Читать книгу Die dritte Ebene - Ulrich Hefner - Страница 19

3 Interstate 25, San Antonio, New Mexico

Оглавление

Ein kühler Morgen zog über White Sands herauf, und über den Wäldern des Cibola National Forest trieben Nebelschwaden in der Morgendämmerung. Sheriff Dwain Hamilton schlug den Pelzkragen seiner Jacke hoch und schaute hinüber auf die Interstate 25. Auf der Straße herrschte noch Ruhe, doch bald schon würden sich Tausende von Pendlern auf den Weg hinauf nach Albuquerque machen. Die Raststätte an der Interstate 25 lag von Bäumen umsäumt an einem kleinen Bachlauf, der sich ein paar Kilometer östlich in den Rio Grande ergoss. Die roten Lichter des Polizeiwagens rotierten hektisch, und das gelbe Absperrband jenseits der Müllcontainer flatterte im aufkommenden Wind.

Vor knapp einer Stunde hatte Deputy Lazard, Hamiltons Neffe, angerufen und ihn aus einem unruhigen Schlaf gerissen. Seit Margo an Weihnachten mit den Kindern das Haus verlassen hatte, brauchte er nachts ein paar Drinks, um einschlafen zu können. In Hamiltons Kopf hämmerte eine ganze Schar Gleisarbeiter, trotzdem war er sofort hellwach, nachdem Lazard ihm vom Fund einer Leiche auf dem Parkplatz bei San Antonio berichtet hatte. In den letzten drei Jahren, seit er Sheriff geworden war, hatte es nur einen Mord gegeben. Hamilton war stolz darauf, dass er die 9000-Seelen-Gemeinde und das umliegende County fest im Griff hatte. Ein paar Diebstähle, Scherereien mit Trunkenbolden und hier und da eine Schlägerei – doch jetzt lag eine Leiche am Coward Creek zwischen zwei großen Müllcontainern. Ein junger Mann, etwa dreißig, auffallend blass, rothaarig und nur mit einer Schlafanzughose und einem gelben Sweatshirt bekleidet, das die Aufschrift POW trug. Keine Schuhe, keine Jacke, keinen Rucksack, nichts, das auf seine Identität oder seine Herkunft schließen ließ.

»Also, wenn Sie mich fragen, Sheriff«, sagte Dr. Roberts, der ortsansässige Arzt, »dann liegt er bereits seit gestern hier. Die Leichenstarre hat sich schon zurückgebildet. Aber sehen Sie, diese punktförmigen Eintrübungen hier sind sehr ungewöhnlich.«

Er zeigte auf die hellen Flecken, die den Kopf und den Oberkörper der Leiche bedeckten.

»Wenn mich nicht alles täuscht, sind das noch leichte Druckmarken von Sensoren, wie man sie im Krankenhaus beim EKG oder einem EEG verwendet.«

Der Doktor kniete sich nieder und hob den rechten Arm des Toten an. »Außerdem diese Einstiche in der Armbeuge«, fuhr er fort. »Entweder ist er ein Junkie oder aus einem Krankenhaus entlaufen.«

Sheriff Hamilton notierte die Angaben des Arztes in seinem kleinen schwarzen Notizblock.

»Woran könnte er gestorben sein?«, fragte der Sheriff.

Der Doktor überlegte. Noch einmal öffnete er die Augen des Toten und schaute prüfend in dessen Pupillen. Dann richtete er sich auf.

»Todesursache könnte durchaus eine Intoxikation sein, aber ich will mich da nicht festlegen. Erst müssen wir die Gewebeuntersuchungen abwarten. Auf den ersten Blick sieht es mir tatsächlich nach einer Überdosis aus.«

Sheriff Hamilton fluchte.

»Dann hat er sich einen goldenen Schuss gesetzt?«, fragte Deputy Lazard.

Dr. Roberts lächelte. »Entweder er – oder ein anderer.«

»Ermordet?«, fragte Lazard.

»Das herauszufinden ist Ihr Job.«

Ein schwarzer Buick bog auf den Parkplatz ein. Der Deputy an der Zufahrt versuchte, den Wagen anzuhalten, doch der Buick fuhr kurzerhand an ihm vorbei und bremste direkt vor Hamiltons Geländewagen. Ein Mann in grauem Anzug und einem beigefarbenen Trenchcoat öffnete die Beifahrertür und stieg aus. Breitbeinig schlenderte er auf Hamilton zu.

»Hallo, Sheriff!«, sagte der Mann. »So früh schon auf?«

»Howard«, erwiderte Sheriff Hamilton. »Was führt Sie in diese gottverlassene Gegend?«

Howard ließ den Sheriff einfach stehen. Er ging hinüber zu den Müllcontainern und warf einen Blick auf die Leiche. Inzwischen war auch der Fahrer des Buick ausgestiegen und wartete an der offenen Fahrertür.

»Tex, holen Sie die Spurensicherung und informieren Sie Albuquerque!«, rief Howard seinem Fahrer zu. »Die sollen gleich einen Leichenwagen herschicken. Außerdem will ich ein Team mit Hunden. Wir suchen hier alles ab!«

Tex nickte und verschwand im Wagen.

Sheriff Hamilton verzog das Gesicht. »Wenn ich mich nicht täusche, dann liegt der Parkplatz im Socorro County. Damit ist das unser Fall.«

Howard grinste breit und deutete auf den Highway. »Irrtum, Hamilton. Für den Highway ist die State Police zuständig, also wir.«

»Für den Highway vielleicht, aber der ist dort drüben.«

Howard zog ein Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer. Wenig später wechselte er ein paar Worte mit dem Teilnehmer am anderen Ende. Dave Lazard warf Hamilton einen fragenden Blick zu. Schließlich trat Howard zu ihnen und reichte Hamilton das Mobiltelefon. Nach einem kurzen Telefonat mit dem Büro des Bezirksstaatsanwalts war die Zuständigkeit geklärt. Hamilton klappte das Telefon zu und reichte es Howard, der noch immer grinsend vor ihm stand.

»Dave, pack alles zusammen«, sagte Hamilton zu seinem Deputy. »Wir rücken ab.«

»Wer hat die Leiche gefunden?«, rief ihm Howard nach, als der Sheriff zu seinem Wagen ging.

»Es war Crow«, antwortete Hamilton. »Er hat die Müllcontainer geleert.«

»Und wo ist er jetzt?«

»Er ist weitergefahren. Vermutlich im Reservat.«

»Dann bringen Sie ihn her!«

Hamilton schüttelte den Kopf und setzte sich hinter das Steuer. »Ihr Fall, Captain Howard!«

Die dritte Ebene

Подняться наверх