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Sack und Asche! Diese Frau, was starrt die mich so an? Ganze Zeit schon. Mein Gott, was die für 'en Blick hat. Augen wie Vulkanseen – komische Idee –, na jedenfalls abgrundtief. Und wie Feuer. Glühend. Brandheiß. Oder? Oder, Mann, stimmt gar nicht, sieht mich nicht an, überhaupt nicht, sieht gradewegs an mir vorbei! Wohin denn? Kann man gar nicht ausmachen, die Richtung, in die die da guckt. Seltsam. Guckt wirklich an allem vorbei. Und ich muss ständig hingucken. Werd ich ja schließlich für bezahlt, hier auf die Bilder von diesem Beckmann, wie der heißt, aufzupassen. Dass keiner von diesen kunstbeflissenen Trotteln dem Pinselstrich zu nah kommt. Wär ja noch schöner, wenn hier was passieren tät. Wenn so Bilder – sind ja 'n Vermögen wert, was man so hört – wenn die sich also im Jahre des Herrn 1975 schon mal einmal in dreitausend Jahren nach Trondheim verlaufen. Da ist es weiß Gott besser, wenn man die unter meine Fittiche gibt, unter die von Gunnar, dem Bootsmann, den diese beschissene losschnarrende Ankerkette vor drei Jahren den Fuß gekostet hat. Wenn man diese sündhaft teuren Schinken von meinen Adleraugen bewachen lässt.

Teuer vielleicht, aber schön? Also alles was recht ist! Du zum Beispiel, Tänzerin oder was du bist, schön? So richtig schön? Eher dunkel. Finster das Gesicht, trotz all der weißen Haut. Sieht aus, als hättste Puder drauf. Und die Lippen viel zu fett rot angemalt, knallrot, am Mundwinkel bisschen verschmiert. Kein Wunder, wenn du so viel drauf machst, zentimeterdick! Und die Augenlider auch geschminkt, schwarz. Da wirken die Augen noch größer. Fast größer als das Gesicht, die Augen. Irgendwie enorm die Augen, wie die gucken und wohin. Schwarzglühend. Aber die Nase bisschen breit, wirft Schatten aufs Gesicht, aufs puderweiße. Und das lange braune Haar fällt dick und schwer und schön und wirft auch düstere Schatten ins Gesicht. Schlagschatten, wie man das nennt, glaub ich.

Dieser Blick, Anblick, diese Frau, es ist der Wahnsinn!

Mist, hält sie diesen Fächer, oder was es ist, vor die Brust. Genau davor, kann man gar nicht sehn, wie viel Holz die hat vor der Tür. Scheinen aber nicht besonders schwer zu sein, die Brüste. Die rechte, da, die gibt der Fächer ja 'n Stück frei, also schwer nicht, nicht sonderlich, kein Kracher, kein Wonnevulkan. Aber passt irgendwie gut, zwischen die Arme, irgendwie genau.

Jetzt stellt sich dieser Kerl, Sack und Asche, genau davor vor die Frau, und ich kann nichts mehr sehn. Stellt sich davor und glotzt se an. Was hat der die anzulinsen?! Spannmichel der! Glubsch woanders hin, Pupillenverrenker, gefälligst! Sonst kriegst du's mit Gunnar zu tun, der hat zwar nur ein' Fuß, aber zur See gefahren ist der, Kraftpaket, sag ich dir, mit dem ist nicht zu spaßen! Also sieh zu, dass du deinen Knick in der Optik auf 'ner andern Alm weiden gehst!

Aber nix da, der glotzt die immer noch an, staksiger Spieritz der, glotzt unmöglich lang, rührt sich nicht vom Fleck, stiert ihr mitten ins Gesicht, untern Fächer auf die Dutten gradzu. Die werden abgenutzt, noch kleiner, unter dem seinen quadratgeilen Schmirgelblicken. Für die eitrigen Tränensäcke untern läufigen Augäpfeln zu dränieren oder was? Steht unverfrorn und stundenlang genau vor dieser Frau. Museumsbesucher sind einfach dreist, sag ich doch. Aber ich will ja nichts sagen, hab ich wenigstens einen Job hier. Aber wenn ich noch den zweiten Fuß noch hätt und anständig auf See – obwohl, dann hätt ich dich ja auch nicht vorm Visier hier.

Du jedenfalls hast dich nicht gerührt. Kein Stück. Lässt dir nichts anmerken. Guckst einfach vorbei an dem Kiebitz, dem dämlichen.

Der Letzte macht das Licht aus

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