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VII
ОглавлениеImmer heftiger wurde der Wellengang auf der Ostsee. Der Wind drückte das Wasser an den Strand von Hiddensee. Und so gelang es den Feuerwehrmännern, durch die angebrachten Luftkissen die „Antonie“ so weit anzuheben, dass sie auf die offene See gezogen werden konnte. Kommandant Uwe Gebauer stand im Führerhaus der „Antonie“, gab über Funk Kommandos an seine Kollegen auf dem Polizeiboot, alle Klippen aus Findlingen und den Resten der alten Metallbuhnen zu umschiffen. Dann nahm der Konvoi Kurs auf Vitte. Dort wurde die „Antonie“ am Steg des Anglervereins festgemacht. Diese Anlegestelle war durch ein eisernes Tor mit Schloss vor dem Zutritt von Fremden geschützt. Jedenfalls von Land aus.
Der Pfarrer allerdings blieb verschwunden. Birgit Thurow hatte auf Bitten von Damp alle Mitglieder des Gemeindekirchenrates abtelefoniert. Keiner hatte Schneider nach der Feier im Gerhart-Hauptmann-Museum gesehen oder gesprochen. Ansonsten kannte sie angeblich auch keinen Menschen weiter auf der Insel, zu dem Pfarrer Schneider näher Kontakt gehabt hätte. Seine engeren Bekannten seien die Schriftsteller gewesen, von denen einige zwar gestern zur Preisverleihung gekommen, aber nun auch schon wieder abgereist seien.
Rieder war zu den alten Häusern der Leuchtturmwächter nördlich von Grieben gefahren, dieses Mal mit dem Polizeiauto. Sie lagen in einer Senke unterhalb des Bakenberges, auf dem der weiße Leuchtturm Dornbusch mit seiner roten Kuppe thronte. Die alten Backsteinhäuser waren zu Ferienwohnungen umgebaut worden. Doch die derzeitigen Mieter hatten in der Nacht keine Hilferufe vom nahen Steilufer gehört und es hatte auch niemand an ihre Tür geklopft.
Auch in Grieben, der nördlichsten Siedlung auf Hiddensee, hatte den Pfarrer seit Sonntag niemand mehr gesehen. In den Gaststätten und in den Geschäften, überall nur Kopfschütteln und Schulterzucken, wenn Rieder nach dem Verbleib von Schneider fragte.
Bökemüller war bei Rieders Bericht über die erfolglose Suche nach dem vermissten Pfarrer immer nervöser geworden. Er überlege, den Innenminister zu informieren, die Sache werde ihm langsam zu heiß.
Rieder schwankte in seinen Gefühlen. Einerseits reizte ihn ein neuer Fall, andererseits hatte er keine Lust, sich mit Beamten und Hierarchen des Landeskriminalamtes von Mecklenburg-Vorpommern herumzuschlagen und von denen als Inselpolizist wie ein Laufbursche behandelt zu werden. Er war immerhin Kriminalhauptkommissar.
Bökemüller und Rieder einigten sich, die Nacht noch abzuwarten und dann am nächsten Morgen eine Entscheidung über das weitere Vorgehen zu treffen.
Es war schon früher Abend, als Rieder erschöpft von den Touren wieder ins Revier nach Vitte kam. Damp packte gerade seine Sachen zusammen. „Feierabend für heute“, meinte er. Rieder war noch etwas unschlüssig, was er tun sollte. Konnte er jetzt einfach nach Hause gehen, obwohl es immer noch keine Spur vom Pfarrer gab?
Damp setzte seine Mütze auf und straffte die Uniform. „Was machen Sie?“
Rieder zuckte mit den Schultern. „Sie können mich mit nach Neuendorf nehmen.“
Das Polizeiauto kam nur langsam voran. Zu dieser Tageszeit waren nicht nur die Urlauber zwischen Neuendorf und Vitte unterwegs. Die meisten Pferdekutschen rollten wie eine Karawane in Richtung Inselsüden, nachdem sie die letzten Tagestouristen in Vitte oder Kloster zu den Ausflugsschiffen und Fähren gebracht hatten. Damp konnte nicht überholen und musste Schritt fahren, denn die Pferde machten kaum noch Tempo. Sie trabten nach dem langen Tag und mehreren Touren von Neuendorf im Süden bis ins Hochland beim Leuchtturm Dornbusch im Norden müde vor sich hin.
