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2. Hände weg – den will ich!

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In vielen Städten und Gemeinden unseres Landes werden mittlerweile Ausbildungsmessen veranstaltet. Wo man früher seinem potenziellen Kunden das Waren- und Dienstleistungsangebot präsentiert hat, buhlen die Betriebe heute um Auszubildende. Längst haben mittelständische Unternehmen und größere Handwerksbetriebe erkannt, dass sie nur an geeigneten Nachwuchs kommen, wenn sie selbst aktiv werden. Die mittleren und kleinen Betriebe stehen dabei massiv im Wettbewerb mit der Industrie. Dort arbeiten ganze Abteilungen daran, Schulabgänger für sich zu gewinnen. Mit durchgestylten Hochglanzbroschüren, Kampagnen in Tageszeitungen, Zeitschriften und Radio werden Ausbildungsplätze schmackhaft gemacht.


Große Investition für ein motiviertes Team | Foto: Udo Herrmann

Bei uns im Ort ist ein Sanitärgroßhandel mit 210 Mitarbeitern ansässig. Dieser hat ein neues Betriebsgebäude errichtet. Während der Bauphase war dort ein Großflächenplakat mit der Aufschrift „Wir bauen für unsere Mitarbeiter“ zu sehen. Das Unternehmen hat ca. 6 Mio. Euro investiert, um seinen Mitarbeitern ein angenehmes Arbeitsumfeld zu bieten. Sie können den Gymnastikraum nutzen, in dem an manchen Tagen auch kostenlose Rückenschulungen angeboten werden. Fitnessgeräte und Leihfahrräder stehen bereit für die sportliche Betätigung in den Pausen oder vor und nach der Arbeitszeit. Tischkicker, Tischtennisplatten und Billard fördern den Teamgeist. In der Cafeteria werden gesunde Gerichte zubereitet. Wer danach müde ist, tankt seinen Körper im eigens eingerichteten Ruheraum beim Power-Napping auf. Stell dir vor, ein Bewerber kommt zu dir und hat vorher bei dem beschriebenen Unternehmen einen Rundgang mit dem Personalchef gemacht. Ich glaube, dann musst du als Chef eines kleinen Handwerkbetriebes ziemlich überzeugende Argumente in der Schublade haben, um diesen potenziellen Mitarbeiter für dich zu gewinnen. Mittlerweile sind die Mitarbeiter in das Gebäude eingezogen. Überall, wo sich Jugendliche treffen, sprechen sie über diesen Arbeitgeber, der seinen Mitarbeitern so vieles bietet. Auf der Facebook-Seite des Unternehmens wird seit der Einweihung ständig positiv über die Arbeitsplätze berichtet. Für neue Bewerber steht ein Prospekt mit Infos zum Download auf der Webseite bereit. Beide Plattformen sind für die Zielgruppe Jugend ansprechend gestaltet. Das gilt sowohl für die dort gezeigten Bilder als auch für die überlegt formulierten Texte. Die Terminvereinbarung für ein Vorstellungsgespräch ist für die Interessierten nur einen Mausklick entfernt.

Weiteres Beispiel: Im Nachbarort stellt eine Patisserie in handwerklicher Qualität süße Desserts mit über 70 Mitarbeitern her. Diese hat einen besonderen Raum eingerichtet und beschreibt ihn in ihrem Web-Blog mit folgenden Worten: „Je besser die Ausbildung, desto höher die Kompetenz, desto höher die Motivation, desto größer unser aller Erfolg.“ Wir wissen alle, was gerne einmal zu kurz kommt, z. B. Neues sehen, auf neue Ideen kommen, überlegen, experimentieren, über Dinge nachdenken, die nicht in zwei Wochen wichtig sind, sondern vielleicht in zwei Jahren. Wir wissen, dass solche Sachen entscheidend sind. Wir müssen ihnen Raum geben. Im wörtlichen Sinne: die Patisserie-Lehrwerkstatt, ein Raum zum Zaubern, Experimentieren und Lernen. Wer bekommt bei so einem emotionalen Text nicht Lust, diesen Raum anzuschauen?

Praxistipp

Biete etwas für Jugendliche, das es in anderen Handwerksbetrieben nicht gibt.

Beispiel: Leihfahrrad oder Billardtisch. Als persönliches Geschenk kommt ein Gehörschutz mit eingebautem Radio gut an!


Eine Werkstatt zum Zaubern, Experimentieren und Lernen | Foto: Udo Herrmann

Von nichts kommt niemand

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