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3.3 Immigranten machen das deutsche Handwerk vielfältiger

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Ich liebe es zu reisen, andere Kulturen und fremde Menschen kennenzulernen. Die kulturelle Vielfalt in Deutschland finde ich bereichernd. Ich kann es nicht verstehen, wie manche über Migranten schimpfen und gleichzeitig überlegen, ob man zum Chinesen oder in die Pizzeria essen geht. Derzeit leben etwa 16 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in unserem Land. Fast jedes 3. Kind unter 15 Jahren hat statistisch gesehen ausländische Wurzeln (IHK Unternehmensbarometer 2012, www.dihk.de). Wenn der Begriff Zuwanderer fällt, denken viele an die Gastarbeiter, die in den 60er- und 70er-Jahren einfache Arbeiterjobs in Deutschland übernahmen. Eine Studie des Deutschen Instituts der Wirtschaft belegt, dass fast 30 % der Menschen, die in den vergangenen 10 Jahren nach Deutschland gekommen sind, einen Hochschulabschluss haben. Etwa die Hälfte aller Fußballprofis in der Bundesliga sind Sportler aus dem Ausland. Einige der Spieler mit Migrationshintergrund sind fester Bestandteil unserer Nationalmannschaft. Auch im Handwerk muss es uns gelingen, aus Inländern und Menschen mit Migrationshintergrund ein erfolgreiches Team zu formen. Wenn das im Sport geht, warum nicht auch im Handwerk? Ich denke, viele der zu uns kommenden Immigranten bringen schon eine gute praktische Qualifikation mit. Arbeitsweisen, Techniken und Umgang mit speziellen Werkzeugen können im Betrieb oder bei externen Weiterbildungen vermittelt werden. Auch fachtheoretisches Wissen, das meiner Meinung nach in dem dualen Ausbildungssystem in Deutschland sehr gut vermittelt wird, kann nachgelernt werden. Grundvoraussetzung dafür ist natürlich eine gute Kommunikationsmöglichkeit. Das Erlernen der deutschen Sprache ist deshalb Grundvoraussetzung für ein verständnisvolles Miteinander. Ich denke, viel schwieriger für die Menschen aus anderen Ländern wird es sein, sich unserer Kultur und den im Ausland vielgeschätzten deutschen Tugenden anzupassen.

Zu diesem Thema stelle ich folgende Denkanstöße als Diskussionsgrundlage in den Raum:

 Die Bauqualität in Deutschland hat im Vergleich zu vielen anderen Ländern einen extrem hohen Standard erreicht. Mir fallen im Ausland häufig schlecht ausgeführte Handwerksarbeiten, z. B. in Hotelzimmern, auf. Ich denke hier u. a. an schlampig ausgeführte Silikonfugen in den Bädern. Wie wird es den Migranten gelingen, mit der hohen Erwartung der deutschen Bauherren umzugehen?

 Die bürokratischen Anforderungen an das deutsche Handwerk sind in den letzten Jahren enorm gestiegen. Auf Baustellen müssen Tagebücher geschrieben werden, exakte Aufmaße erstellt werden, nachvollziehbare Regieberichte, in denen Arbeits- und Pausenzeiten dokumentiert sind, Abnahmen der Leistungen durchgeführt und protokolliert werden usw. Meine deutschstämmigen Mitarbeiter haben große Mühe, den gestiegenen Anforderungen an eine Fachkraft im Handwerk gerecht zu werden. Wie gelingt das mitarbeitenden Kollegen mit Migrationshintergrund? Können sie für diesen Aufwand, den wir in Deutschland mittlerweile treiben, überhaupt Verständnis aufbringen? Aus der Erfahrung aus meinem eigenen Betrieb weiß ich, dass es ihnen sehr schwerfällt.

Ich bin zuversichtlich, dass sich Herausforderungen dieser Art bewältigen lassen. Das Handwerk wird das aber nicht alleine leisten können. Hier muss von politischer Seite umfangreiche und praxistaugliche Unterstützung kommen. Sprachkurse, Praxistrainings, Verhaltensschule, Kulturworkshops „So ticken deutsche Kunden“, Kurse über Baurecht usw. müssten speziell für Handwerkernachwuchs aus dem Ausland konzipiert und flächendeckend dem Handwerk zugänglich sein.

Praxistipp

Biete parallel zur Ausbildung einen Sprachkurs an, dessen Kosten von deinem Betrieb übernommen werden. So werden junge Menschen mit Migrationshintergrund auf die Unternehmen aufmerksam.


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