Читать книгу Drachengabe - Halbdunkel - Diesig - Finster - Torsten W. Burisch - Страница 10

Kapitel 2

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„Gut beobachtet“, murrte sie. „Aber warum bist du so überrascht? Hast du jemand anderen erwartet? Oder etwas anderes? Eine Fee vielleicht? Tut mir leid, aber ich erfülle dir weder drei Wünsche, noch flattere ich wirr vor dir herum.“

Da sie unüberhörbar gekränkt war und er es sich nicht gleich mit ihr verscherzen wollte, schon allein wegen seiner Angst, sie könne ihn mit einem Fluch belegen, versuchte er, die richtigen Worte zu finden. „Ich weiß nicht, was ich erwartet habe. Ich habe nur noch nie jemanden wie Euch gesehen.“

„Jemanden wie mich?“ Sie blickte an sich hinunter. „Was soll das denn jetzt schon wieder heißen?“

„Aber ich meine doch nur ...“ Dantras jämmerlicher Versuch, sie zu besänftigen, endete in einer abfälligen Handbewegung ihrerseits.

„Halt lieber deinen Mund und lass uns endlich gehen, bevor sie uns entdecken und ich noch deinetwegen Ärger bekomme.“ Sie drehte sich so schnell um, dass der Rabe auf ihrer Schulter Schwierigkeiten hatte, sein Gleichgewicht zu halten.

„Sie?“, fragte Dantra und sah sich suchend um. Niemand war zu sehen, selbst Pater William, wenn er es denn wirklich gewesen war, schien wieder zwischen den Häusern verschwunden zu sein. „Von wem redet Ihr?“ Doch die Hexe schwieg und legte stattdessen ein Tempo vor, dass es Dantra schwerfiel, mit ihr Schritt zu halten. Ihm war rätselhaft, wie eine Frau, die dem Aussehen nach die 70 bereits vor einer halben Ewigkeit überschritten hatte, noch in so einer Geschwindigkeit marschieren konnte.

Das war aber nicht das Einzige, was ihn nachdenklich stimmte. Sie änderte auch des Öfteren die Richtung, ohne dass Dantra ein System darin erkennen konnte. Er hatte zeitweilig das Gefühl, sie würden im Kreis laufen und er könnte jeden Moment das Dorf wiedersehen. Des Weiteren fiel ihm auf, dass seine Begleiterin sich mit zunehmender Dunkelheit immer nervöser umschaute. War sie vielleicht verwirrt und fand den Weg nicht, wohin auch immer sie wollte? Oder hatte sie gar den Grund vergessen, warum sie durch den Wald lief? Mit jedem Haken, den sie schlug, wuchs Dantras Befürchtung, dass sie ihr Ziel nie erreichen würden. Nachdem sie einen kleinen Bachlauf übersprungen hatten, fragte er schwer atmend: „Wie weit ist es denn noch?“

„Oh“, erwiderte sie, ohne sich umzudrehen, „du hast noch Luft zum Reden? Dann können wir ja etwas schneller gehen.“ Sie zog ihr Tempo merklich an, sodass Dantra in einen langsamen Lauf übergehen musste. Er war kurz davor, die Hexe um eine Pause zu bitten, als er an ihr vorbei auf einer kleinen Lichtung eine reetgedeckte Hütte sehen konnte, aus deren Schornstein kaum sichtbarer Rauch aufstieg.

Seine Begleiterin wurde nun zu Dantras Erleichterung langsamer und blieb im Abstand einer Baumlänge vor der Hütte stehen. Sie deutete auf den Boden und fuhr ihn so barsch an, als hätte er etwas Verkehrtes getan: „Siehst du das Blumenbeet? Es führt einmal ums ganze Haus herum. Was auch passiert, tritt niemals darauf! Verstanden?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, machte sie einen großen Schritt über das besagte Beet und ging auf die Tür zu.

Dantra fiel ein gepflegt angelegter Kräutergarten links neben dem Haus auf. Das meiste von dem, was dort wuchs, hatte er jedoch noch nie gesehen. Und auch die Gerüche, die ihm aus dem gut drei Schritt entfernten Beet in die Nase zogen, waren ihm völlig fremd. Rechts an der Culterseite des Hauses war ein kleiner Schuppen zu sehen. Im Gegensatz zu der massiv gebauten Bruchsteinhütte war er nur lieblos aus Kiefernholzbrettern, an denen sich wild wachsender Efeu festklammerte, zusammengenagelt. Direkt neben der Haustür standen auf der einen Seite einige Körbe und Eimer, auf der anderen eine Holzbank, die mithilfe zweier schwerer Ketten, so wie er es von seiner alten Pritsche her kannte, an der Außenwand angebracht war.

Mit einem Knarren und Quietschen, dass es einem die Nackenhaare aufstellte, öffnete die Hexe die Tür, und noch bevor Dantra richtig im Haus war, schob sie ihn mit einem energischen Druck gegen seinen Rücken weiter bis zu einer im Boden eingelassenen Luke. „Beeil dich“, sagte sie und hob den Deckel hoch. Doch Dantra widerstrebte es, in ein Kellerloch zu steigen, ohne zu wissen, warum. Er wollte lieber erst einmal einige Antworten haben. Daher trat er einen Schritt zurück und sagte mit vorgetäuscht selbstsicherer Stimme: „Nein. Erst will ich wissen, wer Ihr überhaupt seid. Und außerdem, woher soll ich wissen, dass Ihr mich nicht da unten verrotten lasst? Und warum soll ich mich ständig beeilen?“

Zu ihrer ungeduldigen Miene gesellte sich nun ein Zug, der Zufriedenheit ausdrückte. „Na endlich benutzt du mal deinen Verstand und stellst meine Anweisungen infrage. Da du bisher alles, was ich verlangt habe, stillschweigend getan hast, dachte ich schon, du würdest deinen Kopf nur auf deinen Schultern tragen, weil er optisch nirgendwo anders hinpasst. Aber für Antworten ist heute keine Zeit mehr, dafür bist du zu spät am Treffpunkt erschienen. Doch das eine kannst du mir glauben, du willst in dieses Kellerloch steigen.“

Für einen kurzen Moment dachte Dantra, sie wollte ihm mit einem Hexenzauber ihren Willen aufzwingen. Es kam schon das Gefühl des Stolzes in ihm auf, dass ihr dieses nicht gelang, bis er begriff, was sie eigentlich gemeint hatte. In der Kellerluke erschien seine Schwester Tami und lächelte ihn über beide Wangen an. Dantra war außer sich vor Freude, sie unverletzt und in einer anscheinend guten Verfassung wiederzusehen. Noch bevor die Hexe irgendetwas anderes sagen musste, war er hinuntergestiegen und hatte sie in die Arme geschlossen. „Gott sei es gedankt“, sagte er erleichtert und drückte sie noch fester an sich. „Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. Ich dachte schon, dir wäre sonst was passiert.“

Mit einem lauten Scheppern fiel die Luke über ihnen zu.

