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Den Himmel über der Stadt gestalten

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Wir leben in einem weltweiten Zeitalter der Urbanisierung. Weltweit zieht es die Menschen in die Großstädte. Ländliche Regionen beginnen zu veröden, egal ob in Deutschland, Indien oder China. Der Blick auf den Himmel ist in der Großstadt ein ganz anderer als auf dem Land. Wohnt man im Parterre-Geschoss eines Berliner Hinterhofs, im zweiten Stockwerk einer italienischen Altstadtwohnung oder im achten Stock eines New Yorker Hochhauses, ist der Himmel nur noch eine kleine Parzelle zwischen den Steinwänden. Vielleicht sind auch deshalb Dachgeschossoder Loftwohnungen so begehrt, weil man einen weiteren Blick auf den Himmel hat.

Will man Himmelsstimmungen in der Großstadt fotografieren, so gelten andere Regeln als auf dem Land. Während dort Himmel und Landschaft in der Regel eine Einheit bilden, ist dies in der Großstadt nicht immer der Fall. Dafür aber bilden z. B. moderne Architektur und Wolkenformationen einen starken Spannungsbogen, der auf vielfältige Weise gestaltet werden kann. Gerade in Städten mit Hochhausarchitektur wie Frankfurt oder New York ist die Bildspannung zwischen moderner Architektur und dem Himmel oft besonders stark. Als ich einmal in New York Himmelsschreiber sah, war ich begeistert, aber ich war gerade nicht an einer fotografisch interessanten Stelle. So musste ich rennen, um irgendwohin zu kommen, wo ich die Schriftzüge am Himmel geschickt in die Hochhausschluchten einbetten konnte. Beim rechten Bild handelt es sich nicht gerade um eine Straße mit besonders schöner Architektur – auch in New York war die 1960er- und 1970er-Jahre-Architektur äußerst langweilig. Aber der bogenförmige Schriftzug genau in der Mitte des Himmels verleiht dem Foto trotz der langweiligen Architektur etwas Besonderes, fast schon Surreales. Es lohnt sich also unbedingt, auch in den engsten Hochhausschluchten moderner Großstädte immer wieder in den Himmel zu schauen.


Bearbeitet man sehr kontrastreiche Bilder mit scharfen Kanten, so wie hier die Hochhauskanten, dann bilden sich bei Silver Efex – besonders wenn man die Struktur verstärkt – schon einmal »Heiligenscheine« entlang der Kanten. Diese lassen sich verhindern, indem man den Regler »Weicher Kontrast« wieder nach rechts schiebt oder mit dem Nachbelichter-Werkzeug von Photoshop nachbelichtet. In jedem Fall ist es aber wichtig, sorgfältig auf diese möglichen Heiligenscheine zu achten.

17 mm, Blende 11, 1/100 Sekunde, ISO 200


Die niedrig liegenden Stratocumulus-Wolken über Frankfurt am Main lassen das Wort »Wolkenkratzer« plastisch werden. Die sehr kontrastreiche Wirkung wurde mit Silver Efex verstärkt. So wirkt das Bild etwas surreal und bekommt einen unheimlichen Charakter. Aber gerade solch ein Himmel bei einem Tiefdruckgebiet macht das Foto interessanter, als wenn es der monochrom blaue Himmel eines Hochdruckgebiets gewesen wäre. Das Bild wurde mit der Canon EOS 5DS R mit 50 Megapixeln fotografiert, sodass eine Vergrößerung auf 2 m Bildgröße noch gestochen scharf ist.

24 mm, Blende 9, 1/200 Sekunde, ISO 100


Dramatische Stimmung über Manhattan. Hier wird wieder einmal klar, wie sehr der Mensch – sei seine Architektur auch noch so kühn – den Naturgewalten ausgesetzt ist, die immer stärker sein werden als er selbst. Der heftige Tropensturm im Jahr 2012 hat auch den New Yorkern klargemacht, dass ihre Stadt durch Naturgewalten verwundbar ist. Corona, eine ganz andere Art von Naturgewalt, hat es nicht nur den New Yorkern, sondern der Welt noch deutlicher gemacht, dass der Mensch viel kleiner ist, als er denkt.

32 mm, Blende 8, 13 Sekunden, ISO 200

Die Magie der Schwarzweißfotografie

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