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2.9 Offenbarung durch Tieftrance?

Das Wort Gottes kann sehr verschiedenen Inhalt haben und auf sehr verschiedene Weise vermittelt werden.[1] Wir sahen, dass es den Propheten häufig durch Auditionen vermittelt wurde, die oft mit Visionen verbunden waren. Gelegentlich erschienen die Engel Gottes den Menschen auch in materialisierter Form wie die drei Engel, welche Abraham empfing (1 Mose 18,1–16), sodass sie und ihre Botschaft durch die äußeren Sinne wahrgenommen werden konnten.

Eine optimale Möglichkeit in heutiger Zeit, Offenbarungen der hohen Geisterwelt Gottes zu vermitteln, besteht im Sprechen der Gottesboten durch ein Tieftrancemedium. Das Medium befindet sich dabei in einer Art Tiefschlaf, wobei der Geist des Mediums in souveräner Freiheit vollständig aus dem Körper austritt, nur noch durch die sogenannte ‚silberne Schnur‘ (Pred 12,6) mit ihm verbunden. Dies ermöglicht nun einem Geiste Gottes, den Körper des Mediums mit seiner eigenen personalen Gegenwart zu erfüllen und wie der Geist eines Menschen durch diesen Körper zu sprechen, ihn also als sein Sprechwerkzeug, sein Medium, zu gebrauchen. Doch behält der ausgetretene Geist des Mediums stets die bewusste Kontrolle über das Offenbarungsgeschehen. Er könnte jederzeit von sich aus die Trance unterbrechen, wenn er mit dem Inhalt der Offenbarungen nicht mehr einverstanden wäre. Dieser Fall wird freilich Geistern Gottes gegenüber praktisch nie eintreten, weil der vom materiellen Körper gelöste Geist des Mediums sich in einem gehobenen Bewusstseinszustand befindet, in welchem er klar erkennt, dass sich alles in schönster Weise nach dem Willen Gottes vollzieht.

Der Einwand, dass der Geist, der den Körper vollständig verlassen hat, wie ein Bewusstloser keine Kontrolle mehr über sich selbst, das heißt den Körper, habe, ist also eine Unterstellung, mit der Unwissenden Angst gemacht werden soll; denn es gibt wohl geisteskranke Menschen, die von bösen Mächten besessen ihrer selbst nicht Herr sind, das heißt, jene niederen Geister drängen die Seele solcher armen Menschen gegen deren Willen aus ihrem ‚Häuschen‘, dem Leib, und bewohnen es nun selbst. So war zum Beispiel der besessene Gerasener, den Jesus heilte, von vielen bösen Geistern besessen (Mk 5,1–20). Man denke auch an die Gottliebin Dittus in Möttlingen, die durch Johann Christoph Blumhardt von den Geistern der Besessenheit befreit wurde.

Dies zeigt uns noch einmal, wie wichtig es gerade im Blick auf die Tieftrance ist, dass wir deutlich unterscheiden zwischen der heiligen Geisterwelt Gottes und der niederen Geisterwelt. Dies setzt voraus, dass wir wirklich die Geister prüfen, ob sie von Gott sind. Wo dies in kompetenter Weise geschieht, muss man keine Angst haben. Oder hätten die wahren Propheten wegen der vielen falschen Propheten ihren Beruf aufgeben sollen? – Der Missbrauch einer an sich guten Sache hebt ihren rechten Gebrauch nicht auf. Vor allem gibt es ein geistiges Gesetz, wonach die Geister der Propheten den Propheten untertan sind, „denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens“, sagt Paulus (1 Kor 14,32 f.).[2] Das bedeutet konkret: Wenn man die sich durch Tieftrancemedien kundgebenden Geister – wie oben gezeigt – prüft und feststellt, dass es sich dabei nicht um Geister handelt, die in der Ordnung Gottes stehen und in seinem Dienst und Auftrag handeln, so wird man sie mit Gottes Hilfe kurzerhand wegschicken; und sie müssen verschwinden. Denn der freie Wille des Menschen muss geachtet werden. Er gehört zur hohen Würde des Menschen, zu seiner Gottesebenbildlichkeit. Und man sollte Gott in aller Ehrlichkeit und Bescheidenheit fragen, ob es überhaupt die eigene Aufgabe ist, als Medium zu wirken.

