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3.2 Handwerk durch Frauen stärken

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Auch das Vorurteil, ein handwerklicher Beruf ist nichts für Frauen, ärgert mich. Ich kenne einige Frauen, vor allem im Malerhandwerk, die ihren männlichen Kollegen in Leistung und Qualität in nichts nachstehen. Da auch Frauen bei der Gestaltung von Wohnung oder Heim immer mehr die Entscheidungen treffen, werden auch Frauen im Handwerk immer wichtiger. Sie kommunizieren oft viel treffender und auf „einer Wellenlänge“ mit Kunden. Ich kenne Malerbetriebe in der Region, bei denen von vielen Kundinnen ausschließlich weibliche Fachkräfte für das Bauvorhaben angefordert werden.

Vom Schlosser aus unserer Handwerkskooperation habe ich eine Aussage gehört, über die ich viel nachgedacht habe. „Seitdem wir eine Schlosserin bei uns ausbilden, benehmen sich unsere männlichen Mitarbeiter viel besser.“ Ich finde das eine interessante Beobachtung. Ein weiter Weg, neben der Gewinnung von Abiturienten oder Studenten, wird es sein, zur Behebung des Fachkräftemangels mehr Frauen ins Handwerk zu bringen. 2012 lag die Frauenquote bei den Auszubildenden im Handwerk gerade einmal bei 22,7 %. Hier steckt echtes Potenzial!


Frauen im Handwerk | Foto: Udo Herrmann

Die Industrie hat das längst erkannt. „Wir brauchen Nachwuchs mit Leidenschaft für Technik. Hier zählen wir verstärkt auf Mädchen, denn sie haben genauso viel Talent dafür wie Jungen.“ So die Aussage von Dietmar Omert, Leiter des Audi-Bildungswesens (www.audi.com/​karriere). Im Rahmen einer bayernweiten Initiative des Bildungswerkes der Bayerischen Wirtschaft e. V. (bbw) wird am Standort Ingolstadt ein Technik-Camp speziell für Mädchen veranstaltet. An fünf Tagen bauen sie unter Anleitung von Trainern und Auszubildenden ein Audi-A4-Modell inklusive Motor, Beleuchtung, Felgen und Bereifung. Teamspiele, Kommunikationstraining und ein vielseitiges Rahmenprogramm runden das Camp ab. Früh bindet Audi so den weiblichen Nachwuchs an das Unternehmen, der während der Woche in die Berufsbilder beispielsweise von Elektronikerin und Mechatronikerin hineinschnuppern kann. 14 weitere Unternehmen beteiligten sich 2012 ebenfalls an der Initiative „Mädchen für Technik-Camp“. Unterstützt wird das von der bayerischen Metall- und Elektroindustrie sowie dem bayerischen Staatsministerium. Audi beteiligt sich bereits seit dem Jahr 2001 an der Maßnahme und bringt damit die Vielfalt technischer Berufe den Mädchen näher. Für einige rückt dann das Berufsfeld tatsächlich in die engere Wahl. Ich finde, das ist ein tolles Modell, um junge Frauen für das Handwerk zu begeistern. Handwerkskammern, Fachverbände oder Kommunen wären aus meiner Sicht geeignet, um gemeinsam mit Handwerksunternehmen so ein Projekt regional für die verschiedenen Handwerksgewerke auf die Beine zu stellen.

Praxistipp

Veranstalte ein Werkstatttag nur für Mädchen. Bereite eine Übungsaufgabe vor, mit dem Schwerpunkt Gestaltung und Dekoration.

Beispiel: Schlosserei – Skulptur schweißen; Raumausstatter – Materialkollage für eine Raumgestaltung anfertigen; Bäckerei/​Konditor – Torte für einen Geburtstag verzieren

Von nichts kommt niemand

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