Misstrauisch sah Dantra nach oben. „Was ist das für eine Frau? Hat sie dir etwas getan? Du warst doch nicht die letzten zwei Monate hier unten, oder?“

Schmunzelnd über seinen Fragenhagel schüttelte Tami den Kopf, nahm ihn bei der Hand und zog ihn mit sich zu einem Tisch, auf dem Papier und Bleistift lagen und an dem zwei Stühle standen.

Bevor er sich zu ihr setzte, sah er sich den lang gezogenen Kellerraum, in dem sie sich befanden, genauer an. Er war recht niedrig, jedoch hoch genug für jemanden von Dantras Größe. Nur bei den unter der Decke befestigten Petroleumlampen, die den Raum ungewöhnlich hell ausleuchteten, musste er achtgeben, dass er sich nicht den Kopf stieß. Die eine Hälfte des Raumes war voller Gerümpel wie Holzkisten, kleine Fässer und stapelweise Bücher. Es sah aus, als hätte jemand die ganzen Sachen planlos mit einem riesigen Besen in die Ecke gekehrt. Die andere Seite hingegen war aufgeräumt und sogar recht gemütlich eingerichtet. Es standen zwei Betten in L-Form zusammen, neben deren Kopfende jeweils ein kleiner Dreibeinschemel stand, auf dem man seine Kleidung ablegen konnte. An der dritten Wandseite waren zwei schwere Truhen aufgestellt, die ein Ebenbild derer sein konnten, die Dantra im Kloster besessen hatte. Sie standen beide offen. In der einen waren einige Kleidungsstücke seiner Schwester, die andere, wohl für ihn gedacht, war leer.

Tami klopfte mit einem Bleistift auf die Tischplatte, um auf sich aufmerksam zu machen. Dantra sah zu ihr hinunter. Sie hatte eine Sonne auf das Blatt, das vor ihr lag, gemalt und starrte ihn nun erwartungsvoll an. Er setzte sich zu ihr.

„Eine Sonne?“, fragte er sie. „Was ist mit ihr?“ Sie strich die Sonne durch und malte stattdessen einen Mond. Nach einem kurzen Moment des Überlegens fragte er nun: „Willst du damit sagen, nicht Tag, sondern Nacht?“ Sie nickte und zeigte mit ihren Fingern in den Raum. „Du bist nur nachts hier unten“, stellte Dantra fest und seine Schwester nickte wieder. „Ach so. Aber warum schon so früh? Es ist doch gerade erst dunkel geworden?“ Sie nahm wieder den Bleistift zur Hand und zeichnete eine Art Vogel. „Wie? Was haben denn Vögel damit zu tun?“, fragte er verwirrt. Doch dieses Mal lag er wohl mit seiner Bilddeutung daneben, denn Tami schüttelte den Kopf. Sie zeichnete die Flügel noch markanter und deutete darauf. Dantra verstand nicht ganz, was sie ihm damit sagen wollte. Seine Vermutung „Meinst du ihren Raben?“ sollte sich erneut als falsch herausstellen, denn sie schüttelte abermals den Kopf.

Nun zeichnete sie dem Tier scharfe Zähne. „Wegen der Drachen?“, fragte er entsetzt und mit einer Spur von Panik in der Stimme. Ihr Kopfschütteln wurde nun etwas langsamer, so als hätte er fast richtig gelegen. Sie überlegte kurz, dann zeigte sie auf den Mond und wieder auf das geflügelte Tier. Während er sich den Kopf zerbrach, deutete sie immer wieder von der einen Zeichnung auf die andere. „Fledermäuse“, sagte er plötzlich. Sie nickte heftig und lächelte ihn stolz an.

Er wusste zwar nun, weswegen sie sich nach Einbruch der Dunkelheit im Keller verstecken mussten und dass ihn die Hexe deshalb auch so getrieben hatte, aber der wirkliche Grund war ihm immer noch nicht klar. Denn dass Fledermäuse gefährlich sein konnten, war ihm neu. Er wollte aber Tami nicht weiter mit seinem Unwissen langweilen. „Die Hexe wird mir morgen bestimmt meine zahllosen Fragen beantworten“, dachte er. „Sie war sicher nur wegen der knappen Zeit, die wir hatten, angespannt und daher auch so wortkarg.“ Stattdessen erzählte Dantra Tami lieber von seiner Verabschiedung und dass Pater William leider nicht dabei sein konnte. Danach schwelgte er in Erinnerungen an die vielen Jahre im Klosterheim und was sie dort erlebt hatten. Ab und an zeichnete Tami etwas auf, was Dantra meistens richtig deutete, sodass schon fast ein richtiges Gespräch daraus wurde.

Die Zeit verflog und beide hatten Mühe, ihre Augen offen zu halten. Tami gähnte und zeigte auf die Betten. Dantra nickte. Doch in diesem Moment fiel ihm auf, dass er noch nie mit Tami in ein und demselben Raum geschlafen hatte. Sie waren zwar Geschwister, aber bei dem Gedanken, sich vor ihr umzuziehen, stieg Scham in ihm auf. Er fühlte, wie er rot anlief, als er sich - unsicher, was sie in dieser Situation tun würde - zu ihr umdrehte. Doch sie stand mit dem Rücken zu ihm und hatte bereits damit begonnen, sich zu entkleiden. Hektisch zog auch er sich aus und streifte seine Nachtkleidung über, sodass sie gleichzeitig fertig waren und in ihre Betten steigen konnten. Für heute hatte er das Problem mit dem An- und Auskleiden gelöst. Über dem Gedanken, ob es morgen früh auch so gut klappen würde, schlief er ein und verschob so seine Sorge zwangsläufig auf den nächsten Tag.

Als er erwachte, waren die Lampen unter der Decke erloschen. Das einzige Licht, das den Raum erhellte, kam durch die Luke, die offen stand. Dantra wusste zwar nicht, seit wann der Sonnenaufgang vorüber war, seinem Gefühl nach hatte er jedoch noch nie so lange geschlafen. Tami, die ihr Bett bereits verlassen hatte, war den Geräuschen nach in der Küche. Und so nutzte er die Gunst der Stunde und zog schleunigst seine Sachen an. Er machte sein Bett, wie er es aus dem Klosterheim gewohnt war, und stieg die Holztreppe hinauf.

Neben der Haustür, auf die man als Erstes schaute, wenn man die Kellertreppe hochkam, hingen an einer Garderobe zwei schwere dunkelgrüne Lodenmäntel sowie eine dünne Leinenjacke, die an den Ellenbogen mit Flicken abgesetzt war. Der Hut, den die Hexe getragen hatte, als sie Dantra vom Waldrand abgeholt hatte, war ebenfalls dort abgelegt. Er war pechschwarz mit einer nach oben hin zusammenlaufenden Spitze und einem breiten, akkurat glatten Krempel, auf den ein dezenter, in sich verschnörkelter Blumenkranz gestickt war. Ganz außen an der Garderobe hing ein verschlissen aussehender Baumwollumhang, den Dantra als Tamis erkannte. Auf der anderen Seite der Tür baumelten eine Wünschelrute aus Kirschholz und eine weitere etwas kleinere, die aus einem Birkenast gebrochen war. In der Ecke stand der alt und morsch wirkende Stützstock, mit dessen Hilfe die Hexe am Vortag den Schritt vorgegeben hatte, den Dantra kaum hatte halten können. Als er sich umdrehte, fiel ihm auf, dass die Hütte, vom Keller abgesehen, anscheinend lediglich aus zwei Räumen bestand, da sie auch nur zwei Türen hatte. Die Haustür und eine weitere, durch die man in den hinteren Teil der Hütte gelangte. Die Küche, in der er nun stand, war wie die eine Kellerhälfte vollgestopft mit den verschiedensten Sachen und Gerätschaften, allerdings mit dem Unterschied, dass das Ganze hier systematisch geordnet aussah, was dem Raum einen halbwegs aufgeräumten Eindruck verlieh.

