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Gärtnern in Sukzession

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In weniger als zehn Jahren machte das Grundstück der Bullock-Brüder den Sprung von einem brombeerüberwucherten Feld zu einem grünen jungen Nahrungswald. Über dem Sumpf, wo sich die Brombeeren in undurchdringlichen Dickichten ausbreiteten, werfen Äste, die voller Pflaumen und Kirschen sind, ihren Halbschatten auf leuchtende Kapuzinerkresseblüten. Nussbäume beschirmen einen Bambushain und Gemüsebeete schlängeln sich bis zum Wald. Die Brüder haben diese reichhaltige Landschaft rasch geschaffen, indem sie lieber mit der Natur als gegen sie arbeiteten. Einige der vielen Techniken, die sie eingesetzt haben, werden sich im Laufe dieses Buches allmählich entfalten, doch zuerst untersuchen wir eine der allumfassenden Strategien, die ihre Arbeit geleitet hat: beschleunigte Sukzession.

Wenn Pflanzen zuerst nackte Erde kolonisieren – z. B. einen verlassenen Bauernhof – beginnt eine Entwicklung. Bestimmte Arten von einjährigen Gräsern, Kräutern und Blumen sind die erste Flora, die erscheint, und wegen ihrer Neigung zur raschen Besiedlung werden sie Pionierpflanzen genannt. Sie sind gut daran angepasst, sich auf nackter oder gestörter Erde niederzulassen und die florale Leere mit Grün zu bedecken. Pionierpflanzen füllen das pflanzliche Vakuum und bringen die Lebenskreisläufe wieder zum Laufen. Wir kennen die meisten dieser schnell wachsenden Horde als Unkräuter: Fingerhirse, Löwenzahn, Kleiner Sauerampfer, Vielsamiger Gänsefuß, Wegerich, Wegwarte, wilder Lattich und viele andere. Aufgelassene Felder und frische Erde sind ihr Milieu, in dem sie eine Aufgabe zu erledigen haben: die nackte Erde vor erodierendem Regen zu schützen und Nährstoffe von tief im Boden an die Oberfläche zu leiten, wo sie genutzt werden können. Diese rasch wachsenden, kurzlebigen Pioniere bewahren und erneuern die Fruchtbarkeit des gestörten Grundes.

Falls man diese Unkräuter nicht stört, sind die kurzen, frühen Einjährigen nach ein paar Saisonen von einer Gruppe größerer, überwiegend mehrjähriger Pflanzen in die Enge getrieben und überschattet. In der nördlichen Hälfte der Vereinigten Staaten gehören zu diesen Pflanzen Astern, Weidenröschen, Goldrute, Wolfsmilch, mehrjährige Gräser und viele andere. Das dichte Laub, die verzweigten Stängel und viele Texturen der hohen Unkräuter bieten weitere Nischen, in denen Insekten und Vögel Schutz finden, sich paaren und fressen. Die Menge an lebender Materie, die man Biomasse nennt, wächst, während Nährstoffe und Sonnenlicht angesammelt und in robuste Stängel, dichte Begrünung und winterharte Samen umgewandelt werden, die wiederum zu Nahrung für Insekten und andere Tiere werden. Auf diese Weise bekommt das Leben auf dem nackten Boden schnell einen festen Halt. Wo die lebensnotwendigen Elemente zuvor auf eine dünne Schicht Oberboden beschränkt waren, strömen diese Nährstoffe nun in eine viel dickere Vegetationsschicht, die voller lebhafter Tiere steckt. Das Leben bahnt sich seinen Weg in neues Terrain.

Der Verlauf von blankem Boden über kurze einjährige Unkräuter zu hohen mehrjährigen Pflanzen wird als Sukzession bezeichnet. Falls es weiterwachsen darf, wird das Unkrautfeld in fünf bis fünfzehn Jahren mit Stauden bewachsen sein. Bei genügend Regen und Fruchtbarkeit werden die Büsche in 10-20 Jahren einem jungen Wald weichen. Überall dort, wo genügend Regen fällt, treibt die Sukzession eine Landschaft unaufhaltsam in Richtung Wald.

