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5 Erzeugen Sie Stimmungen durch die Gestaltung des Himmels

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Himmelsblau auf Farbfotografien kann sehr leicht das vielfach dargestellte Postkartenklischee erzeugen. Ein schwarzweißer Himmel dagegen kann die verschiedensten Bildwirkungen erzeugen, aber eines ist er gewiss nicht: seicht und kitschig. Wir wollen uns auf den folgenden Seiten anschauen, wie stark der Himmel in der Schwarzweißfotografie die Wirkung eines Bildes beeinflusst.

Während sich die meisten Menschen über Hochdruckgebiete mit viel Sonnenschein und möglichst blauem Himmel freuen, gelten für uns Schwarzweißfotografen ganz andere Gesetze. Für uns sind eher Tiefdruckgebiete interessant, denn sie bieten meist das vielfältigere Wolkenspektrum im Himmel, und das verleiht den meisten Bildern ihre besondere Atmosphäre. Wie das Wort Atmosphäre schon sagt, handelt es sich dabei um etwas nicht so leicht Greifbares. Einen guten Maler erkennt man daran, wie er Luft malen kann, und auch für den Fotografen ist es von großer Bedeutung, die Luft des Himmels zu einer intensiven Atmosphäre zu verdichten. Hat man die Atmosphäre eines Bildes früher in der analogen Dunkelkammer verstärkt, so kommt es heute gerade bei der Bearbeitung des Himmels darauf an, die Klaviatur der modernen Bildbearbeitungsprogramme von Photoshop über Lightroom oder Silver Efex mit Leichtigkeit spielen zu können. Noch wichtiger aber ist es, intensiv zu sehen und beim Betrachten auch etwas zu empfinden, denn nur das wirklich Empfundene kann zu einem Bild gestaltet werden, das beim Betrachter auch Empfindungen auslöst.

Den Himmel mit seinen Wolken zu betrachten, ist erfüllend, denn Wolken sind immer in Bewegung und verändern ständig ihre Form. Diese unerschöpfliche Formenvielfalt gibt Spielraum für zahlreiche Assoziationen. Besonders in Bergregionen ist das Wolkenspiel faszinierend, denn man kann in die vermeintliche Position des Schöpfers aufsteigen und das Spiel der Wolken von oben betrachten. So können Sie auf das Sujet, zu dem Sie normalerweise aufschauen, auch einmal herabschauen. Auch hier ist es faszinierend, die wechselnden Formenspiele mit der Kamera festzuhalten. Allerdings heißt die Devise nicht »nichts anbrennen lassen«, sondern »nichts ausbrennen lassen«. Alle lichten Töne, die ausgebrannt sind und auch im RAW-Modus keine Zeichnung mehr haben, können von keinem Bildbearbeitungsprogramm vernünftig wiederhergestellt werden. Achten Sie also unbedingt auf das Histogramm!

Wolken können den Himmel zart und friedfertig, aber auch extrem bedrohlich erscheinen lassen. Möchten Sie innere Stimmungen ausdrücken, so sind Landschaftsbilder mit Wolkenhimmeln eine gut geeignete Form.

Fast alle Stimmungsnuancen lassen sich mithilfe von wolkenreichen Himmelsbildern ausdrücken. Einfache Naturvölker hätten sich von einer Cumulonimbus-Wolke mit Windhose wie beim Foto auf Seite 49 gewiss einschüchtern lassen und sie als eine Strafe der Götter gewertet. Wie anfangs erwähnt, war der Himmel immer schon mythenbeladen. Im Zeitalter des Klimawandels häufen sich aber nachweislich extreme Wetterphänomene, durch die sich unsere umweltunfreundliche Lebensweise langfristig rächt. Natürlich nicht durch einen strafenden Gott, aber doch durch die dem menschlichen Handeln übergeordnete und überlegene Eigendynamik der Schöpfung.