„Kannten Sie eigentlich Pfarrer Schneider besser?“, fragte Rieder.
„Kaum“, antwortete Damp, „wir hatten manchmal miteinander zu tun, wenn was los war oder er eine größere Veranstaltung hatte und nun bei der Vorbereitung der Preisverleihung, aber sonst …“, Damp räusperte sich. „Der hat mich doch auch nicht ernst genommen.“ Das klang bitter.
„Ich habe ihn eigentlich auch nur einmal gesprochen“, meinte Rieder nachdenklich, „letzten Samstag. Und da wirkte er nicht wirklich glücklich. Trotz Preisverleihung.“
Vor zwei Tagen hatte Rieder einen Streit zwischen dem Fernsehteam und den Fuhrleuten schlichten müssen. Der Übertragungswagen für die Preisverleihung sollte zwar auf dem Park- und Wendeplatz der Fuhrleute neben der Kirche stehen, aber nicht gleich den ganzen Platz einnehmen. Die Fuhrleute bestanden auf ihrem Recht, dort zu parken wie sonst auch, und blockierten dann aus Protest den Kirchweg, die Hauptstraße von Kloster. Der Begriff Hauptstraße war allerdings für den ungepflasterten, mit Schlaglöchern übersäten Weg vom Friedhof bis zum Inselmuseum eigentlich nicht angebracht. Damp hatte im Hafen mit den Vorbereitungen für die Ankunft der vielen Gäste zu tun und stritt sich dort außerdem mit den Vermietern von Ferienwohnungen herum, die ihre Gepäckwagen nicht wegräumen wollten. So eilte Rieder zur Kirche, um dort die Gemüter zu beruhigen. „Scheißorganisation! Wo ist Damp?“, riefen ihm die Kutscher schon zu, als er von der neuen Pension „Zur Post“ kommend auf den Kirchweg einbog. Dort standen ein Dutzend Planwagen, immer drei nebeneinander. Die Leute kamen weder rechts noch links und schon gar nicht „mittenmang“ durch. Klaus Treue, ein Fuhrunternehmer aus Neuendorf und eher ein friedlicher Typ, kam auf den Polizisten zu.
„Hallo, Rieder, verstehen Sie uns nicht falsch, aber wir müssen auch unser Geschäft machen können.“ Rieder kramte eine Skizze hervor, die Damp ihm gegeben hatte und auf der der Standplatz des Übertragungswagens eingetragen war, sowie ein Protokoll, in dem sich die Fuhrleute, die Fernsehfirma und Damp schriftlich über die Platzverteilung geeinigt hatten. Statt längs zur Kirche, wie auf der Zeichnung vermerkt, parkte der riesige Übertragungswagen quer über den Platz und hatte nach rechts und links noch kleine Container ausgefahren. Jedenfalls war so kein Platz mehr für die Fuhrwerke, um dort zu wenden. Dicke rote Kabel waren von dem Fahrzeug zur Kirche gezogen worden. Mehrere Männer in dunkelblauen Jacken mit dem Symbol ihres Fernsehsenders auf dem Rücken waren damit beschäftigt, Scheinwerfer und Fernsehkameras zum Gotteshaus zu tragen. Andere saßen auf Campingstühlen um einen kleinen Klapptisch. Alle hatten Papier und Stift in der Hand und hörten aufmerksam einer Frau mit roten Haaren zu.
Rieder hatte sich durch die wütenden Fuhrleute nach vorn gearbeitet. „Oh, der Berliner persönlich“, war ihm nachgerufen worden. „Scheint ja ’ne Chefsache zu werden.“
Rieder wusste, jetzt ging es für ihn ums Ganze. Jetzt würde sich entscheiden, ob er in den Augen der Insulaner Kerl oder Weichei war.