Wenn aber Gott sich einen Menschen mit hoher medialer Begabung und hoher Gesinnung erwählt, damit Geister Gottes sich durch ihn kundgeben können, dann ist schon von Gott her stets für geistigen Schutz und geistige Ordnung gesorgt. Ein solches Medium muss nicht nur nichts befürchten, sondern sein menschlicher Geist ist während der Tieftrance gänzlich geborgen in der ‚Hand‘ Gottes, sicherer und schöner als wir alle, wenn wir uns nachts schlafen legen und unser Geist sich in ähnlicher Form von unserem Leibe löst.[3] So wie wir nach einem tiefen, guten Schlaf gestärkt und erquickt erwachen, so erhält auch ein Medium im Dienste Gottes die von ihm eingesetzten Kräfte in gereinigter Form wieder zurück.

Da die Geister der Propheten bzw. Medien denselben grundsätzlich untertan sind, sind die Medien für die Offenbarungen, die sie und kein anderer nach Inhalt und sprachlicher Gestalt vermitteln, voll verantwortlich. Deshalb konnten und sollten im alten Israel auch falsche Propheten streng bestraft werden. Sie waren für ihre Lügen und das durch sie entstehende Unheil als Urheber voll verantwortlich, weil sie sich mit Lügengeistern eingelassen hatten. Umgekehrt waren auch die Propheten Gottes für ihre Offenbarungen als Urheber derselben voll verantwortlich. Sie waren daher auch immer bereit, als Werkzeuge der heiligen Geisterwelt Gottes den Wahrheitsbeweis für ihre Verkündigung anzutreten, wie z. B. Elia auf dem Karmel (1 Kön 18).

Aus dieser Verantwortlichkeit für die Urheberschaft des von ihnen offenbarten Wortes ergibt sich auch das Urheberrecht auf ihre Verkündigung. Denn es sind eben nur Gradunterscheide von Offenbarung, wenn einer das von ihm vermittelte Geistesgut durch Inspiration oder Audition oder Halbtrance (wie die großen Komponisten ihre Musik) empfängt und mitteilt, oder wenn dies durch Tieftrance geschieht. Derselbe Inhalt kann auf verschiedenen Wegen vermittelt werden. Aber um solcher Gradunterschiede willen wird niemand die Urheberschaft oder Urheberrechte eines Brahms, Mozart oder Beethoven in Bezug auf ihre Musik bestreiten. Oder wollten wir ihnen – wenn es solche Werke gäbe – nur diejenigen zuschreiben, die sie sich krampfhaft aus den Fingern gesogen haben und die somit als missglückt gelten könnten, die wirklich inspirierten und herrlichen Werke im eigentlichen Sinne des Wortes aber nicht? Tragen doch auch alle ihre Werke – und gerade die hochinspiriertesten – die unverwechselbare Eigenart des Komponisten, so verschieden sie im Einzelnen und Inhaltlichen auch sein mögen. Es gibt eben auch eine harmonische Entsprechung zwischen der geistigen Stufe und Einstellung des medialen Geistes einerseits und des sich offenbarenden Geistes andererseits. Gleich und Gleich gesellt sich gern.

Schließlich spricht auch dies für Tieftrance als der optimalen Möglichkeit der Offenbarung: Ein sich auf diese Weise kundgebender Geist ist – durch den Leib des Mediums hindurch – den kritischen Blicken und Ohren der Zuschauer und Zuhörer voll ausgesetzt. Er ist dadurch viel besser kontrollierbar, als wenn er sich dem Medium nur durch dessen Hellsichtigkeit oder Hellhörigkeit usw. mitteilt, wodurch es viel schwerer wird zu beurteilen, was von jenem Geiste stammt und was allenfalls von der Person des Mediums ‚ergänzt‘ wurde.

Tieftrance hat den großen Vorteil, dass praktisch jede subjektive Beeinflussung des Inhalts der Offenbarungen durch die Person des Mediums ausgeschaltet und die Wahrheit in reinster Form vermittelt werden kann.[4] Außerdem kann der Zuhörende auch den Gesichtsausdruck und die Gestik des durch das Medium sprechenden Geistwesens erkennen, was dessen Aussagen oft noch verdeutlicht. Belehrungen, die wir auf diese Weise heute empfangen, können wir mit modernster Technik in Wort und Bild festhalten und so das lebendige Wort Gottes in absolut zuverlässiger, kontrollierbarer Form bewahren und weitergeben! Von dieser Möglichkeit hat man in der Geistigen Loge Zürich ausgiebigen Gebrauch gemacht.

