Читать книгу Christus - der Weg, die Wahrheit und das Leben - Till Arend Mohr - Страница 11
Оглавление2.6 Selbst auf die leise Stimme der Boten Gottes hören und gehorchen!
Welch ein Segen auf dem Hören auf Gott und sein Wort und auf dem Gehorsam gegenüber der Weisung Gottes liegt, kann jedermann erkennen, der bedenkt, dass das Volk Gottes überhaupt erst durch das Hören Abrahams auf den Herrn entstanden ist mit der Verheißung, dass durch ihn nicht nur Israel, sondern auch alle Völker einmal gesegnet sein werden, weil er auf den Herrn und seinen Engel gehört hat.[1] Dann, wenn es uns zur selbstverständlichen Pflicht geworden ist, auf Gottes lebendiges Wort zu hören, wird sich erfüllen, was Jesaja (2,2–5) verhieß, dass kein Volk wider das andere die Waffen richten wird. Dann werden aus Schwertern Pflugscharen geschmiedet. Dann wird man Milliardenbeträge für Waffen – insbesondere auch Atomwaffen! – einsparen und für Arme und Kranke ausgeben können. Dann wird es keinen Krieg mehr geben. Gott wird Recht sprechen. Gerechtigkeit wird einkehren. Und wahrer Friede wird die Herzen aller Menschen ergreifen.
Ein jeder kann mithelfen, dieses herrliche Ziel zu erreichen. Dazu muss man kein Prophet oder hochbegnadetes Medium sein. Auch der einfachste Mensch, der an Gott und Christus glaubt, kann in die Stille gehen, sich nach innen und oben wenden, sich in reinster Liebe mit Gott verbinden, sich ehrlich und von Herzen Christus, unserm König und Erlöser, zuwenden und sich bewusst unter seine Herrschaft stellen, sodass Gottes Reich – wie wir im Vaterunser beten – zu uns kommt durch seine Engel mit all ihrem Schutz, Segen und Frieden, mit dem Reichtum der Liebe und Gnade Gottes. Sie werden uns dann aufs Schönste erleuchten und inspirieren, wenn wir darum beten und auf unser Gewissen hören, auf die innere Stimme, worin sich z. B. die Quäker im Gottesdienst üben, sodass unsere Seele ein heiliger Tempel Gottes wird.
Entscheidend dafür, dass wir die Stimme der himmlischen Boten vernehmen, ist somit unsere reine, hohe Gesinnung und dass wir uns nicht nur im Gebet und in der Meditation, sondern mit Leib und Seele, mit unserm ganzen Leben bewusst unter die Herrschaft Christi stellen und ihm folgen wie die Schafe, die auf die Stimme ihres guten Hirten hören. Wenn wir Gott wirklich lieben von ganzem Herzen und seine Gebote in der Liebe zum Nächsten halten, dann wird er uns lieben mit der Liebe, mit welcher uns auch Christus liebt. Und der Herr wird sich uns auch heute offenbaren (Joh 14,21) und zu uns sprechen. Nicht zuletzt kommt es darauf an, dass wir es wirklich ehrlich meinen und die Wahrheit hören wollen, auch wenn sie für uns unbequem ist. Denn – wie Jesus sagt: „Wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme.“ (Joh 18,37) Geistlehrer Josef drückte es so aus: „So muss jeder einzelne Mensch um die Reinigung seiner eigenen Seele bitten. Ist diese Reinigung vollzogen, ist sein Denken gehoben, ist er willens, für die gute Geisteswelt zu arbeiten, ist er willens, das zu tun, was in der christlichen Lehre von Menschen verlangt wird, und ist er würdig geworden, dann kommen auch die Offenbarungen.“[2]
So kann es auch bei uns heute Wirklichkeit werden, was im Urchristentum selbstverständlich war, wie der Apostel Petrus sagte: „Wer redet, der rede mit den Worten, die Gott ihm gibt.“[3]
So beginnt ja auch der Prolog zur Regel des Benedikts: „Höre, mein Sohn, auf die Stimme des Meisters [gemeint ist damit Christus], neige das Ohr deines Herzens.“[4]
So werden wir inwendig wieder offen für die höhere Wirklichkeit des Reiches Gottes. Was dies für das Hören auf Gottes lebendiges Wort bedeutet, hat Martin Luther sehr schön zum Ausdruck gebracht: „Es gibt zweierlei Gespräch, eines, da wir mit Gott reden, das andere, da Er mit uns redet. Mit Ihm reden, das heißt beten, welches ist auch eine große Herrlichkeit, dass sich die hohe Majestät im Himmel gegen uns arme Würmlein so herunterlässt, dass wir dürfen gegen Ihn den Mund auftun und er uns gern zuhört. Aber dieses ist herrlicher und köstlicher, dass er mit uns redet und wir Ihm zuhören. Sein Reden ist viel köstlicher denn unseres. Das Gebet hat eine wunderliche Kraft und Allmächtigkeit.“[5]
