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Vom Höfling des Kaisers zum Wanderprediger

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Nach neuesten Erkenntnissen wurde Norbert zwischen 1070 und 107533 wohl in Gennep im damaligen Niederlothringen als Sohn von Heribert Herr von Gennep und seiner Frau Hadwigis (Hedwig) geboren.34 Er hatte einen (wohl älteren) Bruder namens Heribert. Der nachgeborene Norbert wurde zum geistlichen Stand bestimmt und an dem bedeutenden Chorherrenstift St. Viktor in Xanten mit einer Pfründe versorgt. Schon früh kam er an den Hof des Kölner Erzbischofs Friedrich I. und an den Hof König Heinrichs V. Er hatte reichliche Einkünfte und Besitzungen. Nach Hermann von Tournai begleitete Norbert mit Erzbischof Friedrich König Heinrich V. auf seiner Romreise 1110/11, die in der Gefangennahme des Papstes Paschalis II. und seiner Kardinäle gipfelte.35

In das Jahr 1115 fällt Norberts »Bekehrung« vom weltlichen Hofleben zu einem streng gregorianischen Bußleben, das von den Viten nach dem Vorbild der Bekehrung Pauli dramatisch gestaltet wird, doch historisch nicht gesichert ist. Es begann jedenfalls eine Zeit intensiver Suche nach einem ihm angemessenen Lebensideal. Kurze Zeit hielt er sich im Kloster der Reformbenediktiner in Siegburg unter Abt Kuno auf. Entgegen den Bestimmungen des Kirchenrechts ließ sich Norbert in dieser Zeit von Erzbischof Friedrich am gleichen Tag zum Diakon und zum Priester weihen. Anschließend kehrte er nach Xanten zurück und erhob dort schwere Anschuldigungen gegen die Lebensweise der dortigen Stiftsherren. Die Suche nach einem ihm gemäßen religiösen Leben führte ihn u. a. zu den Reformkanonikern von Klosterrath und an die Mosel zum Einsiedler Liudolf und seinen Gefährten. Zwei Jahre verbrachte er als Einsiedler auf dem Fürstenberg bei Xanten, predigte aber auch in der Umgebung. Am 28. Juli 1118 wurde er deshalb vor einer Synode in Fritzlar angeklagt, aus eigener Vollmacht zu predigen und eine ordensähnliche Kleidung aus Schaf- und Ziegenfellen zu tragen, ohne jedoch Mönch zu sein.

Norbert wartete aber die Entscheidung der Synode nicht ab, sondern zog von dannen, übergab dem neu gestifteten Kloster auf dem Fürstenberg einige seiner Besitzungen und ging barfuß mit einem Bußkleid als Wanderprediger nach Südfrankreich. Im Wallfahrtsort St-Gilles traf er Ende 1118 Papst Gelasius II. und ließ sich von ihm die Predigterlaubnis erteilen. Im Frühjahr 1119 hielt er sich in Valenciennes in Nordfrankreich auf, wo er am Palmsonntag predigte. Wenige Tage später besuchte er seinen Schulkollegen und Freund aus höfischen Zeiten, Bischof Burchard von Cambrai, der ob seines äußeren Erscheinungsbildes entsetzt war. In Valenciennes schloss sich ihm ein Kleriker des Bischofs an, Hugo von Fosses, der später erster Abt von Prémontré werden sollte.36 Predigend und Frieden stiftend in den zahlreichen Fehden der Zeit zog Norbert nach dem Vorbild der Apostel durch Nordfrankreich und das südliche Belgien, begleitet vom Zustrom der Massen und dem Ruf eines Wundertäters. Zur Bestätigung seiner Predigterlaubnis durch den neuen Papst Calixt II. ging er im Oktober 1119 zur Synode von Reims und erreichte durch Bischof Bartholomäus de Joux von Laon eine Audienz. Der Papst beauftragte seinen Verwandten Bischof Bartholomäus, für Norbert zu sorgen und ihn mit nach Laon zu nehmen, wo er den Winter 1119/20 verbrachte und in der berühmten theologischen Schule Lektionen hören wollte, wogegen der monastische Eiferer Drogo, Prior des Benediktinerklosters St. Nikasius in Reims, heftig protestierte.37 Bischof Bartholomäus versuchte, Norbert zum Abt des Stiftes St. Martin in Laon zu machen, was aber am Widerstand der Stiftsherren und an Norberts radikalen Vorstellungen scheiterte. Den Plan, Norbert in seinem Bistum sesshaft zu machen, ihn in die Klerusreform der Diözese Laon einzubinden und ihn damit von der suspekten Wanderpredigt abzuhalten, verfolgte Bartholomäus de Joux aber weiter.

Die Prämonstratenser

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