Er marschierte hinüber zu den Fernsehleuten. Die Frau mit den roten Haaren schien ihm hier die Chefin zu sein. Als Rieder sich vorgestellt hatte, nahm sie die halbe Brille ab und musterte den Mann in Jeans, T-Shirt, grüner Windjacke und Baseballkappe von unten bis oben.
„Sie sind also der Inselpolizist?“, stellte sie zweifelnd fest. „Ihr Name ist mir neu. Ich habe immer mit einem Herrn Damp verhandelt.“
Rieder nickte. „Der hat an anderer Stelle zu tun. Ich kümmere mich heute hier um die Vorbereitungen an der Kirche. Darf ich fragen, mit wem ich es zu tun habe?“
Langsam stand die Frau aus ihrem Campingstuhl auf und streckte dann, geradezu graziös, Rieder die Hand entgegen. „Carmen von Kreuznach. Ich bin die Regisseurin der morgigen Sendung. Und das“, sagte sie darauf mit einer ausschweifenden Bewegung über die Männer am Tisch, „sind meine Kameramänner. Wir machen gerade eine Regiebesprechung.“ Ihr Ton drückte deutlich aus, dass sie sich durch Rieder gestört fühlte.
„Ich will mich nicht lange mit der Vorrede aufhalten, aber so geht es nicht.“
„Was meinen Sie?“
Rieder tippte auf das Protokoll und die Zeichnung.
„Wir hatten erstens mit einem kleineren Ü-Wagen gerechnet und zweitens sollte er längs zur Kirche stehen und hier nicht den ganzen Platz blockieren. Und daran müssen Sie sich bitte halten.“
Die Regisseurin zog die Mundwinkel nach unten und bedachte den Polizisten mit einem Blick, als ob er nicht ganz bei Trost wäre.
„Guter Mann“, rief sie mit Emphase aus, „das ist unmöglich! Schauen Sie, wie weit wir schon mit der Verkabelung sind. Und meinen Sie wirklich, Sie können das einschätzen, was man für eine richtig gute Fernsehübertragung braucht?“ Frau von Kreuznach warf die Haare zurück, stemmte eine Hand in die Hüften und wies mit der anderen auf das Papier in Rieders Hand. „Diese Planung mit dem kleinen Ü-Wagen, der nur drei Kameras an Bord hat“ – sie machte eine Pause, als wollte sie abwarten, ob Rieder ihre Worte auch verstanden hätte – „diese Planung war völlig inakzeptabel. Ich bitte Sie!“ Dann deutete sie in Richtung der Kirche. „Dieses Juwel muss doch richtig in Szene gesetzt werden.“ Wieder eine Pause. „Also unter sechs Kameras geht da gar nichts. Und dazu braucht man eben auch so ein Fahrzeug.“ Dann beugte sie sich ganz nah an Rieders Gesicht und flüsterte ihm verschwörerisch zu: „Äh, diese Fuhrleute. Die werden auch mal einen Tag zu Hause bleiben können.“ Sie drehte sich noch einmal um, um sich zu versichern, dass auch keiner der Umstehenden ihre Worte hörte. „Mal ganz unter uns, können Sie nicht was machen, dass die verschwinden? Sie verderben mir den schönen Außenschuss.“
Rieder trat einen Schritt zurück und wollte gerade antworten, da tauchte hinter dem Übertragungswagen der Arm eines Krans auf, der sich immer weiter in die Höhe schob. Er hatte dieses zweite Fahrzeug hinter dem Übertragungswagen gar nicht gesehen. Am Ende des Kranarms hing eine kleine Gondel mit einer Kamera.
„Was ist das?“, fragte er empört.
„Unser Steiger … eh, Kamerakran“, erklärte Frau von Kreuznach mit unschuldiger Miene. „Hatten wir das vergessen zu sagen?“
Rieder bekam einen richtigen Wutanfall.