Gottes, des Allmächtigen unmittelbare Gegenwart würden wir natürlich nicht ertragen. Darum sendet er uns seine Engel, auf die es zu hören gilt. Und dann wird es zu einer auf eigener Erfahrung aufbauenden Gewissheit, wie der Reformator bezeugt: „Wer einen Engel zum Freund hat, braucht die ganze Welt nicht mehr zu fürchten. Die Engel Gottes sind eine Wagenburg um uns her.“ Und so meint der Reformator in der 4. Strophe seines berühmten Liedes „Ein feste Burg ist unser Gott“: „Er [Gott] ist bei uns wohl auf dem Plan mit seinem Geist und Gaben.“ Genau das ist es, was wir brauchen! Ja: „Der Glaube wagt es mit dem Heiligen Geist“, wie Karl Barth sagte.[6]
So bemühte sich auch Zwingli auf Gottes Stimme zu hören: „Bevor ich über etwas urteilen oder mir etwas von anderen Menschen erklären lassen will, will ich zuerst mit Psalm 85,9 hören, was der Heilige Geist dazu zu sagen hat: Ich will hören, was der Herrgott zu mir sagen will.“[7]
Darum kann man auch dem großen Zürcher Geistlichen Johann Caspar Lavater nur zustimmen, wenn er feststellt: „Der hat viel gelernt, der auf Gott still horchen gelernt hat.“[8] Daraus ergibt sich – wie es Lavater nennt – eine „reelle correspondenzmäßige Connexion“.
Der hochinspirierte österreichische Dichter Franz Praschl hat dies stille Hören in seinem Gedicht „Schweigen“ sehr eindrücklich zum Ausdruck gebracht:
„Gottes Geister flüstern gern,
wenn die Seele in der Stille,
allem Lärm des Tages fern,
nachdenkt, was des Schöpfers Wille.
Schweigen zieht Gedanken an,
hält die zarten Stimmen fest,
tiefen Horchens Zauberbann
sich die Seele überlässt.
Was sie hört, was sie erkennt:
aus dem Schweigen ward’s geboren –
Offenbarung man es nennt,
Seligkeit für feine Ohren.“[9]
Darum bat auch Bonhoeffer an Silvester 1944 in der Stille des Gefängnisses voll Vertrauen mit Versen, die zu den berühmtesten in deutscher Sprache wurden:
„Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so lass uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all Deiner Kinder hohen Lobgesang.
Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
Und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“
Die Bestätigung für diese große Wahrheit haben wir von den Boten Gottes selber, wie es die hohe Engelschwester Lene am 19. Juli 1960 an der Meditationswoche der Geistigen Loge in Hemberg lehrte: „Wer geistig geschult ist und von der geistigen Welt Gottes [innerlich] seine Anweisungen empfängt, findet allein seinen Weg – den sicheren Weg! Du benötigst dazu lediglich einen ruhigen Raum und eine Stunde Zeit – vielleicht nur eine halbe. Du setzest dich an diesem ruhigen Platze nieder und versuchst, alles Widerwärtige von dir abzustreifen, es loszuwerden. Dann rufst du die gute Geisteswelt zu dir heran und bittest sie, sie möge zu dir kommen, um für dich allein den Tisch des Herrn zu bereiten – nur sie möge bei dir zu Gaste sein!“(GW 1984, S. 1479) „Solche innere Einkehr hebt den Menschen in seinem Denken, in seinem Gemüt. So kommt er mit dem Herrn in innere Einheit, und seine Seele wird glücklich dadurch …“ (ebd., S. 149) So sagt auch Geistlehrer Josef: „Also muss der Mensch da, wo er lebt, beweisen, wohin er gehört. Er muss fähig werden, Gottes Wort zu vernehmen. Nach innen muss er sich ausrichten; nach innen zu horchen, muss er lernen. Sein geistiges Ohr muss geschult, sein geistiges Auge muss herangebildet werden …“ (GW 1984, S. 219) „Man muss also seine Gefühle verfeinern, um ins Gespräch mit jenen anderen zu kommen. Man muss auch seine Seele pflegen, damit man alles richtig wahrnimmt und versteht …“ (GW 1971, S. 262) Will der Mensch die Heiligen des Himmels vernehmen, „muss er die gleichen Wege beschreiten wie sie. Man muss also eins sein mit ihnen im Denken und Wollen, in allen Dingen.“ (a. a. O., S. 262)
Auf dieser reinen, hohen Gesinnung und der Verbundenheit mit Christus und der Gotteswelt und auf der Offenheit für ihre Inspirationen liegt ein großer Segen! Das sieht man, wenn man auf so bedeutende Menschen achtet wie z. B. Franz von Assisi. Als er einmal in der Kirche San Damiano in tiefer Andacht vor dem Bild des Gekreuzigten niederkniete, hörte er mit seinen leiblichen Ohren dreimal die Worte: „Franziskus, gehe hin und stelle mein Haus wieder her, das ganz zerfällt, wie du siehst.“[10] Franziskus hörte auf die Stimme des Herrn, und welch ein Segen ging von ihm aus für die ganze Kirche bis zum heutigen Tag!