Man hat gegen Tieftrance eingewendet, sie sei unbiblisch – sie sei daher grundsätzlich abzulehnen. Doch kennt auch die Bibel Tieftrance! Sie spricht dann zum Beispiel von ‚Tiefschlaf‘. So schloss Gott seinen Bund mit Abraham, als er sich in diesem Tiefschlaf befand (1 Mos 15,7 ff.). Auch über Saul ließ Gott einen solchen Tiefschlaf kommen, als er sich im Hause des Propheten Samuel in Rama befand (1 Sam 19,22–24). Dadurch wollte Gott Saul davor bewahren, sich an David zu vergreifen und schuldig zu werden. Man meinte schon, bei Saul hohe mediale Gaben zu erkennen, und wunderte sich, dass auch er unter den Propheten sei. Dies Letztere zeigt, dass das Widerfahrnis der Tieftrance bei Saul als typisch für die Propheten angesehen wurde! So werden ja auch von Ezechiel Tieftranceerlebnisse berichtet: Nach seiner Entrückung zu den verbannten Israeliten in Tel-Abib saß der Prophet sieben Tage lang betäubt unter ihnen (Ez 3,12–15), und von Babylonien aus wurde er im Geiste entrückt zum Tempel in Jerusalem (Ez 8,1 ff.), das heißt, sein materieller Leib blieb in Babylonien, aber sein Geist löste sich von seinem Leib und wurde durch jene mächtige Engelsgestalt, von der hier früher schon die Rede war, nach Jerusalem entrückt, wo ihm der Engel vieles zeigte und erklärte. „Und ein Geist hob mich empor und brachte mich wieder zu den Verbannten nach Chaldäa (Babylonien) in einem von einem Geist Gottes bewirkten Gesicht“ (Ez 11,24). Letzterer Hinweis auf das ‚Gesicht‘ zeigt, dass der Prophet nicht auch leiblich entrückt wurde.

Sehr eindrücklich ist auch die Beschreibung eines im Tiefschlaf erlebten Nachtgesichtes durch Eliphas von Theman (Hiob 4,12–17): „Zu mir stahl sich ein Wort, von ihm vernahm mein Ohr ein Flüstern, in Ängsten, bei nächtlichen Gesichten, wenn Tiefschlaf auf die Menschen fällt. Ein Schreck ergriff mich und ein Beben, alle meine Glieder ließ er erzittern, ein Hauch strich mir übers Gesicht, es sträubten sich mir die Haare am Leibe. Da stand –; aber ich konnte sein Ansehen nicht erkennen; eine Gestalt war vor mir, ein leises Raunen hörte ich: ‚Ist wohl ein Sterblicher vor Gott im Recht, oder ein Mensch rein vor seinem Schöpfer? …‘“[5]

Ohne Zweifel beurteilt die Bibel diese Trancezustände als etwas von Gott Gewirktes und keineswegs als etwas grundsätzlich Schlechtes. Wenn ein Mensch seine medialen Gaben nach dem Willen und Auftrag Gottes braucht, um damit in uneigennütziger Weise dem Menschen zum Guten zu dienen, wie es bei den alttestamentlichen Propheten, den Jüngern und Aposteln der Fall war, dann sollte man das durch diese Menschen ergehende Wort Gottes nicht nur gelten lassen, sondern wirklich darauf hören und – was leider sehr selten der Fall ist – auch danach leben. Wie ermahnte Paulus die Korinther? „Gebt euch die größte Mühe, die Liebe zu erringen. Seid freilich auch mit Eifer darauf bedacht, in Verbindung mit der Geisterwelt Gottes zu kommen. Vor allem strebt danach, Werkzeuge zu werden, durch die Gottes Geister in der Muttersprache zu euch reden.“[6]

Gewiss hat Gott viele Möglichkeiten und Wege, uns die Wahrheit zu offenbaren. Wenn wir aber nach der zuverlässigsten Art der Offenbarung fragen, dann muss die Antwort lauten: Offenbarung durch Tieftrance!

