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15: Von Earth zu Black Sabbath

Wenn wir in der Toe Bar nahe Carlisle auftraten, mussten wir immer in einem Caravan übernachten. Im Winter war es so lausig kalt, dass wir einen Teil des Mobiliars verheizten, damit es wenigstens etwas warm wurde. Dann ging es nach Manchester, wo uns ein großes Desaster bevorstand. An der Tür zu dem Laden empfing uns ein Mann im Anzug, der zu allem Überfluss auch noch eine Fliege trug. Für einen Blues Club mutete das ganz schön merkwürdig an. Er begrüßte uns überfreundlich: „Oh, ihr seid Earth, kommt rein und macht es euch gemütlich.“

Drinnen verriet er uns: „Ich mag eure neue Single.“

„Oh, vielen Dank.“

Wir hatten zu der Zeit noch keine Single auf dem Markt, ignorierten aber seinen Kommentar und luden die Anlage aus. Dann sahen wir das Publikum: Männer in Anzügen und Fliegen und Frauen in prachtvollen Kleidern. Schnell wurde klar, dass sie die falsche Band gebucht hatten. Es gab noch eine Gruppe namens Earth, und die machte Pop. Der Manager sah das aber locker: „Geht ruhig auf die Bühne und spielt.“

Vor dicht gedrängtem Publikum, das auf tanzbare Musik wartete, brachten wir den ersten Song. Der Kommentar folgte unverzüglich: „Was ist das für eine Scheiße?“

Das Personal holte uns so schnell wie möglich von der Bühne, und der Manager weigerte sich, die Gage auszuzahlen. Also klemmten wir uns den Teespender, den Teppich aus der Garderobe, einige Messer und Gabeln, also alles, was nicht niet- und nagelfest war. Die Konsequenz lag auf der Hand: „Das war’s. So ein Mist darf nicht noch mal passieren. Wir müssen schleunigst einen Namen finden, den niemand anders beansprucht.“

Jim Simpson hielt Fred Carno’s Army für geeignet. Zum Teufel noch mal, das wurde ja immer schlimmer. Carno war ein Impresario aus der großen Zeit der Varietees, der mit Charlie Chaplin und Stan Laurel gearbeitet hatte. Ozzy schlug Jimmy Underpass and The Six Way Combo vor. Mehr fiel uns nicht ein. Geezer kam dann glücklicherweise auf Black Sabbath.

Simpson beschaffte uns die ersten Gigs in Europa. Beim ersten Trip holte ich Ozzy ab, dessen Garderobe aus einem (!) Hemd auf einem Bügel bestand. „Wir verreisen, das ist dir doch wohl klar, oder?“

„Ich weiß.“

„Wir werden einige Wochen unterwegs sein.“

„Ich weiß.“

Unser Sänger nahm also für unsere erste Tour nur ein einziges Hemd zum Wechseln mit.

Auf der Reise entschieden wir uns, den Bandnamen endgültig zu ändern. Vielleicht war es auch in einem der ersten Clubs, in denen wir auftraten, dem berühmten Star Club in Hamburg. Er hatte eine Kapazität von 400 oder 500 Leuten. Da sie uns später noch einige Male buchten, konnten wir uns eine kleine Gefolgschaft erspielen. Somit hatten wir in dem Laden, von den Beatles mal abgesehen, insgesamt die meisten Zuschauer.

Das Zwischenspiel mit Jethro Tull hatte mich dazu inspiriert, Flöte zu spielen. Ich wollte das live umsetzen. Wir kifften verdammt viel, und an einem Abend war ich mehr als breit. Deshalb hielt ich die Flöte viel zu niedrig, wodurch das Mikro nur meine Atemgeräusche übertrug. Ozzy latschte in den Backstage-Bereich, schnappte sich den dort hängenden riesigen Spiegel, brachte ihn auf die Bühne und hielt ihn mir vors Gesicht. Er klopfte mir auf die Schulter, und erst dann bemerkte ich den Fehler.

