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2.3 Zur Differenzierung von Abwehr und Widerstand

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Greenson (1967, S. 88 f.) definiert den Widerstand in folgender Weise: »Der Widerstand richtet sich gegen das analytische Verfahren, den Analytiker und das vernünftige Ich des Patienten. Der Widerstand verteidigt die Neurose, das Alte, das Vertraute und das Infantile gegen Aufdeckung und Veränderung. Er kann Anpassung bewirken. Der Ausdruck ›Widerstand‹ bezieht sich auf alle Abwehroperationen des seelischen Apparats, wie sie in der analytischen Situation wachgerufen werden. […] In der psychoanalytischen Situation manifestieren sich die Abwehrvorgänge als Widerstand.« Während sich die Abwehr also wie oben dargestellt, darüber bestimmt, dass sie (1) sich auf einen unbewussten Reiz richtet, (2) der Unlustvermeidung dient und (3) als ein unbewusster Vorgang dem Ich zugehörig ist, wird der Widerstand nicht als ein eigener Prozess bestimmt – vielmehr handelt es sich um Abwehrbemühungen im Verlauf der analytischen Arbeit, die sich im Wesentlichen gegen die Veränderung bzw. gegen die analytische Beziehung als deren Mittel und Medium richtet. Widerstand bedeutet also, dass in der analytischen Behandlung Unlust droht, deshalb wirken Abwehrvorgänge (vgl. a. Seiffge-Krenke, 2017).

Zur Veranschaulichung des Gefühls, es mit einem hartnäckigen Widerstand zu tun zu haben, der die Bemühungen des Analytikers unbewusst zurückweist und auf dem Bestehenden bzw. der Nicht-Vertiefung der Beziehung beharrt, kann in eine Folge aus der TV-Serie The Wire (»Unto others«; 2006) geblickt werden. Der ehemalige Polizist Colvin engagiert sich in der Arbeit mit Schülerinnen und Schülern, die oppositionelles und delinquentes Verhalten zeigen, indem er zusammen mit einem Sozialwissenschaftler und mit Lehrerinnen ein Programm durchführt, das die Lebensrealität der Jugendlichen ins Zentrum rückt (z. B. indem gefragt wird, wo sie sich in zehn Jahren sehen und was dafür oder dagegen spricht zu dealen). Einer der Jugendlichen ist Namond, der nach entwertenden Aussagen ins Büro zitiert wird, wo Colvin und eine Lehrerin mit ihm sprechen wollen. Colvin fragt die Lehrerin: »Kann ich es mal versuchen?« Sie willigt ein, Namond sagt: »Fuck you«. Colvin macht ein paar Schritte auf ihn zu und sagt: »OK. Aber du bist immer noch in diesem Raum.« Namond sagt: »Fuck you«. Colvin dazu: »Du weißt, dass du solange nicht zu den anderen gehen kannst, bist du gelernt hast, dich zu benehmen.« Namond sagt: »Fuck you«. Colvin versucht es unbeirrt weiter: »Solange du es nicht in den Griff bekommst, kannst du nicht in den normalen Unterricht.« Namond sagt: »Fuck you«. Colvin dann: »Und du gehst ganz sicher nicht nach Hause, denn es gibt keine Schulverweise mehr.« Daraufhin steht Colvin resigniert auf und will aus dem Raum gehen. Namond ruft ihm nach: »Mr. Colvin, Sir…« Dieser dreht sich um und Namond sagt: »Fuck you«.

Nun muss zum einen gesagt werden, dass Widerstand nicht viel mit »Aufsässigkeit« oder rebellischem Verhalten zu tun hat, und er kann sich auch anders als in direkter Verweigerung oder aggressiven Verhaltensweisen zeigen. Zum anderen muss beachtet werden, dass es sich beim Widerstand nicht um etwas handelt, das man einer Analysandin vorwerfen könnte bzw. ihr »in die Schuhe schieben« könnte. Das Beispiel soll vielmehr zeigen, wie es sich anfühlen kann, in der Behandlung mit einer Art der Zurückweisung konfrontiert zu sein, die nicht durch bloße Anweisungen oder Appelle an die Einsicht aufgelöst werden kann. Der Widerstand ist dabei motiviert durch die Vermeidung von Unlust, aber immer auch ein Zeichen davon, dass etwas zu früh, zu bedrängend oder die Analysandin in anderer Weise überfordernd geschieht. Dabei geht es auch nicht darum, dass eine Analysandin zu allem »Fuck you« sagt, sondern um das Konfrontiertsein mit einer absolut wirkenden Barriere.

Abwehr und Widerstand

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