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2.3.2 Widerstand gegen die Gefahr der Veränderung

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Die Funktion von Widerstandsphänomenen wird also auch deutlich, wenn man in Betracht zieht, dass die Veränderung einmal gefundene, wenn auch dysfunktionale »Lösungsversuche« infrage stellt: Es drohen dann diejenigen Vorstellungen und Affekte bewusst zu werden, die unlustvolle Gefühle mobilisieren würden und deshalb vom bewussten Erleben ferngehalten werden sollten, und es droht auch die erforderliche Aufgabe von Ersatzbildungen mit der kompromisshaften Wunscherfüllung darin.

Für Freud (1900a, S. 521) ist, »[w]as immer die Fortsetzung der Arbeit stört«, ein Widerstand, der Widerstand richtet sich »gegen die Analyse überhaupt und somit gegen die Heilung« (Freud, 1937c, S. 85), er wird verstanden als eine »Kraft, welche den krankhaften Zustand aufrecht erhielt« (Freud, 1910a, S. 20). Dabei handelt es sich um ein regelhaftes Phänomen in Behandlungen, insofern diese sich mit dem Unbewussten beschäftigen: »Die Aufdeckung und Übersetzung des Unbewußten geht unter beständigem Widerstand von seiten des Kranken vor sich. Das Auftauchen dieses Unbewußten ist mit Unlust verbunden, und wegen dieser Unlust wird es von ihm immer wieder zurückgewiesen. In diesen Konflikt im Seelenleben des Kranken greifen Sie nun ein« (Freud, 1905a, S. 24). Je stärker dabei der Widerstand sei, umso größer sei die Entstellung des Unbewussten (Freud, 1916/17, S. 115). Der Widerstand ist ein »Widerstand gegen das Bewusstwerden« (Freud, 1940a, S. 82) und er »kann nur eine Äußerung des Ichs sein, das seinerzeit die Verdrängung durchgeführt hat und sie jetzt aufrecht halten will.« (Freud, 1930a, S. 75)

Die Schwierigkeiten, ein einmal »gefundenes« Symptom aufzugeben, haben nun nicht nur damit zu tun, dass dann Unlust mobilisiert würde, sondern auch aufgrund von etwas, das Freud (1916/17, S. 360) als eine »Zähigkeit, mit welcher die Libido an bestimmten Richtungen und Objekten haftet, sozusagen die Klebrigkeit der Libido«, bezeichnet, eine »Zähigkeit oder Klebrigkeit der Libido, die einmal von ihr besetzte Objekte nicht gerne verläßt« (a. a. O., S. 473) oder »eine Schwerbeweglichkeit der Libido, die ihre Fixierungen nicht verlassen will« (Freud, 1940a, S. 108).

Widerstand regt sich also, »[w]enn wir es unternehmen, einen Kranken herzustellen, von seinen Leidenssymptomen zu befreien« (Freud, 1916/17, S. 296), und setze sich über die Dauer der Behandlung fort. Er sei »sehr mannigfaltig, höchst raffiniert, oft schwer zu erkennen, wechselt proteusartig die Form seiner Erscheinung« (a. a. O., S. 297) und richte sich besonders gegen die »technische[.] Grundregel« der freien Assoziation, diese werde »zum Angriffspunkt des Widerstandes«, insofern sie ja gerade auf die Spur unbewusster Verbindungen führen soll: »Bald behauptet er, es fiele ihm nichts ein, bald, es dränge sich ihm so vieles auf, daß er nichts zu erfassen vermöge« (a. a. O.). Eine besondere Bedeutung kommt dabei dem Widerstand gegen die Übertragung, aber auch der Übertragung als Widerstand zu (s. Kap. 4.4.1).

Das Auftreten von Widerständen ist keine »unvorhergesehene Gefährdung der analytischen Beeinflussung«, sondern sie müssen zum Vorschein kommen, denn die »Überwindung der Widerstände [ist] die wesentliche Leistung der Analyse« (Freud, 1916/17, S. 301). Dabei wechselt der Widerstand »im Laufe einer Behandlung beständig seine Intensität; er steigt immer an, wenn man sich einem neuen Thema nähert, ist am stärksten auf der Höhe der Bearbeitung desselben und sinkt mit der Erledigung des Themas wieder zusammen.« (a. a. O., S. 302) Freud meint, die Kritik des Kranken bzw. dessen Äußerungen über den fraglichen Wert der Arbeit, insbesondere »kritische Einwendungen« gegen die Grundregel (Freud, 1926d, S. 66), sei »keine selbständige, als solche zu respektierende Funktion, sie ist der Handlanger seiner affektiven Einstellungen und wird von seinem Widerstand dirigiert« (Freud 1916/17, S. 303).

Abwehr und Widerstand

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