Ozzy war für ein weiteres Highlight verantwortlich, denn er fand eine Dose pinker Farbe, mit der er sich das Gesicht anmalte. Hinter der Bühne stand eine große Leiter, auf die er stieg, bis sein leuchtender Kopf über dem Vorhang erstrahlte. Solche verrückten Dinge halfen uns im Kampf gegen den täglichen Wahnsinn.

Black Sabbath tourten mehrere Male in Europa. Zuerst ging es von Hamburg über Dänemark nach Schweden, gefolgt von Tourneen, die uns in die Schweiz führten. Dort traten wir sechs Wochen lang in St. Gallen auf. Wir spielten vier oder fünf Mal am Tag vor vielleicht drei Zuschauern. Die Gage bestand aus einem Glas Milch und einem Würstchen. In finanzieller Hinsicht ging es uns mehr als dreckig. Da wir absolut kein Geld hatten, musste sogar Geezer, der Vegetarier war, die Würstchen runterwürgen. Und das Hotel? Die gesamte Band schlief in einem winzigen kleinen Raum über einem Café, das gegenüber vom Club lag. Wenn man da nicht rechtzeitig ankam, schlossen die Besitzer einen aus. An einem Abend schliefen Ozzy und ich bei zwei Mädchen. Als Geezer auftauchte, stand er vor verriegelter Tür. Bill schnappte sich die Bettlaken, knüpfte sie aneinander und versuchte, unseren Basser hochzuziehen. Und exakt in dem Moment fuhr eine Polizeistreife vorbei. Es dauerte einige Zeit, ihnen das ganze Dilemma, in dem Geezer sich befand, im Kauderwelsch zweier Sprachen zu erklären.

Anschließend reisten wir nach Zürich. Bei unserer Ankunft war der Club gerammelt voll. Die Band kam unglaublich gut an und wirkte sehr glücklich. Wir tranken sogar Champagner auf der Bühne. Das ist doch wunderbar, dachten wir uns. Uns steht eine tolle Zeit bevor. Keiner konnte wissen, dass die Musiker ihren letzten Abend von einem insgesamt sechswöchigen Engagement feierten. Das ganze Publikum verabschiedete sich mit einer Riesenparty von uns. Als wir mit unseren Gigs begannen, war der Laden so gut wie ausgestorben. Moment mal! Was ist passiert? Wo sind denn die ganzen Leute hin? Täglich kam so ein Spinner vorbei, der einen Kopfstand machte, wobei ihm das ganze Geld aus den Taschen fiel. Er suchte es wieder zusammen und verzog sich dann. Und dann saß da noch eine uralte Nutte in der Ecke an der Bar. Das war’s.

Weil in dem Laden eine gähnende Leere herrschte, begannen wir herumzualbern. Bill spielte zum Beispiel ein Schlagzeug-Solo in der Länge eines kompletten Sets, und ich brachte ein unendlich langes Gitarrensolo. Die anderen ruhten sich in der Zwischenzeit aus. Das lief einige Tage ohne Probleme, aber natürlich bemerkten es die Besitzer. Während Bills Drum-Eskapaden erschien die Tochter des Eigentümers und schnauzte uns an: „Hört auf mit dem Krach! Wir bezahlen euch fürs Spielen, nicht für diesen Unsinn.“

Es war ein trostloser und düsterer Schuppen. Wir mussten erneut alle in einem Zimmer schlafen – zusammen mit einigen Ratten. Der Clubbesitzer hatte unsere Pässe einkassiert, damit wir nicht so leicht abhauen konnten. Die ganze Situation ähnelte einem Sklavenjob, denn die Band musste täglich fünf Mal jeweils 45 Minuten lang auftreten, an Wochenenden sogar sieben Mal, und wir spielten fast für lau. Doch wir hatten viel Spaß und zogen gelegentlich einen durch. Bill rauchte sogar Bananenschalen. Er aß die Dinger, kratzte den Rest von der Schale, packte ihn in eine Aluminiumfolie, die zum Trocknen in den Ofen wanderte. Dann bröselte er sich die Masse in eine Kippe. Er behauptete, davon high zu werden, fand es großartig und war stolz auf seine Idee.

„Was macht Bill?“

„Er hat einen Weg gefunden, die Banane noch besser zu verwerten. Jetzt brät er die Schale zum Essen!“

Iron Man

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