Er sah Tami, ihm den Rücken zugewandt, an einem gusseisernen Herd stehen. Was auch immer dort in ihrer Pfanne schmorte, es erfüllte den ganzen Raum mit leichten wellenförmigen Rauchschwaden, die besonders dort gut zu sehen waren, wo das Licht der Sonne durchs Fenster fiel. „Guten Morgen“, sagte Dantra gähnend. Tami drehte sich zu ihm um und lächelte.

„Guten Morgen? Wohl eher guten Tag!“ Die Tür zum zweiten Raum war aufgeschnellt und die Hexe kam in ihrem leicht buckeligen Gang heraus. Ihre Laune schien leider nicht besser zu sein als am Vortag. Sie baute sich vor Dantra auf, stemmte ihre Hände in die Hüften und musterte ihn, als würde sie ihn gerade zum ersten Mal sehen. Vorsichtig und mit einem aufgesetzten Hundebabyunschuldsblick fragte er: „Wieso, wie spät ist es denn?“

„Zu spät fürs Frühstück und zu früh fürs Mittagessen“, schimpfte sie, winkte dann aber resignierend ab. „Nach sechzehn Jahren Knechtschaft bei den Farblosen will ich mal nicht so sein. Aber morgen wird rechtzeitig aufgestanden, wir haben viel zu tun. Und jetzt lasst uns endlich essen.“ Sie drehte sich um und ließ sich mit einem Stöhnen auf einem alten Holzstuhl nieder, der unter ihrem eigentlich gar nicht so großen Gewicht nicht minder stöhnte.

Dantra wusste, dass der Augenblick nicht unbedingt günstig war, aber die Neugierde auf die Antworten seiner zahllosen Fragen loderte in ihm wie ein Flächenbrand. „Warum mussten wir uns gestern so beeilen? Und warum müssen wir vor Anbruch der Dunkelheit in den Keller? Tami hat mir zu verstehen gegeben, dass es mit den Fledermäusen zusammenhängt. Aber ich verstehe nicht, wieso.“ Ihre Gastgeberin sah zu ihm auf. Ihre Augen erinnerten ihn an die von Schwester Burgos. Es war unmöglich, in ihnen zu erkennen, ob sie vor Wut kochte oder einfach nur über eine angebrachte Reaktion nachdachte.

„Die Fledermäuse sind den Drachen hörig“, sagte sie schließlich und ihre Stimme hörte sich dabei immer noch leicht gereizt an. „Sie berichten ihnen und ihren Schergen, was sie des Nachts wahrnehmen. Ich weiß zwar nicht, ob es irgendjemanden interessiert, dass ihr hier seid, jedoch möchte ich es auch nicht in Form eines Drachenangriffs erfahren. Und nun setz dich und zügle deine Neugier. Wenn ich der Meinung bin, dass du etwas wissen musst, sag ich es dir, auch ohne dass du danach fragst.“ Wenn Dantra etwas bei den Nonnen gelernt hatte, dann, dass es Momente gab, in denen man schweigen sollte. Er tat also wie ihm aufgetragen und setzte sich.

Der Tisch war bereits gedeckt und Tami stellte eine Pfanne dazu, in der goldgelbe Rühreier zischten. Doch im Gegensatz zum Rührei im Kloster war dieses mit saftigen, unverschämt lecker riechenden Speckstreifen durchzogen. Dantra fiel auf, dass überhaupt ungewöhnlich viel Wurst und Fleisch auf dem Tisch standen. Eigentlich war dies ein Zeichen dafür, dass der Gastgeber vermögend war. Wenn er sich so umschaute, war das aber der einzige Hinweis auf viel Geld. Die Wände hingen voll mit kleinen Regalen, auf denen Karaffen und Fläschchen aus Glas und Ton standen. Einige waren gefüllt, andere auf den Kopf gestellt, damit kein Staub hineinfiel. An den unzähligen Haken, die überall dort angebracht waren, wo die Wand noch den Platz dafür hergab, hingen kleine Ledersäckchen, zum Strauß gebundene Trockenblumen und Holzschlaufen in den verschiedensten Größen. Über einer Leine, die von einer Seite der Küche zur anderen verlief, hingen Jutetücher in den unterschiedlichsten Maßen, unterbrochen von größeren Trockenpflanzen, die kopfüber in den Raum ragten. Zu beiden Seiten des Herdes standen auf einer Bordüre kleine Kupferkessel und Mörser aus Stein, Holz sowie Marmor. Auch hier waren Haken in die Wand geschlagen, an denen Kochlöffel, lange Gabeln und Messer von beängstigender Größe hingen. Es waren allerdings auch Geräte und Werkzeuge zu sehen, von denen Dantra noch nie gehört hatte. Und von denen er sich auch nicht erklären konnte, wofür man sie benutzen sollte. Seine Überlegungen verliefen aber im Sande, als das erste krosse braune Speckstück zwischen seine Zähne geriet und beim Zerbeißen einen Geschmack entfaltete, dass er das Gefühl hatte, sein Gaumen würde ein riesengroßes Fest feiern, zu dem alle für das Schmecken zuständigen Sinnesorgane eingeladen waren. Er konnte sich nicht erinnern, jemals so viel gegessen zu haben, was zur Folge hatte, dass er sich ebenfalls nicht erinnerte, es jemals bereut zu haben. Denn nachdem er seine Gabel abgelegt hatte, wurde er sofort von der Hexe hochgescheucht. Es dauerte nicht lange und er fand sich mit einem Eimer, der bis zum Rand mit Wasser gefüllt war, auf dem von Wurzeln durchzogenen Rückweg zur Hütte wieder.

Die Hexe hatte ihm aufgetragen, Wasser aus dem Bach zu holen, der sich in einiger Entfernung durch einen Fichtenwaldabschnitt schlängelte. Als er an der Hütte ankam, stand sie schon wartend und mit grimmigem Blick neben einem zweiten Eimer. „Ich kann in meinem Alter nicht mehr so gut sehen, also verbessere mich ruhig, wenn ich mich irre. Aber hast du nicht zwei Hände?“

Dantra, schon mit einem Eimer völlig überlastet, hätte ihr am liebsten die einzige Antwort gegeben, die seiner Meinung nach alle Unklarheiten beseitigt hätte. „Noch so eine überflüssige Frage und Ihr werdet bemerken, dass ich neben zwei Armen und einem linken Fuß auch einen rechten habe. Und um das festzustellen, braucht Ihr nicht einmal gut sehen zu können. Es reicht, wenn Ihr Euch einfach kurz umdreht.“ Er besann sich jedoch seiner guten Manieren und dachte daran, dass es Tami bei der Hexe in den letzten zwei Monaten anscheinend recht gut ergangen war. Also antwortete er nur knapp und bemüht höflich: „Ja, ich habe zwei Hände.“

„Na, dann kannst du ja auch zwei Eimer tragen, oder?“ Sie gab ihm den leeren Kübel und entleerte den vollen über einem kleinen Teil des Beetes, das einmal rings ums Haus herum angelegt war und das man einzig an der lockeren Erde erkannte. Denn es war noch nicht ein einziger Trieb zu sehen.