„Den können Sie gleich einklappen. Oder hat der eine Genehmigung zum Befahren von Hiddensee?“
„Äh, die Kollegen von der Fähre waren so nett …“
„Okay, einklappen, wegfahren zur Fähre und zurück nach Schaprode.“
Frau von Kreuznach war die Farbe aus dem Gesicht gewichen. Mit schriller Stimme schrie sie: „Was bilden Sie sich eigentlich ein! Ich werde sofort meinen Direktor informieren und dann läuft das über den Minister und …“
„Okay, bis der Minister entschieden hat oder wer sonst, entscheide ich. Entsprechend der Absprachen und des Protokolls, das Ihre Unterschrift trägt.“ Die hatte Rieder noch rechtzeitig auf dem Protokoll entdeckt. „Also, Kran zurück zur Fähre und dann nach Rügen. Und der Ü-Wagen wird umgeparkt. Sofort!“
„Aber die Kabelwege …“, versuchte die Regisseurin einen letzten Widerstand. Doch Rieder fiel ihr ins Wort: „… sind auch nicht länger, wenn Sie umparken, wahrscheinlich sogar kürzer. Bis Morgen ist noch viel Zeit.“
Pfarrer Schneider hatte die Debatte zwischen Rieder und der Regisseurin aus einiger Entfernung beobachtet. Doch nun hatte Frau Kreuznach ihn entdeckt und stürzte auf ihn zu. Schneider war schlank und hatte ein etwas pausbäckiges Gesicht. Sein dünnes mittellanges Haar war etwas strähnig und er hatte es zurückgekämmt. Wie immer trug er ein schwarzes Hemd und eine schwarze Jeans. Da er immer den Kopf leicht vorbeugte, wirkte er in seiner schwarzen Kleidung wie ein Rabe. Er schaute über seine kleine runde Brille, als wollte er genauer wissen, was dort passiert war. Doch noch ehe die Regisseurin ihn erreichte hatte, drehte er sich um und ging mit schnellen Schritten auf die Kirche zu und verschwand darin. Frau von Kreuznach blieb daraufhin stehen. Eine junge Frau war gerade aus der Kirche gekommen, ebenfalls in einer Jacke wie alle anderen Mitarbeiter des Fernsehteams und mit einem Klemmbrett unterm Arm. Rieder nahm an, dass es sich dabei um die Aufnahmeleiterin handelte, die hier vor Ort alles für die Fernsehleute organisieren musste und nun in ihr Unglück gelaufen war. Denn die Regisseurin ging mit lautem Geschrei und erhobenen Händen auf die junge Frau los. Er befürchtete schon, dazwischengehen zu müssen. Aber es blieb bei lautem Kreischen und leisen Rechtfertigungen. Als er sich umdrehte, hatten auch die Kameramänner die Köpfe eingezogen, einige allerdings mit verschmitztem Grinsen. Zur Linken hatten die Fuhrleute ein Freudengeheul angestimmt und zeigten mit erhobenen Daumen in Rieders Richtung. Das war für ihn ein Sieg auf ganzer Linie gewesen.
Danach war Rieder in die Kirche gegangen. Pfarrer Schneider hatte sich hinter den kleinen Verkaufstisch gesetzt, an dem kleine Mönche aus Ton, eine blaue Kachel mit einer aufgemalten Rosenblüte und Postkarten von Hiddensee angeboten wurden, alles Eigenproduktionen der Kirchengemeinde, um Geld für dringende Sanierungsarbeiten zu sammeln.
„Herr Schneider“, sprach Rieder den Pfarrer an, „es tut mir leid, dass …“
Aber der Pfarrer winkte ab. „Sie machen Ihren Job. Frau von Kreuznach natürlich auch.“ Dann stand er auf und gab Rieder ein Zeichen, ihm auf die kleine Sitzbank an der linken Seite des Altarraumes zu folgen. Dort setzten sie sich ganz hinten hin.
„Mir ist das alles sowieso zu viel. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich freue mich über die Ehrung, aber alles eine Nummer kleiner wäre mir lieber gewesen. Außerdem kann ich jetzt nicht mehr meinem Hobby nachgehen. Und das schmerzt mich sehr.“
Rieder schaute verdutzt.