Obwohl das ein nahezu unaufhaltsamer Prozess ist, verläuft er nicht reibungslos linear. Zu jedem Zeitpunkt können Feuer, Wind, Blitz, der Pflug oder eine andere Störung ihn in eine frühere Phase zurückversetzen. Die meisten Landschaften sind ein Mosaik aus vielen aufeinanderfolgenden Stadien in vielen Maßstäben. Selbst in ausgereiften Gemeinschaften mit später Sukzessionsphase finden sich an den Rändern noch Arten aus allen anderen Sukzessionsperioden. Störungen, die von einem katastrophalen Waldbrand zu einem einzigen umgestürzten Baum reichen, lassen Pionierkräuter oder Sträucher aus dem Sukzessionsmittelfeld wieder einfließen, was eine bruchstückhafte Landschaft unterschiedlichen Alters und Stadiums zur Folge hat.

Was hat das mit Gärtnern zu tun? Konventionelle Gärten ahmen unreife Ökosysteme nach. Sie werden gewöhnlich von Pflanzen einer frühen Sukzessionsphase dominiert. Die meisten Gräser, Blumen und besonders einjährige Gemüsesorten sind Pioniere. Das bedeutet, dass wir in unserer Liebe zu Rasen und geordneten Gärten versuchen, unsere Gartenflächen in einem frühen Stadium der ökologischen Entwicklung zu halten. Die nackte Erde und der gestörte Boden in einem Gemüsegarten oder unter sauber kultivierten Sträuchern locken das Unkraut, das eifrig den nackten Boden bedeckt, Nährstoffe aus dem darunter liegenden mineralischen Boden und Gestein herauszieht und den Standort für ein reiferes Ökosystem wie Buschland oder Wald vorbereitet. Eine reine Fläche mit gut bewässertem Gras schreit gemäß dem Willen der Natur nach einem Blitzkrieg aus Setzlingen und Sträuchern oder zumindest nach einer Steigerung der Artenvielfalt durch schnell wachsende, einjährige Unkräuter.

Wir können unser Verständnis von Sukzession dazu nutzen, solche Gartenprobleme zu lösen. Die meisten Unkräuter sind Pionierarten, gedeihen durch Störung, Sonnenlicht und schlecht entwickelte Böden. Allein durch den Verzicht auf die Bodenbearbeitung als Gartentechnik schrumpften meine Unkrautprobleme enorm, da störungs- und lichtabhängiges Saatgut unterirdisch verfaulte, statt durch Licht und Kultivierung zum Wachstum angeregt zu werden. Eine Mulchschicht blockiert aus ähnlichen Gründen oft die Keimung der Unkrautsamen.

Der Aufbau einer organischen Bodensubstanz ist eine weitere Strategie zur Unkrautbeseitigung. Eine Ladung vermeintliches Stroh enthielt zu meiner Bestürzung lebende Stückchen von Ackerwinden, die mir nicht auffielen, bis in zwei Gartenbeeten, die ich mit der schädlichen Mischung gemulcht hatte, die bekannten und unerwünschten grünen Ranken wuchsen. Zwei von drei Saisonen langwierigen Ausgrabens scheinbar endloser Wurzelgeflechte störten die Ackerwinden nicht weiter. Hohe Mulchschichten, selbst schwere Holzspäne, verzögerten lediglich ihren überschwänglichen Ausbruch ins Tageslicht und erstickte rasch alles, was ich sonst noch gepflanzt hatte. Damals war ich nahe daran, ein Herbizid in Betracht zu ziehen. Dann waren die Ackerwinden in einem Jahr blass und fleckig und zwei Jahre später waren sie weg, obwohl ich sie kaum gejätet hatte. In der Zwischenzeit hatte sich der Boden in diesen Beeten nach Jahren konstanter tiefer Mulchschichten von rotem Lehm zu üppiger schwarzer Tonerde entwickelt. Ich habe seither von mehreren Leuten gehört, dass Ackerwinden und mehrere andere renitente Unkräuter in gut entwickelten Böden schwach werden, da sie jugendliche Lehmböden und kompostarme Sandböden bevorzugen. Sukzession ist also auf Böden ebenso anwendbar wie auf Pflanzen. Oft beeinflusst die Phase der Bodenbildung, welche Arten darin wurzeln können.