„Soll das heißen, ich trage das ganze Wasser hierher, nur damit Ihr Euer Blumenbeet damit gießen könnt?“ Dantras Stimme klang nun doch etwas unbeherrscht.

„Du trägst das Wasser hierher, damit du das Essen, das du heute Abend bekommst, auch wirklich verdient hast. Im Leben gibt es nichts umsonst, es wird Zeit, dass du das lernst. Und nun geh schon, wenn du hier fertig bist, gibt es noch mehr für dich zu tun.“ Mit einer gut sichtbar pulsierenden Halsschlagader nahm er ihr den entleerten Eimer aus der Hand und machte sich erneut auf den Weg zum Bach. Egal, was sie ihm an Arbeit auftrug, es handelte sich dabei immer um körperlich anstrengende Aufgaben, die ihn viel Kraft kosteten. Er hatte das Gefühl, er könne jeden seiner Knochen im Leib spüren, als er sich erschöpft an dem reich gedeckten Abendbrottisch niederließ. Jedes Mal, wenn er die Gabel zum Mund führte, hatte er Schmerzen, als würde ihm jemand mit einem Knüppel auf den Arm schlagen, um ihn so am Essen zu hindern.

Dantra zweifelte daran, dass die Arbeit, die er heute geschafft hatte, wirklich immer sinnvoll war. Er hatte eher den Eindruck, sie diente nur dazu, ihn seiner Kräfte zu berauben. Doch auf Diskussionen mit der Hexe wollte er sich nicht mehr einlassen, dafür war er viel zu müde. Als er bereits auf dem Treppenabsatz stand, fiel ihm aber noch eine Frage ein, die er schon den ganzen Tag hatte stellen wollen. „Wie heißt Ihr eigentlich?“

Die Hexe, noch am Tisch sitzend, sah auf. „Frag deine Schwester, sie kennt meinen Namen“, erwiderte sie.

Dantra blickte sie ratlos an. „Tami kann weder reden noch schreiben, also wie soll sie es mir mitteilen?“

„Indem ihr die Zeit dort unten sinnvoll nutzt und du ihr das Lesen und Schreiben beibringst.“ Dantra war sich nicht sicher, ob sie es ernst meinte oder ihn mit dieser Antwort nur wieder ärgern wollte. Doch sie war aufgestanden und schien etwas auf einem mit Fläschchen und Tonkrügen völlig überfüllten Regal zu suchen. „Hätte sie mich wirklich reizen wollen, so würde sie nicht den Blick von mir nehmen“, überlegte Dantra. „Sie würde mich stattdessen herausfordernd ansehen und meine Reaktion abwarten.“ Und so gingen seine Gedanken in eine andere Richtung. „Wenn Tami schreiben könnte“, überlegte er sich beim weiteren Hinabsteigen in den Keller, „hätten wir die Möglichkeit, uns richtig zu unterhalten. Und sie könnte mir sagen, wenn sie was bedrückt oder wenn es ihr einmal nicht gut geht und sie womöglich Schmerzen hat. Wir könnten uns auch einfach mal darüber austauschen, wie der Tag war. Und sie könnte … sie könnte mir sagen, ob sie sich noch an unsere Eltern erinnert.“ Dieser Gedanke weckte die letzten Kraftreserven in ihm, sodass er seine Schmerzen vergaß und sie sich sofort an die Arbeit machten. Er hatte ihr schon den ersten Buchstaben aufs Blatt geschrieben, als die Hexe die Luke noch einmal öffnete und Dantra ein kleines Fläschchen entgegenstreckte.

„Hier, nimm das und reib dir die Arme, Beine und deinen Nacken damit ein. Wir können es uns zeitlich nicht leisten, dass du wegen Muskelschmerzen bei der Arbeit nur begrenzt einsatzfähig bist.“ Er nahm ihr das grünliche Glasgefäß, das mit einem Korken verschlossen war, aus der Hand und ging zurück zum Tisch.

„Was die immer mit ihrer Zeit hat“, murmelte er, „hier treibt uns doch nichts.“ Er setzte sich wieder zu Tami und fuhr mit seinem Unterricht fort.

Die restliche Woche verlief für Dantra, wie sie begonnen hatte. Tagein, tagaus musste er die verschiedensten Arbeiten verrichten, die alle eins gemeinsam hatten: Sie beanspruchten sämtliche Muskeln seines Körpers. Erst zu Beginn der zweiten Woche stellte sich eine Veränderung ein. Dantra wollte gerade mit zwei Eimern in den Händen wie jeden Morgen Wasser für das Blumenbeet holen, als die Hexe ihn zurückrief. „Es ist an der Zeit, mit deinem Konzentrationstraining zu beginnen. Daher ist es sinnvoll, dass wir heute die morgendliche Bewässerung des Beetes abkürzen, indem du das Wasser hinten aus dem Tümpel holst.“

„Aus dem Tümpel?“ Er sah sie fragend an. „Was für ein Tümpel?“

„Komm mit“, erwiderte sie knapp und ging zur Rückseite des Hauses. Direkt nach dem Blumenbeet fiel das Gelände leicht ab. Die Sicht und das Weitergehen wurden jedoch durch einige niedrige, aber dicht gewachsene Tannen erschwert. Über sie hinweg konnte man erkennen, dass der Wald ein ganzes Stück weiter hinten über einen lang gezogenen Hang wieder hinauflief.

Die Hexe deutete auf einen Trampelpfad, der einige Schritte neben ihnen seinen Anfang hatte, und meinte: „Wenn du dem kleinen Weg folgst, steuerst du direkt auf den Tümpel zu.“ Sie drehte sich um und ging zurück zum Haus.

Dantra stand noch einen Augenblick sprachlos da. Er hatte die vergangenen Tage jeden Morgen zig Eimer Wasser einige Hundert Meter weit getragen, nur um damit den in seinen Augen unfruchtbaren Boden zu bewässern. Und nun sagte sie ihm, so als wäre es selbstverständlich, dass sich direkt hinterm Haus genügend Wasser befand und man sich die täglichen Strapazen ersparen konnte. Als er durch das Dickicht trat und tatsächlich vor einer Wasseransammlung stand, war er kurz vorm Platzen. Es lag ein kleiner Teich vor ihm, dessen Quelle der Bach sein musste, denn durchs Unterholz schlängelte sich ein schmales Rinnsal in die Richtung, aus der er sonst immer das Wasser geholt hatte. Mit einer Wut ihm Bauch, wie er sie lange nicht gespürt hatte, verrichtete er seine Arbeit.

