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Оглавление7: Eine Karriere, die an einer dünnen Saite hängt
Nach dem Unfall war ich gezwungen, das Gitarrespiel zu überdenken – von den Fingerhütchen bis hin zum geeigneten Gitarrenmodell. Ich kann nicht mit jeder Klampfe spielen, denn die Saiten und besonders die Saitenstärke müssen sich eignen. Die Probleme begannen gleich am ersten Tag der neuen Zeitrechnung. Damals gestaltete sich alles noch sehr schwierig, denn es gab keine Firmen, die extra-dünne Saiten herstellten. Zudem fand ich nirgendwo Gitarrenbauer, zumindest im Bereich der E-Gitarren, die in der Lage gewesen wären, Sonderwünsche umzusetzen. So blieb ich vollkommen mir selbst überlassen.
Ich spielte immer noch eine Fender Stratocaster, die ich unzählige Male auseinander baute, um sie für meine Bedürfnisse zu modifizieren. Ich feilte die Bundstäbchen ab, damit die Saitenlage bequem genug für mich war. Im Gegensatz zu gesunden Gitarristen, kann ich den Saitendruck der Finger nicht kontrollieren, da ich beim Mittel- und Ringfinger kein Gefühl habe. Ich tendiere zu einem härteren Griff, damit mir die Saiten nicht wegrutschen. Außerdem brauche ich sehr dünne Saiten, da ich stärkere nicht problemlos ziehen kann.
Damals waren 11er oder 12er die dünnsten Saiten. Heute zählen sie zu den stärksten! Das entsprach aber dem Stil der Ära, den der Gitarrenlehrer Bert Weedon mit seinem Buch Play In A Day bestimmte. Jeder spielte mit den „Stacheldrähten“. Folglich produzierte die Industrie nur solche Saiten-Sets. Ich war der erste mit der Idee, dünnere Sets zu benutzen, da ich einen Weg finden musste, um es mir so leicht wie möglich zu machen. Die dickeren Saiten rissen das Leder schnell ab, ich hatte nicht die Kraft sie zu ziehen, und darüber hinaus bereiteten sie mir Schmerzen. Die Verkäufer in den Musikgeschäften meinten immer: „Es gibt keine dünneren Saiten. Finde dich damit ab.“
Woraufhin ich fragte: „Tja, gibt es überhaupt keine dünneren Saiten?“
„Nein, mal abgesehen von den Banjo-Sets.“
„Na, dann gib mir doch mal einen Satz.“
Ich zog die beiden dünnsten Saiten des Banjo-Sets als hohes H und hohes E auf, was bedeutete, dass ich den Gitarren-Satz theoretisch von der G- bis zur tiefen E-Saite benutzen konnte. Allerdings ersparte ich mir diese unglaublich fette, tiefe E-Saite, die ich durch eine A-Saite ersetzte. Das war für mich praktikabel. Aus reiner Notwendigkeit heraus hatte ich also die dünneren Saiten-Sets erfunden, indem ich Banjo- und Gitarren-Strings miteinander kombinierte.
Ich musste ständig experimentieren, denn wenn eine A- auf eine E-Saite heruntergestimmt wird, beginnt sie leicht zu scheppern. Das Stimmen und das Spiel entwickelte sich für mich zu einer Art Kunst.
Später, nachdem wir unser Debütalbum veröffentlicht hatten und die Band gut lief, besuchte ich Saiten-Hersteller, um sie davon zu überzeugen, dünnere Sets zu produzieren. Ihre Denkweise lässt sich nur mit „extrem konservativ“ beschreiben: „Oh, das lässt sich nicht machen. Das wird nie funktionieren. Sie werden harmonisch nicht übereinstimmen!“
Ich antwortete: „Quatsch! Das funktioniert. Ich weiß das wohl am besten, weil ich sie täglich benutze.“
Worauf ich zur Antwort erhielt: „Die wird doch niemand kaufen! Warum sollte die jemand spielen wollen?“
Sie waren so von sich überzeugt, dass ich zu zweifeln begann. Vielleicht war ich wegen meiner Behinderung wirklich der einzige, der sie wollte? Schließlich ließen sich die Leute von Picato Strings in Wales breitschlagen. „Okay, wir werden es mal versuchen.“
Ungefähr 1970 produzierten sie also für mich den ersten Satz dünner Gitarren-Saiten und vermarkteten ihn mit einem großen Werbeetat. Ich konnte damit traumhaft spielen und benutzte die Marke viele Jahre. Natürlich sprangen später alle anderen Firmen auf den Zug auf. In den darauf folgenden Jahren wurden die dünnen Sets immer beliebter. Gitarristen auf der ganzen Welt zogen sie auf ihre Klampfen. Es gibt allerdings immer noch Leute, die nicht glauben, dass damit ein voller Sound möglich ist.
Ich arbeitete sogar schon mit Produzenten, die mir verklickern wollten, dass ich unbedingt starke Saiten für einen voluminösen Klang bräuchte.
Ich gebe darauf immer die gleiche Antwort: „Ich habe nie dicke Saiten gespielt, aber immer einen fetten Sound gefahren!“