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Scharfe Wasserspiele zu dritt - Teil 4

»Sag mal, warum bist du eigentlich so gut drauf heute?«, fragte Milton.

Judy stand in der Küche, schob eine Lasagne in den Ofen und pfiff dabei ein Lied, währen ihr Freund skeptisch die Augenbrauen zusammenzog. »Wahrscheinlich, weil ich einen Bärenhunger habe und mich auf das Essen freue, und weil ich froh bin, endlich wieder Sport gemacht zu haben.«

»Aber überanstreng dich bitte nicht.«

»Wie kommst du denn darauf?«

»Ich kenne dich.«

»Unsinn. Niemand kennt mich. Nicht mal ich mich selber. Außerdem findet der Kurs im seichten Wasser statt, da kann absolut nichts passieren.«

»Na, von mir aus.« Milton verschwand ins Wohnzimmer.

Judy dachte an Christines Zungenfertigkeit und es lief ihr ein wohliger Schauer über den Rücken. Zur gleichen Zeit kam ihr noch ein Bild vor Augen: die tropfenden Haare Rons, nachdem er seine weichen, warmen Lippen von ihr genommen hatte. Auf einmal tobte das unbändige Verlangen in ihr, diese Lippen noch mal zu küssen. Der Gedanke, dass es niemals der Fall sein würde, ließ sie schier durchdrehen. Sie ging zum Küchenfenster und ließ ihren Kopf dagegen sinken.

»Hey, Ju, alles okay mit dir?«, hörte sie Milton nach einer Weile aus dem Wohnzimmer rufen.

»Ja, alles in Ordnung.«

»Soll ich dir mit dem Auflauf helfen?«

»Das ist kein Auflauf. Das ist eine Lasagne.«

»Na schön. Soll ich dir mit der Lasagne helfen?«

»Schatz, was sagen dir deine Augen?« Judy erschien in der Wohnzimmertür.

»Wie bitte?«

»Um es kurz zu machen: Die Lasagne ist im Ofen und wenn sie darin heiß und gar geworden ist, kann man sie essen. Somit ist sie fertig.«

»Aha, na, ich wollte doch nur sagen, dass, falls du meine Hilfe …«

Weiter kam er nicht. Judy verschloss seine Lippen mit einem Kuss. Sie konnte allerdings nicht genau sagen, ob sie es deshalb tat, weil sie sein Gerede nicht mehr ertragen konnte, oder weil sie einfach das Gefühl des Geküsstwerdens brauchte.

Selbst wenn sie sich die Lippen von Ron vorstellte, es war nicht dasselbe. Diese Lippen waren angestrengt. Sie hatten den Auftrag erhalten, das Richtige zu tun: richtig zu küssen und sich richtig zu bewegen. Sie waren auch nicht warm. Milton hatte kalte Lippen. Judy ließ von ihm ab.

»Hey, wir hatten nicht mal Zeit, uns in den Arm zu nehmen.«

»Ach so, ja, stimmt.«

»Was ist denn los mit dir? Seit du vom Schwimmen gekommen bist, hast du dich irgendwie verändert.«

Judy schmunzelte in sich hinein. Dann nahm sie sich zusammen und ihren Freund bei der Hand. »Das bildest du dir ein. Ich habe nur Hunger, das ist alles. Komm, gehen wir Fernsehen, solange der Auflauf im Ofen ist.«

»Lasagne«, korrigierte Milton.

***

Als Judy das zweite Mal die Schwimmhalle betrat, fühlte sie sich sicherer. Ihr erster Blick galt Ron. Er kniete am Beckenrand und unterhielt sich mit einer Kursteilnehmerin. Die Abendsonne schien in die Halle. Ein paar Strahlen lagen auf Rons Rücken, ließen ihn bronzefarben schillern und zeigten seine Muskeln.