Eine letzte zu überwindende Schwelle kann ich dabei freilich dem Leser nicht wegräumen: Es wird uns immer eine gewisse Scheu bleiben, einen Engel Gottes vor sich zu wissen, auch wenn er uns in seiner Bescheidenheit so entgegenkommt, dass er sich uns gegenüber zum Beispiel einfach ‚Lene‘ nennt! Im Angesicht seiner Reinheit und Heiligkeit kann man sich sehr wohl unvollkommen, unrein und sündig vorkommen – das wird jeder aufrichtige Mensch verstehen –, und doch gibt es nichts Schöneres, als einem Engel Gottes zuzuhören, wie es uns in der Geistigen Loge Zürich Jahrzehnte hindurch vergönnt war. Wer beschreibt das Strahlen, die Lieblichkeit seines Angesichts durch das Medium hindurch? Wir dürfen uns glücklich schätzen, dass viele solcher Vorträge Lenes (wie auch Josefs) durch Videoapparate aufgenommen wurden! So kann sich der heutige Mensch dank modernster Technik mit eigenen Augen davon überzeugen, wie der Gesichtsausdruck von Beatrice Brunner – die ja noch mit über 70 Jahren gut anderthalb Stunden dauernde Jenseitsdurchgaben vermittelte – während der Zeit, da das Engelwesen durch sie sprach, sich so veränderte, dass er um Jahrzehnte jünger wirkte! Entsprechend veränderten sich ihre Hände sichtlich – sie erschienen noch schmaler, feiner, was Frau Brunner selbst beim Betrachten der Videofilme überraschte; denn das Medium weiß ja nach dem Erwachen aus der Tieftrance, wenn der menschliche Geist des Mediums wieder in den Körper eintritt, nichts von dem, was geschah oder offenbart wurde.

Zuletzt wollen wir terminologisch festhalten, dass wir bei einem Medium wie Beatrice Brunner nicht von einem ‚Propheten‘ oder einer ‚Prophetin‘ sprechen wollen. Wir bezeichnen einen solchen hochmedialen Menschen schlicht als Medium, obschon die geistigen Vorgänge und Funktionen hier und da dieselben sind. Denn: „Ein ‚Prophet‘ ist ein Mensch, aus dem nicht der eigene Geist, sondern ein anderes Geistwesen spricht.“[7] Das sind die „Geister der Propheten“, die Paulus (1 Kor 14,32) bezeugt. Handelt es sich um wahre Propheten, so sprechen Geister Gottes aus ihnen. Dabei sind es ja, wie wir sahen, lediglich Gradunterschiede von Offenbarung, ob diese Geistwesen den Menschen ‚nur‘ inspirieren, ob er ihr Wort durch Auditionen deutlich vernimmt, ob damit auch Visionen usw. verbunden sind, ob er in Halbtrance die Worte vernimmt und selber spricht oder ob sich die Gottesboten – während Tieftrance – direkt durch ihn kundtun. Propheten sind keineswegs Menschen, die nur Zukünftiges voraussagen. Sie sind eigentlich Medien; doch zur Zeit des Alten Testamentes hatten sie im Dienste Gottes und im Rahmen des Heilsplanes eine besondere Aufgabe, nämlich Wegbereiter Christi zu sein. Darum sollte man den Begriff ‚Prophet‘ nur auf diejenigen Medien anwenden, die vor Christi Kommen Sprachwerkzeuge Gottes waren, durch die er sein Wort offenbarte und seinen Willen kundtat zur Verwirklichung des Heilsplanes, der im Erscheinen des Erlösers seinen entscheidenden Dreh- und Angelpunkt besitzt. Der letzte Prophet war demnach Johannes der Täufer.

[1] Darüber klärt in authentischer Form – das heißt aufgrund von Belehrungen durch einen hohen Geist Gottes – das Buch von Johannes Greber auf: „Der Verkehr mit der Geisterwelt Gottes – seine Gesetze und sein Zweck“.

[2] Vgl. Greber, Der Verkehr mit der Geisterwelt Gottes – seine Gesetze und sein Zweck, S. 151.

[3] So behauptete das Medium Mrs Piper zum Beispiel oft, dass es während der Trance eine so „herrliche Zeit“ verbracht habe, dass es – das heißt Mrs Pipers Geist – am liebsten gar nicht „zurückgekommen“ wäre; man sorge so gut für sie „auf der anderen Seite“! Vgl. Dr. Emil Mattiesen, Das persönliche Überleben des Todes (Verlag De Gruyter, Berlin), Bd. II, S. 377 (mit Belegstellen).

[4] Dies ist zum Beispiel bei einer Vision nicht in dem Maße gegeben, denn der Visionär schaut die Wahrheit oft in Bildern, die mehr oder weniger symbolisch sind und zu dem noch durch die persönliche ‚Brille‘ des Schauenden wahrgenommen werden. So sah zum Beispiel Jesaja Engel mit Flügeln (Jes 6,2), wiewohl Engel an sich keine Flügel besitzen.

[5] Übersetzung von Gerhard von Rad in „Theologie des Alten Testamentes“ (Chr. Kaiser Verlag, München 1962), Bd. 2, S. 80 f.: Vgl. auch Hiob 33,14–18.

[6] 1 Kor 14,1 (in der Übersetzung von Johannes Greber, Das Neue Testament, zur Stelle)

[7] Greber, Der Verkehr mit der Geisterwelt Gottes, S. 138.

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