Als er das letzte Stück trockener Erde geflutet hatte, stand die Hexe bereits wieder hinter ihm. „Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du sehr langsam arbeitest? Ich glaube sogar, ich habe noch nie einen Menschen gesehen, der sich langsamer bewegt. Es grenzt an ein Wunder, dass du dabei nicht einschläfst. Na ja, ist wohl nicht zu ändern. Du bist eben ein verwöhnter Bengel. Komm mit, ich will dir was zeigen.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und marschierte los.

Dantra überlegte ernsthaft, ob er ihr folgen oder lieber das Nächstbeste nach ihr werfen sollte. Sie war noch nie wirklich nett zu ihm gewesen, und er hatte sich wegen des falschen Spiels, das sie eben mit ihm getrieben hatte, auch noch nicht wieder beruhigt. Doch was sie da gerade zu ihm gesagt hatte, setzte dem Ganzen die Krone auf. Leise vor sich hin murmelnd, verfluchte er die Hexe und ihre Vorfahren der letzten drei Generationen. Mit schlurfenden Schritten setzte er sich in Bewegung und stolperte ihr nach.

Zwischendurch kamen immer wieder Beleidigungen und Unterstellungen von der Hexe, sodass die Wut in ihm, anstatt zu schwinden, unaufhaltsam wuchs. Nach einem Fußmarsch, der sie tiefer in den Wald hineinführte, erreichten sie eine kleine, halbkreisförmige Lichtung, an deren gerader Seite eine dicke, uralt aussehende Eiche stand. Wenn man sich umblickte, fiel sofort auf, dass sie überhaupt nicht hierher passte, denn die anderen Bäume, die die Lichtung umschlossen, waren noch sehr jung und daher bei Weitem nicht so hoch gewachsen. Sie kamen zwar schon zum Teil an die fünfundzwanzig Fuß heran, im Gegensatz zur Eiche jedoch sahen sie beinahe kümmerlich aus.

„Stell dich dahin, Taugenichts!“ Die Hexe deutete auf die Mitte der freien Fläche. Dantra sah nun aus, als würde er sie gleich anspringen. Mit wutverzerrtem Gesicht beobachtete er, wie sie Richtung Eiche ging und hinter ihr verschwand. „Ich will, dass du genau da stehen bleibst, du Nichtsnutz.“ Er konnte sie zwar nicht mehr sehen, ihre verhöhnende Stimme und damit auch ihr Spott, den er über sich ergehen lassen musste, waren aber noch deutlich zu hören. „Was ist los? Du sagst ja gar nichts. Ist es dir egal, dass ich dich beschimpfe, oder hast du nur Angst zu widersprechen? Du hast Angst! Das merke ich doch. Du weißt nicht, ob ich dich in eine Kröte verwandle, wenn du das Wort gegen mich erhebst.“

In der Tat traute sich Dantra anfangs aus genau diesem Grund nicht, ihr die Meinung zu sagen. Doch war er nun schon lange über diese Furcht hinweg. Sie war es nicht, die ihn schweigen ließ.

„Oder ist es wegen Tami? Du hast Angst, ich könnte ihr was antun und du hättest keine Chance, ihr zu helfen.“ Mit dieser Vermutung hatte sie ins Schwarze getroffen. Wenn man jedoch seinen Zorn mit einer Schlange verglich, die sich gerade häutete, und die alte abgestreifte Haut wäre der Schutz vor einem Wutanfall, dann war er trotz seiner Bedenken nur noch das kurze Zucken eines kleinen unbedeutenden Nervs davon entfernt, den letzten Rest Schutzhaut hinter sich zu lassen.

„Ich kann dich beruhigen“, sagte die Hexe und ihre Stimme klang dabei nicht mehr abwertend und schadenfroh, es lag nun eher ein Drohen, ein Unheil bringendes Krächzen darin, sodass Dantras Fantasie nicht lange auf sich warten ließ und ihren Worten Bildern folgen ließ. „Ich werde ihr nichts tun. Warum auch? Die Bewohner eines jeden Dorfes hier in der Gegend würden die Schmutzarbeit bravourös und mit größter Freude für mich erledigen. Sie würden sie der Hexerei anklagen, obwohl sie nicht einmal eine Stimme besitzt, um sich zu verteidigen. Sie würden ihr die Haare abschneiden und sie über Nacht in das dreckigste Loch werfen, das sie finden können. Aber keine Sorge, sie wäre dort nicht alleine. Das übelste Pack, das aufzutreiben ist, würde ihr Beistand leisten. Gottlose Kreaturen ohne Gewissen, aber dafür mit vielen männlichen Trieben. Nachdem sie dann am nächsten Morgen von sämtlichen Bewohnern beschimpft und bespuckt werden würde, empfände sie das Feuer, das an ihren Beinen hochkriecht, während sie von ihren Peinigern mit Pferdeäpfeln, verfaulten Essensresten und vor allem mit Steinen beworfen werden würde, als Erlösung. Sie würden ihren zerschundenen und bis zur Unkenntlichkeit verstümmelten Leichnam vom Pranger zerren und ...“

„Neiiiiiiin!“ Dantras Vorstellung des beschriebenen Szenarios ließ seine Sinne weichen. Selbst sein Aufschrei war schon nicht mehr die Ausführung eines klaren Befehls seines Verstandes. Er hatte keine Kontrolle mehr über sich und sein Verhalten. Stattdessen verspürte er abermals diesen Druck in seinem Brustkorb und das Hämmern in seinen Kopf, während die Umgebung vor seinen Augen bis zur endgültigen Schwärze verschwamm. Wieder durchzog ihn ein Kribbeln, das nicht abzuschütteln war. Und wieder war es ein Gefühl der Entladung durch jede Pore seines Körpers, kurz bevor seine Beine nachgaben und er in völlige Bewusstlosigkeit fiel.

„Magisch. Ungezähmt, aber magisch.“

Dantra schlug die Augen auf. Er lag auf dem Rücken im weichen, frisch duftenden Gras. Er wusste zwar nicht, wieso er dort lag, doch verspürte er das Bedürfnis, noch lange Zeit in dieser Position zu verharren und sich einfach nur auszuruhen.

„Er muss sie bändigen.“

Gegen den hellen Frühsommerhimmel konnte er nur die Umrisse der Hexe erkennen. Sie stand direkt neben ihm. Zu seiner Verwunderung blickte sie aber nicht zu ihm herab, sondern betrachtete die Umgebung. Was sie dort auch immer sah, es schien sie zu faszinieren. Von Neugierde gepackt hob Dantra den Kopf, ließ ihn aber sofort wieder auf den weichen Untergrund sinken, als er ein Dröhnen unter seiner Schädeldecke verspürte. Er hatte das Gefühl, er wäre mit voller Wucht und dem Kopf voran gegen die alte Eiche gelaufen. „Bleib noch etwas liegen und ruh dich aus. Dann geht es dir sicher gleich besser.“ Die Hexe sah nun auf ihn herab und zu seinem Erstaunen war ihr Tonfall nicht mehr schroff und herzlos, sondern freundlich und mitfühlend. Er schloss seine Augen und spürte die warme Sonne auf seiner Haut. Wie gern hätte er seine Gedanken gelöst und diesen Moment in vollen Zügen genossen, doch jene kreisten wie ein Strudel unaufhaltsam um das, was gerade passiert war, und die Parallelen zu dem, was sich vor gar nicht allzu langer Zeit in seiner Kammer im Klosterheim abgespielt hatte.

