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Caraguela, Orinoco-Delta, Venezuela

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Trotz der holperigen Fahrt über staubige Straßen war Brian eingedöst. Die Umgebung wechselte ihr Gesicht. Der rötliche Staub wurde durch eine ausgedehnte Graslandschaft ersetzt, die von einem breiten Gürtel von Sträuchern und Büschen durchzogen war. Obwohl es noch früh am Morgen war, wurde es bald unerträglich heiß im Wagen. Die subtropische Luftfeuchtigkeit ließ Brians Hemd und Hose an seinem Körper festkleben. Schließlich rückte die Waldgrenze näher, und die ersten Bäume säumten ihren Weg. Brian hätte manches für eine Klimaanlage gegeben, doch der Landrover hatte seine besten Jahre schon hinter sich. Der Motor schnaubte, und dunkler Rauch quoll aus dem dröhnenden Auspuff, als sie eine Steigung passierten, deren Fahrbahnbelag aus blankem Felsgestein bestand. Kurz vor Mittag, bei tropischen Temperaturen, endete die Piste an einem reißenden Fluss.

»Maldita sea!«, fluchte Juan.

»Und was jetzt?«, fragte Brian, der schon das jähe Ende seiner Reise gekommen sah, doch Juan schaute ihn unbeeindruckt an.

»Me cago en diez!«, sagte er grinsend und legte einen Schalter um, der sich direkt neben dem Schaltknüppel befand. »Jetzt waschen wir den Wagen.« Er stieg aus dem Jeep und wies Brian an, sich hinter das Steuer zu setzen.

»Gas!«, rief er Brian zu, als er sich direkt vor dem Wagen postiert hatte.

Brian zuckte mit der Schulter.

»Auskuppeln und Gas geben, Canadiense!«

»Ich denke, das kriegt sogar ein Eskimo aus dem kalten Norden hin.«

Brian fluchte und tat, wie ihm aufgetragen wurde. Der Motor heulte auf. Schließlich erkannte er, was Juan vorhatte. Der Venezolaner hielt den Karabinerhaken der Seilwinde in der Hand und zog das Stahlseil hinter sich her. Der Fluss war tatsächlich nicht sonderlich tief. Das Wasser reichte Juan bis zu den Knien. Trotzdem bedurfte es einer gehörigen Anstrengung, die knapp zehn Meter breite und tückische Furt zu durchqueren. Am anderen Ufer angekommen, schlang Juan das dicke Stahlseil um einen kräftigen Baum. Wenig später zog die Winde den Wagen über die Furt ans andere Ufer.

»Auf den Straßen in das Delta muss man auf alles gefasst sein«, meinte Juan. »Aber ich sagte doch, ich kenne mich hier aus.«

Brian nickte anerkennend und schlug sich mit der flachen Hand gegen den Hals. Diese verdammten Mücken waren eine einzige Plage, und dabei hatte er sich vor dem Abflug mit reichlich Mückenschutzmittel eingedeckt. Eine Stunde später, drei Kilometer vor Tucupita, tauchten die ersten Hütten am Wegesrand auf. Juan lenkte den Wagen von der breiten Piste in einen schmalen Seitenweg, der mitten hinein in den dichten Dschungel führte. Brian lief inzwischen der Schweiß in Strömen über den Rücken. Die Luft im Wagen blieb trotz heruntergelassener Scheiben heiß und stickig. Zehn Minuten später bemerkte Brian das Glitzern, das durch das lichte Blätterwerk der Bäume drang. Ein Seitenarm des Orinoco tauchte vor ihnen auf. Der Fluss war gewaltig, Brian schätzte die Breite auf beinahe einen halben Kilometer. Zwei Hütten standen am Ufer. Einfache Pfahlhütten, mit Außenwänden aus verschnürten Palmwedeln. Juan brachte den Landrover zum Stehen. Ein Eingeborener mit nacktem Oberkörper kam aus einer der Hütten. Er begrüßte Juan freundlich. Brian stieg aus. Das Geschrei von Brüllaffen hallte durch den dichten Wald.

Während sich Juan mit dem Indio in einer gutturalen Sprache unterhielt, ging Brian hinunter ans Ufer des Flusses. Zwei Langboote mit Außenbordmotoren lagen an einem hölzernen Landesteg vertäut. Erneut klatschte er mit der flachen Hand gegen seinen Arm. Ein weiterer Mückenstich.

»Dabei schlafen die meisten Viecher noch«, erklang Juans Stimme in seinem Rücken. Brian drehte sich herum. Juan ging zum Wagen und kehrte mit einer silbernen Dose zurück.

»Wenn Sie bis zum Abend nicht aufgefressen werden wollen, dann schmieren Sie sich das auf die Haut.«

Skeptisch öffnete Brian die Dose, die Juan ihm gegeben hatte, und roch daran. Er zuckte zurück und verzog das Gesicht.

»Was ist das?«

»Kerosin, Limone und Babyöl«, erwiderte Juan. »Das Einzige, was gegen diese verfluchten Plagegeister hilft.«

Widerwillig tauchte Brian den Zeigefinger in die stinkende Melange.

»Zweihundert Stiche am Tag sind keine Seltenheit«, erklärte Juan. »Vor allem hier am Fluss.«

»Und wie geht es weiter?« Brian strich sich die widerliche Emulsion auf die Arme.

»Yakuna bringt uns mit dem Boot nach Caraguela«, sagte Juan. »Es liegt etwa zwei Stunden nördlich von hier. Wir essen etwas und brechen in zwanzig Minuten auf. Und nicht vergessen, es hilft nur, wenn man alle Körperteile damit bestreicht. Aber das ist Ihre Sache, Doktor.«

»Na ja, vielleicht hält es wenigstens die Piranhas ab«, seufzte Brian.

Sie brachen planmäßig auf. Der Fluss war ruhig und die Strömung mäßig. Der Fahrtwind kühlte ihre erhitzten Körper und machte den Tag ein wenig erträglicher. Brian reckte die Arme in die Höhe und genoss die Abkühlung. Hin und wieder trieben Äste und Holzstämme am Boot vorbei.

»Der Sturm von gestern hat einige Bäume entwurzelt«, erklärte Juan. »Es gab ein kräftiges Gewitter.«

Sie bogen in einen Seitenarm ab, der nach Osten führte. Ein paar Orinoco-Delfine begleiteten das Boot ein Weilchen. Brian holte seine Kamera aus dem Rucksack und schoss ein paar Fotos von den grauen Gefährten. Nach einer weiteren Biegung tauchten Hütten am Ufer auf. Vor ihnen lag Caraguela.

Die dritte Ebene

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