ist dieses Tun nicht gottgefällig, wird dieser Mensch bei seiner Rückkehr zur Rechenschaft gezogen und hart bestraft werden. Darüber waltet ein strenges Gesetz.“
Wenn – was bis jetzt notorisch unterlassen wird – wir es wieder lernen, die Geister zu prüfen, ob sie von Gott sind, würde es keine Gemeinschaften mehr geben, in denen raffinierte Lügen verbreitet und die befreiende Wahrheit frömmlerisch vernebelt wird. Von diesem Unwesen muss sich die wahre, auf Gottes Wort der Wahrheit gründende Kirche unterscheiden wie Tag und Nacht!
[1] Arthur M. Abell, Gespräche mit berühmten Komponisten (G. E. Schroeder-Verlag, Eschwege, 2. Auflage, 1973).
[2] Aus „Die schönsten Gebete der Welt“, zusammengestellt von Christoph Einiger (Südwest Verlag, München, 4. Auflage, 1969), S. 174.
[3] In: „Gedanken sind Kräfte“, S. für den 10. Juli.
[4] Zitiert nach Karl Graf im St. Galler Kirchenboten.
[5] M. March, Gedanken sind Kräfte, S. für den 26. Februar.
[6] Vgl. E. Benz, Die Vision, S. 423. Er weist darauf hin, dass Pfitzner in seiner Oper „Palestrina“ am Beispiel des Komponisten Palestrina das Wesen des Komponierens als die Aufzeichnung einer in der Ekstase vernommenen himmlischen Audition darstellt.
[7] Peter Michel, Christus – Das Licht der Welt, S. 54.
[8] Vgl. Ez 13,1 ff.
[9] Vgl. dazu Jer 23,16–32; 29,8 f.
[10] Vgl. z. B. 2 Mose 3; 4; Jer 1,6.
[11] Der Spiegel, Nr. 15/10.4.2006, S. 164.
[12] Vgl. z. B. Ernst Jenni, Die alttestamentliche Prophetie (Theologische Studien, Heft 67, EVZ-Verlag, Zürich 1962), S. 5 ff.
[13] In Jer 28,1 ff. z. B. muss sich Jeremia die falsche Prophetie des Hananja anhören, ohne ihr mit einem Wort Gottes sogleich begegnen zu können. Erst zu einem späteren Zeitpunkt empfängt er die göttliche Weisung.
[14] Man beachte, dass das Gotteswort nicht einfach auf ‚ja‘ oder ‚nein‘ lautet, sondern eine konkrete, ausgeführte, verständliche Antwort darstellt.
[15] Zum göttlichen Rat und ‚Hofstaat‘ vgl. auch Hiob 1,6–12; 2,1–7; Ps 89,6–8; Jes 6; Am 3,7; Sach 3,1 ff.; Offb 4 usw.
[16] So warnt auch noch die nachapostolisch-frühchristliche Schrift „Didache“ in Kap. 11,12 vor den falschen Propheten: „Wer aber im Geist sagt: Gib mir Geld oder etwas anderes, auf den sollt ihr nicht hören!“ In Kap. 11,8 heißt es: „An der Lebensweise also sollt ihr erkennen, ob einer ein echter Prophet ist!“ In: Schriften des Urchristentums, ZWEITER TEIL, herausgegeben von Klaus Wengst, (Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1984), S. 85.
[17] Vgl. auch Jer 28,8 f.; 5 Mose 18,21 f.
[18] Vgl. z. B. Jes 28,7 ff.; 29,9 f.; Jer 2,8.13; 5,30 f.; 6,13–15; 13,13; 14,14–16; 23,9 ff.; 27,14 ff.; 28; 29,8 f. 24–32; 37,19; Ez 13,1 ff.; Mi 3,5–12; Zeph 3,4.
[19] Ihre Namen werden hier abgekürzt mit J und L, besonders bei Zitaten aus der Zeitschrift „Geistige Welt“.