Nun kam auch wieder die Neugierde zurück. Er wollte unbedingt wissen, was die Hexe so interessant fand, dass sie ihn erst gar nicht beachtete. Den Schmerzen und seiner Trägheit zum Trotz setzte er sich auf. Er entdeckte, dass die Hexe sich nach einem abgeknickten Baum gebückt hatte und ihn ganz genau begutachtete. Als er sich weiter umsah, bemerkte er, dass sämtliche Bäume, die an die Lichtung angrenzten, in dem gleichen Zustand waren wie derjenige, den seine Begleiterin untersuchte. Sie waren alle von der freien Fläche ausgehend, und damit von ihm weg, in Richtung Wald abgeknickt. Zum Teil hatte es sogar die in der zweiten Reihe stehenden Bäume erwischt. Nur die alte Eiche, von einigen kleineren abgebrochenen Zweigen abgesehen, hatte den Wirbelsturm, der hier gerade gewütet haben musste, überlebt.

„Was ist passiert? Wer war das?“, fragte Dantra erstaunt.

Die Hexe ließ von dem zersplitterten Stamm ab und kam wieder zu ihm herüber. „Du warst das“, sagte sie mit einer Selbstverständlichkeit, als würde Dantra das öfter machen.

„Ich? Aber … ich … Wie?“

„Du hast eine Kraft in dir, wie ich sie bei einem Normalsterblichen noch nie gesehen habe“, erklärte sie ihm. „Es ist eine magische Energie, bei deren Ausbruch man lieber nicht in der Nähe sein sollte. Ist es möglich, dass du Einhornblut in dir trägst?“

„Was? Wie meint Ihr das?“ Er sah sie fragend an. „Ich kenne Einhörner nur aus den Märchen von Schwester Cesena“, fuhr er fort. „Und selbst wenn es sie wirklich gäbe, so hätte ich sicher nicht ihr Blut in mir.“ Die Vorstellung, dass das Blut eines Tieres durch seine Adern flösse, und sei es noch so magisch, erfüllte ihn mit Ekel.

„Du musst noch viel lernen“, stellte die Hexe nüchtern fest und wandte sich von ihm ab. „Komm, wir gehen zurück.“

Dantra kämpfte sich hoch und schloss zu ihr auf. Ihn überkam die Müdigkeit, die auch schon nach seinem ersten zerstörerischen Wutausbruch Besitz von ihm ergriffen hatte. Aber das und der für seine körperliche Verfassung wieder viel zu schnelle Schritt der Hexe konnten ihn nicht davon abbringen, sie mit Fragen zu löchern. „Was muss ich noch lernen und wieso habe ich diese Energie? Gibt es wirklich Leute, die dieses Einhornblut in sich haben?“

„Das ist natürlich nicht wörtlich zu nehmen“, erklärte ihm seine Begleiterin, „das Einhorn ist das Symbol der Zaubermagie. Wenn man jemanden fragt, ob er einen magisch begabten Vorfahren in seinem Stammbaum habe, dann redet man vom Blut des Einhorns. Also, ja oder nein?“

Dantra sah fragend zu ihr hinüber. „Was, ja oder nein?“

„Na, hast du nun jemanden mit magischen Kräften in deiner Familie oder nicht?“

„Woher soll ich das wissen? Die Einzige, die ich aus meiner Familie kenne, dürfte wohl gerade in Eurer Küche stehen und das Abendessen vorbereiten. Und die hat garantiert kein magisches Blut in sich, da bin ich mir sicher.“

„Nun, da ich auch nicht viel mehr über deine Herkunft weiß, macht es wenig Sinn, in dieser Richtung weiter nachzuforschen.“ Für einen lang gezogenen und steilen Anstieg unterbrach Dantra seine Fragenflut, da er die Luft zum Atmen brauchte und ohnehin über das bisher Gehörte nachdenken musste.

Endlich auf der Hügelkuppe angekommen ließ er seinem Drang nach Antworten wieder freien Lauf. „Wie meint Ihr das, Ihr wisst auch nicht viel mehr? Ich meine, was ist denn das wenige, was Ihr wisst und ich nicht?“

„Nun, ich weiß, dass dein Vater einst ein Dullpin war.“

„Wollt Ihr mir jetzt etwa erzählen, er wäre ein Scherge der Drachen gewesen?!“, schrie Dantra sie unvermittelt an. „Das glaube ich Euch nicht! Auch wenn ich ihn nicht kenne, so solltet Ihr Euch dennoch vorsehen, so respektlos von ihm zu reden!“ Er war stehen geblieben und sah sie mit vor Wut funkelnden Augen an.

„Beruhige dich wieder. Erstens gibt es hier keine dicke Eiche, hinter der ich mich in Sicherheit bringen könnte, und zweitens habe ich nie behauptet, dass dein Vater den Drachen gedient hat.“

„Aber Ihr sagtet gerade, er wäre ein Dullpin gewesen, und diese unterstehen dem direkten Befehl der Drachen.“

„Das ist richtig. Jedoch waren seinerzeit die Dorf- und Stadtschützer, die Dullpins, noch keine Zerrocks wie heute, sondern ehrenvolle und mutige Männer aus der Gegend.“

„Also war mein Vater ein Krieger?“ Dantras Verwunderung über diese Erkenntnis war nicht zu überhören.

„In der Tat, das war er“, erklärte die Hexe, während sie ihren Weg fortsetzte. „Und nach allem, was ich weiß, ein tapferer und sehr guter noch dazu.“

Dantra brauchte noch einen Augenblick, um seine Gedanken wieder zu sortieren. Dann drehte er sich ebenfalls zurück in Marschrichtung, um der Hexe nachzusetzen. Er blieb jedoch beim ersten Schritt mit dem Fuß an einer aus dem mit Laub und Zweigen bedeckten Waldboden ragenden Wurzel hängen, sodass er die unsanfte Bekanntschaft mit einer Nacktschnecke machte, die den Aufprall seines Kopfes auf dem harten Boden unfreiwillig abdämpfte und dieses mit ihrem Leben bezahlen musste. Dantra rappelte sich sofort wieder hoch, in der Hoffnung, die Hexe habe sein Missgeschick nicht bemerkt. Aber sie war bereits stehen geblieben und wartete, den Blick auf ihn gerichtet, bis er auf ihrer Höhe war.

„Dass du allerdings jemals so ein großer Krieger wirst, ist eher zweifelhaft“, sagte sie und schnipste mit ihrem Zeigefinger die Schnecke von seiner Stirn, die dort noch, von Dantra unbemerkt, klebte.

Was aus ihm in der Zukunft werden würde, war ihm im Moment völlig egal. Er hatte zu viele unbeantwortete Fragen in seinem Kopf, als dass dort für so einen Gedanken Platz wäre. „Habt Ihr ihn persönlich gekannt? Was ist aus ihm geworden? Lebt er noch?“ Bei der letzten Frage wurde ihm schlagartig klar, dass es darauf nicht die richtige Antwort gab. Wenn er tot wäre, würde dies das jahrelange Hoffen, ihm eines Tages gegenüberstehen zu können, unwiderruflich zunichtemachen. Wenn er jedoch noch lebte, so gäbe es keine Entschuldigung dafür, dass Dantra und Tami ihre Jugend in dem von ihm so verhassten Heim verbringen mussten.

