Читать книгу In der Fremde glauben - Torsten W. Müller - Страница 16
Volksdeutsche Umsiedler
ОглавлениеDie Diktatoren Adolf Hitler und Josef Stalin grenzten 1939 im „Deutsch-Sowjetischen Nichtangriffspakt“ und in einem „Deutsch-Sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag“ ihre Interessenssphären in Osteuropa voneinander ab. Die Nationalsozialisten begannen daraufhin mit einer groß angelegten Umsiedlung der deutschstämmigen Bevölkerung in Osteuropa in das Deutsche Reich, die unter der Parole „Heim ins Reich“ durchgeführt wurde. Diese „Volksdeutschen“ waren für eine Neuansiedlung in den annektierten Gebieten vorgesehen, um diese zu „germanisieren“.22
Im Zuge dieses Bevölkerungsaustausches kamen diese Umsiedler – so die amtliche Bezeichnung – auch nach Thüringen und wurden in Durchgangslagern zusammengefasst. Solche Umsiedlerlager bestanden seit Dezember 1940 in folgenden Orten Thüringens: Apolda, Bad Sulza, Erfurt, Erfurt-Hochheim, Ilmenau, Roda, Elgersburg, Gerlberg, Nordhausen, Wahlhausen, Dingelstädt, Oberhof, Triptis, Rudolstadt, Schwarzburg, Schloss Tännich bei Remda, Dittelstedt, Schnepfenthal, Waltershausen, Mühlhausen, Gehlberg, Plaue, Geschwenda, Bad Berka, Rauschenburg und Buttstädt.23
Die seelsorgliche Betreuung der umgesiedelten Katholiken aus der Bukowina und aus Bessarabien24 wurde – wenn nicht Lagerleitung oder örtliches NS-Personal es untersagten – von den ansässigen Geistlichen durchgeführt; die Gläubigen besuchten zum Großteil den Gottesdienst in den betreffenden Kirchen. Fünf „volksdeutsche“ Priester befanden sich in den Lagern und betreuten die Katholiken auf ihrem Weg aus dem Südosten Europas über Thüringen in die neuen Ansiedlungsgebiete.25
Im November 1941 gelangten Slowenen aus der Untersteiermark und einige Rumänen nach Thüringen, um hier in Lagern auf ihre weitere Ansiedlung vorbereitet zu werden.26 Ein slowenischer Geistlicher kümmerte sich in den Lagern Erfurt, Heiligenstadt und Friedrichroda um die Umgesiedelten.27
Die meisten dieser Durchgangslager bestanden nicht lange. Sie wurden spätestens 1942 geschlossen, da die Nationalsozialisten für eine Ansiedlung der Volksdeutschen in den besetzten polnischen Gebieten sorgten oder sie beispielsweise ins Baltikum zurückführten.