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13: Lockruf der magischen Flöte

Earth waren schon ein paar Wochen lang aufgetreten, als wir im Vorprogramm von Jethro Tull spielten, die kurz vor ihrem ersten Karriereschub standen. Ich fand sie sehr gut, doch offensichtlich gab es einige Reibereien, denn ihr Gitarrist Mick Abrahams ließ Ian Anderson während des Konzerts einen Zettel zukommen. Da stand so was wie „Ich steige aus“ oder „Das ist der letzte Gig“ drauf. Nach dem Auftritt fragten sie mich, ob ich Lust auf die Band hätte.

Ich antwortete: „Oh, Mist, das weiß ich nicht.“

Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen und war total verblüfft.

Auf dem Heimweg erzählte ich das den anderen: „Ich muss euch was sagen. Jethro Tull haben mich gefragt, ob ich bei ihnen einsteigen will. Jetzt weiß ich nicht, was ich ihnen antworten soll.“

Die ganze Band unterstützte mich: „Du solltest das auf jeden Fall machen.“

Jethro Tull kontaktierten mich ein wenig später: „Ja, ich werde einsteigen.“

Doch so leicht war das nicht: „Moment mal, du musst zuerst vorspielen.“

Ich protestierte, doch sie beharrten darauf: „Komm nach London. Das wird schon klappen.“

Ich fuhr also in die Metropole, ging in diesen Raum – und sah eine wahre Heerschar von Gitarristen bekannter Bands. Mich überwältigte eine Panikattacke … und ich verdrückte mich. Ich kannte John, ein Crew-Mitglied, von seinen Tagen bei Ten Years After. Er rannte hinter mir her und versuchte mich zu beruhigen: „Mach dir keine Sorgen. Komm, setz dich dort drüben ins Café. Ich werde dich abholen, wenn du an der Reihe bist.“

„Aber ich fühle mich überhaupt nicht gut.“

John blieb beharrlich: „Du musst es versuchen. Die wollen dich gerne in der Band haben.“

Als er mich abholte, waren die anderen Gitarristen längst verschwunden. Wir spielten einen zwölftaktigen Blues mit einem Gitarrensolo, gefolgt von einigen Jams. Ich erhielt die Zusage noch an dem Abend: „Du hast den Job.“

Bevor ich mich versah, stand ich mit Jethro Tull im Proberaum, und wir bereiteten uns auf die Aufnahmen von Stand Up vor. Die Auskopplung „Living In The Past“ sollte später ein Nummer-1-Hit in Großbritannien werden. Mein Beitrag bestand aus ein paar Riffs zu „Nothing Is Easy“.

In London fühlte ich mich wie ein Gestrandeter und hatte Gewissensbisse, weil ich bei Earth ausgestiegen war. Ich rief Geezer an, der mich moralisch unterstützen sollte. Als wir uns auf die Aufnahmen vorbereiteten, verkrümelte er sich in eine Ecke, was die Band nicht störte. Wir durften bei John wohnen, der uns immer zu den Proben fuhr, die um Punkt neun Uhr morgens begannen. So eine Uhrzeit war mir natürlich völlig fremd. Bei Earth starteten die Proben zu unterschiedlichen Zeiten, aber immer erst am Nachmittag. Bei Jethro Tull lief das generalstabsmäßig ab: „Du musst immer pünktlich erscheinen.“

Am ersten Tag trudelten wir vielleicht zehn Minuten später ein. Ich hörte, wie Ian Anderson John anschrie: „Ich sagte neun Uhr!“

Ich fand das reichlich überzogen. Noch bevor ich das Gitarrenkabel in den Verstärker gesteckt hatte, spürte ich die unangenehme Spannung. Um Punkt zwölf gab es dann Mittagessen. Ich setzte mich zu Ian an den Tisch. Die anderen saßen abseits und flüsterten: „Nein!“

Was war denn mit denen los?

„Man setzt sich nicht zu Ian an den Tisch. Komm zu uns.“

„Was meint ihr?“

„Er isst gerne ungestört. Die anderen Musiker sitzen aber immer zusammen.“

Meine Güte, war das ein merkwürdiges Schauspiel! Und das soll eine Band sein?

An dem Abend nahm mich Ian mit ins Marquee, wo Free auftraten. Er stellte mich als seinen neuen Gitarristen vor. Ich fühlte mich wie ein Rockstar – großartig! Von einem Nobody aus Birmingham ins Marquee, wo sich angesehene Musiker für mich interessierten – das war einfach wunderbar. Wir schauten uns den Anfang des Konzerts an und gingen recht früh, denn am nächsten Morgen begannen die Proben wieder um neun Uhr und wir durften auf keinen Fall zu spät kommen.

Doch die Hochstimmung hielt nicht lange an. Ein Treffen mit dem Bandmanager besiegelte mein Schicksal. Er sagte protzig: „Du bekommst 25 Pfund die Woche und kannst dich verdammt glücklich schätzen.“

Das kotzte mich an: „Was meinst du damit – ich kann mich glücklich schätzen? Die haben mich wegen meines Spiel in die Band geholt, nicht wegen eines Glückfalls!“

Ich machte mir in Ruhe meine Gedanken: Ich wollte Teil einer Gruppe sein, die es zusammen schafft, nicht in einer Band spielen, die schon auf einem hohen Podest steht, und in der ich mich ständig für das ungeheure Glück bedanken musste, das ich gehabt hatte. Im Proberaum bat ich Ian um ein vertrauliches Gespräch.