Oder man denke an Niklaus von Flüe. War es nicht auch ein überaus großer Segen bis heute, dass man 1481 beim Stanser Verkommnis, als man bei den Verhandlungen über die Erweiterung der damals noch jungen und kleinen Schweizer Eidgenossenschaft schon auseinandergehen und gegenseitig Krieg führen wollte, sodass die heutige Schweiz nie entstanden wäre, im letzten Moment zu Niklaus von Flüe ging und auf den Rat hörte, den dieser heilige, hochinspirierte Mann den Eidgenossen gab, sodass sie Frieden schlossen? – Von Ausnahmen wie der katastrophalen Schlacht von Marignano 1515 abgesehen wurde fortan auf Angriffskriege verzichtet und die Neutralität befestigt, sodass die Schweiz auch in den verheerenden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts verschont und ein Land des Friedens wurde, eine Zuflucht für viele.
Und wer kennt bei uns den begnadeten China-Missionar Dennis Balcombe, der schon mit sechzehn Jahren eine spektakuläre Bekehrung erlebte, als er nach einem inbrünstigen Gebet die Worte vernahm: „Ich möchte, dass du das Evangelium hauptberuflich predigst!“ Drei Monate lang wehrte er sich gegen die immer erneut an ihn ergehende Berufung, bis er im Gottesdienst durch Marjorie McKay, die Frau des Pastors, die inspirierte Bestätigung erhielt: „Seit drei Monaten weist du den Ruf Gottes zurück, doch heute ruft er dich erneut!“ Als er endlich auf diesen Ruf Gottes hörte und später (1969) nach China ging, erreichte die Christenverfolgung in China ihren Höhepunkt. „Mao hält die Christen für Gegenrevolutionäre, sie werden gedemütigt, geschlagen, gefoltert, in Arbeitslager deponiert oder bei lebendigem Leib begraben. Der Vorsitzende Mao will die Kirche zerstören und behauptet: ‚Kuhfladen sind nützlicher als der Glaube an einen Gott, denn aus ihnen kann man Dünger machen. Die Religion dagegen ist Gift.‘[11] So ließ Mao in Friedenszeiten 70 Millionen Menschen sterben! Trotzdem vermochte er nicht, das Christentum auszulöschen. Es hatte trotz Hirnwäsche und schlimmster Verfolgung überlebt. Dennis Balcombe half mit, dass die Anzahl der Christen im atheistischen Staat der Volksrepublik China von 700 000 im Jahr 1947 auf heute 130 Millionen angestiegen ist und noch immer rasant zunimmt. Sie liegt damit deutlich über der Anzahl der kommunistischen Parteimitglieder von 87 Millionen.[12] Ob es sich wohl lohnt, auf die lebendige Stimme Gottes zu hören? –
Und ich möchte an Martin Luther King und seinen Traum von der Versöhnung der Menschheit und Rassen erinnern und an Albert Schweitzer, wie ihm auf dem Ogowe-Strom in Gabun der für alle Menschen einsichtige und für jede Ethik grundlegende Gedanke der Ehrfurcht vor dem Leben eingegeben wurde. –
Daran können wir erkennen: Der Segen wird vervielfacht, wenn wir nicht nur auf die Weisungen der Gotteswelt hören, sondern auch wirklich tun, was sie uns im Auftrag des Herrn sagt. Denn zum Hören und Horchen gehört auch das Gehorchen! Den Beistand der Gotteswelt, der heiligen Geister, gibt Gott nur denen, die ihm gehorchen (Apg 5,32). Ja, wir gehören nur dann zur Herde des guten Hirten, Christus, wenn wir auch wirklich auf seine aktuell ergehende Stimme hören und ihm folgen in Tat und Wahrheit, wie Zwingli sagte: „Ein Christ syn ist nit schwätzen von Christo, sunder wandlen, wie er gewandelt ist.“[13] Wer nicht hört, verläuft sich und wird nur allzu leicht eine Beute reißender Raubtiere. Unter dem Schutz des guten Hirten aber sind wir geborgen. Er wird uns auch durch die schwersten Prüfungen führen auf grüne Weiden und zum frischen, lebendigen Wasser. Er wird uns erquicken. Gutes und Barmherzigkeit werden uns folgen unser Leben lang, und wir werden auch durch das Tal der Todesschatten und schlimmstem Verfolgungen hindurchgeführt und bleiben im Hause des Herrn immerdar. Ja, er, unser Weg, schenkt uns in Wahrheit ewiges Leben (Ps 23; Joh 10,1–30)!
