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Evakuierte Rheinländer
ОглавлениеAnfang 1943 erhob die NS-Führung den Gau Thüringen zum „Aufnahmegau“ für die Bevölkerung aus dem „Entsendegau“ Düsseldorf. Im Sommer setzten die Ströme aus den bombengeschädigten und bombengefährdeten Gebieten des Westens ein. Ab Oktober 1944 wurden verstärkt Tausende Personen aus dem Raum Köln-Aachen, Moselland und Westmark nach Thüringen befördert. Auch Bombengeschädigte und Umquartierte von Rhein und Ruhr oder aus Berlin, Hamburg und Kassel kamen mit der Ausweitung des alliierten Luftkrieges – zum Teil auch eigenmächtig – vor allem in ländliche Regionen.28
Wiederum handelte es sich bei den Evakuierten nahezu ausschließlich um Katholiken.29 Die (Erz-)Diözesen Köln, Aachen und Trier entsandten zur seelsorglichen Betreuung der nach Thüringen evakuierten Gläubigen eigene Priester.30 Der Ordinarius in Fulda konnte über den Einsatz der Kölner Geistlichen, die die Mehrzahl der Priester in Thüringen bildeten, vollkommen frei verfügen. Es sollte lediglich sichergestellt sein, dass sie rheinische Katholiken betreuen.31 1945 wirkten 59 so genannte „Abgewandertenseelsorger“ aus den (Erz-)Diözesen Köln, Aachen und Trier in Thüringen einschließlich des Meininger Bezirkes.32 Zahlreiche Gottesdienststationen wurden daraufhin in der thüringischen Diaspora eröffnet. In Orte, in denen es praktisch seit der Reformation keine Katholiken gegeben hatte, strömten nun Tausende katholische Gläubige und deren Seelsorger ein. Eine auch nur annähernd exakte Zahl, wie viele der Evakuierten katholisch waren, lässt sich nicht ermitteln.
In Erfurt richtete man 1943 unverzüglich eine „Seelsorgestelle“ für Kölner Diözesanen in Thüringen ein, die den Namen „Seelsorgeamt der Erzdiözese Köln“ trug33, und schuf das Amt des Obmanns für die im Bistum Fulda tätigen Seelsorger aus dem Erzbistum Köln als Vermittlungsinstanz nach Köln und zu den evakuierten rheinischen Priestern.34 Anton Alfes35, Joseph Teusch36 und Joseph Plettenberg37 füllten nacheinander dieses Amt aus. Auch andere Diözesen ernannten solche „Verbindungsmänner“: Kaplan Anton Josef Tietz wurde am 9. Dezember 1944 vom Bischöflichen Generalvikariat Trier mit der Seelsorge der Evakuierten aus der Diözese Trier im Bistum Fulda beauftragt,38 Dr. Philemon Pobihuschka 1945 zum Sonderseelsorger für die katholischen Ukrainer.39