Ein Garten ist ein dynamisches System, kein unveränderliches Stillleben. Wenn wir unsere Landschaften als dynamische Ökosysteme und nicht als statische Ansammlungen träger Objekte betrachten, können wir Gärten schaffen, die von Natur aus in gesunden Mustern und Richtungen wachsen. Durch diese Perspektive können wir einen Großteil der Arbeit zur Pflege unserer Gärten auf die Natur übertragen.

Unter diesem Blickwinkel können wir fragen: Welche Arten von Ökosystemen enthalten die meisten Gärten? Die Antworten sagen uns, wieso Gartenarbeit so anstrengend ist und nie aufhört. Ein Grasrasen, der mit Blumen eingefasst ist, ist ein ökologischer Cousin der Prärie. Die andere hauptsächlich vorkommende Pflanzenanordnung in den Vorstädten, der archetypische Rasen mit gelegentlichen Bäumen und Sträuchern, ahmt eine Savanne nach. (Ich wundere mich über die uralten Träume, die wir ausleben, wenn wir diese Landschaften schaffen, die die Kindheit unserer Spezies in den Ebenen Afrikas nachahmen.)

Prärie und Savanne florieren unter bestimmten Umweltbedingungen. Dazu gehören geringe Niederschläge, schwere Beweidung und immer wieder Feuer. Da nur wenige Vorstädter trockene Erde, Bisonherden und Wildfeuer in ihren Gärten erlauben, begünstigen die Bedingungen in den meisten Rasenflächen Savanne und Prärie nicht. Was geschieht also mit diesen unglücklichen Ökosystemfragmenten? Eine Prärie oder Savanne, die nicht brennt, gut gedüngt wird und unter dem stotternden Zischen von Sprinklern gebadet wird, wird dazu gedrängt, zu Buschland und Forst zu werden. Das ist ökologische Sukzession, allgegenwärtig und unermüdlich.

Unkräuter im Rasen und Ahornsetzlinge in den Blumenbeeten zeugen von der Macht der Sukzession. Ökologisch betrachtet will der übliche Vorstadtgarten einfach nur erwachsen werden. Verstehen wir das, können wir uns mit der beachtlichen Macht der Natur verbünden, statt sie zu bekämpfen.

Ein unreifes Ökosystem wie ein Rasen fordert von uns Zeit, Energie und Materialien, um die Zeiger der ökologischen Uhr mit Gewalt zurückdrehen und das Land durch Mähen und Jäten in der Präriephase zu halten. Doch die Natur – und unsere Bewässerung und Düngemittel – lassen die Uhr unaufhaltsam weiter ticken, Sämlinge und junge Bäume sprießen und überschütten uns mit ihrer Fruchtbarkeit. Durch Sprinkler und Dünger drücken wir aufs Gas, doch mit Fräse und Baumsäge steigen wir auf die Bremse. Unter dieser Art von schizophrenem Regime funktioniert kein System gut.

Typische Rasenflächen und auch in hohem Maße Gemüse- und Blumengärten leiden an einem anderen ökologischen Fehler: es sind Monokulturen. Wie wir im letzten Kapitel gesehen haben, verlässt sich die Natur auf Multifunktionalität und Redundanz, die man beide nicht im Vorzeigerasen aus Wiesenrispengras findet.

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