Wenn wir aber nicht auf seine Stimme hören, auf die Engel, die er uns sendet, geht es uns wie dem aus Ägypten befreiten Volk Israel in der Wüste, das nicht einmal ein Moses von seinem bösen Tun abbringen konnte. Und so irrte es 40 Jahre hilflos, blind und heillos umher. Nur die wenigen der neuen Generation, die schließlich auf den Herrn hörten, gelangten ins gelobte Land! –
Wie die niederen Geister der Lüge die falschen Propheten und missgeleiteten Medien und alle Menschen mit niederer Gesinnung inspirieren, so sind die hohen Engel Gottes den wahren Propheten und den mit göttlicher Gabe und Aufgabe betrauten medialen Menschen zugesandt und allen Menschen guten Willens. Ihnen, den Gottesboten, den heiligen Geistern der Wahrheit, gilt daher unser ganzes Interesse.
2.7 Die Engel
Vom Wirken der Engel ist die Bibel voll; doch wird davon häufig nur in verhüllter Form gesprochen. Wir wollen uns hier auf Hinweise beschränken, die für das Verständnis der Offenbarung von Bedeutung sind.
Die Engel sind die himmlischen und die Propheten die irdischen Boten Gottes. So war von den Engeln schon im Blick auf die Berufung der Propheten die Rede. Aber auch beim alltäglichen Offenbarungsempfang erlebten sie das unsichtbare Wirken der Boten Gottes sehr deutlich. Sie sprachen dann oft nur von der ‚Hand‘ Gottes. Ezechiel (3,14): „… die Hand des Herrn lastete schwer auf mir.“ Jeremia (15,17): „Unter dem Druck deiner Hand sitze ich einsam.“ Diesem Druck der ‚Hand‘ Gottes vermag Jeremia nicht zu widerstehen, auch wenn er es wollte: „Sage ich mir aber: ‚Ich will seiner nicht mehr gedenken, will nicht mehr reden in seinem Namen‘, dann wird es in meinem Herzen wie brennendes Feuer, verhalten in meinem Gebein. Ich mühe mich ab, es zu tragen, und vermag es nicht.“ (Jer 20,9) Jesaja: „Denn so sprach der Herr zu mir, als die Hand mich packte und er mich warnte …“ (Jes 8,11) Oder Paulus: „… ein Zwang liegt auf mir; denn wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predige!“ (1 Kor 9,16) Dieser Zwang, diese machtvolle Hand Gottes, kann die Gottesmänner ganz unerwartet ergreifen.