„Ich bin ihm nur einmal begegnet“, antwortete die Hexe. „Er stand plötzlich vor mir, als ich einige Pilze, die keine zehn Schritte vor meiner Haustür wuchsen, geschnitten habe. Er sah abwechselnd zu mir, dann wieder zu meiner Hütte. Ihm war natürlich sofort klar, was ich war und wie man im Allgemeinen in diesen von Ignoranz geprägten Zeiten mit Menschen meiner Zunft zu verfahren hatte. Er atmete schwer und seine Hand um den Griff seines im Licht funkelnden Schwertes war so fest, dass seine Fingerkuppen die Farbe verloren. So kniete ich also vor ihm. Wie ein Verurteilter vor seinem Henker. Und es wäre ihm ein Leichtes gewesen, meinem Dasein ein Ende zu setzen.“ Die Hexe war abrupt stehen geblieben und sah Dantra, der nicht so schnell stoppen konnte und ihr aus Versehen in die Hacken getreten hatte, mit ausdrucksloser Miene an. Er wollte sich entschuldigen, doch sie hatte es wohl nicht bemerkt oder ließ sich davon zumindest nicht ablenken. „Aber er tat es nicht“, fuhr sie fort. „Und bei jeder anderen Reaktion hätte ich gedacht, er hatte Angst vor mir. Angst davor, dass ich ihn bei dem Versuch verhexe, sein Schwert in meinem Körper zu versenken. Aber so ...“ Sie schwieg abermals und sah Dantra mit nun völlig leerem Blick und den Gedanken bei längst vergangenen Tagen an.

Doch seine Ungeduld ließ keine längere Pause zu. „Warum? Was hat er denn getan?“, fragte er ungeduldig.

Ihr Blick klärte sich wieder und sie starrte ihn an, als wäre sie erstaunt, ihn zu sehen. „Er reichte mir die Hand“, sagte sie und es klang, als würde es sie heute noch genauso überraschen wie damals.

„Und?“ Dantra verstand nicht, was die Frau so besonders an dieser Reaktion fand.

„Man gibt als Normalsterblicher jemandem wie mir nicht einfach die Hand. Und vor allem nicht, um damit auch noch jener Person auf die Beine zu helfen. Jeder andere hätte versucht, mich zu töten, oder hätte schnellstmöglich das Weite gesucht, um kurz darauf mit dem halben Dorf im Rücken zurückzukehren. Dein Vater jedoch sagte, er wäre seit fast zehn Jahren der Dullpin des Dorfes, das meinem Haus am nächsten liege. Und da ich ihm bis zu diesem Tage noch keinen Ärger gemacht hätte, würde er mir glauben, wenn ich ihm versicherte, dass es dabei auch bliebe.“ Den Blick wieder ins Leere gerichtet, fügte sie noch hinzu: „Es war wohl der ehrlichste Händedruck, den ich je von einem nicht-magischen Wesen bekommen habe.“ Mit diesen Worten drehte sie sich wieder um und setzte ihren Weg fort.

Von da an reagierte sie nicht mehr weiter auf Dantra. Obwohl dessen Fragenberg immer noch viel zu groß war, um zu schweigen. Aber für jemanden, der normalerweise nicht viel Umgang mit anderen Menschen pflegte, hatte die Hexe wohl für den Rest des Tages genug gesprochen. Denn auch nachdem sie in der Hütte angekommen waren, musste Dantra feststellen, dass es wohl leichter wäre, Tami zum Reden zu bringen, als auch nur eine weitere Antwort von der alten Dame zu erhalten. Somit verschob er seine Wissbegier wieder einmal auf den nächsten Morgen.

Das abendliche Schreib- und Lesetraining fiel an diesem Tag aus. Dantra erzählte seiner Schwester, was er heute über ihren Vater erfahren hatte. Die Freude darüber, wer und vor allem was sein Vater war, nahm ihm die eigentlich angebrachte Trübsal wegen des immer noch vorhandenen Unwissens, ob sein Vater noch lebte oder tot war, und übergoss ihn stattdessen mit einem Glücksgefühl, wie er es zuvor noch nie erlebt hatte. Mit dem Gedanken, dass es das Leben an diesem Tage endlich mal gut mit ihm meinte, schlief er früh ein.

Seine Nacht fand jedoch ein jähes Ende, als er von einem spitzen Schrei in seinem Kopf geweckt wurde. Ruckartig setzte er sich auf und sah sich verwirrt in dem dunklen Raum um. Seine Orientierungslosigkeit legte sich erst, als er das ruhige und tiefe Atmen von Tami wahrnahm. Es war wieder dieser Traum gewesen, derselbe, den er auch schon in dem Kellergewölbe des Klosterheims gehabt hatte. War das Zufall? Unwahrscheinlich.

Oder hatte es vielleicht etwas mit seinem Gefühlszustand zu tun? Nein, diese Möglichkeit konnte er ausschließen. Beim letzten Mal war er im Gegensatz zu jetzt alles andere als glücklich gewesen. „Dann muss es diese seltsame Kraft sein“, dachte er, „die irgendwo in mir ist.“ An ein Wiedereinschlafen war auch dieses Mal nicht zu denken, und es kam ihm vor wie drei Nächte, bis die Hexe endlich durch die Luke auf sie hinabsah, um sie zu wecken. Noch bevor sie etwas sagen konnte, war er schon aus dem Bett gesprungen. Er zog sich um, ohne darauf zu achten, was Tami machte. Er nahm immer zwei Stufen auf einmal und stellte sich mit wissbegierigem Blick vor die erstaunte Hexe.

„Was ist passiert? Wurdest du letzte Nacht beraubt? Es kommt mir vor, als hätte man dir deine morgendliche Trägheit gestohlen?“ Dantra überhörte ihre zynische Bemerkung und kam gleich zur Sache. Er schilderte ihr seinen Traum in allen Einzelheiten und seine Theorie, womit er zusammenhängen könnte. Die Hexe schwieg einen Moment und man konnte sehen, dass sie ernsthaft über das gerade Gehörte nachdachte.

„In der Tat kann der Traum mit der magischen Kraft in dir zu tun haben“, antwortete sie. „Ich denke, unsere Übungen in der nächsten Zeit werden uns der Lösung etwas näher bringen.“

„Was für Übungen?“, fragte Dantra verwirrt.

