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Hugo von Fosses, erster Abt von Prémontré und Organisator des Ordens
ОглавлениеNach neuesten Forschungen wurde Hugo von Fosses ca. 1085/90 in der Umgebung von Fosses-la-Ville, Bistum Lüttich, in einer begüterten, vielleicht dem örtlichen Adel angehörenden Familie geboren und wurde früh Kanoniker im dortigen Kollegiatstift.65 Ab 1116 trat er als Mitglied der Kanzlei des Bischofs Burchard in Cambrai auf. 1119 schloss er sich Norbert an, ging aber nach dem 6. April zurück nach Fosses. In Valenciennes traf er im Mai 1119 wieder auf Norbert und zog mit ihm durch das südliche Brabant und den Hennegau. Im Oktober 1119 nahm er mit Norbert am Konzil von Reims teil, trennte sich dort aber wieder von Norbert, um wieder bei Bischof Burchard in Cambrai als Kanoniker in der Kanzlei zu arbeiten. Erst im Mai 1121 kam es erneut zu einem Kontakt mit Norbert, mit dem er dann nach Nivelles, Köln, Floreffe und Prémontré zog, wo er zu Weihnachten 1121 die Profess ablegte.66
Vita B verschweigt die Auflösungstendenzen in Prémontré nach Norberts Weggang nach Magdeburg nicht.67 Nach Konsultationen in Prémontré und Magdeburg wurde Hugo 1128 zum ersten Abt von Prémontré gewählt und von Bischof Bartholomäus von Laon benediziert. Vielleicht noch 1128 trafen sich die Äbte von Prémontré, Floreffe, Antwerpen, Laon, Vivières und Bonne-Espérance an einem nicht genannten Ort, um über die Lage und das weitere Vorgehen zu beraten, und beschlossen nach dem Vorbild des 1119 eingeführten Generalkapitels der Zisterzienser eine jährliche Zusammenkunft, »um die verkehrten Dinge im ordo zu verbessern«.68 Im ersten Jahr waren es sechs, im zweiten neun, im dritten zwölf und im vierten 18 Äbte, die teilnahmen, allerdings keiner aus dem Magdeburger Bereich. Es handelt sich bei diesen jährlichen, rechtlich noch unbestimmten und nicht verpflichtenden Zusammenkünften nicht um formelle Generalkapitel, die später daraus erwachsen (s. S. 35). Die Zahlen zeigen die rasche Verbreitung des Ordens im Nordwesten Europas.69
Als Abt von Prémontré festigte Hugo sein Kloster und den Klosterverband vor allem durch drei Mittel (s. S. 34–38):
1. die Festlegung und Niederschrift der ersten Consuetudines, aus denen sich die Statuten entwickelten,
2. die Institutionalisierung von Generalkapitel und Visitation,
3. die päpstliche Privilegierung.70
Darüber hinaus erwies er sich als guter Wirtschafter, der den Grundbesitz von Prémontré mit Hilfe des Bischofs von Laon, des Adels und des Königs von Frankreich so erweiterte, dass er sich 1138, zehn Jahres nach seinem Amtsantritt, über drei Diözesen erstreckte und 26 Höfe umfasste,71 was allerdings Norberts ursprünglichem Armutsideal in der domus paupertatis meae ebenso widersprach wie dessen Lebensstil am Kaiserhof. Es darf dabei nicht übersehen werden, dass bereits unter Hugos Amtszeit der erste theologische Traktat in Prémontré entstand, die Harmonia des Vivianus von Prémontré. Als »Geringster der Armen von Prémontré« brachte dieser sich ca. 1140 im Anschluss an die Schule von St. Viktor in Paris ausgleichend in den Streit zwischen Abaelard und Bernhard von Clairvaux um das Verhältnis von Freiheit und Gnade ein.72 Gegen Ende von Hugos Lebenszeit entstand als historische Legitimation und »Geltungsgeschichte« die Vita B (1152–1164), die in Prémontré den »Mythos Norbert« ebenso festigte, wie es in Magdeburg die Vita A getan hatte.73