Wenn Sie mit Ihrer Kamera unterwegs sind, gewöhnen Sie sich bitte an, sehr genau auf den Himmel zu achten, und beginnen Sie, den Himmel in Schwarzweiß umzudenken. Der Himmel ist in besonderem Maße geeignet, die Stimmung eines Bildes zu beeinflussen. Welche Stimmung möchten Sie ausdrücken? Sie können das Blau des Himmels, je nachdem, wie Sie es darstellen möchten, in einen zarten Grauton oder in einen dramatischen Schwarzton übersetzen. Für Zweiteres setzen Sie am besten noch einen Polarisationsfilter vor Ihr Objektiv und drehen ihn auf Kreuzstellung. Sie bemerken, wie der Himmel dabei abgedunkelt wird. Bei der Umwandlung in Schwarzweiß können Sie dann mit Silver Efex noch die Gelb-, Orange-, oder Rotfilterfunktion hinzuwählen, und schon haben Sie einen fast schwarzen Himmel, der dramatisch zu hellen Wolken kontrastiert. Möchten Sie lieber eine zarte Himmelsstimmung rüberbringen, so wenden Sie die Blaufilterfunktion von Silver Efex an oder schieben den Blaufilter-Regler von Lightroom nach rechts: Schon hellt sich Ihr Himmel wieder auf. Stellen Sie sich beim Betrachten des Himmels also schon vor, welche Stimmung Sie auf Ihrem Schwarzweißfoto ausdrücken möchten.


Die Cirruswolken über einem kleinen Dorf auf der Kanareninsel Lanzarote verleihen dem Foto seine besondere Magie. Ohne diesen speziellen Wolkenhimmel wäre das Foto relativ langweilig. In Farbe war der Kontrast zwischen Wolken und Himmel längst nicht so stark. Es war also wichtig, sich das Bild schon bei der Aufnahme im Farbmodus in Schwarzweiß vorzustellen.

35 mm, 1/30 Sekunde, Blende 9, ISO 200, Polarisationsfilter


An den steilen Hängen der Insel La Palma bilden sich häufig riesige Cumuluswolken, auf die man vom Berg Bejenado wunderbar herabschauen kann. Ein erhabenes Gefühl ist das, einmal auf gleicher Höhe mit den Wolken zu sein. Dieses Bild drückt eher die Großartigkeit der Schöpfung aus.

29 mm, Blende 14, 1/325 Sekunde, ISO 200


Die etwas grau wirkenden Nimbostratus-Wolken sind hier auf Lanzarote schon fast zu den besonderen Mammatus-Wolken geworden. Eine kontrast- und strukturreiche Bearbeitung mit Silver Efex trägt zur besonderen Bildwirkung bei. Auf diesem Foto bekommt der Himmel einen eher bedrohlichen Charakter.

67 mm, Blende 8, 1/160 Sekunde, ISO 200


Schäfchenwolken (Cirrocumulus) wirken oft sehr friedlich, obwohl sie häufig schlechteres Wetter ankündigen. Dieses Foto wurde in Ligurien fotografiert, wo sich der Himmel gegen eine Piniengruppe abzeichnet. Im Vergleich zum rechten Foto drückt dieses Bild Sanftheit und Frieden aus.

106 mm, Blende 8, 1/50 Sekunde, ISO 200


Diese Wolke fand ich in einem heißen Sommer bei Mutterstadt über einem großen Feld. Es hatte sich eine Windhose gebildet, ein seltenes Wetterphänomen in Deutschland. Natürlich ist dieses Bild das Gegenteil des linken, ja, es hat fast schon einen leicht apokalyptischen Touch, denn extreme Wetterphänomene haben sich in den letzten Jahren deutlich vermehrt und werden aufgrund des Klimawandels in Zukunft noch häufiger werden.

24 mm, Blende 14, 1/640 Sekunde, ISO 200

Die Magie der Schwarzweißfotografie

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