Wir gingen nach draußen: „Ich fühle mich hier unwohl.“

„Was stimmt nicht?“

„Ich bin mit der ganzen Situation nicht zufrieden. Ich mag diese Sprüche mit dem ,Glück‘ und ähnliches Gerede nicht.“

Ian verhielt sich nett und anständig. Ich kann ihm nicht den geringsten Vorwurf machen. „Ja, wenn du dir absolut sicher bist, dass du aussteigen willst, dann …“

„Ja, ich bin mir sicher.“

„Allerdings gibt es da ein Problem, denn wir wurden für den Film The Rolling Stones Rock And Roll Circus engagiert. Ohne Gitarrist ist das nicht zu machen. Könntest du da noch mitspielen?“

Ich hatte ohnehin ein schlechtes Gewissen und wollte sie nicht hängen lassen, also sagte ich zu.

Und das war’s. Nach der letzten Probe sagte ich zu Geezer: „Lass uns die Band wieder zusammentrommeln.“

„Bist du dir sicher, dass du Tull verlassen willst? Vielleicht solltest du noch mal darüber nachdenken?“ Er versuchte mich zu überreden, meinte dann aber: „Ich bin froh, dass du aussteigst.“

„Diesmal müssen wir professioneller arbeiten. Nimm dir mal ein Beispiel an Jethro Tull: Morgens proben und sich richtig ins Zeug legen.“

Geezer stimmte zu. Von London aus riefen wir die anderen an und schmiedeten Pläne für einen Neubeginn.

Doch ich musste noch den Rolling Stones Rock And Roll Circus spielen. Die ganze Show begann im Dorchester Hotel. Ich stand da und trug natürlich meinen Wildledermantel, den ich auch im Film anbehielt. Die Stones hatten ihr Equipment in einem großen Ballsaal aufgebaut. Die Who waren auch da, natürlich Taj Mahal und all die anderen Künstler, die in dem Streifen auftraten. Ich kannte keine Menschenseele und fühlte mich unbehaglich und verlassen. Marianne Faithfull muss das gespürt haben, denn sie kam zu mir rüber und sagte: „Dir wird es gleich besser gehen. Wir können ja ein wenig reden.“

Ich führte mit ihr ein erfrischendes Gespräch. Marianne war einfach großartig.

Die Stones fingen an zu spielen, brachen aber schon nach einer Minute ab. Sie stritten sich und krakeelten wie die Wilden. Im ganzen Raum breitete sich eine Todesstille aus. Keith Richards und Brian Jones schoben sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe, dass die Gitarren verstimmt waren: „Deine Klampfe ist verstimmt, du blödes …“

Mick war damals mit Marianne zusammen und flüchtete sich zu uns. „Diese Trottel können noch nicht mal ihre verdammten Gitarren anständig stimmen.“

Ein erstes Anzeichen für den kommenden Stress.

Am nächsten Tag filmten wir in einem großen Kaufhaus. Dort standen eine Bühne und eine Zirkusmanege. Sie wollten, dass sich alle alberne Hüte aufsetzten und Zirkuskostüme trugen, was ich ziemlich peinlich fand. Eric Clapton meckerte: „Ich fühle mich total dämlich mit diesem komischen Ding.“

Für eine Showeinlage drückten sie mir eine blöde Klarinette in die Hand. Nachdem wir durch den Vorhang stolziert waren, sollten wir die Manege durchqueren und so tun, als würden wir spielen. Clapton, The Who und John Lennon – jeder musste im Kreis gehen. Nachdem das abgehakt war – ich weiß nicht mehr, wie oft wir das wiederholten –, begannen sich die Leute zu unterhalten und ich taute auf.

Gespannt warteten wir auf die vorgesehene Jam Session mit Clapton, Lennon, Mitch Mitchell und Keith Richards, der Bass spielen sollte. Ich meinte zu Ian Anderson: „Ich freue mich auf Clapton.“

Sie begannen mit einem Instrumental-Song, während die verdammte Yoko zu Johns Füßen saß, und waren noch nicht mal gut. Ian flüsterte mit einem ironischen Unterton: „Na, und wie gefällt dir dein Held jetzt!?“

Wir teilten uns die Garderobe mit den Who, wo ich ihnen zum ersten Mal begegnete. Es waren nette Typen, und sie liefen musikalisch zur Höchstform auf. Mich erstaunte ein Gitarrensolo von Pete Townshend, da er sich sonst eigentlich nur auf den Rhythmus beschränkte. Er spielte verdammt gut.

Das lässt sich nicht von allen behaupten. Jethro Tull hatten sich den „Song For Jeffrey“ ausgesucht. Ian Anderson reichte mir einen Hut, den ich aufsetzen sollte.

Ich sagte ihm, dass er okay sei, fand das ganze Gehabe aber peinlich. Während des Auftritts hielt ich das Gesicht so weit wie möglich unten, damit mich ja niemand erkennen würde.

Es sollten Jahrzehnte vergehen, bis man den Streifen endlich veröffentlichte. Ich traf Bill Wyman ein paar Mal, und er versprach mir jedes Mal eine Kopie, die ich aber nie erhielt.

Ich habe ihn also erst viel, viel später gesehen und fand ihn schrecklich – so was von altmodisch und angestaubt! Allerdings lässt er sich jetzt als Klassiker bezeichnen, denn viele der Musiker sind schon verstorben: John Lennon, Keith Moon, Brian Jones, John Entwistle …

Iron Man

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