„Na ja, nachdem jeder weiß, wer sich hinter Jean Jacques Hoffstede verbirgt, traut sich kaum noch einer, mir seine Manuskripte zu schicken. Manche Autoren, mit denen ich sehr freundschaftlich verkehrt habe, fühlen sich hintergangen oder gekränkt. Nicht alle, aber …“
Die Worte des Pfarrers rauschten an Rieders Ohren vorbei, denn plötzlich nahm ihn die Schönheit der kleinen Inselkirche völlig gefangen.
Die Sonne schien gleißend durch die hohen gotischen Kirchenfenster. Die Strahlen ließen die Aufhängung des dicken spärlich gekleideten Taufengels, der im Altarraum von der Decke hing, verschwinden. Und so hatte Rieder den Eindruck, der Engel würde wirklich unter dem Kirchendach schweben wie unter einer Himmelswiese, denn die Holzdecke war in einem sanften Blau gehalten und verziert mit Rosenblüten. Dazu passten die weißen Kirchenbänke mit den abgesetzten blauen Kanten. Das waren die Farben Hiddensees: Weiß, Rosa und Blau.
Wie viele Menschen hatten hier in den letzten Jahrhunderten gesessen und Trost gesucht? Setzte sich jemand auf eine der harten Holzbänke, gab es ein knarrendes Geräusch, als ächzte das Gestühl unter der Last der Gebete und Fürbitten. Der Fußboden bestand aus roten Backsteinen und war so uneben wie die Oberfläche einer rauen See. Eine schmale Treppe führte hinauf zur Orgel in der Empore. In der Mitte ihrer weißen Balustrade hing ein Gemälde. Männer in einem offenen Boot kämpften mit ihren Rudern gegen dunkle Wellen des Meeres. Ob sie wohl das rettende Ufer erreicht hatten?
Dahinter die Orgel in dunklem Holz. Sie war der einzige dunkle Punkt in dieser hellen Kirche. Doch ihre Pfeifen wirkten filigran und schmal, passend zu dem kleinen Gotteshaus.
„Wie haben Sie sich auf der Insel eingelebt?“, riss der Pfarrer Rieder aus seinen Gedanken.
„Geht so. Hier läuft das Leben anders als in Berlin. Ruhiger.“
„Sie sind auch erst ein paar Monate da.“
„Es werden jetzt fünf. Und der Sommer lässt nicht mal den Gedanken auf Langeweile aufkommen. Es ist immer noch schön, abends von meinem kleinen Dachfenster in Vitte den wandernden Lichtstrahl des Leuchtturms zu sehen.“
Der Pfarrer lachte auf. „Klingt wie eine Urlaubspostkarte. Die Winter können lang werden, und wenn man dann nicht fliehen kann …“ Dabei sah er zu einem Kirchenfenster, vor dem sich die Äste der riesigen Bäume vor der Kirche sanft im leichten Ostseewind wiegten. „Eigentlich bin ich hier nie richtig heimisch geworden.“
„Kamen Sie auch aus einer Großstadt?“
„Nein, aus einem kleinen Nest. Aber es ist nicht nur das“, antwortete Schneider nachdenklich. Dann wandte er sich wieder Rieder zu. „Die Hiddenseer sind einfach schwer zu knacken. Und wir sind nie richtig miteinander warm geworden. Was schlecht ist für einen Pfarrer. Verstehen Sie.“
„Ich weiß, was Sie meinen. Aber es ist auch noch nicht ausgemacht, dass ich mein ganzes Leben hier verbringen werde.“
„Das kann ich Ihnen auch kaum raten. Sie sind zu verschieden von dem Menschenschlag hier.“ Nach einer kurzen Pause fügte der Pfarrer hinzu: „Man kann schnell sehr einsam werden auf der Insel.“
Dann aber war Schneider mit Schwung aufgestanden, als hätte er sich dieses Eingeständnis nicht erlauben dürfen. „Aber es gibt kaum einen schöneren Platz auf dieser Erde.“