»Hey, Judy, träumst du?« Christine stieß sie leicht an und schob sich an ihr vorbei. »Du stehst da wie ein Fels in der Brandung. Was fasziniert dich denn so? Unser Delfin-Mann?«

Judy riss sich los und wurde rot. »Nein, ich sah nur allgemein dorthin.«

»Schon klar.«

»Wieso glaubst du mir nicht?«

»Weil du so rot bist wie eine Tomate.« Lachend legte Christine ihr Handtuch und Duschgel auf die Steinbank und sprang mit einem eleganten Kopfsprung ins Wasser.

Judy wollte sich nicht die Schau stehlen lassen und tat es ihr nach.

»Sieh da, unsere Badenixen sind auch angekommen«, flachste Ron, als die beiden Frauen zu ihm heranschwammen.

»Hallo«, grüßte Judy.

Christine spritzte Ron nass. Dieser zuckte zurück, blieb allerdings sitzen und sagte: »Das ist aber nicht nett!«

»Wieso, bist du etwa wasserscheu?«

Rons ernste Miene verwandelte sich in ein Lächeln. Während er aufstand, schüttelte er den Kopf und rief die Frauen zusammen.

»Christine, was sollte das?«, zischte Judy.

»Ach komm, das bisschen Wasser wird er wohl als Schwimmtrainer verkraften können. Wenn nicht er, wer dann?«

Als Ron die Musik angestellt und den »Hampelmann« als erste Übung vorgemacht hatte, ging er zum seitlichen Rand des Beckens und winkte Judy zu sich. Schnell war sie bei ihm.

»Judy, bitte pass heute auf dich auf und erkenne rechtzeitig deine Grenzen.«

»Ja, okay.«

»Du musst hier niemandem etwas beweisen. Der Kurs ist nicht ohne, und für eine Anfängerin einfach noch sehr viel. Bitte keinen falschen Stolz zeigen und lieber eher aufhören.«

Sie nickte. Ron ging zurück und machte eine andere Übung vor.

Nach zwanzig Minuten war Judy aus der Puste, doch sie wollte nicht schon wieder aufhören. Aber am allerwenigsten wollte sie noch mal in Ohnmacht fallen. Wobei, wenn sie an seine warmen, weichen Lippen dachte … dann wäre es das schon wert. Noch fünf Minuten.

Als die fünf Minuten Powertraining um waren, keuchte Judy so sehr, dass ihre Lungen schmerzten. Sie blickte zu Ron, der sich gerade einigen Frauen auf der anderen Seite zugewandt hatte. Von daher nutzte Judy die Nichtbeobachtung und hörte mit der Übung auf. Sofort bekam Ron es mit und blickte zu ihr. Judy war es unbegreiflich, wie er so schnell festgestellt hatte, dass sie ihre Arme und Beine nicht mehr bewegte. Entschuldigend und nach Luft schnappend lächelte sie ihm zu. Mit ernster Mine nickte er eindringlich. Langsam beruhigte sich ihre Atmung.

***

»Ich finde es gut, dass du sofort aufgehört hast, als du nicht mehr konntest«, lobte Christine sie unter der Dusche.

»Mir wäre es sehr peinlich gewesen, schon wieder von Ron aus dem Wasser geholt zu werden. Beim letzten Mal hat man ja gesehen, wie schnell das gehen kann.«

»Aber schlecht wäre es doch nicht gewesen, oder?«, fragte Christine.

»Was meinst du mit schlecht?«

»Wenn er dich wieder hochgeholt und sich erneut fürsorglich um dich gekümmert hätte, oder?«

»Ach, Unsinn.«

»Na komm, gib es zu. Der Typ hat es dir angetan!«

»Er sieht gut aus, stimmt. Aber schließlich habe ich einen Freund.«

»Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.«

»Worauf willst du hinaus?«, wollte Judy wissen.

»Na ja, man sollte zum reifen Obst greifen, solange man selber noch jung und knackig ist.«

Judy schüttelte den Kopf. »Wo hast du denn den Spruch her?!«

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