Was ist unter dieser ‚Hand‘ Gottes zu verstehen? Wir müssen uns dabei klar werden, dass die Redeweise von der ‚Hand‘ Gottes nicht wörtlich, sondern bildlich zu verstehen ist. So kann es mit gleicher Bedeutung in unseren biblischen Übersetzungen heißen, dass der Geist (Gottes) über einen Propheten oder Menschen kam. Wenn man nun wissen möchte, was mit jenem Geist gemeint ist, dann lohnt es sich kaum, heutige Wissenschaftler darüber zu befragen, die von diesem Geist oft reden wie Blinde von der Farbe. Die Augen werden einem dagegen geöffnet, wenn man hört, was einer der großen Propheten Gottes, nämlich Ezechiel, selbst dazu sagt. Denn solche Männer wussten, von was sie sprachen, wie auch Jesus Nikodemus gegenüber feststellt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wir reden, was wir wissen, und bezeugen, was wir gesehen haben …“ (Joh 3,11)
Besonders aufschlussreich ist ein Erlebnis, welches Ezechiel auf Jahr, Monat und Tag genau datiert: „Und es begab sich im sechsten Jahre, am fünften Tage des fünften Monats, während ich in meinem Hause saß und die Ältesten Judas vor mir saßen, da kam dort über mich die Hand Gottes des Herrn, und ich hatte ein Gesicht: Ich sah eine Gestalt, die war anzusehen wie ein Mann; von seinen Hüften abwärts war er anzusehen wie Feuer, und von seinen Hüften aufwärts war er anzusehen wie heller Schein, wie Blinken von Glanzerz. Und er streckte etwas wie eine Hand aus und ergriff mich bei den Haaren meines Hauptes, und der Geist hob mich empor zwischen Himmel und Erde und brachte mich in göttlichen Gesichten nach Jerusalem, an den Eingang des Tores zum innern Vorhof … Und er sprach zu mir …“ (Ez 8,l ff.) Nun folgen ausführliche Erklärungen des Geistes. Hier ist die Hand Gottes, die über den Propheten kommt (V. 1), offensichtlich dieselbe Macht, die ihn dann emporhebt „zwischen Himmel und Erde“ (V. 3)[14], das heißt, sie ist der Geist, den der Prophet visionär schaut und sogar in seinem Aussehen beschreibt: „eine Gestalt, die war anzusehen wie ein Mann“ (V. 2)! Dieser Geist hat also eine menschenähnliche Gestalt, doch feurig! Eine Lichtgestalt! Ein mächtiges Lichtwesen! Mit der Hand Gottes ist demnach ein mächtiges, geistiges Lichtwesen gemeint, eine geistige Person, die zum Propheten in klaren Worten spricht, ein heiliger Geist Gottes, der im Auftrage Gottes handelt (als ‚Hand‘ Gottes) und dabei klar von Gott in seiner „Herrlichkeit“ (V. 4) unterschieden wird. Von diesem himmlischen, geistigen Lichtwesen oder Engel, wie wir auch sagen können – denn die Engel sind ja heilige, geistige Wesen –, empfängt der Prophet also seine Belehrungen und Offenbarungen! So ist schon bei der Berufung des Propheten in Ezechiel 1,3 das Ergehen des Wortes des Herrn an Ezechiel verbunden mit dem Kommen der Hand des Herrn über ihn.[15]
[1] Vgl. 1 Mose 12,3; 22,18; Apg 3,25; Gal 3,8.
[2] In: „Einführung in die christliche Geisteslehre“, S. 35 (Vortrag Josefs vom 7.5.1977), Herausgeber Pro Beatrice.
[3] 1 Petr 4,11 (Einheitsübersetzung).
[4] Vgl. Jahresbericht 2018 der Kommunität Diakonissenhaus Riehen, S. 5.
[5] In: M. March, Gedanken sind Kräfte (16. Mai).
[6] In: Kirchliche Dogmatik, III, 3, S. 468.
[7] Zitiert von Christoph Sigrist in NZZ vom 1.12.2017, S. 21.
[8] In: M. March, Gedanken sind Kräfte (15. Dezember).
[9] In: Franz Praschl, Göttliches und Menschliches (Linz 2013), S. 285. Sein großartiges, den ganzen Heilsplan und die christliche Geistlehre enthaltendes, dichterisches Werk, das an geistiger Tiefe auch einen Dante und seine „Göttliche Komödie“ überragt, wird seine Anerkennung noch erlangen, wenn wir uns wieder auf die eigentlich christlichen Werte besinnen. Ich möchte an dieser Stelle nur z. B. an sein geniales Buch „Das Weltenschicksal – im Lichte göttlicher Offenbarung“ hinweisen.
[10] Walter Nigg, Der Mann aus Assisi (Herder Verlag, 10. Auflage 1977), S. 56.
[11] China … von Mao zu Jesus, GLIFA 2019, S. 29.
[12] Vgl. China … von Mao zu Jesus, GLIFA 2019, S. 20 ff.
[13] Vgl. Christoph Sigrist in NZZ vom 23.10.19.
[14] Vgl. auch Ez 3,14; 11,1.24; 43,5.
[15] Vgl. auch Ez 3,12–14 und 22–24; 11,1 und 23 f.; 33,22 f.; 37,1 ff.; 40,1 ff.; 2 Kön 3,15.