„Na, um die besagte Kraft in dir unter Kontrolle zu bekommen und sie zu beherrschen.“

Er sah sie irritiert an. Wie sollte es ihm gelingen, diese unbändige Zerstörungswelle zu kontrollieren? Wenn sie ausbrach, war er ja nicht einmal mehr Herr seiner Sinne. Aber die Antwort darauf konnte warten. Denn in ihm brannte noch eine andere Frage, die er gestern zwar schon einmal gestellt hatte, worauf die Hexe jedoch nichts erwidert hatte. Mit einem flauen Gefühl in der Magengegend fragte er vorsichtig: „Lebt mein Vater noch?“

Sie sah ihn an und Dantra hatte zum ersten Mal den Eindruck, so etwas wie Mitleid in ihren Augen zu lesen. „Nein“, antwortete sie mit Unbehagen in der Stimme. „Ich weiß zwar nicht, warum oder wie er starb, aber eines ist sicher: Die Zerrocks waren sehr erbost über das, was er kurz vor seinem Tod getan hatte. Sie zerrten seinen Leichnam ins Dorf, riefen alle Bewohner zusammen und hängten ihn an einem Baum auf, obwohl schon lange kein Leben mehr in ihm war. Danach verkündeten sie, dass jeder Dullpin im Drachenreich mit sofortiger Wirkung seines Amtes enthoben und durch einen Zerrock ersetzt werden würde. Und so geschah es, dass im ganzen Land die Dorfbeschützer, Männer mit ehrlichem Blut, durch drachentreue Bastarde ersetzt wurden.“

Dantras Gedanken und Gefühle überschlugen sich. Was hatte sein Vater getan, dass die Folgen so weitreichend gewesen waren? Warum hatten diese Mistkerle ihm nicht die ihm zustehende Ehre eines ordentlichen Begräbnisses erwiesen und stattdessen seine sterblichen Überreste geschändet? Hass stieg in Dantra auf. Warum erfuhr er erst jetzt von alledem? Seine Wut überlagerte seine Trauer. Die Hexe, die dies wohl erkannte, legte ihre knochige Hand auf seine Schulter. Ob es ehrlich gemeintes Mitgefühl war oder ob sie ihn einfach nur beruhigen wollte aus Angst, Dantra könnte ihre Hütte mit einem unkontrollierten Ausbruch seiner magischen Kraft dem Erdboden gleichmachen, blieb dabei unklar. Doch das war auch egal. Seine Wut verschwand nur langsam und er beruhigte sich erst wieder, als Tami durch die Bodenluke heraufkam und ihn mit feuchten Augen ansah.

„Verdammt“, dachte er und ihm wurde schwer ums Herz. „Wie konnte ich sie nur vergessen?“ Sie hatte natürlich alles mit angehört. Und ihm Gegensatz zu ihm war sie auf eine Antwort, selbst wenn sie anders ausgesehen hätte, nicht vorbereitet gewesen. Sie hatte ja gar nicht gewusst, dass er diese Frage stellen wollte. Er ging auf sie zu, und noch bevor er sie erreichte, um sie tröstend in die Arme nehmen zu können, liefen ihr dicke Tränen über die blass gewordenen Wangen. Er kannte seine Schwester nur mit einem Lachen auf ihrem wunderschönen Gesicht. Sie weinen zu sehen, zerriss ihm fast seine Eingeweide. Und alles nur, weil er in seiner Neugierde so unvorsichtig und rücksichtslos gewesen war. Obwohl sie sich recht schnell wieder fing und mit zittrigen Händen ihrer Arbeit nachging, wusste Dantra, dass sie sehr litt. Diesem Tag konnte er nichts Gutes mehr abgewinnen, obgleich ihm die Hexe kaum Arbeit auftrug und die Sonne so warm vom Himmel brannte wie in diesem ganzen Jahr noch nicht.

Am darauffolgenden Tag nahm ihn die Hexe gleich frühmorgens beiseite und ermahnte ihn, seine Fragen im Beisein von Tami mit Bedacht zu stellen. „Im Übrigen beantworte ich dir sowieso nichts mehr, solange du keine Erfolge in deiner Ausbildung vorweisen kannst“, klärte sie ihn über ihre Absichten auf, und Dantra musste feststellen, dass sie diese umgehend in die Tat umsetzte.

Als Erstes schulte sie seine Konzentration. Sie reichte ihm ein Glas, in dem sich braune, bleistiftdicke Raupen wild durcheinanderschlängelten. Sie erklärte ihm, dass die Doppelkopfraupen, ein Insekt, von dem Dantra noch nie etwas gehört hatte, aus dem aufrecht stehenden Glas nicht hinauskriechen konnten. Seine Aufgabe bestand nun darin, die frei gelassenen Raupen wieder einzufangen und zurück in das Glas zu werfen, bevor diese es schafften, von dem Baumstumpf, auf dem die Hexe das Glas entleerte, zu entwischen. Die Schwierigkeit bestand nicht nur darin, dass die Tierchen extrem flink waren, sondern auch, dass man sie nur an ihrem daumenlangen Körper fassen konnte. Denn an den jeweiligen Enden saß ein Kopf, an dessen Stirn sich ein spitzer, mit Widerhaken versehener Stachel befand. Nicht nur, dass es ungeheuer schmerzhaft war, diesen wieder aus dem Finger herauszuziehen, schon der erste Versuch brachte Dantra die Erkenntnis, dass die Raupen außerdem ein Gift absonderten, das dem der Wespe ähnelte.

Wenn ihm einige der Tierchen entkamen und im Unterholz unsichtbar wurden, sorgte die Hexe sofort für Ersatz. So hatte er immer mit der gleichen Anzahl von Raupen zu kämpfen. Es dauerte gut eine Woche, bis er sich so konzentrieren konnte und so schnell war, dass er sämtliche Ausreißversuche vereiteln konnte. Mit einem breiten Grinsen führte Dantra der Hexe sein Können vor. Diese grinste noch breiter zurück und kippte das Glas erneut um. Nun allerdings auf einem Baumstumpf, der gerade mal halb so dick war wie der erste. Obwohl Dantras Finger zum Teil arg angeschwollen waren, übte er dennoch hoch motiviert weiter. Und wenn er noch so oft gestochen wurde, er hatte sich ein festes Ziel gesetzt. Nichts und niemand würde ihn davon abringen. Er wollte diese Kraft in sich beherrschen.

Es machte ihm auch nichts mehr aus, das Wasser für das Blumenbeet, auf dem immer noch kein Keim zu sehen war, wieder aus dem Bach zu holen anstatt aus dem viel näher gelegenen Tümpel. Nun wusste er ja, wofür er sich abplagte. Wenn er seine Schwester in dieser Welt beschützen wollte, musste er an sich arbeiten. Aber er trainierte nicht nur seine Muskeln und seine Konzentration. Die Hexe zeigte ihm auch, wie man Tränke braute, die gegen verschiedenste Leiden wirkten oder mit denen man sich ungebetene Tiere, insbesondere Insekten, vom Leib halten konnte. Dantra war begeistert, in die hohe Kunst der Zauberei eingeweiht zu werden. Die Hexe bremste allerdings seine Euphorie sogleich wieder, indem sie ihm klarmachte, dass man für diese Art von Tinkturen und Heilsäften keinerlei Magie benötigte, sondern lediglich das erforderliche Fachwissen und Handwerkszeug.

***

Es ist so eng. Was ist eng?

Es ist so trüb um mich. Was ist trüb?

Ich muss hier raus! Aber wie? Und wohin?

Ich denke ... Warum denke ich überhaupt?

Drachengabe - Halbdunkel - Diesig - Finster

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